Eintracht Frankfurt -
FC Hanau 93 |
Bezirksliga Main-Hessen 1930/31 - 3. Spiel
4:0 (3:0)
Termin: 14.09.1930
Zuschauer: 6.000
Schiedsrichter: Dölker (Stuttgart)
Tore: 1:0 August Möbs (8.), 2:0 Walter Dietrich (10.), 3:0 Karl Ehmer, 4:0 Bernhard Kellerhoff
Eintracht Frankfurt | FC Hanau 93 |
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Trainer | Trainer |
Frankfurter Echo Eintracht Frankfurt — 1. F.C. 1893 Hanau 4:0 (3:0). Wir leben gewissermaßen in einem „Einheits-Zeitalter". Ueberall wird normalisiert, typisiert, vereinheitlicht. Wenn das am Riederwald so weitergeht, werden die Eintrachtspiele auch nur noch in Form eines „Einheits-Spielberichtes" beschrieben werden können. Die derzeitige gute Form des Süddeutschen Meisters macht ihn jedem Gegner derart überlegen, daß man mit dem besten Willen nicht viel anderes sagen kann, als daß die Riederwälder dank ihres überragenden Könnens und ihres fabelhaft präzisen Zuspiels stark überlegen waren und daß der Gegner denkbar größte Mühe hatte, gegen diese bis zu Teufelskünsten vervollkommneten Fertigkeiten einigermaßen zu bestehen. So war auch das Bild bei dem jüngsten Treffen gegen den 1. F.C. 1893 Hanau. Die Frankfurter diktierten die Ereignisse, und die Gäste verkörperten die Ohnmacht am laufenden Band. Die Kombinationsmaschine der Eintrachtmannschaft lief wie ein fabrikneuer Achtzylinder allererster Marke. Es war eine Augenweide, diese prächtigen Ballabgaben von Mann zu Mann zu sehen. Manchmal tat es einem in der Seele leid, die nutzlosen Bemühungen der Gegner um den Ball mitanzusehen. Aber die technischen Tricks der Frankfurter sind ja schließlich nichts neues. Sie sind nur weiter vervollkommnet worden, so daß sie heute auch einer Mannschaft vom Schlage der Hanauer gegenüber, die immerhin nach wie vor eine der besten der Main-Gruppe ist, mit Ueberlegenheit und Erfolg angewandt werden können. Und nun um Gottes willen keine Einzelkritik der Eintrachtleute! Nur die Feststellung, daß es Schwächen überhaupt nicht gab und daß dieses homogene Ganze in den drei Größen der Läuferreihe seinen Dreh- und Angelpunkt hatte. Der 1. F.C. 93 Hanau war wirklich nicht zu beneiden. Er gab sich die größte Muhe und stand doch nach Ablauf von 90 Minuten dem Nichts gegenüber. Er wurde mit 0:4 Toren klar und einwandfrei geschlagen, und doch machte die Mannschaft keinen ungünstigen Eindruck. Es ist schließlich auch keine Schande, die Ueberlegenheit der Frankfurter als „vis major", als „höhere Gewalt", hinnehmen zu müssen. Deshalb kann man doch im Kampfe mit den übrigen Gruppengegnern seinen vollen Wert haben. Die Elf spielt mit großem Schneid, besitzt auch ohne Zweifel beträchtliche Einheitlichkeit und Verständnis zur Sache. Wo man sie zur Entfaltung kommen läßt, was diesmal allerdings so gut wie gar nicht geschah, werden sie dem Gegner einzuheizen verstehen, so wie man ihnen heute die Hölle heiß gemacht hat. Hanaus Torwächter Sonnrein hatte vor der Pause einige unglückliche Momente, die ihm Tore kostete. Später glänzte er durch mehrere ruhige und sichere Paraden. Flachbälle scheint er allerdings nicht sonderlich zu lieben. Die Verteidigung leistete eine Riesenarbeit. Manchmal ging es freilich drunter und drüber, aber was will man machen, wenn man alle Hände voll zu tun hat. Da gibt es eben nur ein „sauve qui peut" und sonst nichts. Auch die Läuferreihe war stark defensiv beschäftigt. Nur im Kopfspiel waren die Hanauer Läufer dem Gegner überlegen. Das scheint der gesamten Mannschaft übrigens gut zu liegen, denn bei Kopfbällen behielten tatsächlich die Hanauer meistens das bessere Ende für sich. Der Sturm kam wenig zur Entwicklung. Schnorr, von Nerz mit den Obliegenheiten eines angriffslustigen Mittelstürmers bestens vertraut gemacht, war recht rege, zeigte auch einige Male gute Ballverteilung, namentlich an die Flügelstürmer, die beide recht schnell waren. Acht Minuten nach Beginn führte eine vorzügliche Kombination zwischen Dietrich, Kellerhoff und Möbs zu einem unhaltbar placierten Kopfball des Halbrechten. Zwei Minuten später ließ Sonnrein einen scharfen Schrägschuß Schallers entgleiten, und Dietrich beförderte den Ball ins Netz. Unmittelbar vor der Pause ließ Sonnrein einen flach und scharf geschossenen Strafstoß Ehmers von der Strafraumgrenze aus zum dritten Tore für Eintracht passieren. Kurz nach dem Seitenwechsel erzielte Kellerhoff nach mehrzügigem Geplänkel vor dem Hanauer Tor den vierten Treffer. Schiedsrichter dieses sehr fairen Spieles war Dölker
vom V.f.B. Stuttgart, der in einwandfreier Weise amtierte. Ludwig
Isenburger. (Aus dem 'Kicker' vom 16.09.1930) |