SV Waldhof - Eintracht Frankfurt

Freundschaftsspiel 1936/37

8:3 (7:0)

 

Termin: 11.10.1936
Zuschauer: 3.000
Schiedsrichter: Strößner (Heidelberg)
Tore: 1:0 Schneider (10., Handelfmeter), 2:0 Schneider (Foulelfmeter), 3:0 Schneider, 4:0 Pennig, 5:0 Bielmeier, 6:0 Bielmeier, 7:0 Günderroth, 7:1 Adam Schmitt, 7:2 Karl Röll, 7:3 Adam Schmitt, 8:3 Schneider

 

>> Spielbericht <<

SV Waldhof Eintracht Frankfurt

  • Drans
  • Heermann
  • Mayer
  • Schwender
  • Kiefer
  • Günderroth
  • Model
  • Bielmeier
  • Schneider
  • Pennig
  • Weidinger

 


 

Wechsel
  • Pfeiffer für Kiefer
Wechsel
Trainer
  • Hans Tauchert
Trainer

 


(Neueste Zeitung vom 11.10.1936)

 


(Neueste Zeitung vom 12.10.1936)

 

 

Waldhofs 8:3-Sieg über die Frankfurter Eintracht bildet das Mannheimer Tagesgespräch. Die Leute um Gramlich und Stubb genießen hier immer noch den Ruf einer kultivierten fußballspielenden Mannschaft. Es hätte also gar nicht des 5:0-Sieges der Eintracht über den FK. Pirmasens bedurft, um dem Triumph des badischen Meisters die gebührende Anerkennung zu sichern. Bei den Frankfurtern fehlte Mantel, bei Waldhof Siffling, worunter die Eintracht bezeichnenderweise mehr zu leiden hatte als der Gegner. Mit den drei Toren, die in einer Zeit erzielt wurden, als die Mannheimer durch das Ausscheiden des guten Verteidigers Mayer geschwächt waren, ist die Eintracht glimpflich davongekommen — bei der Pause hieß es nämlich 7:0! Nachher nahm Waldhof eine Umstellung vor, die sich nicht bewährte. In der ersten Hälfte wurden die Gäste nur so überspielt, und die berühmte Eintracht macht da — nehmt mir's nicht übel — eine ziemlich jämmerliche Figur. Fürbeth stand ahnungs- und hilflos zwischen den raffinierten Paßzügen des Waldhofsturmes. Dem linken Läufer ging es nicht anders, und auch Zipp schwamm regelrecht. Stubb zeigte wohl prächtige Dinge, aber er muß erst wieder so schnell werden wie früher, um der alte Klassenverteidiger zu sein. Gramlich ging beim Stand 5:0 in die Abwehr zurück und spielte hier ausgezeichnet, nachdem sein Zuspiel als Außenläufer reichlich ungenau gewesen war. Es fehlte bei der Eintracht auch offensichtlich an der nötigen Spiellust, und der vollständig verkehrte Elfmeter, mit dem Waldhof in Führung ging, war nicht dazu angetan, den Eifer und Einsatz der Frankfurter zu steigern. Daß sie immerhin mehr können, als die ersten 45 Minuten zeigten, wurde nach der Pause offenkundig. Da ließ endlich auch Möbs sein Können ahnen, zeigte Schmitt etwas von seinem Tordrang. Der beste Stürmer war aber wohl Mong. Für die Eintracht ist es vielleicht ein Fingerzeig, daß der Angriff mit Möbs und Mong als Verbindern am besten harmonierte. An dem Zusammenbruch der ersten Hälfte war vor allem die restlos versagende Läuferreihe schuld. Der Torwart Gorka konnte allerdings auch keinen Ball richtig fangen. Man wird in Mannheim das weitere Abschneiden der Eintracht in der Meisterschaft interessiert verfolgen. (aus dem 'Fußball' vom 13.10.1936)

 

 


 

 

War das die stolze Frankfurter Eintracht?

Vom SV. Waldhof 8:3 besiegt

Mannheim scheint für die Frankfurter Eintracht kein günstiger Boden zu sein. Die Ergebnisse sprechen jedenfalls gegen die Mainstädter, denn in ihren beiden letzten Gastspielen in der „Stadt der Quadrate" gerieten sie beide Male ganz erheblich auf die Verliererstraße. Erst im Juni wurden sie vom VfR. Mannheim mit 8:1 abgedreht und nun brachten sie neuerdings beim badischen Fußballmeister kein Bein auf die Erde.

Im allgemeinen wird man ja in vielen Kreisen Gesellschaftsspielen keine allzu große Bedeutung zumessen, aber wenn man sich mitten in der Saison auf dieser Basis begegnet, darf man doch mit einem gewissen Recht einen strengeren Maßstab anlegen.

Und doch muß man für die Frankfurter verschiedene Entschuldigungsgründe ziehen lassen, die diese vernichtende Abfuhr allerdings nur zu einem gewissen Teil entschuldigen. 3000 Zuschauer, die der Name Eintracht angezogen hatte, waren jedenfalls von den Gästen in vielen Augenblicken enttäuscht und auf der anderen Seite wieder aufs angenehmste erfreut über die Waldhöfer, die den Leuten aus dem Gau Südwest in puncto raumgreifenden und zweckmäßigen Angriffsspiels eine kleine Lektion mit auf die Heimreise gaben.

Nicht minder deutlich war die Ueberlegenheit der Mannheimer in spieltaktischen Belangen der Deckungslinien, wie überhaupt die Waldhöfer eine ganz ausgezeichnete Partie spielten, die Eintracht (in dieser Verfassung) überhaupt nicht zur Geltung kommen ließ und erst, als Badens Meister nicht mehr so konzentriert bei der Sache war und obendrein eine etwas unglückliche Umstellung vorgenommen hatte, kamen die Frankfurter einigermaßen zu Wort. Bei der Pause führten nämlich die Waldhöfer 7:0!!!

Auf beiden Seiten fehlten einige der etatsmäßigen Kräfte. Während die Waldhöfer auf Siffling und Leupold verzichten mußten, kamen die Frankfurter ohne Mantel (seine Hochzeitsfeier konnte ob dieses Freundschaftsspieles natürlich nicht verschoben werden), Groß und den Exfeuerbacher Herrmann. Dieweil sich nun die Ersatzeinstellung in den Waldhofreihen überhaupt nicht bemerkbar machte, zeigte das Eintrachtspiel namentlich ohne Mantel doch Risse und Unebenheiten, die auch so alte Praktiker wie Gramlich und Stubb oder Möbs nicht zu verbergen wußten. Wahrscheinlich hätte sich eine Eintracht in stärkster Besetzung besser aus der Affäre gezogen (namentlich nach dem feinen 5:0-Sieg über die Pirmasenser), ob sie indessen eine Waldhof-Elf in bester Laune in Verlegenheit hätten bringen können, muß doch bezweifelt werden.

Mit ausschlaggebend für die „pfundige" Abfuhr der Frankfurter waren auch zwei etwas sehr harte Elfmeterentscheidungen gleich zu Beginn des Spieles, die den Gästen nicht nur den „Mumm" nahmen, sondern auch ihr Selbstvertrauen um einige Grade erschütterten, zumal Schneider die beiden Strafstöße wuchtig einkanonierte, so daß die Eintracht schon nach 15 Minuten mit 2:0 in Rückhand lag.

Im Feldspiel erreichten die Frankfurter zwar oft recht gute Leistungen und sie konnten auch mit einigen schönen Zügen brillieren, aber in der Spielaufziehung und der taktischen Reife waren die Waldhöfer ihrem Gegenspieler doch um einige erhebliche Längen voraus und dies allzu deutliche Plus konnte auf die Dauer nicht verheimlicht werden.

Großartig waren beim badischen Meister wieder Heermann, der als „Stopper" dem Frankfurter Innensturm fast jede Initiative nahm und der trotz alledem noch Zeit fand, den eigenen Angriff mit weiten Vorlagen einzusetzen und auseinanderzuziehen, Model, der als Offensivflügelläufer die alte Waldhofschule demonstrierte und Bielmeier, der mit seinen raffinierten Vorlagen als Halbstürmer die Schwächen in der Eintrachtdeckung schonungslos aufdeckte. Aber auch all die anderen Spieler paßten sich prächtig in den gediegenen und ausgezeichneten Gesamtrahmen ein, so daß die Waldhöfer wieder einmal mehr zu einer Form aufliefen, vor der auch eine Eintracht bedingungslos kapitulieren mußte.

Die Hauptschwäche der Frankfurter (sie hatten mehrere verwundbare Punkte) war ihre Läuferreihe (ohne Mantel und Gramlich, der schon frühzeitig als Back zurückging, um eine Katastrophe größeren Ausmaßes zu verhindern), die weder im Deckungsspiel noch im Aufbauspiel genügen konnte und mangels eines ausgeprägten Stellungsspiels von den technisch famosen und trickreichen Waldhofstürmern fast widerstandslos passiert wurde. Ueberhaupt vermißte man in der Eintrachtdeckung einen klaren und konsequenten Deckungsplan. Einen recht unsicheren Eindruck hinterließ auch der junge Torwächter, dagegen legten sich Gramlich und Stubb mächtig in die Riemen und ihrem Können und ihrer Routine war es schließlich zu verdanken, daß sich die Niederlage sich nicht in noch krasseren Bahnen bewegte. Der Angriff verfing sich mit seinem Kurzpaßspiel immer wieder in dem feinen Deckungsnetz der Waldhöfer und kam erst nach der Pause, als die Waldhöfer etwas sorgloser spielten, stärker zum Zug.

Bei der Pause stand die Geschichte schon 7:0 zu Gunsten der Waldhöfer, für die der Reihe nach Schneider (3), Pennig, Bielmeier (2) und Günderroth erfolgreich waren. Nach der Pause holten die Frankfurter durch Röll (2) und Schmitt drei Treffer auf und Minuten vor Schluß ergab ein weiterer Torschuß Schneiders, der übrigens als Mittelstürmer mit seinem verblüffenden Stellungswechsel sehr gefährlich war und von Fürbeth fast nie gestört werden konnte, das sensationelle 8:3 zu Gunsten des badischen Meisters.      s. (aus dem 'Kicker' vom 13.10.1936)

 

 


 

 

 


(Aus den Vereins-Nachrichten der Eintracht vom Februar 1937)

 

 


 

 

 


(Karlsruher Tagblatt vom 12.10.1936)

 

 

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