Hamburger SV - Eintracht Frankfurt |
Deutsche Meisterschaft 1930/31 - Viertelfinale
2:0 (1:0)
Termin: 17.05.1931
Zuschauer: 15.000
Schiedsrichter: Jung (Berlin)
Tore: 1:0 Wollers, 2:0 Wollers (70.)
Hamburger SV | Eintracht Frankfurt |
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Trainer | Trainer |
In Altona: H.S.V. - Eintracht Frankfurt 2:0 Man kann behaupten, daß die Vorgeschichte dieses Kampfes alles andere als erfreulich war. Das norddeutsche Publikum hatte es bald satt, jeden Tag einen anderen Gegner genannt zu bekommen, und die mehr oder weniger undurchsichtigen Pressemeldungen konnten nicht dazu beitragen, das Interesse für dieses Zwischenrundenspiel zu beleben. Man mag die Dinge sehen wie auch immer: man muß diese Hetzjagd der Eintracht durch drei Meisterschaftsspiele als eine Parodie des Sports bezeichnen! * Man kann es verstehen, daß die Stimmung der Eintrachtelf am Vortage des Kampfes in Streits Hotel nicht gerade rosig war. Man konnte sich natürlich keine großen Hoffnungen machen, um so mehr, wo man auf den verletzten Schütz verzichten mußte. — Beim HSV. dachte man klar und nüchtern, ohne übersteigerten Optimismus, aber mit einer gewissen, verständlichen Zuversicht. Das Sonntagwetter war herrlich. Fast zu schön für einen Fußballkampf, denn wir Hamburger sind nur mit wenigen Sommermonaten bedacht, auf unseren Frühling an Alster, Elbe und in den Walddörfern verzichtet man nur sehr ungern. Dennoch hatten sich 15.000 Sportanhänger auf den weiten Weg ins wunderbar gelegenen Altonaer Stadion gemacht. Das sind vielleicht weniger als man erwarten konnte, aber schließlich fand auf dem Viktoriasportplatz gleichzeitig ein Spiel um die Meisterschaft im Arbeiterfußball statt. * Als der Berliner Unparteiische, Jung, über dessen Spielleitung wir noch etwas sagen werden, anpfiff, sah man die beiden Mannschaften HSV.: Blunck — Beier, Risse — Mahlmann, Halvorsen, Carlsson — Sommer, Horn, Wollers, Gloede, Sveistrup. Eintracht: Schmitt — Goldammer, Stubb — Gramlich, Leis, Mantel — Schaller, Kron, Ehmer, Möbs, Kellerhoff. Für diejenigen, die es ganz genau wissen wollen, sei etwas über den Verlauf des Spielgeschehens gesagt. Kellerhoff und Halvorsen gaben sich zum erstenmal die Hand — später kam man nicht mehr dazu — und die Hamburger stießen an. Frankfurt hatte die ziemlich grelle Sonne im Rücken. Es gibt sehr bald den ersten Strafstoß gegen den HSV. und außerdem eine erschreckende Nervosität in der Angriffsreihe, die sich leider im ganzen Spiel nicht legen wollte. Eintracht spielt faktisch verständiger, hat im Stellungsspiel und Ballbehandlung dem Gegner unbedingt etwas voraus. Herr Jung pfeift, pfeift sehr viel. Sehr zum Mißfallen des Publikums, das aus seinem Herzen keine Mördergrube macht. Kellerhoff schafft seinem Innensturm Chancen, die dieser nie ausnutzt. Auf der anderen Seite ist das Gespiele des HSV.-Angriffes fast unerträglich. Beier und Risse sind ganz groß. Stubb vielleicht noch größer. Die routinierten süddeutschen Techniker können sich jedenfalls nicht durchsetzen. Aber der HSV.-Stubb macht eine Kerze, Goldammer macht es nicht viel besser und Wollers ist mit dem Ball davon. 1:0 für den HSV. Schmitt hatte keine Chance. Der Jubel ist groß. Mit dem knappen Vorsprung für die Hamburger geht es in die Pause. Danach hatten nun die Süddeutschen, wie man annehmen konnte, ihr Pulver noch nicht verschossen. Ihr Stellungs- und Anspiel ist vorzüglich, sie haben in der Balltechnik dem Gegner viel voraus. Aber im Endeffekt reicht es nicht. Beier und Risse sind nicht zu überwinden. Der Kampf kann trotz des ständigen Geschreies des Publikums — man hatte den Schiedsrichter so gern — nicht begeistern. Ein sehr armseliger Meisterschaftskampf. Die Eintrachtelf konnte man noch entschuldigen, aber den HSV.? Uebertrainiert? Es sieht fast so aus. Es wird sehr viel gepfiffen und schließlich fällt doch noch ein Tor. Das erlösende für den HSV. Sveistrup und Horn haben sich vorzüglich durchgespielt Wollers ist zur Stelle. Mit 2:0 ist das Spiel gewonnen. Es verliert an Interesse. Stubb wird durch einen Faustschlag seines Torwarts verletzt. Er wird herausgetragen. Bei seinem Wiedererscheinen gibt es donnernden Applaus. Bravo! Die Frankfurter haben jetzt noch einige Chancen. Ein Kopfball Krons geht knapp über die Latte, ein Schuß Möbs erleidet das gleiche Unglück. Der bewundernswerte Finish der Einträchtler bringt nichts mehr. Im übrigen haben wir uns alle über den Schlußpfiff gefreut. Herr Jung faßte von vornherein die Sache hart an, pfiff bei jeder Kleinigkeit, wahrscheinlich, um sich das Spiel nicht aus der Hand nehmen zu lassen. Er hat aber stets objektiv geurteilt und schließlich beiden Mannschaften Schaden und Gutes getan. Weshalb nutzt das Publikum seine Begeisterung nicht für eine Unterstützung der heimischen Mannschaft aus, sondern verplempert sie in unangebrachten Anpöbelungen des Schiedsrichters? * Die Kritik der Einträchtler muß man unter den gegebenen Umständen schonend behandeln. Es war für sie keine Kleinigkeit, drei Tage nach dem Düsseldorfer Spiel wieder anzutreten. Zudem hat sich das Fehlen von Schütz natürlich sehr unangenehm bemerkbar gemacht, da Goldammer ein nur sehr mangelhafter Ersatz war. Dafür war Stubb zweifellos die dominierende Erscheinung auf dem Spielfeld. Dieser Verteidiger gehört immer wieder in die Nationalmannschaft. Er mußte, als später der verletzte Goldammer nur als Statist wirken konnte, für zwei arbeiten. Aber auch das gelang. Er wurde allerdings von dem tapferen Torwart Schmitt sehr gut unterstützt. Dafür vermißte man allerdings in der Läuferreihe die große Linie, wenn auch hier schon die ausgezeichnete Ballbehandlung in die Augen fiel. Mantel, der talentierteste Spieler, aber immer noch ohne den Schuß Sekt. Leis und Gramlich gute Störungsspieler. Der Angriff zeigte einige hübsche Schachzüge, hatte aber keine Durchschlagskraft. Kron und Möbs hatten die stärkste Initiative, wogegen der temperamentvolle Kellerhoff seine Kräfte zu sehr verzettelte. Seine Flanken waren allerdings vorzüglich. Julius Happy. (Aus dem 'Kicker' vom 19.05.1931)
Eintracht Frankfurt in Altona Husaren-Taktik gegen Technik. Die überspielten Süddeutschen können trotz überlegenem Spiel die frischeren Hamburger nicht besiegen. „Um die deutsche Fußballmeisterschaft. Spiel der Meister." In Wirklichkeit: abgehetzte, überspielte Mannschaften. So treibt die unsportliche Terminpolitik des D.F.B. Schindluderei mit ihren besten Kräften. Eintracht Frankfurt bäumte sich gegen dieses unsinnige Gebaren auf. Brach aber sofort wieder unter der D.F.B.-Peitsche zusammen. Die hohen Herren kamen mit dem §124 der Bundessatzungen, der besagt, daß ein Verein regreßpflichtig wird, wenn er zu einem Meisterschaftsspiel des D.F.B. nicht antritt. Und unter diesem Zwang setzten sich die Spieler der Eintracht, die erst am Freitagnachmittag von Düsseldorf zurückkamen, in Frankfurt wieder auf die Bahn und trafen mit ihrer schon invaliden Mannschaft wie erschlagen hier an. Sie stießen auf einen ausgeruhten H.S.V., und die Chancen waren weiß Gott bei den 20.000 Zuschauern, die sich im Altonaer Stadion eingefunden hatten, nicht für die Süddeutschen eingestellt. Hinzu kam, daß der verletzte Schütz auch noch ersetzt werden mußte. Entgegen allen Erwartungen zeigte sich aber Eintracht Frankfurt unter Berücksichtigung oben angeführter Begleiterscheinungen von der besten Seite, führte ein durchweg überlegenes Spiel vor und zeigte auch eine technische Reife, die bei weitem nicht der favoritisierte H.S.V. aufbringen konnte. Obwohl die Frankfurter die Hamburger selten zur Entwicklung kommen ließen, blieb der H.S.V. mit zwei Treffer von Wollers, die aus durchbruchartigen Angriffen heraussprangen, glücklicher Sieger. Die geschlagene tapfere süddeutsche Mannschaft ist für diese Niederlage nicht verantwortlich zu machen. Sie gab ihr Bestes und eroberte sich in technisch schönem Kampf, der durchaus fair durchgeführt wurde, die Sympathie der Hamburger. Dem sehr kleinlich amtierenden Schiedsrichter Jung, Berlin, stellten sich die Mannschaften: Eintracht: Schmidt; Goldammer, Stubb; Gramlich, Leis, Mantel; Schaller, Kron, Ehmer, Möbs, Kellerhoff. H.S.V.: Blunck; Beier, Risse: Mahlmann, Halvorsen, Carlson; Sommer, Kloedl, Wollers, Horn, Sveistrup. Für Schütz stand Goldammer in der Verteidigung. Die Süddeutschen spielen zu erst klar überlegen. Genaues Zusammenarbeiten der Mannschaftsteile bringt den Eintrachtsturm immer wieder in Tornähe. Doch ist Hamburgs Verteidigung auf der Hut. Einmal war Blunck jedoch aus dem Gehäuse, der Ball prallt aber von Schaller an die Latte. In dieser Drangperiode hat Halvorsen den Ball steil durchgegeben. Goldammer spielt auf ungewohnten Posten sehr unsicher, er bekommt das Leder nicht weg, Sommer spitzelt ins Eck zum Führungstor für Hamburg. Die Einheimischen werden lebhaft angefeuert, sie liegen auch bis zur Pause im Angriff, doch ist der Sturm in seinen Aktionen zu zerrissen und die ständigen Einzelleistungen der Stürmer verpuffen unnötig. * Nach dem Wechsel geht die Frankfurter Kombinationsmaschine oft wie am Schnürchen. Der H.S.V. spielt lustlos und bewirkt, daß der Beifall des Publikums in der Mehrzahl den Süddeutschen zukommt, die zeitweise ein hervorragendes Spiel hinlegen. Doch mit der Zeit machen sich Ermüdungserscheinungen bemerkbar. Der H.S.V. gewinnt Raum, kommt wiederholt gefährlich vor, aber Stubb ist schier unüberwindlich. Aus einem schnellen Durchbruch der linken Seite kommt der Ball in der 25. Minute zum freistehenden Wollers, der placiert einschießt. Die Gäste lassen nun merkbar nach. Bald darauf prallt Horn mit Stubb zusammen, der Frankfurter wird vom Platz getragen. Kurz vor Schluß jedoch erschien er wieder auf dem Felde. Der Endspurt der Süddeutschen jedoch ändert nichts mehr an dem Resultat. In der Verteidigung war, wie bereits erwähnt, Stubb große Klasse. Auch Schmidt im Tor arbeitete ausgezeichnet. Goldammer tat recht und schlecht seine Pflicht. Die Läuferreihe hatte in Mantel einen ideenreichen Spieler, der mit brauchbaren Vorlagen den Sturm versorgte. Gramlich hing zu sehr in der Abwehr, ebenso ließ das Aufbauspiel des Mittelläufers Leis sehr zu wünschen übrig. Im Sturm konnte nur Ehmer gefallen. Auch Schaller und Kellerhoff waren recht gut. Den Halbstürmern fehlte die nötige Kraft, technisch spielten sie ausgezeichnet. Der H.S.V. hatte im Schlußdreieck den besten Mannschaftsteil. Halvorsen erreichte nicht die Form seiner letzten Spiele; der beste Läufer war unbedingt Mahlmann. Die Stürmer spielten zu sehr auf eigene Faust. Die treibenden Kräfte waren Horn und Wolters. Hanseat. (Aus dem 'Fußball' vom 18.05.1931)
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