Eintracht Frankfurt - FC Bologna |
Freundschaftsspiel 1938/39
3:6 (2:2)
Termin: 14.05.1939
Zuschauer: 15.000
Schiedsrichter: Piroth
Tore: 1:0 Wirsching (3.), 1:1 Reguzzoni (Handelfmeter), 1:2 Sansone (34.), 2:2 Wirsching (44.). 2:3 Reguzzoni, 2:4 Fedullo, 2:5 Puricelli, 3:5 Röll, 3:6 Biavati,
Jubiläumsspiel "40 Jahre Eintracht"
Eintracht Frankfurt | FC Bologna |
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Bologna hat uns begeistert Eintracht Frankfurt — Bologna Calcio 3:6 (2:2) Frankfurt a. M., 14. Mai Die Frankfurter Eintracht verzeichnet in den letzten Monaten eine unverkennbare Aufwärtsentwicklung. Ihre Jubiläumsspiele gegen namhafte Gegner erlaubten ihr, das unter Beweis zu stellen. Pokalmeister Rapid Wien und Bayernmeister Schweinfurt wurden geschlagen. Die Kondition der Eintrachtspieler, insbesondere die unter dem Training von Otto Boer wiedergewonnene Schnelligkeit, gaben den Ausschlag. Man erwartete deshalb auch einen Erfolg gegen den italienischen Meister Bologna, der eine ermüdende Saison hinter sich hat und auf den überragenden Mittelläufer Andreolo verzichten mußte, der durch das Länderspiel gegen England abgehalten wurde. Man kann sagen, daß die Eintracht die in sie gesetzten Erwartungen erfüllt hat. Bologna dagegen hat sie bei weitem übertroffen. Den nachhaltigsten Eindruck hinterließ die enorme Schnelligkeit der Italiener, neben denen die doch auch nicht viel schneller gewordenen Frankfurter manchmal zeitlupenhaft zu spielen schienen. Dann war es der Einfallreichtum der Gäste, verbunden mit staunenswerten Einzelleistungen, welche die 15.000 Frankfurter in helle Begeisterung versetzten. Besonders die Jugend feierte die Gäste am Schluß des Spieles und riß sich um Autogramme. Die Eintracht hat bestimmt mit Bologna gegenüber den zuerst verpflichteten Engländern keinen schlechten Tausch gemacht. Der Meister der ersten kontinentalen Fußballmacht ist bestimmt ebenso stark wie ein englischer Spitzenklub. Um so interessanter ist es aber, einmal ein ganz anderes System kennen zu lernen, eine Spielweise, deren Eigenart es gestattet hat, die bekannten englischen Vorzüge voll auszugleichen. Es ist den Riederwäldern auch reichlich schwer gefallen, sich auf dieses italienische Spielsystem einzustellen. Bologna zeigte deutlich, wo die Schwächen eines allzu starr gespielten WM-Systems liegen. Was nützt es, daß der gegnerische Sturm mit systematischer Genauigkeit gedeckt wird, wenn dort die großen Einzelkönner ihre Bewacher einfach uberdribbeln und dann freie Bahn haben oder die ganze Deckung ins Wanken bringen! Und warum soll ein Mittelläufer nicht offensiv spielen, wenn er genügend Kraft besitzt, um in Gefahrenmomenten zurückzukommen, und wenn er sich auf seine Verteidiger verlassen kann! * Dem etwas nervösen Schiedsrichter Piroth stellten sich bei schönstem Fußballwetter: Bologna: Ferrari; Pagotto, Ricci; Maini, Battistoni (Liguria),
Corsi; Biavati, Sansone, Puricelli, Fedullo, Reguzzoni.
Bolognas große Vorstellung Im Vordergrund der fußballsportlichen Ereignisse im Gau Südwest stand zweifellos das Gastspiel des italienischen Meisters AC. Bologna bei der Frankfurter Eintracht. Die „azzurri", die am vergangenen Donnerstag in Nürnberg 0:1 verloren hatten, lieferten am „Riederwald" vor 12.000 Besuchern eine erstklassige Partie, die sie auch ganz sicher mit 6:3 (2:2) Toren für sich entscheiden konnten. Die Eintracht unterlag 3:6 in einem wunderbaren Spiel. Es konnte den Frankfurter Fußballzuschauern nichts besseres passieren, als die Niederlage Bolognas in Nürnberg. Wir wußten sofort, daß der Ehrgeiz der Mannen aus Bologna keine zweite Niederlage ertrüge. Der brave Biavati, Schütze des Ausgleichstores gegen England, setzte sich in Mailand in eine Maschine und flog nordwärts. In Frankfurt verhalf er seiner Mannschaft zu einem wunderbaren Sieg. Ich weiß: wunderbar ist ein plattes Wort; aber es ist schwer, ein anderes für die Vorstellung zu finden, die uns Bologna am Niederwald gab. Man muß heraussagen, daß die Eintracht in einer Kondition und Schußvergnügtheit war, daß bei solcher fortdauernden Form sie zum klarsten Favoriten der nächsten Südwest-Meisterschaft heranwächst. Wenn Bologna trotzdem so klar gewann, so ist es vielleicht jenen 18.000 vom Nürnberger Donnerstag-Spiel am leichtesten begreiflich zu machen, in welcher Form diese Leute waren. Wir können es glatt auf einen Satz bringen: Frankfurt hat seit Jahren kein besseres Vereinsspiel gesehen, vielleicht nicht mehr seit jenem Tag, an dem Newcastle United eine deutsche Probemannschaft schlug. Alles was wir in Wiener Fußball in diesem Jahr gesehen haben, verblaßt dagegen. r.o.k. (aus dem 'Kicker' vom 16.05.1939)
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