FSV Frankfurt - Eintracht Frankfurt

Bezirksliga Main-Hessen 1930/31 - 6. Spiel

1:3 (0:1)

 

Termin: 05.10.1930 im Stadion
Zuschauer: 12.000
Schiedsrichter: Müller (Beiertheim)
Tore: 0:1 Karl Ehmer (20.), 0:2 Karl Ehmer (65.), 0:3 Fritz Schaller (67.) 1:3 Bretteville (77.)

 

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FSV Frankfurt Eintracht Frankfurt

  • Krieger
  • May
  • Herrmann
  • Köpfle
  • Brück
  • Bretteville
  • Armbruster

 


 

Trainer
Trainer

 

Frankfurter Echo

FSpV. Frankfurt — Eintracht Frankfurt 1:3.

Es ist nicht mehr ganz so, wie früher, als noch das „a" und „o" aller Fußballweisheit im Mainbezirk von dem Ausgang dieses Treffens abhing. Der unterschiedliche Tabellenstand der beiden Vereine hat etwas die Spannung herabgemindert. Aber die zehn-, vielleicht auch zwölftausend Zuschauer des heutigen Tages bewiesen doch wieder einmal, daß der waschechte Fußballer höchst selbst anwesend sein will, wenn der alte Rivalenkampf in Neuauflage ausgepaukt wird.

Nach dem beiderseitigen Punktbesitz des gegenwärtigen Augenblicks hätte man lediglich einen großen Formrückgang der Bornheimer im Vergleich zu früheren Zeiten festzustellen. Dem ist jedoch nicht so. Mir scheint sogar, als seien die Schwarz-Blauen gerade in den letzten Wochen wieder im richtigen Zuge, als näherten sie sich allmählich wieder ihrem alten Kampfstil, der Spielweise, der sie in den Zeiten vor vier und fünf Iahren ihren größten Ruhm verdankten. Betrachtet man die Mannschaft losgelöst von dem ganz anders gearteten — und zweifellos auch überlegenen — Können ihres diesmaligen Gegners, dann kann man trotz aller Punktverluste mit gutem Gewissen sagen: „Die Mannschaft ist gut, besser vielleicht, als diese oder jene andere Elf, die den Bornheimern Punkte abzunehmen vermochte". Nur gegen Eintracht nützte das Positive dieser Mannschaftsleistung nichts, weil es nicht ausreichte, dem Gegner das Konzept zu verderben. Was die Offenbacher acht Tage zuvor so meisterhaft verstanden und sie befähigte, dem Süddeutschen Meister wenigstens ein Unentschieden abzuringen, das schlug dem Frankfurter Altmeister gründlichst fehl. Ja, man hatte sogar nicht einmal den Eindruck, als ob ernstlich daran gedacht, oder darauf hingestrebt werde, den Riederwäldern den Flachpaß nach Strich und Faden zu verekeln. Hier lag die verdiente Niederlage der Bornheimer begründet. Wer die Eintrachtfront aufrollen will, muß ihren Flachpaß zerstören können. FSpV. konnte das nicht, deshalb verlor er. Nicht er, nicht eine Minute er, sondern während all der Zeit diktierten die Eintrachtler den Gang der Ereignisse.

Eintracht spielte vor der Pause brillant. Flach und zügig rollte der Ball von Mann zu Mann, immer wieder blieb der Gegner auf Abwehr beschränkt. Zweifelsohne hatten die Riederwälder aus den Erfahrungen des Vorsonntags gelernt und hielten mit eiserner Energie das Heft in der Hand. Rein spielerisch genommen, stand ihr Sieg niemals in Frage. Sie zwangen dem Ball und dem Gegner ihren unbeugsamen Willen auf. Vor der Pause sehr eindeutig, nach dem Seitenwechsel immer noch deutlich genug, um keinen Zweifel aufkommen zu lassen, daß ihr 3:1-Sieg vollkommen in Ordnung ging.

Bornheims Schlußtrio hielt sich recht gut. May und Herrmann verteidigten sehr tapfer, und selbst Krieger wäre nachdrücklichst zu loben, wenn er nicht diese große Schwäche gegenüber scharfen Flachbällen hätte. Mit hohen Schüssen ist er kaum zu schlagen, aber auf Flachbälle von einiger Qualität fällt er gar zu gerne herein. Sehr gut war seine Faustabwehr bei gefährlichen Eckbällen. FSpV.'s Schwäche lag in der Läuferreihe. Knöpfle spielte zwar in der ersten Halbzeit fast wie in seinen Glanztagen, später aber wurde auch er in die Unzulänglichkeit seiner beiden Kameraden verwickelt. Der Hauptfehler des Mittelläufers lag in dem Umstand, daß er seine Flügelstürmer vollkommen vernachlässigte. Allzu viel abspielfähige Bälle ließen ihm die Eintrachtler schon gar nicht zukommen, aber die wenigen hätte er zumindest dem gefährlichen Brück und dem wuscheligen Armbruster zuspielen sollen. Ein Innenspiel gegen einen Schütz und Stubb in ihrer derzeitigen Form war natürlich ganz aussichtslos. Das einzige Tor für Schwarz-Blau fiel demgemäß auch auf einen von den seltenen Vorstößen des Rechtsaußen hin, der seinem Mittelstürmer Bretteville zu unhaltbarem Kraftschuß aus kurzer Entfernung verhalf. Auch Eintracht forcierte das Flügelspiel nicht beharrlich genug. Hier reichte aber die überlegene Ballführung der drei Innenstürmer immerhin zu zwei vorzüglichen Schüssen des gut disponierten Mitttelstürmers Ehmer. Bei den Läufern hat sich das Zuspiel merklich verbessert. Schütz war ausgezeichnet und Stubb, der sich bekanntlich neben seinem Vereinkameraden ebenfalls einen Dauerplatz in der Ländermannschaft erobern möchte, stand ihm in nichts nach. Torwächter Schmitt war nur etwa in den letzten zwanzig Minuten voll beschäftigt und hielt recht gut. Zweimal hatte er allerdings Riesenglück, als die Bornheimer den frei vor der Torlinie liegenden Ball nicht ins Netz zu bringen wußten.

Zwanzig Minuten nach Beginn erwischte Ehmer auf dem Wege über Goldammer, Schaller und Möbs den Ball und schoß einen Flachball diagonal in die linke Torecke. Im selben Zeitraum nach der Pause griff derselbe Spieler einen weiten Schlag Stubbs auf, täuschte Krieger über seine Absichten mit dem Ball und schoß aus etwa 20 Metern Entfernung flach an dem ratlos zuschauenden Torwächter ins Bornheimer Netz. Zwei Minuten später fiel der dritte Erfolg für Eintracht. Kellerhoff umspielte May und Knöpfle, seine Flanke wurde von Dietrich zu Schaller verlängert, so daß der Rechtsaußen den Ball mit großer Wucht an die Innenkante des rechten Torpfostens schießen konnte. Dreizehn Minuten vor Schluß kam FSV. zu seinem zweifellos verdienten Ehrentor. Schiedsrichter Müller, Beiertheim, amtierte sehr ehrlich nach bestem Wollen. Daß er sich einige wenige Male in seinen Entscheidungen vergriff, vor allem aber die Vorteilsregel manchmal unbeachtet ließ, berechtigte die Schreier noch lange nicht, sich in der gewohnten üblen Weise bemerkbar zu machen. Er ließ dem Spiel seinen sehr harten, aber nicht unfairen Verlauf.     Ludwig Isenburger. (Aus dem 'Kicker' vom 07.10.1930)

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