FSV Frankfurt - Eintracht Frankfurt |
Freundschaftsspiel 1934/35
2:5 (1:2)
Termin: 19.08.1934 am Bornheimer Hang
Zuschauer: 8.000
Schiedsrichter: Mangold (Griesheim)
Tore: 1:0 Schuchardt (13.), 1:1 Pettinger (30.), 1:2 Karl Monz (38.), 1:3 Pettinger (52.) , 2:3 Schweinhardt (Elfmeter), 2:4 Karl Ehmer, 2:5 Karl Monz
FSV Frankfurt | Eintracht Frankfurt |
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Eintracht schlägt vor 8000 den Fußballsportverein 5:2. Irgend jemand hat kürzlich einmal das Gerücht aufgebracht von einer — man möchte fast sagen: drohenden — Fusion von Eintracht und Fußballsportverein Frankfurt. Gewiß, unseren Fußballvereinen geht es heute nicht mehr so gut, wie sie früher meinten, daß es ihnen ginge. Man kann heute nicht mehr so gut mit den Hundertmarkscheinen herumwerfen, wie das einmal zu einer Zeit der Fall war, in der die Schieber in den Vereinsvorständen herrschten, und der Starke ist auch nicht immer am mächtigsten allein, aber es ist noch lange nicht gesagt, daß zwei große Vereine durch einen Zusammenschluß einen ganz Großen ergeben. Oft ist sogar das Gegenteil der Fall! Darüber hinaus steht aber auch fest, daß gerade im Fußball eine kräftige, sportlich allerdings einwandfreie Konkurrenz nur befruchtend wirkt. Ebensowenig wie Bayern und 1860, wie Fürth und Nürnberg, wie Hertha-B.S.C. und Tennis-Borussia wegzudenken wären, ebensowenig ist das mit Eintracht und Sportverein der Fall. Sie können sich mit jedem andern vereinigen, nur nicht miteinander. Die Lokalspiele großer Gegner bleiben nach wie vor die zugkräftigsten Spiele. Kein anderer Kampf hätte am Wahltag vermochte fast 8000 Zuschauer nach Bornheim zu locken. Um es vorweg zu sagen: Die Eintracht gewann. Sie schlug ihren alten Rivalen, den Fußballsportverein 5:2, aber sie war keineswegs nun auch in diesem Maße überlegen. Im Gegenteil, die Bornheimer hatten gut Zweidrittel des Spiels für sich, sie zeigten auch bis zur Pause sehr schönes Zuspiel, aber als es ans Kämpfen Mann gegen Mann ging, da hatten sie nichts mehr zu bestellen, da versagten ihre Nerven, während die viel siegeslustigeren Eintrachtler stets ruhig blieben und alle Schwächen des Gegners aufnutzten. Deprimierend wirkte auf den Fußballsportverein der Schiedsrichter, der zweimal vergaß, abseits zu pfeifen, was den Fußballsportverein jedesmal einen Verlusttreffer kostete. Die erste Spielhälfte war schön und zeitweise auch überaus spannend. Die zweite aber wurde zu einer Art Punktkampf, und auch hier wieder ließ der Schiedsrichter viel zu wünschen übrig, sodaß manches vorkam, was besser unterblieben wäre. Natürlich konnte man vom ersten Spiel der neuen Saison nicht viel verlangen. Die Fußballfanatiker allerdings wurden voll befriedigt...! Eintracht trat erstmals wieder mit ihren alten Kämpen Dietrich und Ehmer an, bei Fußballsportverein probierte man — ich weiß nicht, zum wievielten Male — nacheinander Schuchardt und Schlagbauer als Sturmführer aus. Die Mannschaften standen: SportvereinWolff Lindner Pettinger
Heil Monz
Ehmer Eintracht
Nach der Pause änderte sich das Bild sehr. Aus dem Spiel wurde ein Kampf, und hier hatte bald die Eintracht die Oberhand. Zwar konnte Sportverein durch einen von Schweinhardt verwandelten Handelfmeter ein Tor aufholen, aber dann erzielte die Eintracht zwei wohl in der Ausführung schöne Tore, bei denen aber der Schiedsrichter vorher Abseitsstellungen von Lindner übersehen hatte. Ehmer und Monz waren die Torschützen. Über die Mannschaften selbst ist noch wenig zu sagen. Hervorzuheben ist das schöne Spiel Schweinhardts, die gute Taktik und Technik Dietrichs und die hervorragende Arbeit der Eintracht-Läuferreihe. (aus dem 'Fußball' vom 21.08.1934)
Wieder einmal Frankfurter Derby Eintracht - FSpV. 5:2 Wir hatten uns das viel schöner gedacht: einen Saisonaufklang mit allen Fußballherrlichkeiten. Der Rahmen war da. Trotz Wahltag, trotz Rennen in Niederrad standen 8000 am Bornheimer Hang. Die Mannschaftsmaschinen holperten noch arg. Es krachte und knirschte in allen Fugen. Auf eine kurze Formel gebracht, läßt sich das Ergebnis so übersetzen: Eintracht darf sich nicht darauf ausruhen, der Fußballsportverein braucht nicht deprimiert zu sein. Er griff stärker an. Er hatte mehr vom Spiel. Bis ein paar Minuten vor Schluß stand sein Eckenverhältnis noch 8:3 und damit war ungefähr die Verteilung des Feldspiels ausgedrückt. Warum aber wurde dann Bornheim bezwungen? Weil die Eintracht die größere Linie im Spiel hatte und weil ihre Stürmer besser schossen. Und warum wurde Bornheim so hoch bezwungen? Weil der Schiedsrichter Mangold aus Griesheim gräßliche Abseitssachen durchgehen ließ. Beim 3:2-Stand für die Einbracht flankte Lindner in klarster Abseitsstellung und daraus wurde Tor. Er flankte kurze Zeit darauf abermals abseits, diesmal standen zwei weitere Leute neben ihm gleichfalls abseits und wieder ruhte die Pfeife und wieder wurde es Tor. Manche Ergebnisse klingen so klar; man versteht sie nicht. Wenn man aber dabei war, sind alle Rätsel gelöst. Es wurde auch schon ganz schön draufgetreten an diesem sonntäglichen Saisonbeginn. Der graue Himmel über dem stillen Bornheim brauchte sich nicht zu verhüllen, weil ers schon getan hatte. Aber es ging mitunter „druff unn dewedder", als befände man sich im entscheidenden Meisterschaftsspiel. Das legte sich indessen, als das Tempo mit dem Beginn der zweiten Hälfte nachließ, was wild war besänftigte sich und außer einer Verwarnung W. Mays brauchte Herr Mangold keine Widerspenstigen zu zähmen. Ein Glück, vor allem ein Glück auch für Herrn May, daß dieses Foul keine anderen folgen hatte. Der Bornheimer Verteidiger war dem frei dahinbrausenden Lindner nachgerannt und hatte ihn beinstellend hingeworfen, daß man glaubte, die Knochen krachen zu hören. Das aber war noch in der ersten Halbzeit; nach der pause mäßigte man sich und pianissimo endete, was fortissimo begonnen hatte. Was ist denn eigentlich los mit den beiden Frankfurter Großvereinen? Sie experimentieren noch. Eintracht kam mit Ehmer als Rechtsaußen und mit Dietrich als rechtem Verteidiger, sie kam ohne Möbs und das war ein mächtiges Manko. Der Fußballsportverein erschien gerundeter und fertiger. Er hatte die erste Viertelstunde fast völlig für sich und in drei Minuten mußte Wolf dreimal aufpassen. Dieser Wolf geriet aber, nachdem er zum erstenmal geschlagen war, in einen Zustand sonderbarer Verdrossenheit und spielte dann mit einem so sträflichen Phlegma, daß er helle Empörung erregte. Noch war es nicht so weit, noch führte Bornheim. In der 13. Minute hatte der von Leis und Dietrich bedrängte Schuchardt saftig eingeschossen und es dauerte bis zur 30. Minute, ehe Eintracht zum Ausgleich kam. Eben war sae noch bedrängt gewesen, da lief ein Angriff alter Klasse zusammen, er endete in einem Strafstoß, von W. May verschuldet, es gab ein großes Durcheinander. Monz schoß, der Ball kam zurück und Pettinger schob ihn zum Ausgleich ein. Sieben Minuten vor der Pause schoß Lindner lang aber heftig, Wolf hielt ungeschickt den Fuß hin, Monz gab dem Ball mit der Ruhe eines Rentiers den Rest. Pfiff zur zweiten Hälfte! „Zum Teufel ging der Spiritus, das Phlegma ist gegeblieben!" Bornheim hat Schlagbauer in die Mannschaft genommen, er spielt Halbrechts und Knapp wandert nach Linksaußen. Man kann nicht sagen, daß die blauschwarze Elf nach der Pause besser gespielt hätte. Solche Umänderungen sind sehr riskant; sie bewähren sich selten. Die Eintracht schnürte auch jetzt dem Gegner nicht ein, aber sie wurde mit jedem Vorstoß gefährlicher. Die Flügel wachten auf. Ehmer war in der ersten halben Stunde von Fischer völlig matt gestellt worden, aber dann ging dem die Puste aus, seine Leiblichkeit war auch hinfort noch auf dem Feld, aber sie bedeutete kein Hindernis für Ehmer mehr. Lindner kam gleichfalls auf Touren und so wurde es mit der Eintracht besser. Sie hatte schon in der 6. Minute nach dem Wechsel 3:1 erzielt. Pettinger hatte eine Lindnerflanke stracks verwandelt. Tiefel machte ein Hände und den Elfer schob Schweinhardt mit erfreulicher Präzision zum 3:2 ein, aber dann geschahen die zwei Lindnerschen Abseitsläufe und seine Flanken, deren eine durch Ehmers Köpfler, die andere durch Monzens Schuß das 5:2 herstellten. Fast immer geschah dies aus Drangperioden Bornheims heraus und kurioserweise fiel dann, als Eintracht wirklich in ein löbliches Spiel kam, Ecke um Ecke aufholte, kein einziger Treffer mehr. Es wird an beiden Mannschaften noch herumgebosselt werden. Eintracht ist ohne Möbs unvorstellbar und der neue Läufer Knack wirkte in vielen Lagen primitiv und überhastet. Ehmer fühlte sich als Rechtsaußen natürlich auch nicht auf idealem Posten, aber er könnte sich dort einspielen. Ob Dietrich — der in Bedrängnis leicht nervös und unsicher wird — in der Elf bleibt, muß man abwarten. Viel Freude machte Monz, machte Gramlich. Des Fußballsportvereins Schwächen lagen bei Wolf — der zwei Tore verhindern mußte —, bei Fischer, der nicht über die Distanz kam, bei der Umstellung aber vor allem, die sich nicht bewährte und die Elf verwirrte. Jan Jansen.
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