Eintracht Frankfurt - FSV Frankfurt |
Gauliga Südwest 1933/34 - 9. Spiel
0:2 (0:0)
Termin: 03.12.1933
Zuschauer: 8.000
Schiedsrichter: Heß (Stuttgart)
Tore: 0:1 Sadtler, 0:2 Schuchardt (75.)
Eintracht Frankfurt | FSV Frankfurt |
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Trainer | Trainer |
FSpV. Frankfurt gewinnt das „Derby" Eintracht Frankfurt - FSpV. 0:2 (0:0) Wenn man das schöne Wörtlein „Derby" in wenigstens einigermaßen sachlichen Zusammenhang mit diesem Bericht bringen kann, so nur durch die Geräusche, welche dem ahnungslos außerhalb des Bretterzaunes vorübergehenden Wanderer geklungen haben mögen, wie das Gestampfe der bewußten „Rosse von Gravelotte". Es war aber nur das Getrampel der frierenden Presseleute und der etlichen hundert Tribünengäste, die sotane Vision erstehen ließen und welches hervorgerufen wurde durch einen gar häßlichen Nordost, der aus Richtung Rhön Spessart wenig lieblich über das Gelände am Riederwald blies. Trotzdem hatten sich doch noch 8000 Menschlein auf dem Eintrachtplatz eingefunden. Wir hatten angesichts der Verhältnisse bei einigermaßen normalem Dezemberwetter mit etwa 10000 Zuschauern gerechnet. Heute, nachdem einem in warmer Stube erst so recht dieses „stille Heldentum" des Zuschauens bei solchen Temperaturen zum Bewußtsein gekommen ist, darf man schon sagen, daß der Besuch doch recht gut war. Denn dieses Wetter war nicht normal und hat beiden Vereinen gut und gern 3—4000 Zuschauer gekostet. Immerhin wissen wir jetzt, woran wir mit den Zuschauerziffern in Frankfurt sind; gerade dieses Spiel ist eine Art Wertmesser. 5000 Zuschauer bei einem normalen Gauligatreffen werden schon als „sehr guter" Besuch gewertet werden müssen. Möglich, daß wärmere Frühjahrstemperaturen usw. bessere Besucherzahlen bringen; vorerst sieht der Schreiber dieses aber sogar Gefahr für das am 14. Januar in Frankfurt stattfindende Länderspiel gegen Ungarn. Erst wenn das Stadion ausverkauft sein wird, soll das alles gern zurückgenommen werden. Das war also wieder einmal das Frankfurter „Derby". Die Bornheimer gewannen mit 2:0, und das eigentlich nicht ganz erwartet. Man traute der „Eintracht" etwas mehr zu, zumal der Kampf auf dem Riederwaldgelände vor sich ging. Aber wie schon so oft — im Gau 13! — kam es wieder anders. Anfangs sah es auch gar nicht so aus. Die Eintracht zog recht forsch vom Leder und Wolf im Bornheimer Tor hatte allerlei Arbeit, zeigte sich aber von seiner besten Seite. Dann kamen aber die Blauschwarzen mehr in Fahrt, und als es der Pause zuging, war man schon vorsichtiger mit den Tips. Denn man sah plötzlich, daß die Bornheimer sich absolut nicht genierten und daß auf der anderen Seite beim Gegner doch größere Schwächen bestanden. Mit 0:0 und 2:1 Ecken für die Eintracht ging es in die Pause. Neben famosen Torwartparaden auf beiden Seiten, einem von Möbs fast von der Mitte aus geradewohl aufs Bornheimer Gehäuse geschossenen Ball, der fast über den verdutzten Wolf ins Netz gegangen wäre, und zwei Ruppigkeiten von Schuchardt und Leis, ist aus dieser Zeitspanne nichts weiter zu erwähnen. Nach der Pause gab es auch außer etlichen Ecken nicht allzuviel zu erwähnen, bis ... eben das erste Tor fiel. Knapp hatte einen weiten Strafstoß wunderschön vors Tor gegeben und Sadtler auf einmal an Schmitt vorbei zum 1:0 eingeköpft. Die Blauschwarzen kamen nun in Fahrt, und es hätte schon besonderer Umstände bedurft, das Ergebnis gegen sie zu korrigieren. Vorne griff man flott an, um aber auch gleich wieder hinten auszuhelfen, wenn der „Erzfeind" anstürmte. Eine Viertelstunde vor Schluß fiel dann die endgültige Entscheidung. Ein Eckball war von Knapp famos hereingetreten worden und Schuchardt besorgte aus dem Gewühl heraus den Rest. Fünf Minuten vor Schluß hätte Trumpler fast ein Tor erreicht, aber Wolf warf sich ihm in den Schuß und fing das Leder vom Fuß des Eintrachtlers ab. Wolf darf sich glücklich preisen, daß er nicht ernsthaft verletzt wurde; sein Vorgehen war gewiß tollkühn, aber von der Art, die zu selbstverschuldeten Verletzungen führen kann. — Bei dem 2:0 blieb es, da die Bornheimer Abwehr zu geschickt arbeitete. Ecken am Schluß 5:3 für den Sieger. Der Sieg des Fußballsportvereins ist absolut verdient. Die größere Energie der einzelnen Spieler gab den Ausschlag über einen teilweise technisch überlegenen, aber unproduktiv spielenden Gegner. Aus der Elf des Siegers stachen besonders hervor der glänzend aufgelegte Wolf im Tor und Knapp als linker Läufer. Die anderen Leute darf man durchweg als "gut" bezeichnen Das Spiel der Elf war mehr auf Nützlichkeit als auf Schönheit zugeschnitten und der Erfolg gab dem Sieger Recht. Hier die Namen der Sieger: Wolf; J. May, Nadler; W. May, Wühler, Knapp; Sadtler, Krock, Schuchardt, Heldmann, Fend. Die unterlegene Eintracht kämpfte insofern gehandikapt, als Stubb in letzter Stunde wegen einer Verletzung am Schienbein absagen mußte. Der ihn ersetzende Kron erwies sich als zu unbeweglich, und gerade das unvollkommene Spiel der Verteidigung trägt viel Schuld am Spielverlust. Dabei war Tiefel als Einzelspieler nicht schlecht. Schmitt im Tor kann man kaum etwas vorwerfen. In der Läuferreihe war Leis erst ganz ausgezeichnet, um später abzufallen. Gramlich spielte gleichmäßig gut, dagegen schien Mantel nicht immer die rechte Laune zu haben. Der Sturm kam anfangs schön auf, um dann abzufallen. Lindner wurde zu stark bewacht, und als Berger einige Schrägschüsse losgelassen hatte, ging ihm Knapp nicht mehr von den Fersen, so daß der Innensturm sehr wenig Flankenbälle bekam. War das aber der Fall, dann fuhren die blauschwarzen Verteidiger sofort dazwischen. An sich waren die Möbs, Trumpler, Behning gar nicht schlecht, aber es fehlte eben der letzte Schwung, der den Gegner wieder auszeichnete. Uebrigens hatte man auch den Eindruck, als ob Lindner auch nicht recht wollte, und Berger hatte verschiedentlich Chancen, war aber immer den bewußten „einen Schritt" zu spät. Alles in allem darf man jedenfalls sagen, daß die Tagesform den Ausschlag gab. Weiter ist eine Kritik auch nur unter Berücksichtigung der Bodenverhältnisse zu werten. Wenn der Boden so hart gefroren ist, daß der Ball die tollsten Fälschungen erhält und die Spieler mit Grauen an einen möglichen Sturz denken müssen, weiß man ja, was dabei oft herauskommt. Unter diesen Verhältnissen war das Spiel auch keineswegs so schlecht, wie es Leute (die selbst auf dem Felde die kläglichsten Figuren abgegeben haben würden) hier und da wissen wollen. Man muß dabei vor allem die oft ganz vorzüglichen Einzelleistungen berücksichtigen. Daß die Gesamt-Mannschaftsleistungen nicht mehr die früherer Jahre sind, wissen wir schon recht lange. Aber das ist nicht nur ein typisch Frankfurter Kummer, denn auch anderswo hat man seine Sorgen. Man soll zufrieden, sein mit diesem Spiel; wir haben schon schwächere „Derbys" gegesehen. Schiedsrichter war Heß vom VfB. Stuttgart. effka. (aus dem 'Kicker' vom 05.12.1933)
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