In der Pfalz - da wachsen
unsere Reben
Aber die Trauben hängen hoch: Eintracht
Frankfurt verliert in Kaiserslautern 2:4
Zum sonntäglichen Verbandsspiel weilte die
Frankfurter Mannschaft zum ersten Male in der Barbarossastadt.
Man war daher in Kaiserslautern auf das Erscheinen der berühmten
Elf mit den Internationalen und Repräsentativen außerordentlich
gespannt. So hatten sich ungefähr 7000 Zuschauer bei wunderschönem
Herbstwetter in dem herrlichen Stadion des 1. FC. Kaiserslautern
eingefunden. Diese 7000 Zuschauer wurden von dem Geschehen auf
dem Spielfeld nicht nur restlos in Bann gehalten, sondern geradezu
begeistert. Bei ihrem ersten Gastspiel in Kaiserslautern haben
die Frankfurter einen ganz ausgezeichneten Eindruck hinterlassen,
der auch dadurch nicht geschmälert werden konnte, daß
sich der bekannte Trumpler in bezug auf Fairneß nicht in
den Rahmen seiner übrigen Kameraden einfügen konnte.
Trotzdem muß gesagt werden, daß Trumpler der größte
Könner der Eintrachtmannschaft ist. Neben ihm sind Lindner
und Tiefel zu nennen. Die Läuferreihe war bei den Gästen
jedenfalls der beste Mannschaftsteil. Die Verteidigung spielte
vor der Pause wirklich groß, kam aber nach dem Wechsel durch
die Taktik der Einheimischen sichtlich in Verwirrung, so daß
der 1. FC. Kaiserslautern innerhalb 15 Minuten zu vier Treffern
kam, die sich an Schönheit und Wucht übertrafen. Es
ist selbstverständlich, daß diese Erfolge nicht nur
auf dem Spielfeld, sondern auch in den Zuschauerrängen für
die notwendige Stimmung sorgten. Die Frankfurter Mannschaft war
nicht schlecht überrascht, nachdem sie in der ersten und
auch später zu Beginn der zweiten Halbzeit zum größten
Teil überlegen spielte, plötzlich aber einen solch gefährlichen
Gegner vor sich hatte, der alle paar Minuten dieses kleine runde
„Streitobjekt" ins Fangnetz beförderte. Die Ueberraschung
der Frankfurter legte sich aber schnell und die erfahrene Mannschaft
ließ sich nicht aus dem Konzept bringen. In den letzten
Minuten kam Frankfurt noch zu zwei Treffern, aber der Vorsprung
der Platzherren war nicht mehr aufzuholen.
An dem Erfolg der Lautringer hat der Torwächter
Gebhard ein wirklich großes Verdienst. Vielleicht hat er
durch seine glänzende Paraden dem Eintrachtsturm das Selbstvertrauen
genommen. Somit lagen die Gaste meist im Angriff, ohne dies entsprechend
ausnutzen zu können.
In der zweiten Halbzeit änderte sich das
Bild mit einem Schlage. Nun kam der Lautringer Angriff in Schwung
und es wurden so schneidige „Attacken" geritten, daß
die Gästehintermannschaft denselben nicht gewachsen war.
Auf diese Art und Weise wurde die systematische Mannschaft von
Eintracht Frankfurt auseinandergerissen und mit der Ueberlegenheit
der Gäste war es vorbei. Der 1. FC. Kaiserslautern diktierte
jetzt das Spiel, und zwar ganz eindeutig. Weber ist am linken
Flügel durchgekommen und Tiefel schlägt den Ball im
Strafraum mit der Hand ab. Der Elf-Meter wurde von Marker dem
Torwächter in die Hände geschossen. Dieser Mißerfolg
hatte aber für die Lautringer keine Entmutigung zur Folge,
sondern das Gegenteil trat ein. So dauert es auch nicht lange,
bis Marker am rechten Flügel auf und davon geht und aus spitzem
Winkel unhaltbar zum Führungstreffer einsendet. Fünf
Minuten später sitzt durch Marker schon der zweite Treffer
in Netz, indem er eine Flanke aus der Luft eingeschossen hatte.
Eine Kombinatinn bringt durch Schneider den dritten Treffer und
in der nächsten Minute schießt Zängry aus 20 Meter
das vierte Tor. Die Einheimischen erzielten sogar noch einen fünften
Treffer, der vom Schiedsrichter aber unverständlicherweise
nicht gegeben wurde. In den letzten Minuten kommt Eintracht Frankfurt
zu einem Strafstoß, welcher zunächst abgewehrt, aber
dann von dem freistehenden Lindner zum ersten Gegentreffer verwandelt
wird. Die letzte Minute bringt dann den Frankfurtern einen Elf-Meter,
welcher durch Lindner das zweite Tor brachte.
Der Schiedsrichter, Herr Multer-Landau, leitete
etwas zu kleinlich und wendete die Vorteilsregel somit nicht entsprechend
an, brachte aber das Spiel zufriedenstellend durch. Die faire
und anständige Gangart des Spieles beider Mannschaften muß
noch besonders erwähnt werden.
Karla. (aus dem 'Kicker' vom 17.10.1933)