Eintracht Frankfurt - SpVgg Fürth

Freundschaftsspiel 1928/29

0:1 (0:0)

Termin: 09.06.1929 im Stadion
Zuschauer: 12.000
Schiedsrichter:
Torschützen: 0:1 Franz Schütz (83., Eigentor)

"30 Jahre Eintracht"

 

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt SpVgg Fürth

 


  • Neger
  • Kleinlein
  • H. Krauß
  • Röschke
  • Leinberger
  • K. Krauß
  • Auer II
  • Rupprecht
  • Franz
  • Frank
  • Kießling

 

Trainer Trainer

 

 

Eintracht Frankfurt — SpVgg. Fürth 0:1 (0:0)

Der zweite Besuch der Fürther binnen acht Tagen brachte nur ein Viertel der Zuschauer. Damit ist nicht gesagt, daß man Fürth nicht einigemale hintereinander spielen sehen könnte; der Vergleich ist nur bezeichnend für das Interesse, das die Zuschauer einem Verbands- oder einem Privatspiel entgegenbringen. Es fehlte eben etwas von jener Spannung, die jedem wichtigen Meisterschaftsspiel innewohnt. Das Privatspiel lockte „nur" 12000 Zuschauer an ...

Eigentlich hätte man sich für dieses Spiel besonders interessieren sollen, denn Fürth bekam ja den Meister, also die stärkste Mannschaft des Bezirks, entgegengesetzt. Die Gäste hatten es auch bedeutend schwerer, da die Eintrachtmannschaft sie öfters in Schach zu halten vermochte. Besonders in der zweiten Halbzeit wurde die Eintracht stark überlegen, so daß man Fürths Sieg diesmal als glücklich und unverdient bezeichnen muß. Nur die Schußunsicherheit von Schaller, Ehmer, Kron und die Schußunfähigkeit Kellerhoffs bewahrten die Fürther vor einigen Gegentoren.

Frankfurts Mannschaft spielte einheitlich und energisch. Die Verteidigung war kaum zu schlagen. Schütz ist nicht zu Unrecht international und wird auch nach diesem Spiele als einer der besten Verteidiger Deutschlands angesehen werden können. Pfeiffer war früher besser als er. Jetzt ist es umgekehrt. Zwar hat Pfeiffer viel von seiner alten Form zurückgewonnen, doch spricht der Altersunterschied jetzt mit. Pfeiffer passierte auch das Pech, nach einer an sich guten Partie ein Eigentor zu fabrizieren, das den Spielausgang entschied. Trumpp bekam in der zweiten Halbzeit nicht mehr viel zu halten. Dafür wurde er kurz vor Schluß zweimal verletzt. Es ist Ansichtssache, ob man dabei das etwas rücksichtslose Angreifen der Fürther Stürmer (Frank sprang mit vorgestrecktem Fuß nach dem Ball) oder das gewagte, unvorsichtige Spiel Trumpps tadeln soll. Ein Torwart muß nicht immer den Ball unter sich zu begraben suchen; eine sichere Fuß- oder Faustabwehr muß er beherrschen.


Kellerhoff im Spiel
gegen Fürth

Die große Schwäche Frankfurts war die Läuferreihe. Goldammer hatte einen schlechten Tag. Sein Zuspiel war mangelhaft. Entweder es erreichte den Gegner oder es kam so scharf auf den eigenen Mann, daß dieser große Mühe hatte, zu stoppen. Es ist ein großer Irrtum, in Goldammer einen Internationalen zu suchen; mehr als ein guter Mannschaftsspieler ist er nicht. Auch Kübert war schwach im Zuspiel. Mantel hatte natürlich technisch den Fürthern nichts nachzugeben, doch auch nichts vorzumachen. Er übertrieb deshalb mit seinen Tricks, die manchmal unbeabsichtigte Lagen schufen.

Dietrich ist und bleibt der beste Mann der Eintracht. Er leitete den Angriff, er allein leistete im Sturm Erstklassiges. Sein Bombenschuß, den Neger mit Mühe an die Latte lenken konnte, hätte ein Tor verdient. Er kam aber wenig zum Schuß, denn so oft er seinen Mitspielern den Ball schußgerecht vorlegte, so wenig brauchbare Bälle bekam er von ihnen. Kellerhoff zögerte wieder zu lange mit der Ballhereingabe, während Schaller von beiden Brüdern Kraus fasziniert zu sein schien. Es gelang ihm auch in den besten Lagen nicht, den Ball aufs Tor zu schießen oder genau abzuspielen. Ehmer vergab mindestens drei Torgelegenheiten, die Neger keine Chance zur Abwehr gelassen hätten. Er, die frühere Schußkanone, jagt aber den Ball jetzt noch aus, wenigen Schritten übers Tor. Kron ist zu langsam. Er dribbelt zwar geschickt, doch mangelt es ihm an Taktik. Er vergißt es jedesmal, im geeigneten Moment auf den freien Raum zu laufen.


Ehmer im Angriff, rechts Krauß (Fürth)

Daß Fürths prächtige Mannschaft in der zweiten Halbzeit der Eintracht das Kommando überlassen mußte, ist nur ein Lob für die Frankfurter, kein Tadel des Fürther Spiels. Da vermißte man zwar das schnelle Verteidigerspiel Hagens, sah aber dafür den unverwüstlichen Kraus I, der technisch heute noch unerreicht ist. Er leistete sich wieder einige kaltblütige Täuschungsmanöver, die den Beifall der Zuschauer herausforderten. Er leistete sich aber auch ein grobes Foul gegen Schaller, dem er unverblümt ans Schienbein trat, als der Schiedsrichter nicht mehr hinsah. Da kochte die Volksseele, was „Urbel" wenig zu bekümmern schien. Einen Konkurrenten hat Kraus allerdings erhalten. Sein Bruder, der linke Läufer, ist ebenfalls ein technisches Wunder. Gegen diese Tricks ist der beste Spieler machtlos. Auffallend auch das Sprungvermögen des kleinen Kraus, der den größten Gegnern den Ball wegköpft. Leinberger in der Mitte war internationales Format; Röschke als rechter Läufer nicht weniger. Schwächen in der Hintermannschaft zeigte nur Kleinlein, der kein Verteidiger, sondern Läufer ist, aber auch da in der Fürther Mannschaft nur den Ersatzmann spielen kann. Dann schien Neger manchmal unsicher zu sein. Jedenfalls durfte es nicht passieren, daß der Abschlag von Schütz aus der anderen Spielhälfte heraus ihm über die Hände ging und der Ball gerade noch neben dem Pfosten auf und ins Aus sprang. Wenig fehlte und es war ein Tor! Auch von Kellerhoff wurde er überspielt, doch konnten die Eintrachtstürmer zu seinem Glück den Ball nicht einmal ins leere Tor befördern.

Fürths Sturm hatte einen überragenden Mann: Frank. Dieser Spieler lief in der zweiten Halbzeit zu ganz großer Form auf. Er holte sich die Bälle fast aus dem eigenen Strafraum und schaffte sie in glänzendem, unaufhaltsamem Dribbling vor. Mit seinen Schüssen hatte er etwas Pech, doch war er die Ursache des Treffers. Kießling war diesmal reichlich phlegmatisch. Auf der rechten Seite kam man nicht über gute Kombinationen heraus. Auer II gefiel aber recht gut, wenn er auch noch nicht über die Form verfügt, die vor einigen Jahren seinen Namensvetter Auer I so berühmt machte. Rupprecht fügt sich ein und schaffte. Der technisch wunderbare Franz hat sich scheinbar auf dem Mittelstürmerposten nicht richtig eingelebt. Er bleibt zu viel zurück, so daß Fürths Sturm zu oft zwischen der W- und M-Formation schwankt. Der Weggang von Ascherl hat bislang im Fürther Sturm eine unausfüllbare Lücke hinterlassen.

Es war ein schöner, teilweise auch harter Kampf draußen im Stadion. Eintracht hatte in der ersten Viertelstunde vier große Torchancen. Dann kam Fürth mehr auf und bedrohte den gut wehrenden Trumpp. Frank schoß oft und scharf. Einige Schüsse verfehlten jedoch das Ziel, einen lenkte Trumpp im Fallen hervorragend ab. Nach Halbzeit ist Eintracht im Vorteil, besonders als Kron und Dietrich die Plätze wechseln, wodurch Schaller besser in Fahrt kommt. Aber, wie gesagt, Schaller und Ehmer verpassen alles. Kron ist erschöpft. In der 38. Minute fällt durch Schuß von Frank, dem Pfeiffer eine andere Richtung gibt, das einzige Tor des Spieles.      Dr. C. E. Laenge. (aus dem 'Kicker' vom 11.06.1929)



>> Spieldaten <<

 

© text, artwork & code by fg