Eintracht Frankfurt - Bayern München

Süddeutsche Meisterschaft 1930/31

0:0 (nach 12 Minuten abgebrochen)

 

Termin: 23.02.1931
Zuschauer: 15.000
Schiedsrichter: Walter (Ludwigshafen)
Tore: ./.

 

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Eintracht Frankfurt Bayern München

 


 

Trainer Trainer
  • Richard Kohn

 

Frankfurter Echo

Eintracht Frankfurt — Bayern München 0:0 abgebrochen.

Es ist eine Riesen-Ironie des Schicksals! Draußen im Riederwald lag der von der Frankfurter „Eintracht" aus eigener Kraft und mit eigenen Mitteln — leider, leider auf städtischem Pachtgelände — errichtete Vereinsplatz in einwandfreiester Verfassung, brottrocken, schneefrei und mit einer blendenden Grasnarbe. Für diesen Platz zahlt der Frankfurter Verein in würdiger Anerkennung langjähriger Verdienste um den Aufbau der sportlichen Bewegung in Frankfurt, in noch nachdrücklicherer Anerkennung aber auch der Tatsache, daß er durch die Erringung der süddeutschen Fußballmeisterschaft Frankfurts sportlichen Ruhm nicht unwesentlich gemehrt und gefestigt hat, an die Stadtverwaltung einen jährlichen Pachtzins in der erschreckenden Höhe von 6000 Mark. Weit gefehlt die Mutmaßung, daß die Pächterin Gott weiß welche Selbstherrlichkeiten und unumschränkten Rechte auf dem sie so teuer stehenden Platze habe.

Es gibt in Frankfurt eine städtische Sport-Diktatur! Sie hat es zuwege gebracht, daß die in städtischer Pacht Sitzenden Fußballvereine nicht die geringste Spur von Nutznießung behielten, zum mindesten nicht die Nutznießung, die den Erbauern bei der Durchführung ihres gemeinnützigen Werkes vorgeschwebt hat. Die Vereine sind — es war schon zu wiederholten Malen hiervon im „Kicker" die Rede — gezwungen, bei allen größeren Spielen das städtische Stadion zu benutzen. Vor erst vierzehn Tagen habe ich im „Kicker" darauf hingewiesen, daß der „Versailler" Charakter dieser unerbittlichen Zwangsmaßnahmen die Vereine finanziell aufs schwerste schädigt. Heute ist der Nachweis zu erbringen, daß die unbekümmert um die viel zu teure Platzpacht zu entrichtende fünfzehnprozentige Abgabe vom Brutto-Erlös den Vereinen noch nicht einmal die Gewähr gibt, daß sie auf dem ihnen aufoktroyerten Stadion-Gelände spielen können. Es wäre ein leichtes gewesen, das Spielfeld in völlig brauchbaren Zustand zu bringen. Das sehr deutliche Sparmonitum, das sich die Stadion-Verwaltung erst vor wenigen Tagen seitens der Bürgerschafts-Vertretung gefallen lassen mußte, ist offenbar an völlig falschem Platze in Wirksamkeit gesetzt worden. Man hatte für die Instandsetzung des Platzes, die Beseitigung der Schneereste und den Abfluß der riesigen Wassermengen keinen Finger krumm gemacht und somit bewiesen, daß im Verkehr zwischen städtischen Stellen und Sportvereinen die einfachsten Rechtsgrundsätze außer acht gelassen werden. Unter ganz gewöhnlichen Sterblichen gilt nämlich immer noch der Satz, daß der Vermieter einer Sache die vermietete Sache in einen dem Mietzweck entsprechenden Zustand zu setzen und darin zu erhalten hat Siehe §536 des Bürgerlichen Gesetzbuches! Man ist fürwahr versucht, Herrn Stadtrat Schmude, der sich gerade der „Eintracht" gegenüber in einem ihm genehmen Falle als ganz famoser Paragraphen-Reiter gezeigt hat, auch einmal die Rechtsunterlagen unter die Nase zu reiben, die ihm sicherlich weniger sympathisch sein werden. Mir scheint kein Zweifel, daß die „Eintracht" diesmal nicht im geringsten verpflichtet ist, die prozentuale Abgabe an die Stadion-Verwaltung zu leisten, da diese ihre selbstverständlichen Pflichten in schuldhafter Weise außer acht gelassen hat. Weitergehend erscheint es mir sogar durchaus am Platze, daß eben diese „Eintracht" ihrem Vertragsgegner die Eröffnung zukommen läßt, daß Sie sich im Wiederholungsfalle überhaupt nicht mehr an den Teil der Abmachungen gebunden fühlt, der ihr die Benutzung des Stadions aufzwingt.

„Treibt Sport im Stadion, und ihr werdet gesund!", heißt die Werbeparole des Stadions. „Nehmt ein Fußbad in der Stadion-Kampfbahn und ihr braucht nicht zu warten, bis euch ein natürlicher Tod ereilt!", das ist der Hohngesang der aktiven Spieler vom heutigen Tage. In diese bewegliche Klage wird sich der Ausbruch der ungeteilten Enttäuschung von mehr als 15.000 Zuschauern mischen, die sich auf den völlig ungangbaren Stadionwegen zum Spielplatz bewegten und sich ihr teures Sonntagszeug total versauten — jawohl: versauten —, um schließlich unverrichteter Sache wieder heimgeschickt zu werden. (Wobei übrigens beim vorzeitigen Abtransport der Massen die ebenfalls unter der Amtshoheit des Herrn Stadtrat Schmude stehende Straßenbahn eklatant versagte!!.)

Es läßt sich nicht verheimlichen: in den Kreisen der Frankfurter Fußball-Vereine besteht eine schwere Verärgerung gegen das an sich so schöne Stadion. Heute hat sich diese Antipathie, die selbstredend nicht von ungefähr kommt, auch tief in den Busen der Zuschauer-Massen gesenkt. Man kann es den enttäuschten Tausenden leicht nachfühlen, und es ist auf der Hand liegend, wer hierbei á la longue der Leidtragende sein wird.

Nicht oft genug kann den städtischen Amtstellen ins Bewußtsein gebracht werden, daß die Gründer, die Förderer und Erhalter der sportlichen Bewegung noch nie in städtischen Amtsstuben gewohnt und getatet haben. Man sollte der ehrenamtlichen und unsagbar mühevollen Arbeit dieser wertvollsten Diener am Volkswohl so viel Pietät antun, daß man sie und ihr ideelles Werk nicht in Ketten legt. Die Sportvereine können niemals ein Objekt der Kommunalisierung sein. Das Grundwesen des Sportes ist auf dem Prinzip völliger Freiwilligkeit aufgebaut. Kommunalisierung aber ist Zwang, jede Kommunalisierung bedeutet den sicheren Untergang des Sportes. Wir werden den Tag erleben, an dem sich Herr Stadtrat Schmude nach berühmtem Vorbild wird sagen können: „Operation glänzend geglückt, Patient leider tot!"

„Groß-Kampftag im Stadion!" hatten die örtlichen Zeitungen angekündigt. Daraus wurde nun ein „Groß-Krampftag!" Die armen Spieler von Union Niederrad und dem Fußballverein Saarbrücken hatten sich tatsächlich unter der miserablen Leitung des Herrn Jünger aus Schweinfurt volle neunzig Minuten lang den unverantwortlichsten Gesundheitsschädigungen auszusetzen. Der Leiter des zweiten Treffens dieser Doppelveranstaltung, Herr Walter aus Ludwigshafen, ließ Vernunft walten. Er ließ Eintracht Prankfurt und Bayern München zwölf Minuten lang probeweise spielen. Dann schickte er beide Mannschaften beim Stande von 0:0 nach Hause.      Ludwig Isenburger. (Aus dem 'Kicker' vom 24.02.1931)

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