Eintracht Frankfurt - Wormatia Worms

Gauliga Südwest 1937/38 - 5. Spiel

4:0 (2:0)

Termin: 17.10.1937
Zuschauer: 10.000
Schiedsrichter: Unversehrt (Pforzheim)
Tore: 1:0 Wirsching (7.), 2:0 Heyl, 3:0 Wirsching, 4:0 Wirsching

 

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt Wormatia Worms

 


  • Ebert
  • Winkler
  • Kern
  • Zimmermann
  • Kiefer
  • Fries
  • Lehr
  • Leist
  • Eckert
  • Busam
  • Fath

 

Trainer Trainer
  • Ludwig Müller

 

Wirsching

Eintracht - Wormatia Worms 4:0

Die Ueberwältigung eines Meisters

Es war die Ueberwältigung eines Meisters durch eine meisterhaft spielende Mannschaft. Der Berichterstatter möchte den Borussen um alles in der Welt nicht wehetun: aber so, wie die Eintracht diesmal spielte, ist sie Borussias einziger und größter Widersacher geworden. Wenn die Frankfurter das Kunststück fertig bekämen, in Neunkirchen auch nur einen einzigen Punkt zu erobern, dann müßten sie Meister von Südwest heißen. Sie haben an diesem grauen Oktobertag einen strahlenden Fußball gespielt. Den Anhängern schienen sieben Sonnen. Man soll im Fußball mit Superlativen sehr vorsichtig sein. Jedes Spiel ist neu, das ist einer der Fundamentalsätze aller Fußballweisheit. Aber die Form, die Eintracht jetzt hat — und die wirklich nicht über Nacht gekommen ist — diese bestechende körperliche „fitneß", die völlig geglückte Verjüngung des Sturms und der Kampfgeist, der heute weit ausgeprägter als je in der Mannschaft lebt, alle diese Dinge haben die Adlerträger vom Riederwald zum ernstesten Meisterschaftsanwärter gemacht.

10.000 waren gekommen. Zu Fuß, mit dem Rad, auf den Achsen der Wagen. Es war, als habe man in Worms etwas geahnt. Es war kein Sonderzug zustandgekommen. Die fröhliche Landschaft des letzten Wormser Besuches lag in blendendem Weiß und durch den Schnee steuerte ein Kellner, alle Hände voll von Biergläsern. Die Fröhlichkeit der Wormser Schlachtenbummler strahlte jene Zuversicht aus, die dann im Ergebnis einer neuen Meisterschaft gerechtfertigt wurde. Die Szenerie hatte sich verwandelt. Unter dem grauen Himmel des dritten Oktobersonntags fand Wormatia ihre kämpferische Form in keiner Sekunde. Sie spielte eine Halbzeit lang vielleicht so gut, wie noch nie in Frankfurt, was das reine Spielen mit dem Ball betrifft. Sie wirkte aber nie so ungefährlich.

Die Eintracht aber war zauberhaft verwandelt. Während man es den Wormsern kaum glauben konnte, daß vier ihrer Leute geholfen hatten, das 3:0 in der Kampfbahn des Westens zu erringen, riß das Beispiel der großen Läuferreihe und der Adam Schmitt, Wirsching alle übrigen Spieler zu einer bestechenden Leistung hin. Man hat die Eintracht seit Jahren nicht in einer so bezwingenden Form gesehen. Das ist ein Satz, der viel heißen will, aber ich glaube, daß zehntausend Zuschauer bereit sind, ihn zu unterschreiben. Es gab vor dem Kampf einiges Gerede um Ersatzspieler. Nichts wurde wahr. Wormatia brachte Busam mit, die Eintracht hatte Stubb dabei. Die Mannschaften standen so gut, wie sie jetzt nur stehen können.

Das Ergebnis wirkt verwirrend. Es geht aber in Ordnung. Es hätte zwar 4:1 heißen können, aber auch 6:1, und man tut den Wormsern gar keinen Abbruch, wenn man dies feststellt. Ihre Mannschaft kam diesmal einfach nicht auf gegen den Eintrachtelan. Sie war gewarnt vor Wirsching. Aber Wirsching spielte sich dann frei, wann er wollte. Adam Schmitt tat mit dem Ball, was ihm beliebte. Heyl schaukelte den Ball mitunter so verblüffend über gegnerische Köpfe hinweg, daß die artistischen Anlagen dieses Spielers außer Zweifel stehen. Die Langsamkeit seiner ersten Hälfte machte er später wett. Aber ich sehe, daß ich mich in einer Spielerkritik verliere, die garnicht am Platze ist. (aus dem 'Kicker' vom 19.10.1937)

 

 


 

 

Eintracht Frankfurt—Wormatia Worms 4:0

Eintracht: Gorka — Groß, Stubb — Gramlich, Fürbeth, Lindemann — Röll, Wirsching, Heil, A. Schmidt, Grein.
Wormatia: Ebert — Winkler, Kern — Zimmermann, Kiefer, Fries — Lehr, Leist, Eckert, Busam, Fath.
Schiedsrichter: Unversehrt. Pforzheim. Zuschauer: 18 000.

Man kann sich vorstellen, welches Entzücken nach diesem Spiel bei den Eintrachtanhängern herrschte. Endlich hatte sich das Blättchen wieder einmal gewendet! Aber auch die Freunde eines schönen und spannenden Spiels konnten voll und ganz befriedigt sein.

Aus dem brutalen Resultat darf nicht etwa geschlossen werden, daß die Wormser ihres Rufes unwürdig gewesen wären. Die erste halbe Stunde gab es nämlich einen so ausgeglichenen Kampf, daß man noch nicht hätte voraussagen können, wer nun das bessere Ende für sich behalten würde. Dann aber erwies sich doch die Eintracht als die stärkere Mannschaft, die körperlich und geistig uberlegen und vor allen Dingen im Angriff gefährlicher war.

Ein Mann überragte alle; seine Leistungen weckten wahre Begeisterungsstürme: der junge Wirsching! Er schoß drei Tore und leitete das vierte ein. Das allein ist es aber noch nicht; wie er diese Tore schoß, das verriet den Vollblutstürmer. Hier ist ein Stürmer, dessen internationale Laufbahn vorgezeichnet scheint. Hier ist ein Stürmertalent wie es Frankfurt vielleicht noch nie hervorgebracht hat. Als Typ ist Wirsching vielleicht am besten durch einen Vergleich mit Pöttinger gekennzeichnet. Und dabei ist der ganze Kerl noch keine 18 Jahre alt. Man kann es nicht oft genug erwähnen. Hoffentlich bleibt er bescheiden und hoffentlich bewahrt ihn seine Wendigkeit vor Verletzungen. Natürlich stand Wirsching mit seinen Leistungen nicht allein bei der Eintracht. Adam Schmidt als Halblinker spielte unerhört gut. Dazu war die ganze Läuferreihe — die Eintracht hatte immer gute — in prächtiger Verfassung. Gramlich ist wieder da. Fürbeth, ein Stopper von Format, Lindemann unermüdlich und schon mit der Eintrachtspielweise verwachsen. Die Abwehr mit dem schnellen Stubb war ohne Tadel. Nur die Außenstürmer fielen etwas ab. Heil als Mittelstürmer, ein Experiment oder besser, eine Notlösung.

Bei Worms war Torwart Ebert wohl der beste Mann. An den vier Toren war nichts zu machen. Die Sterilität des Wormser Sturmes zwang nämlich Kiefer zur Offensive und damit klaffte in der Abwehr eine Lücke. Durch diese Lücke stießen immer wieder die mit Vorlagen überfütterten Eintrachtstürmer. Ein Glück für Worms, daß Röll und Grein so schlecht schossen. ...

Der Sturm des Meisters war diesmal kein Meistersturm. Es fehlte die Durchschlagskraft. Die kleinen Leute hatten gegen die Riesen in der Frankfurter Hintermannschaft einen zu schweren Stand. Fath, der mehr als einmal mit dem typisch eingezogenen Kopf losbrennen wollte, fand keinen Anschluß. Eckert, an dem Fürbeth wie ein Schatten klebte, verlor Übersicht und Beweglichkeit. Busam war nicht in der Reihe. Das alles hat wohl auch stark deprimiert.

Man kann auch etwas anderes sagen: es gibt Tage, an denen gegen eine Mannschaft einfach nichts zu machen ist. Worms traf die Eintracht an einem solchen Tage an. Damit ist über beide Mannschaften noch lange kein Urteil gesprochen.      Dr. C.E.L. (aus dem 'Fußball' vom 19.10.1937)

 

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