Eintracht Frankfurt - Borussia
Neunkirchen |
Süddeutsche Meisterschaft 1928/29 - 13. Spiel
3:0 (1:0)
Termin: 12.05.1929
Zuschauer: 12.000
Schiedsrichter: Bernhard Waltenberger (München)
Torschützen: 1:0 Karl Ehmer, 2:0 Fritz Schaller, Bernhard Kellerhoff (Ehmer?)
Eintracht Frankfurt | Borussia Neunkirchen |
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Trainer | Trainer |
Eintracht - Borussia 3:0 Eintracht bekräftigte ihre in letzter Zeit wieder allgemein als gut anerkannte Form. Was hat übrigens die arme Mannschaft verbrochen, daß man sie zeitweilig in Ungnade fallen ließ? Nichts weiter doch, als daß ihr von der Behörde mit Rücksicht auf die drohende Terminnot gleich zu Beginn der Meisterrunde die schwersten Gegner in Vor- und Rückspiel vorgesetzt wurden, daß sie diese Spiele und somit auch die Punkte verlor und zunächst einen bescheidenen Platz in der unteren Hälfte der Tabelle einnahm. Das waren aber doch Spiele, mit deren siegreichem Ausgang normaler Weise nur schwer zu rechnen war, gegen Gegner, die auch im Vorjahre die Punkte für sich behielten. Zugegeben, daß vereinzelt auch hie und da ein Pünktchen verloren ging, das zu haben gewesen wäre, wenn... Ja, wenn! Im allgemeinen hat sich Eintracht genau wie im Vorjahre, anerkennenswert gut geschlagen und den Mainbezirk besser vertreten, als es irgendein anderer Verein zurzeit zu tun befähigt gewesen wäre. An dieser Tatsache ändert auch der Umstand nichts, daß in diesem Jahre die Teilnahmeberechtigung an den DFB-Spielen nicht erreicht wurde. Hiermit mögen sich alle bierologisch-schoppologisehen Miesmacher und Schlechtschwätzer trösten und der Mannschaft, die sich gut geschlagen und ehrlich bemüht hat, die Anerkennung nicht länger versagen, die ihr alles in allem mit Fug und Recht gebührt. Das heutige Spiel gegen Borussia Neunkirchen zeigte mit unantastbarer Deutlichkeit, was in der Frankfurter Mannschaft steckt. Sie lieferte dem gewiß nicht untüchtigen Gegner, der mit 0:3 Toren in der Tat sehr glimpflich bedient wurde, ein ganz einseitig überlegenes Spiel, das in häufigen Kampfabschnitten an das berühmte „Katz- und Maus" erinnerte. Wenn nicht mehr als ein Tor vor der Pause, im ganzen nur drei Tore, fielen, so gibt dies keinen Grund zu irgend welchen gegenteiligen Einwendungen. Teils lag dies an der recht zahlreich und hartnäckig durchgeführten Abwehr der Gäste, vereinzelt auch an dem bekannten Schußpech der Riederwaldleute, vor allem aber ist der knappe Halbzeitstand auf Verletzung der beiden Stürmer auf dem rechten Flügel zurückzuführen, die etwa 20 Minuten vor der Pause ihre Kameraden im Stiche lassen mußten. Was Eintracht an Kombination, an Ballführung und Technik diesmal bot, übertraf alle Erwartungen. Mit Kellerhoff, Dietrich auf dem linken Sturmflügel und dem hinter ihnen spielenden Läufer Mantel ist ein Dreieck gegeben, das balltechnisch kaum besser gedacht werden kann. Namentlich Mantel entzückte während des ganzen Spieles durch sein geradezu phänomenales Ballgefühl und sein äußerst präzises Zuspiel. Im Zuspiel allerdings nicht so gut wie Mantel, zeigte auch Dietrich seine Vielseitigkeiten, und Dietrich bewies immer aufs neue, wie geschickt er selbst in rasantem Laufe den Ball zu führen weiß. Auch die übrigen Spieler setzten sich vollauf ein, nur Kübert, der rechte Läufer, schenkte seinem Gegner auf rechtsaußen nicht immer die erforderliche Aufmerksamkeit. Borussia Neunkirchen kam wenig zur Geltung. Trotzdem erwarb sich die Elf, wie immer in Frankfurt, große Sympathien. Sie traf auf einen Gegner in Hochform, deshalb darf man ihr nachsehen, daß sie sich im großen und ganzen fast ausschließlich auf Abwehr einstellte. Was ihr besonders hoch anzurechnen ist, ist der Umstand, daß sie das von Anfang aussichtslose Rennen nie aufgab, mit fortschreitender Zeit sogar immer unternehmungslustiger wurde, gegen Spielende sogar den Kampf leidlich ausgeglichen gestalten konnte. Borussias Stärke liegt in ihrem Schlußtrio. Ihr Torwächter gab allerbeste Dinge zum besten, die beiden Verteidiger lieferten ein Spiel völliger Aufopferung. Auch die Lauferreihe beteiligte sich erfolgreich an der unermüdlichen Abwehr des gegnerischen Druckes, kamen natürlich hierbei nur selten zu Aufbauarbeit zugunsten ihres Sturmes. Dieser Sturm, wenn er auch im Vergleich zu dem des Gegners recht wenig zu Angriffsaktionen kam, war immer recht gefährlich. Jeder Vorstoß der Gäste bedeutete eine gewisse Gefährdung des Eintrachttores. Das will bei einer solch vorzüglichen Verteidigung, wie sie von Schütz und Pfeiffer gestellt wurde, viel heißen. Borussias bester und beharrlichster Angriffsmann war der Rechtsaußen Magnus, dessen rühmlichem Ehrgeiz ein verdienter Torerfolg zu gönnen gewesen wäre. Eintrachts Torschützen waren Ehmer, Schaller und Kellerhoff, in Herrn Bernhard Waltenberger vom SV. 1860 München lernten die Frankfurter einen neuen Mann der Pfeife kennen, den man getrost zu den besten und sichersten rechnen darf. Herr Waltenberger amtierte fehlerlos und auf äußerst sympathische Weise. Ludwig Isenburger. (aus dem 'Kicker' vom 14.05.1929)
Eintracht — Borussia Neunkirchen 3:0. Die Eintracht gewinnt hiermit innerhalb 8 Tagen ihr drittes Meisterschaftsspiel, eine Leistung, die respektiert werden muß. Das magere 3:0 besagt sehr wenig, denn die Art und Weise, in der die Eintracht spielte, war bestechend und wesentlich. Trumpp war ruhig und sicher, erledigte die paar Sachen, die das brillante Verteidigerpaar Pfeiffer-Schütz durchließen, mit jener Selbstverständlichkeit, die so angenehm wirkt. Nicht so gut, wie die Hintermannschaft war die Läuferreihe, in der Kübert nicht mitkam, während Mantel voll auf der Höhe war. Goldammer wächst wieder langsam in die Mannschaft herein, ohne einstweilen noch die Stütze von einst zu sein. Famos war der Sturm mit Kelerhof-Dietrich als hochklassigem linken Flügel, der die rechte Seite Schaller-Krenz weit übertraf, Ehmer war ein guter, schußfreudiger Sturmführer. Borussia enttäuschte stark. Die Mannschaft ist vorzeitig müde geworden; die Strapazen der Schlußspiele waren zu groß. Die Mannschaft spielte brav und fleißig, ohne hiermit die bestehenden Mängel aus der Welt schaffen zu können.
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