Eintracht Frankfurt - Fortuna
Düsseldorf |
Freundschaftsspiel 1937/38
1:5 (0:1)
Termin: 05.09.1937
Zuschauer: 10.000
Schiedsrichter:
Tore: 0:1 Schubart (5.), 1:1 Emil Arheilger (50.), 1:2 Zwolanowski, 1:3 Kobierski, 1:4 Schubart, 1:5 Schubart
Einweihung der neuen Tribüne am Riederwald
Eintracht Frankfurt | Fortuna Düsseldorf |
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Trainer | Trainer |
Fortunaglanz über Frankfurt - Schubart ein Mittelstürmer-Talent - Tribünenweihe bei der Eintracht Wir werden diesen Tag am Riederwald nicht bald vergessen. Es war viel Glanz um ihn. Glanz von den festlichen Fahnen. Glanz von der neuen Tribüne, die uns im Stil an die alte erinnert, aber voller Ueberraschungen und Neuerungen steckt. Glanz von dem Aufmarsch der Abteilungen dieses stolzen und verdienstvollen Vereins, dem Stadtturnrat Söhngen die Weiherede hielt. Glanz vom Himmel, der im seligsten September seit anderthalb Jahrzehnten über der Stadt hing. Und Glanz, alter, großer Fußballglanz vom Spiel der — Fortuna. Ja, das war das Wunder dieses Tages, das größte Wunder. Wie diese „alten Fortuna"-Leute den Ball führten, wie sie Einzelkämpfe bestritten und wie schnell sie waren, wie sie die jungen Spieler der Eintracht, diese zum Teil beträchtlichen Fußballtalente mit ihrem erfahrenen Spiel blufften und wie sie in einem wahren Ausbruch von männlich schönem Fußball nach der Pause Tor um Tor schossen. Wie damals, wie damals in Berlin! Die Frankfurter Fußballjournalisten wärmten wehmütige Erinnerungen auf. Wie hoffnungsfroh waren sie damals gen Berlin gefahren und Eintracht wurde doch im aufbrechenden Ruhm der Fortuna 4:0 bezwungen. Wir sahen bekannte Gesichter. Hauptsportwart Wolz, der auf dem Weg nach Nürnberg in Frankfurt gern Station machte. Karl Schenk und Karl Zimmer. Und es war sehr schade, daß nicht auch hjm. da war, denn er hätte Heinz Messerschmidt gratulieren können, der morgens im Doppel mit dem Tennislehrer Handler zusammen die Kombination Nüßlein-Hovermann geschlagen hatte und im Einzel tapfer kämpfte, ehe er 5:7, 2:6, 1:6 von dem Exweltmeister geschlagen unterging. Jetzt saßen die beiden glänzenden Tennisspieler zusammen auf der Eintrachttribüne und der Nürnberger Nüßlein und der Frankfurter Messerschmidt bewiesen ihre große Fußball-Leidenschaft damit nicht zum erstenmal. In Frankfurt hatte man auf eine großartige Vorstellung der Eintracht gehofft. Wirklich, man hatte das Gefühl, daß just gegen Fortuna etwas „zusammenlaufen" müsse. Aber auch im Fußball sind die Wunder selten. Die Eintracht wirkte selbst zu dem Zeitpunkt, als die Elf noch nicht umgekrempelt war, geradezu zerrissen gegenüber dem prächtigen, zielbewußten Zusammenspiel dieser Fortunaspieler, die ja im Augenblick eine wahre Renaissance mitmachen und die 10.000 Zuschauer hell entzückten. So sehr, daß dutzendmal der Beifall um Bender oder Pesch prallte, objektiv und fair. Dieser Bender spielte wie ein Junger. Und alle seine Mannen mit ihm. Was Albrecht an Schnelligkeit gebracht, ersetzte er durch Köpfchen und Kobierski schoß das schönste Tor des Tages und der neue Mittelstürmer Schubart fügte sich ein, als sei er Hochgesang persönlich. Wir spürten diese Fortuna-Ueberlegenheit beinahe schmerzlich, denn wir erinnern uns ja gut, daß der Frankfurter Fußball einmal selbst den Glanz der bayerischen Hochburgen verdunkelte. Aber wir sind wieder im Aufbau und von heute auf morgen kann nichts gelingen. Die Eintracht steckt voller Talente und wenn wir Wirsching gern auch gleich halbrechts gesehen hätten und den schießfrohen St. Hemmerich im Sturm und wenn wir Grein gern auch noch nach der Pause im Spiel gehabt hätten, so kann man der Eintracht es auch nicht verdenken, wenn sie neue Leute ausproben muß, ehe die Verbandsspiele beginnen. (Und in Südwest beginnen sie am Sonntag.) Fortuna aber zu stark, um als Experimentierstein zu dienen. Der Eintrachtelan zerbrach an diesem Block der Abwehr und die Eintrachtabwehr zerbrach am federnden Vorschnellen der Fortuna-Angriffe. Das war alles und das war das Geheimnis der fünf Tore. Vor der Pause fiel nur eines. Schubart schoß es nach fünf Minuten. Fünf Minuten nach der Pause glich Arheilger aus. Dann sorgten Zwolanowski, Kobierski (mit einem entzückenden Alleingang), Schubart und noch einmal Schubart für das, was auf dem Papier jetzt 5:1 heißt. Hinter uns saß ein alter Eintrachtspieler aus den fußballerischen Glanzzeiten des Vereins, aus den Tagen der Dietrich, Schaller, Kellerhof, Schütz und Mantel. Der Spieler meckerte Lindemann an, weil er dauernd zu weit hinten hänge. Wirklich, Lindemann stand oft näher beim Tor, als die Verteidiger. Aber, was wollte er machen? Schubart war kein Mann, den man lange allein lassen durfte. Und die wunderbare Gesamtleistung Fortunas war es, die diesen Sieg erzwang. In letzter Minute hatte sich Eintracht auch entschlossen, Möbs nicht mittun zu lassen. Der Frischgeheilte wird erst am Sonntag in Pirmasens eingesetzt und Stubb machte heute auch nur 25 Minuten mit. Auch diese Umstände sind zu bedenken. Am Sonntag werden die Leute noch nötiger gebraucht Unser Freund Gramlich war in der ersten Halbzeit noch nicht recht dabei, aber nach der Pause sah man kluge, weite Vorlagen von ihm in den Fortunastrafraum fallen und er war nicht schuld, daß sie nicht verwandelt wurden. r. o. k. (aus dem 'Kicker' vom 07.09.1937)
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