SpVgg Fürth - Eintracht
Frankfurt |
Süddeutsche Meisterschaft 1930/31 - 2. Spiel
2:1 (1:0)
Termin: 18.01.1931
Zuschauer: 6.000
Schiedsrichter: List (Stuttgart)
Tore: 1:0 Franz (35.), 1:1 Fritz Schaller, 2:1 Faust (65.)
SpVgg Fürth | Eintracht Frankfurt |
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Trainer
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Trainer |
Nürnberg-Fürther Gedanken SpVg. Fürth — Eintracht Frankfurt 2:1. Leinberger ernstlich verletzt, lautete eine bittere Nachricht aus Worms und damit wurde die gestrige Siegeshoffnung gegen Eintracht stark heruntergedrückt. Zum guten Glück hat die Spielvereinigung als Ersatzmittelläufer noch einen Appis zur Verfügung, allein die Fürther wären dem vorjährigen süddeutschen Meister lieber mit stärkster Mannschaft entgegengetreten, ein Leinberger läßt sich selbstverständlich eben nicht ohne weiteres ersetzen. Viele allerdings hatten zu dem früheren ASN.-Mittelläufer großes Vertrauen, auch mit Recht, denn der langbeinige Appis ist dank seiner guten Balltechnik und Intelligenz zum Mittelläufer geradezu geschaffen. Ich habe ihn in Spielen gesehen, wo sein Können imponierend zur Geltung kam. Auch in Fürther Kreisen sah man dem heutigen Spiel nicht mutlos entgegen; im Gegenteil: man vertraute ganz auf die von Will. Townley so prächtig trainierte Elf, die sich auch in diesem Jahr ein hohes Ziel vor Augen gesetzt hat, von dem sie sich schwer abbringen lassen wird. In Nürnberg-Fürth sprach man die ganze Woche viel von dem Kampf! Eintracht steht seit den letzten Jahren hoch im Kurs, denn diese sympathische Mannschaft hat es verstanden, sich dank ihrer soliden guten Leistung, zur ausgesuchten Extraklasse hinaufzuarbeiten. Mit Recht sind alle Frankfurter auf ihre von verläßlichen Männern geleitete Eintracht stolz. Mit einem Troß Schlachtenbummlern kamen die Frankfurter am Samstag abend angerückt, in ihrem Hauptquartier, Hotel Wittelsbach, war die Siegesstimmung obenauf. Man vermißte den lieben Albert Sohn, der leider zur Mitreise verhindert war. In Böhms Herrenkeller trafen sich dann mit Walther Bensemann, Graf von Beroldingen, den verletzten Stubb und Gramlich eine angenehme Gesellschaft; allerdings war die Stimmung durch den Tod des allbekannten und beliebten Hauswirtes Fritz Böhm getrübt. Später trank man noch einen Abendschoppen in der Sebaldusklause. Hier entpuppte sich ein Herr Steigerwald aus Frankfurt als äußerst gerissener Ansager; er bildete eine Hochburg für sich und mit Recht sind ihm der Stuhlfauths Heina wie auch Heinrich Träg die gebührende Antwort nicht schuldig geblieben ... Die Fürther haben es scheinbar schon lange mit dem Wettergott verdorben. Die große Masse blieb auch diesmal bei dem Hundewetter hinterm warmen Ofen und statt 15.000 kamen höchstens 6000 Zuschauer nach Ronhof! Der Platz war mit einer leichten matschigen Schneedecke überzogen. Viele bezweifelten wohl die Spielfähigkeit des Platzes, aber Schiedsrichter List aus Stuttgart war mit Recht anderer Meinung. Gewiß, ideal war heute das Ronhofer Gelände nicht, aber es ging zur Not, denn ein gefrorener Boden bringt bekanntlich für die Spieler viel größere Gefahren mit sich als wässriger Schnee. Und im Verlauf des Kampfes hat man auch gesehen, daß technisch durchgebildete Fußballspieler sich mit solchen Bodenverhältnissen leicht abfinden — niemand hätte gedacht, daß man heute einen solch hochklassigen und mit allen Schikanen durchgeführten Kampf zu sehen bekäme. Dies war keine Durchschnittsleistung, sondern von beiden Mannschaften ein rassiger, im prächtigen Stil gezeigter Fußballkampf, der jeden begeistern mußte und der unbedingt ein volles Haus verdient hätte. Es war auch ein verdienter knapper Sieg des Kleeblatts, dessen Gesamtleistung unbedingt mit einer besseren Note zu bewerten ist, als die der Eintracht, die nur periodenweise stark aufkam. Nur in den ersten 10 Minuten und auch in den Schlußminuten diktierte Frankfurt das Feldspiel, sonst aber hatten meist die Fürther das Wort und speziell nach der Pause mußten die Gäste eine lange Offensive über sich ergehen lassen, wobei das bessere Fürther Können deutlich genug zum Ausdruck kam. Der heutige Fürther Sieg wird den Miesmachern wieder zu denken geben. Schnell haben sich die Frankfurter an den schweren Boden gewöhnt und die Hingabe eines jeden einzelnen bringt die Gäste zu einer Leistung, für die man unbedingt Bewunderung haben mußte. Fürth zeigte sich vorerst durch das Frankfurter Temperament ganz konfus gemacht. — Die Schnelligkeit eines Kellerhoff, Ehmer und ganz besonders des rassigen Schaller bringt Verwirrung in die heimischen Reihen, so daß Zeis, Kraus I und Neger kaum zum Schnaufen kommen. Immer wieder ist der Frankfurter Angriff in Front, denn das durch Goldammer, Mantel und den etwas zu rappelköpfigen Leis prächtig unterstützte Innentrio Dietrich—Ehmer—Möbs vermag vorerst Appis kaum zu halten und in dieser für Fürth äußerst verzwickten Lage rettet sich nun Fürth mit einer ganz raffiniert aufgezogenen Abseitstaktik, auf die auch die Gäste jedesmal prompt hereinfallen. Spannend und aufregend verliefen die ersten Minuten, mittlerweile kehrt die nötige Ruhe bei den Fürthern ein, wobei Appis zusehends besser wird. Nun war auch der Ronhofer Angriff in voller Fahrt. Frank kommt in internationale Form und zeigt bestechende Leistungen — Faust sehr wendig und schnell — der alte Franz wie einst im Mai — das stark forcierte Flügelspiel bringt durch Kießling und ganz besonders aber durch Full vor dem Frankfurter Kasten ganz brenzliche Sachen zustande. Hier zeigt sich aber der Torwart Schmitt von der allerbesten Seite und die Abwehr Schütz und des etwas sehr massiven Pfeifer raubt den Fürthern alle Hoffnungen. Aber in der 35. Minute dürfen doch die Spielvereinigungsanhänger jubeln. Es gelang dem glänzend disponierten, unverwüstlichen Hagen ein feines Durchspiel zu Faust — Goldammer wird getäuscht — der freistehende Kießling gibt eine exakte Flanke und schon hat Franz unter tosendem Beifall verwandelt. Bei einer meist kleinen Feldüberlegenheit der Fürther bleibt es so bis zur Pause. Mit frohen Gesichtern geht man trotz des miserablen Wetters in die Kabine. Die zweite Hälfte beginnt nun Fürth recht verheißungsvoll,
denn die ganze Mannschaft (außer dem sehr zerstreuten Kießling)
spielt wie aus einem Guß. Aber überraschenderweise kommt gerade
hier Eintracht zum Ausgleichstor. Ein Weitschlag von Goldammer führt
zu Kellerhoff, Hagen und Zeis stand zu weit aufgerückt — Kraus
I kommt zu spät und schon hat der heranspurtende Schaller ausgeglichen.
Aber Fürth läßt sich nicht entmutigen und liefert weiterhin,
dank dem großen Können eines Hagen, Appis, Kraus II und der
stoßsicheren Abwehr von Kraus I, Zeis und dem fangsicheren Neger
ein Spiel, den die Eintrachtleute mit der Zeit erliegen mußten.
Immer agiler wurde der Fürther Sturm — Frank zeigte Momente,
die zu spontanen Beifall hinreißen mußten — in dieser
Zeit lassen sich leider einige Gäste zu einer etwas scharfen Abwehr
hinreißen. Aber für Abseits und ganz besonders für Fouls
hat Schiedsrichter List ein vorzügliches Auge. Gewiß, auch
die Fürther sind im Hartspielen keine Lämmer, aber heute zogen
die Gäste mit vollem Recht sehr oft bei dem Schiedsrichter den Kürzeren.
Wohlweislich hatte List den schweren Boden berücksichtigt und ließ
sich hüben wie drüben vernünftiger Weise zu keiner Elfmeterstrafe
hinreißen. Ich glaube auch, daß in dieser Hinsicht Kraus I,
ganz besonders aber Pfeiffer, kitzlige Momente noch sehr gut im Gedächtnis
haben. Nach einem« feinen Zuspiel von Hagen zu Franz und Frank gelingt
in der 65. Minute Faust der Siegestreffer und wenige Minuten später
vermurkst Kießling zwei gute Chancen durch schlechten Schuß.
In den letzten Minuten sehen wir seitens Frankfurt einen gewaltigen Endspurt
— bange Minuten gibt es für Fürth zu überstehen,
aber die verstärkte Abwehr läßt dem Gästeangriff
keine Gelegenheit zum Torschuß und mit großem Beifall verlassen
die Fürther als verdienter Sieger das Feld. Hans
Stoll. (Aus dem 'Kicker' vom 20.01.1931) |