Eintracht Frankfurt - FK Pirmasens |
Gauliga Südwest 1933/34 - 11. Spiel
3:4 (2:3)
Termin: 17.12.1933
Zuschauer: 2.000
Schiedsrichter: Schlemmer (Karlsruhe)
Tore: 1:0 Willi Lindner (8.), 1:1 Hergert (13., Elfmeter), 2:1 Rudolf Gramlich (28.), 2:2 Hergert (30., Elfmeter), 2:3 Mayer (38.), 2:4 Brill (66.), 3:4 Rudolf Gramlich (75.)
Eintracht Frankfurt | FK Pirmasens |
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Trainer | Trainer |
Frankfurter Echo Eintracht Frankfurt — FC. Pirmasens 3:4 (2:3) "Der Gerechte muß viel leiden Dieser (nach meiner unmaßgeblichen Kenntnis) aus der Bibel stammende Ausspruch erfüllte sich am Sonntagnachmittag wieder einmal auf dem Eintracht-Sportplatz am Riederwald, und der, so um seines „Namens" willen leiden mußte, war ein Mann namens Schlemmer aus Karlsruhe, dem gleichzeitig das undankbare Amt des Schiedsrichters oblag. Herr Schlemmer hat früher einmal etwas mit der „Eintracht" gehabt! man sagt ihm nach, daß er die „Eintracht" — na ja, Sie wissen schon ..! Als auf der Tribüne der Name Schlemmer bekannt wurde, sickerte das natürlich durch (Motto: Einer sagt es dem andern!), und schon war Herr Schlemmer durchgefallen. Er mußte also tatsächlich leiden „um seines Namens willen". Es war natürlich auch noch verschiedenes andere da, was den Zorn der „Fans" herausforderte; aber so schlimm war das wirklich nicht. Man kann Herrn Schlemmer ruhigen Gewissens bestätigen, daß er nicht schlechter (aber auch nicht besser) als viele andere Pfeifenleute vor ihm auch schon leiteten, und daß es nur einmal einen Fall gab, der vielleicht hätte Zweifel erregen können. Aber da muß ich schon sagen (ich gehöre da zu einer vielleicht etwas altmodischen Richtung), daß man in solchen Fällen schon die Entscheidung dem Schiedsrichter überlassen muß, dem man schließlich auch soviel anständige Gesinnung, wie sie jeder der Schreier (selbstverständlich!!!) für sich in Anspruch nimmt, zubilligen muß. Die Sache begab sich so. Die „Eintracht" kam anfangs gar nicht ins Spiel und es dauerte immerhin etwa sieben Minuten, bis der Pirmasenser Torwart zum erstenmal eingreifen mußte. Gleich darauf, in der 8. Minute, fiel schon das erste Tor für die „Eintracht". Trumpler hatte eine schöne Flanke gezogen, die zu dem frei halblinks stehenden Lindner kam, der seelenruhig an die Innenseite des linken Pfostens schoß, von wo der Ball ins Tor spritzte: 1:0 für Frankfurt. Fünf Minuten später stand es schon 1:1. Die Pirmasenser waren im Angriff, in der Eintracht-Verteidigung zögerte man, wurde überspielt, Schmitt lief dann heraus, aber über ihn hinweg köpfte ein Pirmasenser aufs verlassene Tor. Ob nötig oder nicht — jedenfalls schlug ein Eintrachtler den Ball mit der Hand fort, wofür es natürlich einen Elfer gab, den Hergert einschoß. An dieser Entscheidung gab es nichts zu rütteln, trotzdem gab es schon Meuterer dagegen. Knapp eine Viertelstunde später kam ein von Trumpler als Flanke gemünzter Ball direkt aufs Tor. Schaumburger springt nach dem Leder, aber gleichzeitig war Gramlich da und der Ball lag im Netz: 2:1 für Frankfurt. Bei den Gästen behauptet man, G. habe mit den Händen nachgeholfen: sicher war aber, daß Herr Schlemmer das Tor anerkannte. Zwei Minuten später hieß es schon wieder 2:2, und zwar erneut durch Elfmeter. Pirmasens hatte gut angegriffen. Der Ball ging im Eintracht-Strafraum hin und her, es gab ein Gewühl und dann einen Elfmeter. Konzession sagen die einen, Schiebung die anderen. Sicher ist, daß der Pirmasenser Mittelstürmer Wagner ins Stolpern kam und der Halblinke Lutz plötzlich im Strafraum am Boden lag. Von Nichts soll bekanntlich nichts kommen, und wenn der ziemlich nahe dabei stehende Unparteiische Anlaß zum Pfeifen sah, so muß er gewußt haben, was er zu tun hatte. Vielleicht war die Entscheidung zu hart: aber Grund, daraus nun dem Unparteiischen einen Strick zu drehen, bestand nicht. Aber der Mann hieß Schlemmer usw. usw. Jedenfalls gab es von Jetzt ab starke Opposition gegen ihn. Acht Minuten später führte Pirmasens 3:2. Der schön freigespielte Linksaußen Mayer hatte einen wuchtigen Schuß unter die Querlatte gejagt. So blieb's bis zur Pause. Nach Wiederbeginn hatte Pirmasens gleich zwei schöne Chancen, aber Schmitt im Eintracht-Tor war im Bilde. In der 66. Minute mußte er sich aber doch geschlagen bekennen. Ein von Brill geschossener Ball sprang ihm aus (den sicher gefrorenen) Händen und es stand 4:2 für Pirmasens. In der 75. Minute schießt Gramlich das dritte Tor für Frankfurt - nebenbei die beste Stürmerleistung des Tages. Die „Eintracht" setzte nun alles auf eine Karte, sogar Stubb und Tiefel stürmen. Die letzte Viertelstunde gehört jedenfalls klar der „Eintracht". Dauernd liegen die Rot-Schwarzen vorm Gästetor, aber dort stemmt man sich verbissen entgegen und hält das Ergebnis mit viel Glück. Eckenstand am Schluß 4:3 (1:0) für Pirmasens. Pirmasens hat das Spiel verdient gewonnen und die „Eintracht" — unverdient verloren. Es war eines jener Treffen, wo sich die Gegner gleichwertig sind und etwas Glück mit entscheidend ist. An sich wäre ein Unentschieden auch der gerechteste Ausgang gewesen. Das Spiel war flott und spannend bis zuletzt, vor allem die letzten 15 Minuten boten dramatische Momente. Leistungstechnisch war es wohl das bisher beste in Frankfurt ausgetragene Treffen des Gaues 13. Schade, daß nur etwa 2000 Zuschauer da waren. „Silberner Sonntag" und die Kälte haben beide Vereine um viel Geld gebracht. Pirmasens spielte besser wie vor acht Tagen in Offenbach. Die Mannschaft war im Sturm durch Wagner und in der Läuferreihe durch Kolb verstärkt; beide Spieler waten wirkliche Verstärkungen. Hinzukam, daß die etwas größeren Ausmaße des Eintrachtplatzes auch eine bessere flache Zusammenarbeit ermöglichen, was auch beiderseits ausgenützt wurde. Jedenfalls präsentierte sich der Pirmasenser Sturm in ganz anderer Form wie vor acht Tagen, und die Läuferreihe darf in dieser Besetzung wohl als eine der stärksten im Gau 13 bezeichnet werden. Hergert war wieder recht gut, aber auch seine Nebenleute (Kolb, Weilhammer) standen ihm wenig nach. In der Verteidigung war Johannesen wieder gut in Fahrt. Schaumburger im Tor hielt sich brav. Als Mannschaft ist Pirmasens jedenfalls keine Idee schwächer als unsere beiden Frankfurter Mannschaften. Die „Eintracht" hatte wieder Lindner zur Verfügung und ihn auf Halblinks gestellt. Dafür fehlte von der in Ludwigshafen siegreichen Elf der Rechtsaußen Berger, für den Trumpler stürmte. Gramlich führte wieder den Sturm. Es war wie immer bei der „Eintracht": Namen, aber keine Mannschaft! Von hinten heraus klappte es ausgezeichnet, aber im Sturm fehlen die richtigen Leute. Von Trumpler bis zu Gramlich durfte man zufrieden sein, die Achillesferse lag auf der linken Seite Kron-Lindner. Dabei ist Kron noch nicht einmal der schwächste, seine Flanken sind nämlich stets gefährlich. Gramlich zeigte manche recht gute Sache, vor allem ist er stets im Strafraum und sorgt für Beunruhigung des Torwarts. Aber das alles ergibt eben noch nicht jene „Eintracht", die wir aus besseren Tagen in Erinnerung haben. Wir sind schwächer geworden in Frankfurt, während die anderen fast durchweg an uns herangekommen sind. Das Gesamtniveau ist aber damit nicht gehoben worden. effka. (aus dem 'Kicker' vom 19.12.1933)
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