VfB Leipzig - Eintracht
Frankfurt |
Freundschaftsspiel 1930/31
3:2 (1:0)
Termin: 03.08.1930
Zuschauer: 3.000
Schiedsrichter: Fuchs (Wacker Leipzig)
Tore: 1:0 Schrepper (8.), 2:0 Paulsen (56.), 2:1 Fritz Schaller (61.), 2:2 Theodor Trumpler (67.), 3:2 Bödecker
VfB Leipzig | Eintracht Frankfurt |
|
|
Wechsel
|
Wechsel |
Trainer |
Trainer |
Ein Meister kann nicht gewinnen VfB-Leipzig—Eintracht-Frankfurt 3:2 (1:0) Das Vorhaben der Süddeutschen, nach dem Meister auch den Pokalhalter Mitteldeutschlands zu schlagen, ist ihnen mißglückt. Die Bewegungsspieler haben die Genugtuung, eine Elf geschlagen zu haben, die über ein exzeptionelles Können verfügt und deren Leistungsstandard auch dann noch ein überdurchschnittliches Niveau hat, wenn, wie in diesem Falle, sie drei ihrer Standardspieler, nämlich Schütz, Goldammer und Dietrich ersetzen muß. Zu einer Zeit, in der man mit den Superlativen so gewissenlos wie mit Blechtellern jongliert, wird man sich wohlweislich hüten müssen, die Bedeutung dieses für uns so erfreulichen Sieges zu überschätzen. Die meisten Spieler der Probstheidaer haben schon mehr als einmal den Beweis ihrer Begabung erbracht, aber noch herrscht der Mangel an Initiative und vor der Hand basieren die Erfolge meist auf der Durchbruchstaktik, die nur streckenweise von einem zweckvollen Kombinationsspiel abgelöst wird. Gelingt es dem zurückgekehrten Schön, der kurz über lang wieder in das Team eintreten wird, gleich seinem großen Vorgänger Edy, die Dualität des erfolgreichen Mannschaftsspiels, den kombinierenden Angriff, in Fluß zu bringen, dann werden solche schöne Erfolge für den mitteldeutschen Fußball weniger selten werden... Es bleibt sehr bedauerlich, daß nicht mehr als 3000 Zuschauer die Bekanntschaft mit dem süddeutschen Fußballmeister machten, denn trotz des rein zahlenmäßig enttäuschenden Verlustresultates bewiesen die sympathischen Frankfurter, daß sie nicht mit Unrecht den Meistertitel ihres Verbandes tragen. Das technische Repertoir ihres Könnens war übervoll und das praktische Stellungsspiel mit den blitzschnellen Positionswechseln verriet die absolute Beherrschung aller Regeln und Künste. Man sollte aber schließlich annehmen können, daß ein solches Team mehr von der Notwendigkeit des Toreschießens überzeugt sei, denn der Wille, mit dem Ball direkt in das von Freund behütete Tor des Gegners hineinzulaufen, war schon fast stupid. In diesem Spiele war der schwächere Sturm schlauer und der Endeffekt war ein Sieg der Leipziger, die fast während des ganzen Kampfes sich gegen eine drückende Feldüberlegenheit des süddeutschen Meisters wehren mußten. In dem Augenblick, in dem der Anpfiff ertönte, ging ein schauerlicher Regenguß nieder, der den heftigen Willen der Stürmer, den Ball in das Netztor zu befördern, arg behinderte. Als dann der Himmel seine Pforten schloß, war das Feld naß genug, um an die Standhaftigkeit der Akteure hohe Anforderungen zu stellen. Die beiderseitigen Aufstellungen lauteten zunächst wie folgt: Eintracht-Frankfurt: Schmidt; Stubb, Pfeifer; Leis, Gramlich, Mantel; Schaller, Trumpler, Ehmer, Möbs und Kellerhof. VfB-Leipzig: Freund; Dobermann, Schmidt; Rempel, Grosse, Jähnig; Paulsen, Neef, Schrepper, Bödecker und Richter. Im späteren Verlauf des Spieles änderten sich hüben wie drüben die Posten verschiedene Male und für den ausscheidenden Schrepper trat nach dem Wechsel Fritz Schmöller ein. Das einzige Tor der ersten Spielhälfte schoß nach acht Minuten Schrepper, der ein Mißverständnis zwischen Stubb und Pfeifer resolut ausnutzte. Nach diesem Erfolg drückten die hiesigen eine ganze Zeit lang, aber nach einer Viertelstunde beherrschten die Frankfurter wieder das Feld. Die sicherste Möglichkeit, einen zweiten Treffer schon jetzt anzubringen, versiebte Neef, der sich fast hilflos im Felde bewegte und der der schwächste Mann blieb. Die Leipziger Verteidigung mußte emsig arbeiten, da vor allen Dingen Kellerhof stets gefährliche Attacken unternimmt. Eine prachtvolle Einzelleistung war das zweite Tor, das die wirkungsvolle Krönung eines Alleinganges von Paulsen bildete und in der elften Minute nach dem Wiederbeginn fiel. Nachdem fünf Minuten später Schaller für die Gäste den ersten und durchaus verdienten Treffer anbringt, verschenkt derselbe Spieler zwei Minuten danach eine seltene Ausgleichsmöglichkeit, da er einen wegen Handspiels verhängten Elfmeter ausläßt. Trumpler korrigiert dieses Mißgeschick in der zweiundzwanzigsten Minute, wo den 2:2-Ausgleich Tatsache wird. Noch haben die Süddeutschen die Freude darüber nicht restlos verdaut, als Bödecker, nach einem Strafstoß, mit dem Kopfe die 3:2- Führung und den schließlichen Endstand erzwingt. Der Schütze scheidet späten übrigens auch wegen einer Verletzung aus. Noch einmal versuchen die Gäste den Ausgleich zu erzwingen, Stubb spielt rechter Läufer und Pfeifer taucht ein zweites Mal im Angriff auf, aber alle Bemühungen sind vergeblich, weil sie über den Schönheit des Paßspieles den Endzweck aller Kombination, das Torschießen, vergessen... Der beste Mann auf dem Felde war der linke Läufer der Frankfurter, der ehemals in Dresden spielende Mantel, der ein schlechthin vollendetes Spiel zeigte und schon in absolut internationaler Form war. Sein Abwehr- und Aufbauspiel war selbst für den verwöhnten Kenner eine wahre Augenweite. Die besten Spieler der Leipziger waren Freund im Tor, Dobermann und Schmidt als Verteidiger und der ewig junge Paulsen auf dem rechten Flügel. Routiniert, aber nicht ohne Fehler leitete Fuchs (Wacker)
als Schiedsrichter. Der Frankfurter Pfeifer hätte mehr beobachtet
werden müssen. Ueberhaupt ließ die spielerische Fairneß
einiger Frankfurter mitunter sehr zu wünschen übrig. Ziemlich
hartes Angehen brachte es bedauerlicherweise mit sich, daß Schrapper
und Bödecker arg verletzt wurden. gh.
(Aus 'Mitteldeutsche Sportzeitung' vom 04.08.1930) |