In Frankfurt siegte der Meister Eintracht gegen
Offenbach 2:0. Göttin Fortuna lächelte dabei dem Meister
nicht etwa zu, sondern sie grinste ihn geradezu unverschämt
an. Die Dame hat sich hier offensichtlich vorbeibenommen. Da
diese Dame aber (ich will mich hüten, zu verallgemeinern!)
bekanntlich launisch ist, sollte die Eintracht auf der Hut sein
und sich für alle Fälle vorsehen, wo sie mit dem Gegner
flirtet...
Also zunächst erschien Fortuna in Gestalt
der Gesundheitspolizei von Offenbach, die anscheinend der Ansicht
war, daß die spinale Kinderlähmung besser in Frankfurt
„bezogen" werden könnte als in Offenbach. So
wanderte der Austragungsort an den Riederwald. Sodann ist Offenbachs
bester Stürmer Staab noch gerade bis Montag gesperrt (ausgerechnet!).
In diesem Stil wickelte sich auch das Treffen ab.
Erwähnen wir gleich, daß Wirsching
in der ersten Minute sein Tor schoß, für das er immer
gut ist, und daß Röll wenige Minuten vor Schluß
ein weiteres anfügte, was ein 2:0 ergab, das zur Charakteristik
des Spieles paßt wie die Faust aufs Auge.
Wenn die Eintracht gesiegt hat, so verdankt
sie es in erster Linie ihrer eisernen Abwehr mit Fischer, Lindemann,
Groß und Stubb. Den Eintrachtanhängern lief ein Schauer
über den Rücken, als sie daran dachten, daß
an Stelle von Fischer noch der brave Peutler hätte im Tor
stehen können... Übrigens kann man jeden Kurzsichtigen
damit anführen, daß da unten im Tor Kreß spielen
würde. Und so ein Talent wäre bei Rot-Weiß (Spezialität
Torwächter!) in der Reserve versunken! Groß und Lindemann
sind übrigens reif für höhere Aufgaben.
Sieht man von Wirsching ab, dem man natürlich
die harte Inanspruchnahme in der letzten Woche anmerkte, dann
spielten die anderen Stürmer und Außenläufer
auffallend schwach. Sie waren viel zu langsam und hatten zu
wenig Luft. Es ist ihnen zuzugeben, daß der Witterungsumschlag
erhöhte Anforderungen stellte, aber schließlich nicht
an sie allein. Die bessere Technik und Spielkultur lag auf Seiten
der Eintracht, die aber daraus keinen Nutzen ziehen konnte,
da den meisten ihrer Spieler immer wieder die Luft ausging.
Die Kickers waren durch die Bank die schwächeren Fußballspieler,
aber sie sind besser trainiert. Ihre Abwehr ist vorzüglich.
Im Sturm aber waren die talentierten Buben zu jung und unerfahren.
Wenn da erst Staab dazwischen ist, sieht die Sache anders aus.
Zu dem Spiele kamen etwa 7000 Zuschauer. (aus dem 'Fußball'
vom 13.09.1938)