FSV Frankfurt - Eintracht Frankfurt

Gauliga Südwest 1937/38 - 12. Spiel

2:6 (2:1)

Termin: 16.01.1938
Zuschauer: 17.000
Schiedsrichter: Flächsenhar (Ludwigshafen)
Tore: 1:0 Schuchardt (12.), 1:1 Karl Röll, 2:1 Heldmann, 2:2 Albert Wirsching (65.), 2:3 Albert Wirsching (78.), 2:4 Emil Arheilger (79.), 2:5 Emil Arheilger (81.), 2:6 Karl Röll (88.)

 

>> Spielbericht <<

FSV Frankfurt Eintracht Frankfurt

  • Wolf
  • Schweinhardt
  • Hinkel
  • Böttgen
  • Dietsch
  • Fend
  • Armbruster (Platzverweis)
  • Dosedzal
  • Schuchardt
  • Heldmann
  • Willert

 


 

Trainer
Trainer

 

Stürmische Jugend bringt Frankfurts Eintracht voran

Das Frankfurter „Derby" nahm einen ungewöhnlichen Verlauf. Vor 17.000 aufgeregten, leidenschaftlichen Zuschauern ging der Fußballsportverein zweimal in Führung und behielt diese auch bis 20 Minuten nach Halbzeit, um dann dem hereinbrechenden Schwung der Eintrachtjugend, der Wirsching, Arheilger, Röll und Linken zu unterliegen.

Ein Ereignis mag auch dieses Spiel stark beeinflußt haben. In der 34. Minute ließ sich der alte Armbruster dazu verleiten, gegen Ehmer nachzutreten, was seinen Platzverweis zur Folge hatte. Was war in den guten „Bubi", den Senior aller Derbyteilnehmer, einen sonst stets überfairen Spieler gefahren?! Ärgerte er sich darüber, seinen alten Freund Stubb nicht vorzufinden, der ihm nie weh tun durfte? Die Eintracht hatte nämlich geradezu angekündigt, daß man Ehmer auch deshalb aufgestellt habe, weil dieser sich getrauen würde, den kleinen Armbruster nötigenfalls auch kräftig anzugehen, was sein Freund und Spezi Stubb sehr zum Nachteil seiner Mannschaft stets vermieden hat. Auf jeden Fall, Bubi war draußen und damit fehlte dem Sportverein nicht nur der elfte Mann, sondern auch das belebende Element im Sturm.

Sportverein war in der 12. Minute durch Kopfball Schuchardts in Führung gegangen. Röll schoß den Ausgleich. Wenige Minuten vor Halbzeit schoß aber Heldmann wiederum das Führungstor für die Bornheimer. Nach Halbzeit ging es umgekehrt wie vor 14 Tagen am Bieberer Berg. Die Eintracht hatte dort etwas gelernt. Diesmal gehörte die zweite Hälfte ihr allein. Sie legte ihr anfänglich mäßiges Spiel ab, die jungen Spieler kamen auf Touren und plötzlich regnete es Tore. Die große Wendung kam in der 20. Minute. Wirsching war hier zweimal erfolgreich. In der 34. und 35. Minute machte es ihm Arheilger nach. Zwei Minuten vor Schluß war es wiederum Röll, der das Tor traf. Damit endete das Spiel mit einem Resultat, mit dem vor dem Spiel kaum jemand, bei Halbzeit sicherlich niemand mehr gerechnet hatte.

In diesem Derby spielten:

FSV.: Wolf; H. Schweinhardt; Hinkel; Böttgen, Dietsch, Fend; Armbruster, Dosedzal, Schuchardt. Heldmann, Willert.

Eintracht: Peutler; Groß, Ehmer; Gramlich, Fürbeth, Lindemann; Röll, Wirsching, Arheilger, A. Schmidt, Linken.

Die Eintracht ist mit einem derartigen Sturm gefährlich, wenn auch A. Schmidt derzeit etwas unter Form ist und zu langsam spielt. Vielleicht liegt ihm auch der Halbstürmerposten nicht so gut wie die Sturmmitte. Die Elf hat jedoch nur noch einen wirklich schwachen Punkt, was sich auch in diesem Spiele wieder zeigte, und das ist der Torwart. Wohlgemerkt, es handelt sich dabei auch um die Ansprüche, die man an einen Meisterschaftskandidaten stellt.

Die Bornheimer spielten ihrer Tabellenlage entsprechend, die sie jetzt doch bald ernstlich verbessern müssen.

Der Erfolg der Eintracht wird noch dadurch unterstrichen, daß Neunkirchen inzwischen in Kaiserslautern bei einem 0:0 einen Punkt verlor. Es hätten leicht zwei sein können, wenn Kaiserslautern in der 15. Minute keinen Elfmeter verschossen hätte. Wichtiger als dieses rein punktmäßige Ergebnis ist jedoch die Feststellung, daß Neunkirchens Sturm doch etwas steril geworden ist. Ein weiterer Punktverlust, der alle Meisterschaftsaussichten fortschwimmen lassen könnte, ist deshalb schon zu befürchten. — Altmeister Wormatia schlug Pirmasens auffallend knapp 1:0. Aber das ist wohl eine Angelegenheit der Tradition. Pirmasens liegt den Wormsern nicht. Aber auch dieses an sich ehrenvolle Ergebnis ist für Pirmasens recht betrüblich, denn die Mannschaft Hergerts wird dadurch immer mehr ans Tabellenende gefesselt. — Eine weitere Mannschaft, die immer mehr in die Abstiegszone hereinrutscht, ist Saarbrücken, das so hoffnungsvoll gestartet war und jetzt seinen Vorrat aufzehrt. Wiesbaden siegte zwar auch nur knapp 1:0, aber auch der knappste Sieg bewirkt die gleiche Punkteverteilung wie ein haushoher. — Schließlich gewannen die Kickers 3:1 gegen Rüsselsheim, was annehmen läßt, daß sie sich nicht so ins Zeug gelegt haben wie gegen die Eintracht. Staab schoß drei Tore. Scheinbar will er Schützenkönig werden.      Dr. E.C.L. (aus dem 'Fußball' vom 18.01.1938)

 

 


 

 

Wirsching lieferte eine große Partie

Die Eintracht gewann ihr Derbv gegen den Fußballsportverein 6:2. Die Leser werden zugeben: dies ist eine Sensation. Ich aber sage: es ist keine. Sie gewannen es auf dem Platz des Gegners vor 17.000 Menschen. Man wird sagen, das sei keine besondere Sache, denn auf dem Bornheimer Feld habe sich die Eintracht von jeher am wohlsten gefühlt. Das stimmt: auf eigenem Platz spielte sie nämlich im Vorspiel 2:2. Die Sensation aber steckt darin, das der Fußballsportverein 25 Minuten vor Schluß noch 2:1 führte und doch so gewaltig geschlagen wurde. Es kommt noch toller. Er hatte diese Führung ertrotzt, obwohl er beim 1:1-Stand seinen blendenden Rechtsaußen Armbruster verlor. Und schließlich kommt das Unglaublichste: bei 2:2 schoß die Eintracht innerhalb von nicht ganz drei Minuten drei Tore.

Stubb war nicht mitangetreten: für ihn spielte Ehmer. Es gibt für sein Fehlen (außer der Tatsache einer Knöchelverletzung) eine reizende Entschuldigung. Eine Entschuldigung, die mir vorkommt wie ein sanftes Blümchen am rauhen Rand der Punktespiele. Der linke Verteidiger ist ein besonders guter „Spezi" des Rechtsaußen vom Fußballsportverein. Und weil Hennes Stubb und der Bubi Armbruster im Leben die besten Freunde sind, meinte man, der Stubb ginge gegen seinen Freund (ganz unbewußt) nicht mit jener Entschiedenheit vor, wie das eigentlich gegen einen so gefährlichen Fachmann sein müsse. Aber der Armbruster spielte nur 34 Minuten. Dann trat er dem Stubb-Ersetzer Karl Ehmer so heftig ans Knie, daß ihn der Schiedsrichter schleunigst in die Kabine schickte. (Denn vom Ball war weit und breit nichts mehr zu sehen.)

Die 17000 kamen aus der Aufregung nicht heraus. Die Eintracht kam zunächst gar nicht ins Spiel, und als sie endlich den Ausgleich hingebracht hatte, und Armbruster draußen war, und es jetzt also ein Zuckerlecken für die Riederwälder geben sollte (wie manche Leute sich dachten), da ging der Daller Heldmann hm und stellte sich allein und verträumt vorm Tor auf und wartete, bis ihm der heftig bewachte Schuchardt das Leder hinlegte. Und dann hieb er es hinein, ohne zu placieren, aber so kräftig, daß Peutler fast die Kappe von den Ohren fiel. So kam es, daß Bornheim 2:1 führte und die vielen Anhänger der alten Meistermannschaft sehr glücklich waren.

Aber dann schoß die Eintracht den Ausgleich, 20 volle Minuten nach der Pause. Solange hatten die zehn Bernemer wacker getrotzt. Und bei 2:2 schien es zu bleiben. Bis von der 33. bis zur 36. Minute die Eintracht in einen wahren Taumel geriet und Wirsching, Arheilger und noch einmal Arheilger das 5:2 besorgten, das dann knapp vor dem Ende durch Röll ein 6:2 wurde.

Was mir am meisten aufffiel: die großartige Weise, wie sich Wirsching im Feld bewegte, klug, schnell, instinktsicher im Spiel mit und ohne Ball. Dann, wie lange es dauerte, bis Adam Schmitt ins Spiel kam. Dann die unverschnörkelt nützliche, bescheidene und gute Snielweise des Linksaußen Linken. Dann, daß Armbruster sich zu der Dummheit hatte hinreißen lassen, die von dem bekannt fairen Spieler völlig unerwartet kam. Dann: die gute Unterbringung der Zuschauer. Und die Fairneß der Mannschaften, die sich bei aller Dramatik des Kampfes immer zu beherrschen wußten. (aus dem 'Kicker' vom 18.01.1938)

 

 


 

 



(aus dem 'Volksblatt' vom 17.01.1938)

 

 

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