Eintracht Frankfurt - TSV 1860 München

Tschammer-Pokal 1938 - 1. Schlussrunde

1:2 (0:2)

Termin: 27.08.1938
Zuschauer: 4.000
Schiedsrichter: Hergenrath (Bonn)
Tore: 0:1 Geßler (23.), 0:2 Ludwig Janda, 1:2 Albert Wirsching (56.)

 

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt TSV 1860 München

 


  • Scheithe
  • Genzberger
  • Schmeißer
  • Karl Janda
  • Nerz
  • Maierthaler
  • Kronzucker
  • Ludwig Janda
  • Geßler
  • Burger
  • Wölfl

 

Trainer
  • Otto Boer

Trainer
  • Dietrich Tillmann

 

 

Knalleffekt in Frankfurt

Eintracht Frankfurt — 1860 München 1:2 (0:2)

Man kann einen deutschen Fußballmeister schlagen und muß deßwegen noch lange nicht ein halbwegs schwieriges Pokalspiel gewinnen. Die Frankfurter Eintracht ist (ich sagte es in der vorigen Nummer erst, und wie es schien, in einem sehr unglaubhaften Augenblick) keine Pokalelf. Es wurde sechs Tage später schon bewiesen. Das weiche, wiegende Spiel der ballkünstlerisch tüchtigeren Münchner setzte die Frankfurter zuerst in Erstaunen. Dann wiegte es sie in Sicherheit. Dann schoß Geßler im Alleingang das 1:0 heraus und dann passierte die ulkigste Sache im ganzen Spiel. Ein Ulk des Hennes Stubb, der wahrscheinlich das ganze Gefecht entschied. In der Nähe der Mittellinie machte Stubb Hände. Es sah wirklich nicht schlimm aus. Die Zuschauer lachten.

Aber natürlich gab einen Strafstoß, ein Durchbrennen von Kronzucker, ein verzweifeltes Hineinstemmen Stubbs, einen kleinen Schnick des Balls zu Ludwig Janda und, aus wenigen Metern, das 2:0. Der verzweifelte Ansturm, den die Eintracht jetzt unternahm, half nichts mehr. Es gab zwar einige der verrücktesten Torchancen. Einmal klaffte das Tor leer und sperrangelweit und Arheilgers Schuß schwirrte an die Torpfostenkante. Ein andermal rettete Schmeißer auf fast zauberische Weise. Doch nur Wirsching, obwohl schon hinkend, schoß noch das Ehrentor, bald nach Seitenwechsel. Das war alles. Die viertausend Zuschauer waren nicht einmal unbefriedigt, denn das Spiel war mehr als spannend. Und die Löwen aus München spielten mit einer so hübschen Ballfertigkeit, zugleich aber auch mit einer so kämpferischen Härte, daß man ihnen den Sieg gönnte.      r.o.k. (aus dem 'Kicker' vom 30.08.1938)

 

 


 

 

LÖWEN verdrängen Eintracht

Es gab Tränen und lachende Augen. Der Meister, der eben noch den Deutschen Meister Hannover 96 geschlagen hatte, wurde von 1860 München 2:1 überwältigt. Der Ton liegt auf dem letzten Wort. Die Münchener liebt man am Main; man fürchtet sie zugleich. Man hat ein wenig Angst vor ihrem weich dahinrollenden Spiel und man weiß, daß sie sich auf dem schönen Rasen am Riederwald pudelwohl fühlen. Die Männer mit dem Löwen auf der Brust haben am Samstagabend die Frankfurter Eintracht geblufft, wie ein großer Pokerspieler mit seinen ungewandteren Spielgefährten umgeht. Sie haben zwei Schwächen mit blitzender Schärfe ausgenutzt. Diese zwei Schüsse fuhren nieder wie Schwerter. Während die Eintracht, mollig-sicher im Gefühl ihrer kompletten Aufstellung und mit dem ruhigen Gefühl ihres Sieges über Hannover in der Brust, noch ein wenig tändelte, riß sich Geßler jählings los und schoß das 1:0. Das war in der 23. Minute.

Über ein Kleines erhöhte der gute Ludwig Janda auf 2:0. Ein seltsames Handspiel Stubbs an der Mittellinie, ein Strafstoß, ein schneller Lauf Kronzuckers, ein Abspiel zu Janda — da wars passiert. Gewiß hätten die Frankfurter noch aufholen können. Ihre Chancen waren reichlich und einmal starrte das leere Tor Arheilger entgegen, der dann mit fast unfaßlichem Geschick die Torkante traf. Aber man gab in Frankfurt auch gerne zu, daß ein so phantastischer Torhüter, wie es an diesem Abend Scheithe war, nicht mehr als ein Gegentor verdiente. 1860 verschoß gegen Spielende sogar noch einen Elfer. Das tat Schmeißer, der neben Scheithe Münchens großartigster Mann war. Übrigens: Fischer nahm sich des Elfers so resolut an, daß nicht alle Schuld auf Schmeißer fällt.

Wirsching hatte das Ehrentor geschossen, in der 11. Minute nach der Pause. Er war um diese Zeit schon ziemlich verletzt. Die hundertundeine Umstellung, die Eintracht vornahm, half nichts. Gewiß hat die Elf unglücklich verloren, aber selbst ihre begeistertsten Anhänger sagen, daß es eine Niederlage gegen eine reife und geschmeidige Mannschaft war. Nerz verdient eine besondere Verneigung. Dieser Mittelläufer zeichnete sich in jeder Minute aus. Herrgott, hatte dieser Mann denn zwei Herzen und vier Lungen?

In Rüsselsheirn reihte Opel seinen Pokalsieg über die starke Wormser Wormatia einen neuen an. Sie schlug Alemannia Aachen 2:1. Münzenbergs geschickte Abwehr half nichts. Der Heißhunger der unglücklich aus der Gauklasse gefallenen Rüsselsheimer nach Siegen war größer. Die Duplizität der Ereignisse bewährte sich nicht nur im Ergebnis: auch die Opel-Leute haben einen Elfer verschossen. Der Sünder war Schucker. Er sandte den Ball neben das Tor.

Ja so, die lachenden Augen von Frankfurt? Klar, weil der Fußballsportverein das Pokalspiel in Kassel 1:0 gewonnen hat. Es war ein rücksichtsloses Spiel. Die Frankfurter hätten es höher gewinnen müssen. Sie entzückten nach der Pause durch feine Kombinationen. Reichsbahn/Rotweiß, der Neuling, besiegte den VfL. Neckarau im Freundschaftsspiel 2:1. Das 2:1 war ein sehr populäres Südwestergebnis an diesem Tag. (aus dem 'Fußball' vom 30.08.1938)

 

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