Wormatia Worms - Eintracht Frankfurt

Gauliga Südwest 1936/37 - 5. Spiel

5:1 (3:1)

 

Termin: 18.10.1936
Zuschauer: 4.000
Schiedsrichter: Siegling (Saarbrücken)
Tore: 1:0 Leist (38.), 2:0 Busam (40.), 2:1 Adam Schmitt (41.), 3:1 Eckert, 4:1 Eckert, 5:1 Fath

 

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Wormatia Worms Eintracht Frankfurt

  • Ebert
  • Winkler
  • Closet
  • Fries
  • Kiefer
  • Zimmermann
  • Leist
  • Eckert
  • Fath
  • Busam

 


 

Trainer
Trainer

 


(Neueste Zeitung vom 18.10.1936)

 


(Neueste Zeitung vom 19.10.1936)

 

Wormatia Worms gegen Eintracht Frankfurt 5:1

(Drahtmeldung unseres Sonderberichterstatters)

ga Worms, 18. Oktober. Die Frankfurter Fußballvereine müssen sich an den Gedanken gewöhnen, daß sie in Worms bei Wormatia vorerst keine Punkte mehr gewinnen können. Mit dem selben Torverhältnis wie der Fußballsportverein musste auch die Mannschaft der Sportgemeinde Eintracht ihre Hoffnungen im Wormatia-Stadion begraben. 4000 Zuschauer sahen eine Eintracht-Elf, die nur noch dem Namen nach an den großen Ruf von einst erinnerte. Nur ganz selten sah man einmal kurz jenes zweckmäßige und ideenreiche Spiel aufblitzen, das die Mannschaft einst so groß und stark werden ließ. Eine Viertelstunde in der zweiten Hälfte demonstrierten die Frankfurter ihr Können, aber ohne Schwung und Erfolg, mit dem Leute wie Winkler, Closet, Kiefer und Zimmermann (übrigens der beste Spieler auf dem Platze) einfach nicht zu bezwingen sind.

Anders dagegen Wormatia: hier stand ein Mannschaftsgefüge, gleich einer Maschine, deren Räder reibungslos ineinandergriffen, und es spielte gar keine Rolle, wer nun die Tore oder den Erfolg erzielen konnte. Die Läuferreihe der Wormser war der der Frankfurter um eine Klasse überlegen. Das Trio Fries, Kiefer, Zimmermann wie auch die Verteidigung waren in erster Linie verantwortlich für das hohe Resultat, während die Eintracht-Verteidigung mit Stubb-Gramlich schwach war, was schon das Eckenverhältnis 9:2 für Worms beweist. Den Ausschlag für die Höhe der Niederlage gab das dritte Tor von Wormatia. Gramlich hatte den Ball aus dem leeren Tor herausgetreten. Der Schiedsrichter Siegling-Saarbrücken ließ weiterspielen. Auf Reklamation der Wormser gab er aber dann doch das Tor, und von da ab war die Eintracht-Elf sichtlich deprimiert.

Die Tore für Worms schossen Leist, Beckert (2), Fath und Busam, für Frankfurt A. Schmitt. (aus der 'Frankfurter Zeitung' vom 19.10.1936)

 

 


 

 

[...] Was die Eintracht in Worms zeigte, war in jeder Beziehung so dürftig, daß man die Elf für den Meistertitel nicht mehr in Betracht ziehen kann. Viel eher werden die Frankfurter dafür sorgen müssen, nicht unter die Abstiegskandidaten zu geraten ...

Noch im Jahre 1932 wurde Eintracht Süddeutscher Meister und kam ins Endspiel um die Deutsche. Es war das Werk großer Könner, wie Dietrich, Schütz, Kellerhoff, Mantel, Gramlich, Stubb und wie sie alle hießen. Seither befindet sich die Eintracht auf einem ständigen Abstieg, der von Jahr zu Jahr bedenklichere Formen annimmt. Dabei fehlt es nicht etwa an jungen Talenten. die ältere Spieler ersetzen können. Es fehlt aber an einem Manne, der es versteht. eine schlagkräftige, kampfesfreudige, technisch und taktisch geschulte Mannschaft daraus zu machen. Die dauernden Änderungen in der Aufstellung sind ein Anzeichen der Ratlosigkeit, in der man sich am Riederwald befindet.

Man wird sich bei der Eintracht damit vertraut machen müssen, daß es nur noch einen Weg gibt: einen auf Jahre hinaus berechneten systematischen Aufbau unter einem wirklich bewährten Trainer! Wenn man dabei auf gewisse Augenblickserfolge verzichten muß, dann ist das nur die Buße für die Unterlassungen der Vergangenheit.

[...]

IV. Das Spiel des Tages

Es gab in Frankfurt noch naive Optimisten. Bei diesen kassierte Franz Schütz nach dem Spiel in Worms seine Wettgewinne, daß nämlich die Eintracht mit mehr als zwei Toren Unterschied verlieren würde! Aber selbst Franz Schütz hatte nicht geahnt. daß die Eintracht so deklassiert werden würde, wie man es tatsächlich zu sehen bekam!

Worms leistete sich mit den Frankfurtern die Scherze technischer Überlegenheit, die früher ein Vorrecht der Eintracht waren. Der Außenläufer Zimmermann zum Beispiel war besser als Mantel und Gramlich zusammen. Stürmer Eckert schoß nicht nur glänzend, er wurde mit der ganzen gegnerischen Hintermannschaft allein fertig! Die besseren Kombinationen sah man bei Worms. So ganz primitiv ist diese Kampfmannschaft nicht mehr. Es ist schon das Format eines Meisters!

Die Frankfurter haben sich in das WM-System verrannt, das sie noch dazu nur unvollkommen anwenden. Daß sie bei einem Rückstand von 1:4 noch dazu nach dem Ausscheiden eines Gegners, immer noch nur drei Stürmer vorn hatten, das beweist ihr völliges taktisches Versagen. Daß man sich weiterhin versteift, Gramlich gegen Worms Verteidiger spielen zu lassen, wird durch die Wiederholung nicht gerade ein größerer „Erfolg". Mau gebe aber ja nicht die Schuld dem jungen Torwart Gorka, der nur deshalb den Kasten vollgehauen bekommt, weil seine Vorderleute viel zu langsam und unentschlossen sind. Überhaupt sind die Frankfurter körperlich (Kondition!) weiter unterlegen. Worms war immer schneller am Ball.

Die Tore fielen durch Leist, Busam, Eckert (2) und Fath für Worms, während Adam Schmidt einen Strafstoß für die Eintracht verwandelte.

Das Spiel war hart, aber nicht unfair, doch fehlte die Spannung, denn der Sieg Wormatias stand nie in Zweifel. Diese Elf hat wenigstens einen Sturm, der etwas kann und schnell und jugendfrisch ist. Die Hintermannschaft dagegen hat durch die Zurücknahme von Winkler viel an Übersicht gewonnen. Nicht zuletzt ist aber der offensive Mittelläufer Kiefer zu nennen. Der Angriff ist die beste Verteidigung, das beweist das Torverhältnis von 22:10, es ist das beste im Gau.      Dr. C.E.L. (aus dem 'Fußball' vom 20.10.1936)

 

 


 

 

[...] Das ebenfalls erstaunliche Ergebnis — wegen seiner Höhe! — ist das 5:1 der Wormser Wormatia über die Frankfurter Eintracht. Die Frankfurter Vereine kommen ins Wackeln, wenn sie in Worms antreten müssen. Sie trauen sich nichts mehr zu. Unter dem Riesenbeifall von 5000 Menschen spielten sich die Wormser in eine großartige Verfassung. Sie hatten schon 5:1 Eckenführung, als Leist das 1:0 einköpfte, vor der Pause noch schoß Busam 2:0, ein Freistoß Schmidts holte 2:1 auf, doch Leist „nickte" noch einmal und damit war bei der Pause das Spiel entschieden. Fath und Busam machten das Ergebnis fertig. Fath war wieder mit dabei. Und er war in großartiger Verfassung. Phantastisch ist dieser Wettlauf zwischen Wormatia Worms und den Offenbacher Kickers? Mit 7:1 Punkten stehen diese Klubs weit vor dem übrigen Feld. Nach vier Spielen schon scheint es, daß sonst niemand mehr in Frage kommt. (aus dem 'Kicker' vom 20.10.1936)

 

 


 

 

 


(aus dem 'Frankfurter Volksblatt' vom 19.10.1936)

 

 


 

 

 


(Aus den Vereins-Nachrichten der Eintracht vom Februar 1937)


 

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