SV Waldhof Mannheim - Eintracht Frankfurt

Süddeutsche Meisterschaft, Gruppe Nord-West 1931/32 - 9. Spiel

2:3 (2:2)

Termin: 13.03.1932
Zuschauer: 12.000
Schiedsrichter: Müller (Beiertheim)
Tore: 0:1 Fritz Schaller, 1:1 Weidinger, 1:2 Karl Ehmer (Handelfmeter), 2:2 Weidinger, 2:3 Karl Ehmer

 

>> Spielbericht <<

SV Waldhof Mannheim Eintracht Frankfurt

  • Bartak
  • Preininger
  • Haber
  • Kiefer
  • Brezing
  • Siffling
  • Manz
  • Günteroth
  • Pennig
  • Weidinger
  • Walz

 


 

Trainer
  • Hans Tauchert
Trainer

 

Eintracht Frankfurt — Sp.V. Waldhof 3:2 (2:2)

Glücklicher Sieg des Favoriten.

Die Frankfurter Eintracht hat bei ihrem zweiten Mannheimer Gastspiel Glück und Pech zugleich gehabt. Das klingt paradox, entspricht aber den Tatsachen. Pech war es, daß der Torwart Pfister bald nach Spielbeginn bei einem Zusammenprall mit Schütz verletzt wurde und nicht mehr weiterspielen konnte, die Eintracht demnach über eine Stunde mit 10 Mann spielen mußte. Glück war es, daß die Waldhofstürmer, allen voran Walz, eine Reihe klarer Torchancen unausgenutzt ließen, Glück, daß in der zweiten Hälfte eine lange Periode Waldhöfer Überlegenheit ohne Tore verlief. Glücklich — werden manche hinzufügen — war auch das Siegestor der Gäste, aber auch der erste Treffer der Mannheimer war absolut überflüssig; das gleicht sich also aus.

Überzeugt hat die Eintracht auch heute nicht, wobei wir das Ausscheiden Pfisters und die so bedingte Umstellung (Stubb ging ins Tor, Dietrich in die Verteidigung) durchaus berücksichtigen. Ohne Zweifel war es eine imposante Leistung der Frankfurter, das Spiel mit 10 Mann so erfolgreich durchzustehen. Wahrscheinlich würde ihnen das in der Nordwestgruppe niemand nachmachen. Ein Teil der 12000 Zuschauer war in seiner abfälligen Kritik über die Gäste ungerecht, weil er übersah, daß hier 10 gegen 11 Mann spielten, daß hier mit ungleichen Waffen gekämpft wurde. Und dennoch hat uns die Eintracht nicht so imponiert wie in früheren Jahren. Ihr Spiel war dem des Rheinmeisters bestimmt nicht um mehr als ein Tor überlegen, und dabei waren die Waldhöfer lange nicht in jener Form, in der sie etwa vor Jahresfrist die Eintracht geschlagen haben.

Welches sind die Mängel der Frankfurter? Es dürfte sich allmählich herumgesprochen haben, daß
Leis kein Mittelläufer von Format ist. In der Waldhöfer Drangperiode war heute verteufelt wenig von ihm zu sehen. Hätte er nicht erstklassige Spieler neben und hinter sich, dann fielen seine Schwächen wahrscheinlich noch deutlicher auf. Leis wurde heute von einem in Durchschnittsform spielenden Brezing übertroffen.

Aber damit sind die Mängel des Favoriten keineswegs erschöpft. Wie gegen Neckarau, konnte auch diesmal der Angriff nicht imponieren. Die drei Tore scheinen dagegen zu sprechen, aber von diesen Toren war nur Schallers Bombenschuß wirklich vollwertig. Der zweite Treffer war ein von Ehmer unhaltbar verwandelter Handelfmeter. Das dritte, gleichfalls von Ehmer erzielte Tor wurde nur dadurch möglich, daß ein Waldhöfer seinem eigenen Torwart den Ball aus den Händen trat.

Nun wollen wir nicht vergessen, daß der Frankfurter Sturm, von den Anfangsminuten abgesehen, nur vier Mann stark war, und daß gerade der für den Aufbau und die Kombination wichtigste Spieler, nämlich Dietrich, in die Verteidigung zurückgezogen werden mußte. Aber auch wer das stets im Auge behielt, war mit den Leistungen der Schaller, Möbs, Ehmer und Kellerhoff nicht zufrieden. Wo blieb, um das Wichtigste zu sagen, das Herausarbeiten absolut klarer Torchancen? Wo blieb der entscheidende Torschuß? Wir verstehen durchaus, daß der Eintrachtsturm vor acht Tagen in Saarbrücken nicht ein einziges Tor schießen konnte. Solange diese beiden Mängel — und sie hängen offenbar miteinander zusammen — bei der Eintracht nicht beseitigt sind, sehen wir ihrer Begegnung mit dem Sieger der Südostgruppe und ihrer Teilnahme an der D.F.B.-Meisterschaft ziemlich skeptisch entgegen.

Es ist bezeichnend für die Situation in der Nordwestgruppe, daß die Eintracht sich trotz ihrer nun seit Monaten offenkundigen Schwächen ziemlich unangefochten durchsetzen kann. Wäre in dieser Gruppe eine Mannschaft von der Güte der vorigjährigen Waldhofelf, dann täte sich die Eintracht entschieden schwerer. Hervorragend spielten bei den Frankfurtern die beiden Außenläufer Gramlich und Mantel sowie der Verteidiger Schütz, der einfach nicht zu umgehen war. Stubb fand auch als Torwart viel Beifall und war kaum schwächer als der nervöse Pfister, auf dessen Konto das erste Tor geht. Schade, daß wir die Frankfurter nicht 90 Minuten lang mit vollzähliger Mannschaft sahen. Die Kritik hätte dann unbedingter sein können. Ein Spiel mit geschwächter Elf ist niemals vollwertig.

Vergleicht man diese knappe Niederlage der Waldhöfer mit ihren Versagern in Worms, Saarbrücken und Mainz, so könnte man von einem Achtungserfolg sprechen. Aber Waldhof hätte dieses Spiel gegen eine geschwächte Mannschaft gewinnen müssen!

Die Möglichkeit war da, die Chance größer denn je. Aber sie wurde vom Sturm des Rheinmeisters nicht ausgenutzt. Das Spiel des heutigen Waldhofangriffs hält mit dem der Reihe Walz, Pennig, Brückl (Siffling), Ofer, Weidinger keinen Vergleich mehr aus. Brückl, der noch jahrelang hätte spielen können, ist leider viel zu früh gestorben. Pennig und Ofer, die früher zwischen Läuferreihe und Sturm den Aufbau der Angriffe leiteten, fehlten heute (Ofer schon seit Wochen). Der Flügel Walz-Pennig ist zerrissen, weil Walz rechtsaußen spielen muß, seit Weidinger Mittelstürmer ist. Walz war heute sehr mäßig, gerade er verpaßte einige große Gelegenheiten. Er wird wohl auch am rechten Flügel nie so gefährlich werden wie er am linken war. Aber wenn man gehört hat, wie einige Waldhöfer Fanatiker heute über diesen verdienten Spieler herfielen, dann graut einem doch vor solcher Dankbarkeit... Weidinger und der junge Günteroth waren gut, Siffling und Manz gingen an.

Sehr gut war die Waldhüfer Läuferreihe, obwohl Brezing noch lange nicht in seiner besten Form ist. Die weiten Flügelvorlagen wollen ihm immer noch nicht richtig gelingen. Haber war der beste Mannheimer Spieler, Kiefer findet sich immer besser in die Mannschaft. Auch die Verteidiger schlugen sich wacker, wenn wir einmal von ihren kurzen Schlägen absehen. Der Ersatztorwächter Bartak hielt sich gut; an den Toren traf ihn keine Schuld.

Erfreulicherweise hat auch dieses Spiel bestätigt, daß Waldhof neben der Eintracht die technisch beste Mannschaft der Nordwestgruppe ist. Danach kommt sogleich der F.V. Saarbrücken, der sogar das Kunststück fertigbrachte, in Frankfurt gegen den harten F.S.V. zu gewinnen.

*

Gleich nach Spielbeginn verfehlen sowohl Schütz als auch Stubb den Ball, Walz hat die erste klare Torchance — versagt aber im Schuß. Kellerhoff geht durch, flankt herein, und Schaller jagt einen herrlichen Schuß ins Tor, gerade als wollte er Walz zeigen, wie man das macht. Schon steht das Spiel 1:0. Aber der Ausgleich läßt nicht lange auf sich warten. Pfister wirft sich, wenige Meter vor dem Tor, ganz überflüssig (denn Stubb ist da) auf eine Flanke von Walz, der Ball entgleitet ihm, Weidinger schießt den Ausgleich.

Das Spiel verspricht torreich zu werden, denn es dauert nicht lange, da wehrt Preininger eine Flanke Kellerhoffs mit der Hand ab: den Elfmeter verwandelt Ehmer. Beim Stand 2:1 wird Pfister vom Platz getragen. Obwohl die Eintracht jetzt mit 10 Mann spielt, dauert es geraume Zeit, bis auf dramatische Weise erneut der Ausgleich fällt: Weidinger haut einen Schuß an den Pfosten, jagt den zurückprallenden Ball noch einmal an den Pfosten und beim dritten Schuß (!) endlich ins Tor. (Die Frankfurter reklamierten, weil einer der drei Schüsse angeblich an die Außenseite des Pfostens geprallt war, was ziemlich ausgeschlossen ist.)

Die zweite Hälfte beginnt fast genau wie die erste: Walz schießt aus guter Stellung auf Stubb, Möbs auf der anderen Seite ans Außennetz. Das Spiel ist besser, zusammenhängender als vor der Pause. Ehmer hat, allerdings in einwandfreier Abseitsstellung, eine aufgelegte Torchance, schießt aber aus 6 m neben das Tor! Eintracht ist kurze Zeit mit 10 Mann überlegen, wird dann aber stark zurückgedrängt und hat mehrmals Glück, daß sie von Toren verschont bleibt. Das Glück besteht hauptsächlich in dem Unvermögen der Mannheimer Stürmer. Wahrscheinlich waren die Frankfurter in dieser Periode froh, mit einem Unentschieden davonzukommen. Da geht Schaller durch, seinen heftigen Schuß hält Bartak im Werfen, aber Kiefer nimmt ihm den Ball weg, verliert ihn an Ehmer, der den Siegestreffer erzielt! Daraufhin spielt die Eintracht auf Zeit, was den Zuschauern nicht imponiert — weil es der Gegner tut...

Schiedsrichter Müller (Beiertheim) machte viele Fehler (Abseits, Fouls!) und erinnerte nicht mehr daran, daß er einmal einer unserer besten Schiedsrichter war.

*

Da Neckarau gegen die immer besser werdende Wormatia 1:4 verlor (Vorspiel 4:0!) und der F.Sp.V. Frankfurt zu Hause von Saarbrücken geschlagen wurde, ist Eintracht klarer Favorit — auch auf dem Papier. (Tatsächlich war sie es nämlich bisher schon.) (aus dem 'Fußball' vom 15.03.1932)

 

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