Eintracht Frankfurt - FC Bayern
München |
Süddeutsche Meisterschaft 1930/31 - 13. Spieltag
2:1 (1:1)
Termin: 03.05.1931 im Stadion
Zuschauer: 30.000
Schiedsrichter: Walter (Ludwigshafen)
Tore: 0:1 Bergmaier (30.), 1:1 Karl Ehmer (42.), 2:1 Bernhard Kellerhoff (80.)
Eintracht Frankfurt | FC Bayern München |
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Trainer | Trainer
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Noch immer keine Klärung in Süddeutschland Fürth ist zwar Vertreter für die DFB-Endspiele, kann aber noch von Eintracht an der Tabellenspitze erreicht werden. - Die Bayern verlieren in Frankfurt das Spiel und damit wohl die Chance, noch an den Endspielen teilnehmen zu können Frankfurter Echo Eintracht Frankfurt — Bayern München 2:1 (1:1). Das also war die lange und mit so großer Ungeduld seitens des Frankfurter Publikums erwartete Wiederholung des seinerzeit abgebrochenen Meisterrundenspiels Eintracht Frankfurt gegen Bayern München! Eine glanzvolle Veranstaltung, was den äußeren Rahmen anbetrifft. Diesmal war die Stadion-Verwaltung wirklich voll auf der Höhe aller Erfordernisse, und es wird wohl kaum einen Unzufriedenen unter den fast 30.000 Besuchern an diesem herrlichen Nachmittag gegeben haben. Der Stadiondirektor selbst machte an dem Eingang, den die illustren Stammgäste zu benutzen pflegen, höchst eigenhändig die Honneurs. Alles klappte ganz vorzüglich. Als die Frankfurter Eintracht vor acht Tagen geschlagen aus München heimkehrte, ist ihr gerade im „Kicker" nachgesagt worden, sie habe dort mit unerlaubten Mitteln gekämpft, und der Schiedsrichter habe zu Ermahnungen und Verwarnungen greifen müssen. Insbesondere sei die Verletzung Haringers auf das Schuldkonto eines Frankfurter Spielers gesetzt worden. Aber schon die recht erhebliche Knieverletzung des Internationalen Schütz, der seit jenem Ausflug nach München sein Knie in einem Gipsverband trägt, läßt die Vermutung aufkommen, daß in München nach der nicht ganz unbekannten Methode gekämpft wurde: „Wie du mir, so ich auch", und nun, da die Elf des Meisters von Südbayern ihr Gastspiel in Frankfurt pflichtgemäß hinter sich gebracht hat, werden die zahlreichen Frankfurter Zuschauer an den schönen Spruch gedacht haben: „Wenn man im Glashause sitzt, soll man seinen Nächsten lieben wie sich selbst!" Für diesmal wollen wir uns anhand der Tatsachen auf die Formel einigen: "Die Eintracht spielte kämpferisch und hart, die Bayern aber waren zum Teil zu hart, viel zu hart sogar." Wir wollen beiden Mannschaften wünschen, daß sie sich in Zukunft wieder die fairen Kämpfe liefern, wie sie früher stets gerade unter diesen beiden Gegnern üblich waren. Für den Augenblick aber suchen wir Trost und Aufmunterung bei dem göttlichen Meister froher Laune, bei Wilhelm Busch: „Da dieses Thema unerquicklich, Die Bayern kamen mit einer Mannschaft, in der fast die Hälfte der Spieler erster Garnitur — und gerade die besten — fehlten. Heidkamp, Hoffmann, Schmid, Pöttinger und Haringer waren wegen Verletzungen zu Hause geblieben. Aber auch bei Eintracht fehlten Schütz, Dietrich und Goldammer. Es stand also von Anfang an fest, daß beide Parteien Mühe haben würden, mit Spitzenleistungen aufszuwarten. Die Befürchtungen erfüllten sich tatsächlich auch anfangs. Man merkte, beide Mannschaften taten sich schwer, um das Spiel in Fluß zu bringen. Den Gästen gelang es jedoch ziemlich bald, ihren guten Willen zur Tat werden zu lassen, während die heimische Partei bereits kurz nach Spielbeginn in eine wenig rosige Laune geriet, da Stubb fünf Minuten nach Spielanfang von Goldammer mit angezogenem Knie angesprungen wurde und eine recht schmerzhafte Prellung des Magens erlitt. So war Eintracht bis zur Pause auf die restlichen zehn Spieler angewiesen, und man durfte sich nicht wundern, daß die Mannschaft aufs schwerste zu ringen hatte, um der gegnerischen Uebermacht, so gut es eben ging, standzuhalten. Bayern beherrschte die erste Halbzeit. Nach dem Seitenwechsel, als Stubb entgegen allen Erwartungen doch wieder erschien und sich zunächst als Außenstürmer, dann wieder auf seinem gewohnten Verteidigerposten mit rühmlichster Energie einsetzte, waren die Rollen vollkommen vertauscht. Eintracht lief plötzlich zu einer erstaunlich guten Form auf, besann sich, daß sie sich nicht mit dem Besitz nur eines Punktes begnügen dürfe, und stand mit einem Male weit deutlicher über allen Situationen, als dies vor dem Seitenwechsel den Bayern geglückt war. Die Frankfurter erkämpften sich in zähester Verbissenheit eine Groß-Chance nach der anderen und hatten wiederholt fast unverständliches Pech, ihre wohlgemeinten Angriffe auf das gegnerische Tor immer nur ganz knapp neben dem Pfosten enden zu sehen. Die Rothosen dagegen hatten weit weniger Aussichten, das unentschiedene Ergebnis zu Beginn der Pause noch zu ihren Gunsten ändern zu können. Und wenn schließlich, ganze elf Minuten vor Spielende, das sprichwörtliche Serienpech des Mainmeisters in seinen zahlreichen Kämpfen gegen die Münchener für diesmal wenigstens bezwungen werden konnte, so war dies der große Augenblick, in dem der Frankfurter Mannschaft der auf Grund ihrer geradezu gigantischen Aufopferung in der zweiten Halbzeit wohlverdiente Sieg zufiel. Es gibt nichts zu disputieren! Das 2:1 geht in Ordnung, und selbst ein weiteres Tor wäre zu rechtfertigen gewesen, wenn man an die vielen erstklassigen Gelegenheiten der letzten 45 Minuten zurückdenkt. Den von Ehmer verschossenen Elfmeter wegen Handspiels kann man dabei sogar vollkommen außer Betracht lassen. Es ist schon so! Die Eintrachtelf erwarb sich nach der Pause alle Achtung und Anerkennung. Es war geradezu begeisternd. wie sich die Spieler ohne Ausnahme bis zum letzten einsetzten und schließlich dem gewiß nicht leicht zu schlagenden Gegner den für beide Parteien entscheidenden Sieg abtrotzten. So wenig mitreißend, so geringwertig das ganze Treffen vor dem Seitenwechsel war, so ungemein spannend war der weitere Verlauf. Selten hat sich die Zuschauerschaft eines Punktspiels so voll und ganz in den Zauber eines fesselnden Fußballkampfes einfangen lassen, ist dem Gang der Ereignisse auf dem grünen Rasen so mit jeder Faser ihres Seins gefolgt. So mitreißend war schließlich dieser Großkampf, daß schließlich — o großes Wunder dieses schönen Augenblicks! — das sonst in Anhang und Opposition gespaltene Frankfurter Publikum sich einheitlich und geschlossen hinter seinen Lokalvertreter stellte und ihm zu verstehen gab, daß er die Symapthien voll und ganz auf seiner Seite habe. Trotzdem hat sich die Bayernelf auch diesmal wieder Respekt verschafft. Die Mannschaft ließ keinen Zweifel übrig, daß sie nach wie vor vorzüglichen Fußball spielt. Man suche sich eine Meisterelf, die mit Ersatzleuten auf so viel wichtigen Posten ein Spiel von solch entscheidender Bedeutung in diesem Stile hinter sich bringt. Wir Frankfurter dürfen bei aller Freude über den willkommenen Sieg der heimischen Elf nicht vergessen, daß auch die geschlagene Mannschaft zeitweilig vorzügliche Leistungen zeigte. Man denke nur an die zügige Kombination der Angriffsreihe, an die Gedankenschnelle der drei Läufer und an das eiserne und fast unüberwindliche Bollwerk des Schlußtrios, und man wird den Unterlegenen die wohlverdiente Anerkennung nicht länger vorenthalten dürfen. Allein die auffällende Schlagsicherheit des Mannschaftsführers Kutterer beweist, daß es auch im einzelnen Dinge genug zu loben gab. Bei Eintracht war dem Torwächter Schmitt nicht das Geringste nachzusagen. Die beiden Verteidiger hatten begreiflicherweise zunächst ihre Schwächen, da Gramlich und Kron ja auf ungewohnten Posten spielten. In der Läuferreihe setzte die Rückkehr zum Guten zuerst ein, die Angriffsreihe folgte sehr bald. Trumpler und seine Helfer im Innensturm gingen bis an die Grenze der Kraftentfaltung, und Kellerhoff war nach der Pause kaum wiederzuerkennen. Durch eine brillante Einzelleistung Bergmeiers kamen die Bayern nach 30 Minuten Spielzeit zum Führungstor. Eine vorzügliche Kombination zwischen Möbs, Kellerhoff und Ehmer brachte das ausgleichende Kopfballtor Ehmers knapp vor der Pause. Elf Minuten vor Schluß brachte die von Ehmer sehr gut getretene elfte Ecke für Eintracht den Siegestreffer. Auch dieses Tor war ein Kopfball, diesmal von Kellerhoff. Schließlich verschoß Ehmer einen Elfmeter wegen Handspiels Kutterers. Eckballverhältnis: 10:1 für Eintracht. Schiedsrichter Walter von Ludwigshafen zeigte bei der
glatten Lösung seiner sehr schwierigen Aufgabe viel Geschick. Ludwig
Isenburger. (Aus dem 'Kicker' vom 05.05.1931) |