Union Niederrad - Eintracht Frankfurt

Gauliga Südwest 1934/35 - 17. Spiel

3:2 (2:2)

Termin: 24.02.1935
Zuschauer: 3.000
Schiedsrichter: Multer (Landau)
Tore: 0:1 Karl Ehmer (23.), 1:1 Kirsch (24.), 1:2 Bernhard Leis (30.), 2:2 Sack (33.), 3:2 Sack (58.)

 

>> Spielbericht <<

Union Niederrad Eintracht Frankfurt

  • Blickhan
  • Bonfig
  • Kolter
  • Pflug
  • Kirsch
  • Leichter
  • Sack

 


 

Trainer
Trainer

 

 

 

[...] Im letzten Frankfurter Derby, Niederrad gegen Eintracht, siegten die Niederrader 3:2. Ihr Sieg war verdient und offenbarte deutlich die Schwächen des Eintrachtspiels. Der guten alten Eintracht fehlt es ganz einfach am Willen und am Training. Man kann noch Fußball spielen, besser als die meisten anderen, aber man gibt sich keine Mühe... Man macht schlapp und kann sich nicht mehr einsetzen. Man hält kein Tempo aus und läßt die Flügel hängen. Das ist die Eintracht.

Angesteckt von der allgemeinen Wurstigkeit hat Torwart Siebel seine Form verloren. Er verschuldete zwei Treffer. Zipp überschreitet nie ein gefahrloses Schrittempo und würde jeder Alteherrenmannschaft zur Zierde gereichen. Im Sturm denkt man an frühere, bessere Zeiten, während die gegnerischen Verteidiger an die reale Wirklichkeit erinnern. Nur Gramlich und Monz arbeiten recht schön jeweils für drei. Die übrigen sind wahrscheinlich jeweils der Meinung, daß sie zu jenen Dreien gehören, für die Gramlich und Monz arbeiten. Der Eintracht tut die alte, harte Schule Böer wieder einmal Not. Dann ginge es schon wieder... (aus dem 'Fußball' vom 26.02.1935)

 

 


 

Was kostet der Eintracht Ruhm

Er kostet immer noch ... nur eine Portion größere Kampflust, verbunden mit einem Quentchen Glück, dann zerstiebt er. Er kostete in Niederrad ein plötzliches Ausrutschen und Hinsetzen Stubbs ... da stob wie ein Wind der „kleine Brocken Pflug" davon und schoß den Ball vors Tor und es gab ein Gedränge, und das war der Ausgleich. In derselben Minute, 30 Sekunden früher, hatte die Eintracht nach lange überlegenem, feldbeherrschenden Spiel durch Ehmerköpfler aus Lindnerflanke die Führung gewonnen. Zerronnen war sie im gleichen Atemzug.

Noch wirkte eine Weile der Zauber der großen Eintracht-Läuferleistungen. Noch einmal ging der Gast in Führung. Diefenbach flankte über das Feld zur Mitte und fast aus der Luft nahm Leis den knapp über die Pfützen streichenden Ball und hieb ihn unsäglich schön, als bestes Tor des Tages, ins Gehäus. Und Kirsch wurde weiter von Tiefel bewacht. Aber die Union wurde in dem Maße besser, in welchem Stubb den Rechtsaußen Pflug vernachlässigte, der Unions weitaus stärkster Spieler war. Er sah in der 33. Minute eine Lücke, schon stieß er durch, schon war auch Sack da und mit ihm der Schuß und das 2:2.

Nach der Pause lockerte das Spiel sich noch auf. Die Niederräder waren in Stimmung, sie hatten Laune und Lust, und die Eintracht kämpfte verkrampfter, ihre Schönheit im Spiel half nichts, denn Niederrad machte es, wie es Bornheim wenige Sonntage früher getan hatte: man zerriß das Eintrachtspiel durch weiträumiges Draufgängertum. Mit der Eintracht darf man nicht spielen, nicht kombinieren wollen, dann ist man verloren. Denn das kann die Eintracht besser. Union war in dieser zweiten Hälfte die gefährlichere Elf, sie gewann nicht unverdient, aber sie gewann mit dem unbefriedigendsten Tor. Siebel lag auf der Erde und hatte den Kirsch-Schuß gefangen. Sack trat den Ball ins Netz, den Siebel nicht fest genug gehalten hatte. Dieser Siebel hat sich übrigens in Frankfurt nicht recht akklimatisiert. In Kastel sah ich ihn stets in größerer Verfassung. Monz war eine feine Antriebskraft. Vielleicht bekommt er bald den Somborner Weigand neben sich, der ein gutveranlagter Mittelstürmer sein soll. Aber Ehmer war nicht übel; miserabel nur im Nahkampf.

Unions Stärken? Blickhan in grellgrünem Sweater. Die Eisenverteidigung Bonfig-Kolter. Mittelmaß die Läufer. (Die bei Gramlich sahen, wie man ideal Läufer spielt.) Im Sturm Pflug der Beste. Leichter aber stärker alt seit Monden.

3000 guckten zu. (aus dem 'Kicker' vom 26.02.1935)

 

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