Eintracht Frankfurt - 1. FC Nürnberg

Freundschaftsspiel 1936/37

2:3 (2:2)

 

Termin: 29.05.1937
Zuschauer: 8.000
Schiedsrichter:
Tore: 1:0 Albert Wirsching, 1:1 Uebelein II, 2:1 Albert Wirsching, 2:2 Uebelein II, 2:3 Uebelein II (77.)

 

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt 1. FC Nürnberg

 


  • Köhl
  • Luber
  • Oehm
  • Gußner
  • Friedel
  • Schmitt
  • Eiberger
  • Uebelein II

 

Trainer Trainer

 

Der Club als Gast in Frankfurt a.M.

Wenn in Frankfurt schon gar nichts mehr zieht, der 1. FC. Nürnberg lockt immer noch eine fünfstellige Zuschauerzahl an, selbst an einem heißen Samstagabend. Der Deutsche Meister 1936 rechtfertigte auch das Interesse, und zeigte ein Spiel, das ihm das Vertrauen der Frankfurter für den Titel von 1937 sichert.

Die „Eintracht" wurde 3:2 geschlagen Sie war technisch und taktisch nicht ganz so fein wie die großen Nürnberger, hielt sich aber ausgezeichnet. Besonders das erstmalige Auftreten Gramlichs in der Liga nach seiner Verletzung gestaltete sich sehr erfolgreich. Auch Groß spielte wieder. Dafür waren Stubb und Möbs erkrankt und der Ersatzmann Knapp — wie schon so oft — zu schwach.

Beim „Klub" schoß der Linksaußen Übelein II alle drei Tore. Man hatte allerdings den Eindruck, wie wenn die anderen Stürmer im Toreschießen etwas schwach wären. Dafür war die Hintermannschaft in jeder Beziehung solid. Bei den Frankfurtern schoß Wirsching beide Tore. Es handelt sich um ein junges Talent aus eigenen Reihen. Adam Schmidt stand da wo er hingehört: auf dem Mittelstürmerposten! Leider erfüllte auch Röll die in ihn gesetzten Hoffnungen nicht. Daß er gelegentlich mal einen Bombenschuß loßläßt, macht ihn noch lange nicht zu einem guten Stürmer. Es will doch so scheinen, als ob Hemmerich das weitaus größere Talent wäre. Am Sonntag spielte dann die Eintracht gegen Rotweiß Oberhausen, den Verein Jürissens, und gewann glatt 4:2. Zu diesem Spiele kamen nur 400 Zuschauer. Beim Klub waren es 10.000!) (aus dem 'Fußball' vom 01.06.1937)

 

 


 

 

Ist der Club gerüstet?

Im Probegalopp gegen Eintracht 3:2

Die Zeit verrinnt wie Sand. Ist das ein Jahr her, daß wir an den Niederwald fuhren, um den Probegalopp des 1. FCN. gegen die Eintracht zu sehen? Ein ganzes Jahr. Jetzt spielt die Eintracht immer noch als Gast am Hang, Langsam wächst die Tribüne wieder. Der Club ist deutscher Meister geworden. Er will seine Würde bewahren. Die Leitung hat sich abermals die Eintracht als Trainingspartner gesucht. Nürnberg kam in eine festliche Stadt: Fahnen, Blumen, Kränze, die klirrenden Stöcke der Wanderburschen aus dem ganzen Reich, umjubelte Gäste —: in Frankfurt traf sich das deutsche Handwerk. Die Fußballer aus der Stadt Dürers, Hans Sachsens und des Veit Stoß konnten auf dem Römerberg sehen, daß Frankfurt es versteht, Feste würdig zu begehen. Aus den Fenstern hingen Teppiche, wie zu den Zeiten der Kaiserkrönung, der ganze Römerberg strahlte in Rot und Gold und in allen Straßen und Gassen wehte das Banner des Reiches.

In die feiernde heiße Stadt kam der Klub. Und fand glatt seine 8000 Zuschauer. Trotz der hohen Feste, trotz des heißen Wochenendes.

*

Der Club gewann 3:2 und trat elf gegen vier Ecken. Er hatte eine mäßige erste Hälfte und eine spielerisch glänzende zweite. Hier sind wir an der Ungewißheit aller Entscheidungen im Sportlichen. Denn: wirkte der Club in der ersten Halbzeit so gehemmt, weil er noch träumte (oder weil ihm die Reise durchs heiße Land noch in den Gliedern lag — er war erst zwei Stunden vor Spielbeginn eingetroffen) — oder konnte er nicht mehr hergeben, weil ihn die Eintracht nicht besser spielen ließ? Die Eintracht machte, daran gibt es gar nichts zu ändern, den schneidigeren, effektvolleren, den gefährlicheren Eindruck. Vor der Pause.

Abends trafen wir in der Hauptwache Eintrachts neuen Mittelläufer Lindemann. Dieser glänzende und bescheidene Spieler, Mitglied der Nationalelf unserer Studenten und einst ein starker Schütze beim VfB. Leipzig, Lindemann sagte, als ich ihm von den zufriedenen Bemerkungen der Leute nach dem Spiel erzählte: „Ja, das glaube ich. Wir haben den Club zum Spielen gezwungen. Das danken uns die Zuschauer. Sie haben den 1. FC. Nürnberg plötzlich seine ganzen Künste aufbieten sehen."

So war es.

*

Vielleicht hat der Club vor einem Jahr einen blendenderen Eindruck hinterlassen. Tatsächlich gingen einige seiner Spieler, Gußner vor allem, vor der Pause jedem Zweikampf ängstlich aus dem Wege und wir sahen erstaunt, wie mancher Klubstürmer plötzlich abstoppte, wenn er merkte, er hätte zuviel Kraft aufwenden müssen, um den Ball zu bekommen Das war Wasser auf die Mühlen der Eintracht. Die Frankfurter mußten in letzter Minute auf Stubb, Möbs und Monz verzichten. Das war arge Schwächung, denn Möbs ist der große Denker im Sturm und Stubb hatte jetzt erst gegen Mailand gezeigt, welche Klasse er noch vorstellt. Nürnberg war komplett. Nur der Läufer Uebelein war durch Luber ersetzt. Und nun ereignete sich ein Wunder.

Daß die jungen Leute der Eintracht die erfahrenen Spieler mit sich fortrissen und im Handumdrehen nicht mehr und nicht weniger als einen neuen Eintracht-Stil schufen. Denn, wenn man von der Eintracht oft gewohnt ist, schönes Feldspiel zu sehen und matte Schüsse, so war plötzlich die Frankfurter Elf zu einer voranrollenden Festung geworden, aus deren Mauern es blitzte und donnerte: die St. Hemmerich und Wirsching schossen mächtig aufs Tor. Der Hauptmann Köhl fegte Schüsse von Hemmerich hinweg — in Paraden, wie wir sie auch vom Mailänder Torwart nicht gesehen haben. Wirsching aber war glücklich. Der blonde Junge, der noch siebzehn Jahre ist, schoß zwei Tore und brachte damit seinem Verein die Führung. Gegen jenen einen Treffer, den Uebelein, der Linksaußen als dritten Eckball mit verteufeltem Effekt ins Tor gedreht hatte. Nach der Pause wurde manches anders. Der Club hatte noch kurz zuvor durch Uebelein ausgeglichen. Die Ecken mehrten sich jetzt. Nürnberg wollte gewinnen und — es wollte zugleich den Ball ins Tor tragen. Das ging nicht. Dazu war Eintracht — auch mit der Verteidigung Groß-Ehmer (!) viel zu resolut. Unter den Zuschauern machte sich eine seltsame Stimmung breit. Sie wunderten sich, daß der Club keine Tore trat und starrten doch verzückt auf seine Kombinationen. Noch einen Meter vor dem Tor machten die Friedel und Schmitt und Eiberger Krixelkrax. Der effektivste Stürmer blieb Uebelein und auch Gußner begann nun heftig zu schießen. Aber erst 13 Minuten vor dem Ende schoß in der dunstigen Dämmerung Friedel (nach einer anderen Lesart Uebelein) das dritte Tor. Das Siegestor.

*

Es sollte die Generalprobe für den 1. FCN. sein. Wir hatten den Eindruck, daß der Kampf für die Eintracht wichtiger war — und daß sie sich sogar freuen kann, daß sie Ersatz stellen mußte. Denn so sah sie, was in diesen Ersatzleuten steckte. Die Wirsching, St. Hemmerich, ja auch der Linksaußen Grein mit seinen hübschen Einfällen gehörten zu den besten Eintrachtspielern.

Oehm, Uebelein, Gußner (trotz allem), Köhl: das waren die auffallendsten Spieler des Clubs. „Und haben Sie gesehen", sagte Lindemann, "haben Sie gesehen, daß der Club auch immer noch das alte, ungeheuer gefährliche Spiel der plötzlichen Steilvorlagen hat? Da steht man wie gelähmt." Ja, wir sahen es. Aber wir sind auch überzeugt, daß der Club sich dieser Steilvorlagen (die einst Sutor, Träg, Riegel, Strobel, Kalb natürlich meisterhaft beherrschten) gegen den Ha-Ess-Vau öfter erinnern muß — als gegen die Eintracht. r.o.k. (aus dem 'Kicker' vom 01.06.1937)

 

 


 

 


(Aus den Vereins-Nachrichten der Eintracht vom Juni 1937)

 

 

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