SV Wiesbaden - Eintracht Frankfurt |
Gauliga Südwest 1936/37 - 1. Spiel
4:0 (1:0)
Termin: 13.09.1936
Zuschauer: 6.000
Schiedsrichter: Bühler (Oggersheim)
Tore: 1:0 Schulmeyer (36.), 2:0 Schulmeyer (47.), 3:0 Hans Stubb (Eigentor), 4:0 Hombach II
SV Wiesbaden | Eintracht Frankfurt |
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Trainer
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Interessanter Auftakt in Südwest Dreimal der Vierer — Eintrachts Reinfall mit Wiesbaden Die „Vier" war die große Zahl des Auftakts. 4:1 siegte der FSpV. über den FVS., 4:2 Wormatia Worms über Union Niederrad, 4:3 die Offenbacher Kickers in Saarbrücken und, bitte festzuhalten — 4:0 der Neuling SpV. Wiesbaden über Eintracht Frankfurt. Beinahe bescheiden steht daneben das klare, wichtige 2:0 des FC. Pirmasens über Borussia Neunkirchen. Man fische das 4:0 zuerst heraus und jawohl, ganz recht bemerkt: der Eintrachtsturm! Dieses Sorgenkind, dieses Säuseln! Der Wiesbadener Sturmwind pfiff anders — und brauchte nicht einmal den Toreknaller Fuchs dazu. Zweimal traf der kleine Schulmeyer, zweimal Hombach II ins Eintrachttor. Dem SpV. Wiesbaden liegt ein fulminater Beginn der Spielzeit. Ich erinnere mich an einen ähnlichen Auftakt vor vielen, vielen Jahren. Damals hieß die Gruppe Rheinhessen-Saar und der Gegner Wiesbadens war Mainz 05, die Lipponerelf vom Fort Bingen. SWV. gewann 4:0 und einige Treffer trat Winkler, der damals ein kurzes Gastspiel in der Kurstadt gegeben hatte. Daß sich die Gelben mit einem Sieg in der höchsten Klasse einführen würden, dürfte man erwarten; es gehört zu der Tradition einer berühmten Mannschaft. Daß es aber gleich ein 4:0 gegen eine Elf würde, die immerhin Leute wie Gramlich, Leis und Stubb in der Hintermannschaft hat; darauf war man nicht gefaßt. Auch nicht, wenn man bedachte, daß Röll, der Rechtsaußen, für Punktespiele noch nicht frei sei ... [...] Neuigkeiten? Eintrachts tüchtiger Stürmer Groß wurde in Wiesbaden wegen unkorrekten Spiels vom Platz gestellt. (aus dem 'Kicker' vom 15.09.1936)
SV Wiesbaden - Eintracht Frankfurt 4:0 Schon lange vor Spielbeginn setzte die Wanderung nach der Frankfurter Straße ein und zu Anfang des Kampfes waren etwa 6000 Zuschauer erschienen, die den Sportverein in seinem ersten Verbandsspiel gegen die berühmten Mannen der Frankfurter Eintracht sehen wollten. Die Mannschaften traten in folgender Besetzung an: Sportverein Wiesbaden: Wolf; Vogel, Debus; Hombach I, Habermann, Siebentritt; Schulmeyer, Linn, Fuchs, Rühl, Hombach II; Eintracht Frankfurt: Schmitt; Leis, Stubb; Mantel, Fürbeth, Gramlich; Monz, Groß, Möbs, Knapp, Ehmer. In genauem Zusammenspiel, das vor allem von Mantel und Knapp ausgeht, ist die Eintracht von Anfang an leicht im Vorteil. Gramlich gibt einen Strafstoß von der rechten Strafraumecke aus genau zu dem frei vor dem Tore stehenden Möbs. Dieser lenkt sofort aus wenigen Metern flach aufs Tor, aber Wolf reagiert blitzschnell und nimmt den Ball sicher auf. Einen hohen Strafstoß Fürbeths wehrt er dann faustend ab, aber nicht weit genug. Den Nachschuß von Groß kann er nur zur Ecke lenken. Die Eintracht ist weiterhin im Vorteil, aber der heute glänzend aufgelegte Schulmeyer reißt den Wiesbadener Sturm immer wieder zu Entlastungsangriffen vor das Eintrachttor. Weder Mantel noch Leis vermögen den blitzschnellen Wiesbadener Rechtsaußen zu halten. Die erste Kraft der Eintrachtangriffe hat sich in dem hervorragend arbeitenden Wiesbadener Deckungsnetz totgelaufen. Immer mehr kommt der Sportverein ins Spiel. Rühl gibt genau an Fuchs, der an Hombach weiterleitet. aber Linn hebt dessen flache Hereingabe dicht vor dem Tor darüber. Schulmeyer geht seiner Deckung auf und davon. Seine Flanke wird von Fuchs mit dem Kopf ins Tor befördert. Brausender Jubel auf den Rängen! Aber der Schiedsrichter deutet auf den Torraum, denn Fuchs hat den Ball vorher mit der Hand gestoppt. Wieder streicht Rühls weiche Flanke am Tor vorbei und Fuchs verfehlt den Ball nur knapp mit dem Kopf. Vogel hat seine alte Sicherheit in diesem Spiel völlig wiedergefunden. Weit geht sein Abschlag in den Sturm, kraftvoll fahren Fuchs und Schulmeyer zwischen die Verteidigung. Schulmeyer behält den Ball und sein flacher Schuß bringt die Wiesbadener 1:0 in Führung. Nach Halbzeit hat bei der Eintracht Stubb mit Leis und Knapp mit Möbs getauscht. Sofort sind die Gelben wieder im Angriff. Energisch setzt sich Hombach II im Kampf gegen Gramlich durch. Seine Flanke verlängert Fuchs mit dem Kopf an Schulmeyer und dieser ist in der zweiten Minute nach Halbzeit zum zweiten Male erfolgreich. Eine grobe Unsportlichkeit von Groß hat dessen Herausstellung zur Folge. Das gibt dem an sich schon geminderten Kampfgeist der Eintracht vollends den Todesstoß. Noch einmal stürmt Schulmeyer unaufhaltsam gegen das Frankfurter Tor. Seine Abgabe kommt zu Hombach, aber dessen Schuß mißglückt. Da nimmt der in höchster Not zur Abwehr herbeibrausende Stubb den Bal selbst mit ins Tor und gleich darauf steht es sogar 4:0. Der auf halbrechts gelaufene Hombach II nimmt eine weite Durchlage von Linn auf, setzt sich gegen die Verteidiger durch und jagt den Ball von halbrechts mit dem linken Fuß ins Netz. Die gesamte Wiesbadener Elf kämpfte mit einem Schwung und einem Einsatz, demgegenüber das Einzelkönnen der Frankfurter verblassen mußte. Wolf hat durch seine glänzenden Leistungen in der ersten Halbzeit dem Spiel seine entscheidende Wendung gegeben. Hätte die Eintracht hier Tore erzielt, dann glauben wir nicht, daß der Sieger Sportverein geheißen hätte. In der Verteidigung hat sich Vogel wieder voll gefunden. Er lieferte im Verein mit dem gewohnt guten Debus ein glänzendes Verteidigerspiel. Mittelläufer Habermann stand in allerbester Form zwischen den beiden und an ihm brachen sich die Angriffe des Frankfurter Innensturms. Hombach und Siebentritt übertrafen ihre beiden großen Gegenspieler Gramlich und Mantel in der Wirksamkeit der Spielweise. Was die beiden Frankfurter ihnen an technischem Können voraus hatten, das ersetzten die beiden Wiesbadener durch vollsten körperlichen Einsatz und eine bewundernswerte Hingabe. Der Wucht und Angriffsfreudigkeit der Schulmeyer, Fuchs und Hombach II hatte der Frankfurter Sturm nichts an die Seite zu stellen. Schulmeyer war wohl der gefährlichste Stürmer auf dem Feld, Fuchs und Hombach II gaben ihm kaum etwas nach. Rühl und Linn spielten unauffälliger, aber auch sie waren in bester Verfassung. Die Eintracht hat das Spiel in dieser Höhe nur durch das Fehlen jeglicher Kampfmoral verloren. Es war traurig, zu sehen, wie die Mannschaft, die solche Einzelkönner in ihren Reihen hat, nach der 2:0-Führung der Wiesbadener immer mehr auseinanderfiel. Das unauffällig ruhige und gleichmäßige Spiel des Drittverteidigers Fürbeth konnte uns insgesamt noch am meisten überzeugen. Mantel war sicherlich zeitweise im Aufbau ganz groß, aber sein Einsatz in der Zerstörung ließ viel zu wünschen übrig. Im Sturm war der etwas schwerfällig gewordene Ehmer auf Rechtsaußen fehl am Platz. Die übrigen Stürmer sind zweifellos technisch große Könner. Vor allem Knapp konnte im Aufbau des Spiels unbedingt überzeugen. Aber der Abschluß der Angriffe, der krönende, sichere Torschuß, das kraftvolle Sichdurchsetzen fehlte ihnen allen. So wird denn auch das Ergebnis, selbst in dieser Höhe, dem Spielverlauf gerecht. (aus dem 'Frankfurter Volksblatt' vom 14.09.1936)
Neuling schlägt Eintracht 4:0 [...] I. Die Lage Eine glänzende Bestätigung der Papierform. Die Papierform wurde sozusagen betonfest untermauert. Die Kampfmannschaften siegten auf der ganzen Linie. Ehe die Spiele begannen, waren wir uns klar, daß das Trio der Draufgänger Wormatia, Kickers Offenbach, Pirmasens zäh und fleißig dem fernen Ziel zustreben werde, daß der Sportverein Wiesbaden der große Außenseiter des Rennens sei und daß der Fußballsportverein Frankfurt seine Leute besser beisammen habe, als seit Jahren. Bitte — und hier ist der erste Sonntag! Mit einem heftigen 4:0-Sieg des Sportverein Wiesbaden über die technische Favoritenelf im Gau, Eintracht Frankfurt. 4:0-Ergebnisse erlebt die Eintracht in jeder Spielzeit. Im Vorjahr wurde sie so auf dem Bieberer Berg überrumpelt, heuer steht der Schock am Start. Die Ladung ist kräftig, aber sie zeigt, daß nur gewinnt, wer schießt. Der SVW. hat sich gewandelt. Er ist früher Jahre hindurch in Schönheit gestorben. Seit der Böllerer Fuchs bei ihm Mittelstürmer spielt, kommt Schulmeyers Fleiß erst recht zur Wirkung und der Mittelläufer Habermann kann, wie man in Südwest weiß, mehr, als er in Leipzig verriet. (aus dem 'Fußball' vom 15.09.1936)
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