FSV Frankfurt - Eintracht Frankfurt |
Gauliga Südwest 1934/35 - 3. Spiel
3:3 (1:2)
Termin: 21.10.1934
Zuschauer: 12.000
Schiedsrichter: Best (Höchst)
Tore: 0:1 Karl Ehmer (14.), 0:2 Hans Stubb (31., Elfmeter), 1:2 Siebel (33., Eigentor), 2:2 Schuchardt (57.), 3:2 Knapp (63., Elfmeter), Willi Lindner (66.)
FSV Frankfurt | Eintracht Frankfurt |
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Trainer |
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Eintracht führte schon 2:0... Aber F.S.V. holte im alten Energiestil auf — Ende 3:3 — 12.000 sehen ein faires Lokal-Derby — Stubb blendend, aber leichtsinnig und herausgestellt — Gramlich groß in Form — Ehmer kommt wieder! — Bornheimer können wieder fighten. Frankfurt, 21. Oktober Das Frankfurter Derby übt seine Anziehungskraft immer noch, oder besser gesagt, immer wieder aus. Trotz Volksflugtag mit Fieseler und Udet war der Platz am Bornheimer Hang restlos gefüllt. Infolge seines allerdings geringen Fassungsvermögens wird die Zuschauermenge auf etwa 12.000 zu schätzen sein. (Die Zeiten der 30- und 40.000 beim Derby sind immerhin noch recht fern). Schicken wir voraus, daß dieses Spiel — im Gegensatz zu den unerfreulichen Szenen des Vorsonntags — in anständigem Rahmen verlief. Die Zuschauer waren sogar begeistert. Sie hatten auch alle Ursache dazu. Denn wenn das Treffen spielerisch keine Sonderklasse bot, vielmehr Mittelmaß kaum überschritt, so ließ es doch an kämpferischem Einsatz und Dramatik nichts zu wünschen übrig. Man überlege nur: Eintracht führt 1:0, 2:0, dann kommt überraschend das 2:1. 2:2, 2:3 und schließich doch wieder 3:3! Die zweite Halbzeit war besonders Kampf, nochmals Kampf und immer wieder Einsatz bis zum äußersten seitens des Sportvereins, bei dem die alte Tradition erwacht zu sein schien. Die Eintracht kam aus dem Staunen gar nicht heraus und verspielte einen beim 2:0-Stande sicher scheinenden Sieg. Aber das ist Fußball. Eine Elf darf die Flinte nie ins Korn werfen. Kämpferischer Einsatz, mit einem Worte „Herz", rentiert sich immer. Wenn es nicht Punkte bringt, dann wenigstens Sympathien. Eintracht: Siebel
Sportverein: Schiedsrichter Best-Höchst. Tore: 14. Minute Ehmer, 31. Minute Stubb (Elfmeter), 33. Minute Selbsttor der Eintracht; nach Halbzeit 12. Minute Schuchardt, 18. Minute Knapp (Elfmeter), 21. Minute Lindner. Beide Mannschaften hatten Ersatz einstellen müssen. Die ziemlich mitgenommenen Bornheimer mußten auf ihren Mittelläufer Schweinhardt verzichten, was bedeutend mehr wog als das Fehlen von May und Wolf, die gut ersetzt waren. Besonders der Torwart Blaimer vertrat Wolf — wie schon oft — so ausgezeichnet, daß er eher als Verstärkung anzusehen ist. Die Eintracht kam verstärkt durch Torwart Siebel, der inzwischen Spielerlaubnis erhalten hat, jedoch mit Ersatz für Trumppler, Monz und Möbs. Der Sturm litt sehr darunter. Ehmer, der sich wieder einspielen dürfte, braucht Nebenleute, die ihn ins Spiel bringen. Das waren aber die ganz ungenau zuspielenden Loos und Pettinger keineswegs. Auch die Flügel litten darunter. Pettinger und Loos zudem für den Sturm viel zu langsam. Sie werden wohl Möbs und Monz, sobald diese spielen können, wieder Platz machen müssen. Dann allerdings steht der Eintrachtsturm recht vielversprechend! Zu Beginn des Spieles schien es so, als ob die ausgeruhte Eintracht ihren Gegner überrennen würde. Sie spielte klar überlegen, mit sicherer, selbstbewußter Ruhe. Großartige Spieler wie Stubb und Gramlich, dann aber auch Ehmer erinnerten mit ihrer Spielweise an jene glanzvolle Eintrachtmannschaft vergangener Jahre, deren Stützen sie schon damals waren. Fußballsportverein versuchte es dagegen mit Einzelvorstößen, die mit Energie geladen waren. Das gab Siebel, dem neuen Eintrachttormann, Gelegenheit, seine große Klasse unter Beweis zu stellen. Man kann heute wirklich sagen, daß die Hintermannschaft der Eintracht ganz erstklassig ist. Nur müßte sich Stubb seine leichtsinnigen Vorstöße in die gegnerische Spielhälfte abgewöhnen. Der Eintrachtsturm gewann das allgemeine Vertrauen als Ehmer in der 14. Minute ein hübsches Tor erzielte. Dieses entschlossene Ausnützen einer Chance war im Eintrachtsturm eine Seltenheit geworden. Auch als Ehmer mehrfach zu „tanken" begann, da gewann der Eintrachtsturm wieder das Zutrauen seiner Anhänger. Der Ehmer ist wieder da, haben manche erleichtert aufgeatmet, jetzt gibt es wieder Tore! Aber der Ehmer allein kann es auch nicht schaffen. Außerdem muß er sich wieder einspielen. Immerhin, er ist da, nachdem ihn seine Blinddarmgeschichte übermäßig lange vom Spielfeld ferngehalten hat. Eintrachts Führung wurde verdient zu einem 2:0 als Lindner in aussichtsreicher Position regelwidrig gestoppt, einen Elfmeter herbeiführte. Vielleicht war die Entscheidung etwas hart. Aber Best-Höchst war mit Strafstößen freigebig, wie wenn es gelte, damit ein gutes Werk zu tun. Gleich darauf wurde jedoch Siebel bei einem Eckball abgedrängt und klatschte den Ball nur noch ins eigene Netz ab. Nach Halbzeit gaben die Bornheimer alles aus sich heraus. Der demnächst studienhalber nach München verziehende Knapp gab einen ausgezeichneten Ersatzmittelläufer ab, dessen Aufgabe durch die Ungenauigkeit des Eintrachtinnentrios allerdings erleichtert wurde. Schwarz-blau drängte. Tore mußten fallen und sie fielen auch. Ein herrliches Tor von Schuchardt. Dann ein Elfmeter wegen Handspiels (Tiefel war angeschossen worden). Sportverein führte. Jetzt verstanden die Bornheimer es nicht mehr, den möglichen Sieg durch einen vierten Treffer sicherzustellen. Sie erlahmten, während die Riederwälder eine unverdiente Niederlage unter keinen Umständen hinnehmen wollten. Der überragende Gramlich war es auch, der den Ausgleich vorbereitete. Auch das Siegestor schien bei einem Durchbruch Ehmers noch heranzureifen, doch der Schuß des bedrängten Mittelstürmers ging knapp daneben. Das 3:3 ist auch gerecht! Zum Schluß des Spiels wurde noch Stubb wegen Reklamierens herausgestellt. Dazu ist allerdings zu sagen, daß sich der Schiedsrichter merkwürdigerweise in eine Diskussion mit ihm einließ und statt beruhigend auf ihn einzuwirken ihn mit Zurufen reizte wie „kaufen Sie sich doch eine Brille, damit Sie besser sehen können". Das sagt der Schiedsrichter zum Spieler und wundert sich, daß es nicht widerspruchslos eingesteckt wird! Wann bekommen wir endlich Schiedsrichter, die es verstehen, Spieler richtig zu behandeln und nicht selber Nervenbündel sind. Gerade die unerschütterliche Ruhe macht die Autorität der viel bewunderten englischen Schiedsrichter aus. Dieser Hinweis mag dazu dienen, den Fehler einmal an dieser Stelle zu suchen. D.C.E.L. (aus dem 'Fußball' vom 23.10.1934)
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