Eintracht Frankfurt - FSV Frankfurt

Gauliga Südwest 1937/38 - 4. Spiel

2:2 (2:1)

Termin: 03.10.1937
Zuschauer: 18.000
Schiedsrichter: Hermann (Ludwigshafen)
Tore: 1:0 Albert Wirsching (11.), 2:0 Albert Wirsching (35.), 2:1 Schuchardt (35.), 2:2 Armbruster (84., Elfmeter)

 

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Eintracht Frankfurt FSV Frankfurt

 


  • Wolf
  • H. Schweinhardt
  • Hinkel
  • Böttgen
  • Dietsch
  • Eckardt
  • Schuchardt
  • Peter
  • Armbruster
  • Heldmann
  • Wörner

 

Trainer Trainer

 

Lokalderby vor 20000

Das größte Drama dieses Fußballsonntags geschah vor 20.000 hingerissenen Zuschauern am Frankfurter Riederwald. Ich sehe jetzt noch das entfesselte Meer der Menschen, wie es nach dem Spiel alle Dämme sprengt, wie Dietsch und Armbruster auf den Schultern der glückstrahlenden Bornheimer schwanken, wie bleich und abgehetzt die Eintrachtspieler vom Feld gehen, genau so umschwärmt und bedankt für das gewaltige Gefecht. (Obwohl sich bei ihnen viel Trost in den Dank mischte.)

Wir haben an einem sonnenstillen Oktobertag einen Fußballkampf erlebt, von dem nun vierzehn Tage lang gesprochen werden wird. Und nie werden die Meinungen sich ganz beruhigen. Zu jäh entglitt der Eintracht ein Spiel, das sie beinahe eine ganze Halbzeit lang beherrschte, zu mitreißend war auf der anderen Seite der Kampfgeist Bornheims, der teilweise mit unzulänglichen technischen Mitteln ein Unentschieden erzwang, das keinesfalls als ungerecht bezeichnet werden darf, selbst wenn es nur durch einen Elfer zu erreichen war. Es war ein harter Männerkampf und in dieser Formel ist auch manche Unfairneß enthalten. Aber gewollt war wohl keine außer jenem Tritt, den sich Wörner in das Gesäß von Groß erlaubte. Aber gerade diese Sache sah der Schiedsrichter nicht und die Linienrichter auch nicht. Wohl aber sahen sie Tausende unter den Zuschauern. Deshalb gab es einen kleinen Aufstand, der sich aber doch verhältnismäßig rasch beruhigte und dem Frankfurter Fußballpublikum damit kein schlechtes Zeugnis ausstellte. Das wird auch Dr. Xandry erlebt haben und da er auch die hingerissene Begeisterung der 20.000 mit ansah, wird er in Berlin davon erzählen und Stiefkind Frankfurt erhält nun vielleicht bald wieder einmal ein Landerspiel. (Auf das wir seit dem Januar 1934 vergebens warten.)

Es ist schwer zu beschreiben, wie dieses Spiel aussah. Es war zunächst von dem guten und entschlossenen, flachen Spiel der Eintracht beherrscht. Der Fels Dietsch stand mutig in einer Brandung von Fmtrachtangriffen. Unbarmherzig diktieren die Gramlich, Fürbeth, Lindemann das Geschehen. Sie hetzten die Blauschwarzen in die völlige Abwehr hinein. Aber diese Abwehr stand recht gut. Zwei feine Tore Wirschings, ein geschmettertes und ein feinfühlig eingehobenes, konnte sie doch nicht verhindern. Aus diesem 2:0 wurde durch Schuchardts Schuß noch vor der Pause 2:1. Die andere Hälfte aber war offen, härter noch als die erste und sie sah vor allem den Fußballsportverein plötzlich in einer erstaunlichen Form. Armbruster schoß schließlich noch einen Elfer ein. Das Schönste am Spiel: die Arbeit von Dietsch und die Arbeit der Eintrachtläufer vor der Pause. Das Unschönste: Wörners Tritt. Wichtig für die Nationalelf: Gramlichs Hochform. Herrlich für den Frankfurter Fußball: die 20.000 Zuschauer.

In diesem Augenblick ruft mich ein Freund an. Er teilt mir etwas Erschreckendes mit. Der tapfere Dietsch hat bei jenem harten Schuß aus nächster Nähe, der ihm den Ball ins Gesicht jagte, einen Bluterguß in beide Augen bekommen. In der zweiten Hälfte kämpfte er, dick verpflastert, trotzdem weiter. Er sah Spieler und Ball nur noch wie einen Schatten. Aber er kämpfte. Der ,,Kicker" wünscht ihm alles, alles Gute! (aus dem 'Kicker' vom 05.10.1937)

 

 


 

 

18000 beim Derby Eintracht — FSV. 2:2

In Frankfurt sahen bei ausgesprochenem Hochsommerwetter nicht weniger als 18.000 Zuschauer das 2:2 des Stadtderbys. Offen gesagt: dieses Spiel war seines Besuches nicht würdig. Es war nur eine halbe Stunde wirklich schön. Dann wirkte sich die unreine Gangart einiger Spieler immer mehr aus und führte zu bedauerlichen Zwischenfällen. Eintracht ging in der 11. und 30. Minute durch zwei Tore Wirschings in Führung. Dieser blonde, achtzehnjährige Halbrechte ist ein Talent. Er stach unter allem, was sich Stürmer nannte, erheblich hervor. Schnelle Handlungen und schnelle Auffassungsgabe, gute Technik und gesunder Schuß, das ist ein Rüstzeug, mit dem sich etwas anfangen läßt. Das Anschlußtor des Sportvereins in der 35. Minute durch Schuchardt kam etwas überraschend nach einer unüberlegten Fußabwehr Gorkas. Daß die Eintracht nicht höher in Führung lag, ist in erster Linie das Verdienst des Sportverein-Mittelläufers Dietsch, der zu den wenigen Spielern dieses Kampfes zu rechnen ist, die eine überdurchschnittliche Leistung zeigten. Nach der Pause verloren beide Mannschaften Stil und Nerven. Die Reibereien verstärkten sich, und die Zuschauer erhitzten sich und die Spieler immer mehr. Einige Spieler entgleisten, so der Bornheimer Halbrechte Peter und der Eintrachtverteidiger Groß. Nur kamen diese Grobheiten, wie wir gleich sehen werden, der Eintracht teurer zu stehen!

An sich blieb die Eintracht im großen ganzen durch die bessere Leistung ihrer Läuferreihe (Außenläufer!) überlegen. Das ungemein nützliche und zuverlässige Spiel von Fürbeth, die gute Form Lindemanns und die Routine Gramlichs waren fein aufeinander abgestimmt. Der Bornheimer Sturm zerbrach daran, um so mehr als er in Heldmann einen völligen Versager hatte.

Mitte der zweiten Halbzeit führten die dauernden Reibereien zwischen Groß und Wörner zur ersten Explosion. Wörner leistete sich hinter dem Rücken des Schiedsrichters eine unglaubliche und feige Tätlichkeit, indem er Groß hinterrücks zusammenschlug. Doch der Unparteiische konnte leider nichts ahnden, was weder er noch die Linienrichter beobachtet hatten. Als Groß wiederkam, brannte er wohl auf Rache. Auch Stubb war „geladen". Da passierte es dann, daß Peter im Strafraum, ohne daß die geringste Notwendigkeit vorgelegen hätte, gemäht wurde. Das erfolgte vor den Augen des Schiedsrichters, der Elfmeter geben mußte, den Armbruster in der 39. Minute zum Ausgleich verwandelte. Diese zweite Explosion der Feindschaften kostete also der Eintracht einen Punkt, der sonst nicht verlorengehen durfte und nicht verlorengegangen wäre. Aber schließlich gehört Besonnenheit und Selbstbeherrschung auch zu den Qualitäten einer Elf. Da nicht alle Eintrachtspieler diese Reife aufbrachten, ging der Punkt zu Recht verloren.

Die Chancen der Eintracht erfahren allerdings noch keine Einbuße. Nur scheint der Ersatztorwart Gorka ein schwacher Punkt zu sein. Ebenso wäre ein besserer Rechtsaußen zu wünschen. Fußballsportverein hat mehr schwache Punkte, gleicht aber — wie so oft — manches Manko durch Energie aus. Schiedsrichter Herrmann war — allen Anfeindungen zum Trotz — ein recht guter Leiter.      Dr. C.E.L. (aus dem 'Fußball' vom 05.10.1937)

 

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