Eintracht Frankfurt - SV Waldhof
Mannheim |
Süddeutsche Meisterschaft, Gruppe Nord-West 1931/32 - 2. Spiel
3:0 (2:0)
Termin: 17.01.1932 im Stadion
Zuschauer: 8.000 bis 12.000
Schiedsrichter: Unverferth (Pforzheim)
Tore: 1:0 Karl Ehmer (15.), 2:0 Karl Ehmer (20.), 3:0 Karl Ehmer (78.)
Eintracht Frankfurt | SV Waldhof Mannheim |
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Trainer | Trainer
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Eintracht Frankfurt — SV. Waldhof Mannheim 3:0 (2:0). Die Frankfurter Fußballerschaft hat nunmehr ihre Ouvertüre der diesjährigen Rundenspiele um die Verbandsmeisterschaft hinter sich. Sie erlebte sie in etwas verwässerter Auflage. Beileibe nicht etwa spielerisch! Das wäre eine Bewertung, die die zweiundzwanzig Akteure dieses spannenden Spieles gewiß nicht verdient haben. Wohl aber verwässert im buchstäblichen Sinne. Es regnete beträchtlich. Manche blieben zu Mause, andere machten, im Stadion bereits angelangt, schleunigst wieder kehrt, weil sie sich eben nicht auf den wahren Fußballerstandpunkt einstellen konnten, der da so ähnlich sagt, wie: „Regen, Schnee und Sturmgebraus machen uns fast gar nichts aus!" Es waren also „nur" etwa 8000 Zuschauer im Frankfurter Stadion. Eintracht siegte glatt, einwandfrei und verdient mit 3:0 Toren. Vergegenwärtigt man sich das Können ihres Gegners, das der SV. Waldhof aus Mannheim auch diesmal wieder unter deutlichen Beweis stellte, dann besteht aller Grund zur restlosen Zufriedenheit im mainischen Lager. Es stimmt schon, daß die Riederwälder um die Zeit ihrer letzten Weihnachtsspiele dem flüchtigen Auge des Beschauers besser gefallen haben, aber man muß bedenken, daß damals eben keine Waldhofer ihre Gegner waren. Es lebe die Relativitäts-Theorie im Fußball! Man kommt eben um sie nicht herum. Immer wieder dieses unabänderliche: „Jede Mannschaft spielt so gut, wie es ihr Gegner zuläßt." Warten wir ab, was andere nordwestliche Abteilungsangehörige dem famosen Brezing und seinen wackeren Helfern abzutrotzen vermögen. Nicht alle werden mit einem so glatten 3:0 Punkte einheimsen. Manche werden sogar passive Bilanz aufweisen, sowohl in Mannheim selbst als auch auf ihren eigenen Plätzen. Kurz gesagt, Eintracht gefiel durchaus, und wenn man sie auch schon besser spielen gesehen hat. Sie kam anfangs nicht sehr schnell auf die Beine, dominierte aber nach etwa zehn Minuten mit mehr als offensichtlicher Ueberlegenheit, sicherte sich durch Ehmer, unter wichtigster Mithilfe von Kellerhoff, zwei Tore Vorsprung und tat sich dann bis zur Pause etwas leichter. Nach dem Seitenwechsel war der Unterschied des Feldspiels nicht mehr so groß, aber die Frankfurter leißen es nie soweit kommen, daß ihr einmal gesicherter Sieg irgendwie in ernstliche Gefährdung geraten wäre. Als etwa Mitte der zweiten Halbzeit die Gäste erkennen ließen, daß sie sich noch lange nicht als geschlagen betrachten lassen wollten, reagierten die Leute vom Main durch ein drittes Tor, das abermals von Kellerhoff eingeleitet und von Ehmer, diesmal ganz bestimmt unhaltbar, eingeschossen wurde. Als Wechselwirkung sah man darauf erneute und noch weiter gesteigerte Anstrengungen des unermüdlichen Rheinmeisters. Eintrachts Tor wurde sehr lebhaft angegriffen, aber genau genommen, niemals allzu ernstlich gefährdet. Trotzdem wäre der unterlegenen Mannschaft ein Achtungstreffer zu gönnen gewesen. Vor Waldhof muß man sich sehr in acht nehmen. Die Mannschaft ist zweifellos in guter Verfassung und kann guten Fußball spielen. Der Gesamteindruck, den diese elf Schwarzblauen in Frankfurt zurückließen, war unbedingt günstig. Allein schon die Arbeitsweise des Mittelläufers Brezing nimmt für die ganze Mannschaft ein. Er ist gewissermaßen der Georg Knöpfle, also das Mädchen für alles, seiner Partei. Vor allem aber ist seine technische und taktische Leistung auf dem Niveau eines großen Könners. Manchmal, wenn auch nicht immer, ist sein Spielaufbau vorbildlich ideenreich. Seine größte Stärke liegt in seinen sehr genauen Ballabgaben, die leider nicht oft genug an die Flügelstürtner gehen. Brezings Nebenleute, Haber und Kiefer, zeigten sich ebenfalls als sehr gute Deckungsleute. Bei den Verteidigern Leist und Maus, die geradezu ungebührlich stark beschäftigt waren, war in einigen Fällen die Unzulänglichkeit ihres Abschlags zu bemängeln. Torwächter Bartak hat , nach Brezing als der wertvollste Spieler seiner Elf zu gelten. Er hielt einige scharfe Schüsse sehr geschickt. An den drei Eintrachttoren war eben kaum etwas zu ändern. Von der Mannheimer Angriffsreihe in ihrer Gesamtheit hatte man sich in Frankfurt, auf Grund des guten Rufes, der diesem Quintett vorausging, etwas mehr versprochen. Man hätte gerne einige Durchschlagskraft mehr und einige bessere Schüsse gesehen. Vielleicht war es auch lediglich die Reminiszenz an die Zeiten, als Höger, Herberger, Hutter usw den Sturm der Verbands- oder Nationalmannschaft stellten. Ist dem so, dann ist von Walz, Pennig jedenfalls die alte Mannheimer Tradition nicht ganz so gut gewahr worden, wie eben Bartak versteht, die unvergeßliche Torwächterübertradition seiner pfälzischen Hofstadt in Ehren zu halten. Aber eines sei zum allgemeinen Trost gesagt: wer noch den Mannheimer Fußballergeist der neunziger Jahre in unauslöschlicher Erinnerung hat, der wird sich mit mir in dem Gesamturteil einigen, daß auf der Grundlage, die seinerzeit eine Mannheimer „Union" und eine „Fußballgesellschaft von 1896"' legten, in sehr gediegener und anerkennenswerter Weise weitergebaut worden ist. Bei Eintracht lag der Dreh- und Angelpunkt in der Läuferreihe. Leis stand durchaus nicht im Schatten Brezings. Gramlich und Dietrich waren jederzeit auf der Höhe ihrer Aufgabe. In der Hintermannschaft befreite sich Stubb glücklicherweise sehr bald von einigen „Ueberflüssigkeiten". Sein Nebenmann Schütz war durchgehends prächtig disponiert. Tormann Schmitt wurde nicht gerade überanstrengt. Das war natürlich nicht seine Schuld. In der Frankfurter Angriffsreihe war das Innentrio sehr gut. Ehmer hat die Genugtuung, nun auch in einem Endrundenkampf einen „hat-trick" erzielt zu haben. Aber: sein Schützen-Königtum in allen Ehren, die statistische Feststellung, daß er in den nunmehr beendeten Gruppenspielen die meisten Tore geschossen hat, kann auch Nachteile für die ganze Mannschaft heraufbeschwören. Sie kann die Mitspieler zur Rivalität verleiten. Das würde zur eigennützigen Spielweise führen. Fort also mit den Statistiken, die nach Schützenkönigen schnüffeln. Im Mannschaftssport Fußball schießt ein Spieler allein in gewissem Sinne überhaupt keine Tore. Er zieht nur das ersehnte Facit aus der Gemeinschaftsleistung seiner Mannschaft. Linksaußen Kellerhoff kam anfangs langsam, dann aber umso sicherer in gute Form, Schaller dagegen blieb während der ganzen Spieldauer hinter seinem Standard-Können zurück. Schiedsrichter Unverferth vom 1. FC. Pforzheim bewies große Objektivität und viel Geschick bei der keineswegs leichten Leitung dieses schnellen und rassigen Kampfes. Es wurde beiderseits hart und erbittert um den kostbaren Sieg gerungen. Aber von Mangel an Fairneß zu sprechen, hatte man keine Veranlassung. Ludwig Isenburger. (aus dem 'Kicker' vom 19.01.1932)
Der Mainmeister hatte seinen voraussichtlich gefährlichsten Konkurrenten zu Gaste. Der sichere Sieg, wohlverdient errungen, sichert den Frankfurtern vorläufig die Tabellenspitze. Vielleicht wird sie kein Verein von dort verdrängen können. Es ist sogar das Normale, wenn Eintracht an erster Stelle bleibt. Aber man sieht gerade im Eintrachtlager den aufreibenden Kämpfen mit Besorgnis entgegen. Die Mainmeisterschaft war bereits durch ihre Ausdehnung und die vielen Treffen auf ungeeigneten Plätzen ermüdend. Hinzu kommt die starke Beanspruchung verschiedener Spieler bei repräsentativen Kämpfen. Jetzt werden die großen Gegner fehlen, dafür gibt es wieder zahlreiche Auswärtsspiele auf schlechten Plätzen gegen harte Gegner. Man denke an Pirmasens, Worms, Neckarau. Nicht die Schwierigkeit der einzelnen Spiele braucht die Eintracht zu schrecken, sondern der Kräfteverbrauch der ganzen Runde. Man mutet den Spielern etwas viel zu! Ein Glück für die Eintracht ist, daß sie immerhin über ausreichenden Ersatz verfügt und durch ihr klares Kombinationssystem ein allzu starkes körperliches Einsetzen der Spieler vermeidet. Die beste Mannschaft dieser Runde ist die Eintracht zweifellos. Es bleibt nur abzuwarten, ob sie auch die größte Ausdauer hat. Darauf aber wird es ankommen. Es mögen nur 12000 Zuschauer bei dem ungemütlichen Regenwetter ins Stadion gekommen sein, dessen Spielplatz sich in guter Verfassung befand. Sie erlebten zuerst ein großartiges Spiel der Einheimischen, man möchte fast sagen, ein Spiel auf ein Tor. Waldhof wurde anfänglich durch das genaue, ideenreiche System der Eintracht ganz aus dem Konzept gebracht. Allmählich fand sich aber die Mannschaft. Die Läufer setzten mit solider Aufbauarbeit ein, und plötzlich merkte man, daß Waldhof ebenfalls wunderschön kombinieren konnte... Flach wanderte der Ball von Mann zu Mann, das Innentrio spielte sehr vernünftig, so daß sich der Eintracht-Mittelläufer Leis plötzlich einer Aufgabe gegenüber sah, der er nicht gewachsen war. Damit ging die Überlegenheit des Mainmeisters in die Binsen. Leis lief wie ein gehetztes Wild im Feld umher, Möbs mußte bei ihm aushelfen, Trumpler verlor die Ruhe, Schaller bekam keine vernünftige Vorlage mehr. Die Waldhöfer sind auch keineswegs zart besaitet. Sie bemerken die Schwäche des Schiedsrichters und warten mit versteckten Fouls und offensichtlichen Derbheiten auf, die den Eintrachtspielern die Lust am Kampf verderben. Schließlich stand der Sieg ja sicher fest und man schonte sich. Dazu kam noch etwas Pech, nämlich drei Pfostenschüsse, die unbedingt hätten Tore ergeben müssen. Waldhofs Verteidigung wurde in der 15. und 20. Minute vor Halbzeit von Ehmer zweimal überwunden. In dieser Zeit spielte die Eintracht großartig. Waldhofs Verteidigung konnte nur zerstören. Eintrachts Abwehr bewegte sich auf der Mittellinie. Schußpech und ungenaues Abspiel der Stürmer, insbesondere die Zerfahrenheit Trumplers vor dem Tore, ließen keinen weiteren Erfolg zu. Immerhin wurde die Mannschaft Waldhofs so stark in Anspruch genommen, daß man mit ihrem Nachlassen und einer größeren Torzahl in der zweiten Spielhälfte rechnen konnte. Es kam jedoch anders. Ehmer, der vor Halbzeit verletzt wurde, spielte jetzt unentschlossen. Ein feiner Kopfball von ihm ging dazu an den Pfosten. Waldhof wird immer regelwidriger in seinem Spiel. Linker Läufer und linker Verteidiger „zeichnen sich besonders aus". In der 33. Minute geht jedoch Ehmer nach schönem Zuspiel links durch und schießt unerwartet mit dem linken Fuß. Knapp am Pfosten rutscht der Ball ins Tor. Man sah keine Bewegung des Waldhofhüters, der sich anscheinend vollkommen überraschen ließ oder den Schuß falsch berechnet hat. Kellerhoff verschießt noch allein vor dem Tore, Möbs knallt an den Pfosten, Schaller jagt einen scharfen Schuß neben das leere Tor... Waldhof bringt auch in einigen Fällen Gefahr, doch ist Schmidt auf dem Posten. Auch Stubb und Dietrich retten mehrfach im letzten Augenblick ruhig und sicher. Das 3 :0 für die Eintracht klingt an sich ganz gut. Waldhof darf aber daraufhin nicht unterschätzt werden. Die Mannschaft kann recht viel. Vermutlich spielte sie unter Form, denn es steckt noch mehr in ihr, als während des Spiels zum Vorschein kam. Nur stellenweise leuchtete das große Können eines Bretzing auf. Die Sturmseite Penning-Walz machte dem Internationalen Schütz oft die Aufgabe recht schwer. Weidinger, ein sehr guter Spieler, hatte es gegen Dietrich und Stubb zu schwer. Auf der Gegenseite wurde aber auch Kellerhoff mit Waldhofs rechtem Läufer nur selten fertig. Waldhof, seit dem Kriege die erfolgreichste Mannschaft des Rheinbezirks, jetzt seit drei Jahren Meister in ununterbrochener Reihenfolge, hat stets Fußball spielen können. Es zählt zur süddeutschen Elite und wird deshalb trotz dieser Niederlage der gefährlichste Konkurrent der Eintracht vorerst bleiben. Der Mainmeister offenbart auch manchmal noch seine mehr oder minder großen Schwächen. Manche Spieler waren in den letzten Wochen übermäßig beansprucht, insbesondere durch die Repräsentativspiele. Ihre Unterform ist deshalb nebensächlich. So z. B. bei Schütz und Gramlich. Bedenklicher dagegen ist das unreife Spiel von Leis, der ein „Läufer" im wörtlichsten Sinne ist. Stellungsspiel und taktische Schulung entgehen ihm fast völlig. Er zerstört, arbeitet, spielt auch zuweilen ganz vernünftig zu. Aber man vermißt bei ihm durchdachte Vorlagen, taktische Einstellung auf die Spiellage, Bedienung der Flügel. Dieser Mangel wird gegen große Gegner offenbar. Auf den „Dörfern" dagegen wird Leis stets ein besonders wertvoller Spieler bleiben. Torwart Schmidt war wenig beschäftigt. Stubb und Walter Dietrich spielten in internationaler Form. Im Sturm glänzte Ehmer durch seinen „hat trick". Neben ihm ist Kellerhoff zu erwähnen. Möbs war trotz guten Zuspiels schwächer, Trumpler ließ die große Linie vermissen und Schaller kam nicht recht in Fahrt. Das kann aber schon im nächsten Spiele wieder anders sein. Der Schiedsrichter hatte einen seltsamen Namen, Unversehrt
oder so ähnlich. Seine Entscheidungen erregten öfters ebenfalls
Verwunderung. Mindestens hätte er energischer gegen Fouls vorgehen
müssen. (aus dem ''Fußball' vom 19.01.1932)
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