Kickers Oxxenbach - Eintracht
Frankfurt |
Gauliga Südwest 1933/34 - 5. Spiel
1:1 (0:0)
Termin: 22.10.1933
Zuschauer: 6.000
Schiedsrichter: Fritz (Oggersheim)
Tore: 0:1 Willi Lindner (85.), 1:1 Gerth (86.)
Kickers Oxxenbach | Eintracht Frankfurt |
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Trainer |
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Mit allen Tricks und Schikanen Kickers Offenbach - Eintracht Frankfurt 1:1 Ein Spiel zwischen diesen beiden alten Rivalen auf dem Bieberer Berg ist eigentlich noch nie viel anders gewesen als das an diesem 22. Oktober. Nur wenn die eine Partei einmal infolge irgendwelcher Umstände wirklich — auch der Papierform nach — schwächer war, kam es vor, daß der sich an diesem Tage als der Bessere zeigende sein überlegens Können auch auf dem Spielfeld dokumentieren konnte; und dann war das Spiel meist auch recht schön. Das liegt aber schon weiter zurück. Jetzt sind sich beide Gegner schon immer ziemlich gleichwertig - die Unterschiede liegen eigentlich nur im beiderseitigen Stil. Die Frankfurter spielen eleganter, ruhiger (um nicht zu sagen — pomadiger), und bei den Offenbachern sitzt mehr Tempo, mehr Feuer drin. Beide Mannschaften kennen sich auch viel zu genau; ergo setzt dann auch jede ihren Ehrgeiz darein, den Gegner sozusagen „zu beluern". Am Sonntag war das also geradeso. Es wurde gekämpft sozusagen um jeden Schritt breit Boden An der Somme und vor Verdun war es 1916 ähnlich: einmal hatten wir 100 Meter gewonnen und dann war wieder der Franzmann oder der Tommy drin. Geerbt hat aber keiner was Richtiges. Auf dem Bieberer Berg schien es auch so auszugehen. Da wurde eine Halbzeit lang gekämpft, daß es nur so eine Art war. Tore gab es aber keine und der Eckenstand lautete auch nur 1:1. Das besagt also, daß die Verteidiger beiderseits den Angreifern überlegen waren. Die zweite Halbzeit wurde auch nicht anders: Positionskämpfe mit gelegentlichen Vorstößen. Man machte sich schon mit dem Gedanken vertraut, daß auch das Ende so lauten würde; aber dann schien es doch, als ob ein Volltreffer die Entscheidung bringen würde. Der Eintracht-Rechtsaußen war plötzlich von Dietrich freigespielt worden, steuerte aufs Tor zu, wurde zwar heftig bedrängt, konnte aber doch den Ball nach links legen, und der auflaufende Lindner schoß zum 1:0 für die Eintracht ein. Das war fünf Minuten vor Schluß und man wähnte schon die Entscheidung. Aber noch war nicht eine Minute vorbei, als auch in der gegnerischen Verteidigung ein Volltreffer einschlug. Keiner zwar von den ganz groben Kalibern, aber immerhin gut genug, um die Schlacht wieder unentschieden zu gestalten. Es gab da plötzlich hart an der Frankfurter Strafraumgrenze einen Freistoß für die Offenbacher. Stein (alliais „Rüb") schaufelte den Ball nach rechts, es gab ein fürchterliches Gedränge und auf einmal ein noch fürchterlicheres Geschrei: Gerth, der rechte Flügelmann der Offenbacher, hatte in das Schwarze getroffen, und es hieß nun 1:1. Und dabei blieb es bis zum Schluß. Alles in allem wird dieser Ausgang nicht nur dem Spielverlauf, sondern auch dem beiderseitigen Stärkeverhältnis gerecht. Es wäre wirklich ungerecht gewesen, wenn durch irgendeinen besonderen Umstand die eine Partei gewonnen hätte. Schön — was „schön" heißt — war das Spiel eigentlich nicht, aber es lag Spannung in ihm. Keine Mannschaft ist zur Zeit so stark, um der anderen ihren Willen aufzwingen zu können. Unter diesen Umständen hält es auch schwer, die Frage nach dem augenblicklichen Leistungsstandard des mainischen Fußballs zu beantworten. Es scheint, daß wir etwas zurückgegangen sind, aber man kann sich auch täuschen. Ein anderes Spiel kann nämlich ein ganz anderes Bild ergeben. Sicher ist aber, daß beide Mannschaften zur Spitzengruppe im Gau gezählt werden müssen. Bei der Eintracht stand für Franz Schütz der ehemalige Trierer Otto und führt sich recht gut ein. Die Angriffsreihen waren beiderseits schwächer. Das Spiel war mit fast 6000 Personen gut besucht. Auch dem Schiedsrichter Fritz-Oggersheim könnte man für seine Leitung nur Gutes sagen, hätte er den Mut besessen, auch gegen wirkliche Tätlichkeiten (Mathes!) und Unarten der Spieler einzuschreiten. Nicht allein die Beherrschung des Regeltechnischen tut not, mehr noch müßte der Erzieher in den Vordergrund gestellt werden. effka. (aus dem 'Kicker' vom 24.10.1933)
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