VfL Neckarau - Eintracht Frankfurt

Süddeutsche Meisterschaft 1928/29 - 12. Spiel

1:2 (1:0)

Termin: 09.05.1929
Zuschauer: 4.000
Schiedsrichter: Dölker (Stuttgart)
Torschützen: 1:0 Striehl (37.), 1:1 Fritz Schaller, 1:2 Fritz Schaller

 

>> Spielbericht <<

VfL Neckarau Eintracht Frankfurt

  • Winkler
  • Dern
  • Brose
  • Wills
  • Gast
  • Kaiser
  • Keck
  • Schmidt
  • Zeilfelder
  • Striehl
  • Ott

 


 

Trainer
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Himmelfahrtsüberraschung

VfL. Neckarau - Eintracht Frankfurt 1:2

Man hat in Fachkreisen meine Ansicht, daß Neckarau gegen Eintracht einen sehr, sehr schweren Stand haben werde, mitleidig belächelt, im allgemeinen bin ich gewiß kein Pessimist, noch weniger ein Neider, der Neckarau seine schönen Erfolge mißgönnen würde; im Gegenteil, ich freue mich aufrichtig, daß unser Meister, als es galt, so ausgezeichnet in Form war, daß die energiegeladenen Neckarauer in München so gut gefielen und, obwohl viermal im Nachteil, doch noch den Sieg erkämpften. Aber ich hatte für meine Behauptung gewichtige Gründe.

Das Münchner Treffen hatte scheinbar doch in physischer und psychischer Hinsicht übermäßige Anforderungen gestellt, hatte Leistungen gefordert, für die eine halbe Woche Pause doch eine zu kurze Erholungszeit sein dürfte. Dann war Eintracht auf Grund ihrer letzten Erfolge wieder zu bester Form aufgelaufen. Und schließlich hat Neckarau mit einer Ausnahme auswärts immer seine besseren Partien geliefert. Leider haben sich meine Befürchtungen als sehr berechtigt erwiesen. Gewiß, Neckarau konnte auch heute gewinnen, wenn dieser Sieg auch etwas glücklich gewesen wäre, aber zu einem Unentschieden hätte es eigentlich auf Grund der guten Chancen reichen sollen. Aber die Platzherren begingen einige taktische Fehler. Als sie bis zur Pause den Wind als Bundesgenossen hatten, da spielte die Läuferreihe defensiv und Schmidt war auch meist in der Deckung zu finden und das alles zu der Zeit, als die größte Möglichkeit, zu Erfolgen zu kommen, gegeben war. Doch auch sonst erreichten nur wenige ihre sonstige Form. Das Schlußtrio und ganz besonders Winkler im Tor war und blieb zuverlässig, aber schon die Läuferreihe spielte schwächer als sonst. Warum Gast und Kaiser — wie schon öfter — nicht nach dem Wechsel ihre Plätze tauschten? Warum Schmidt nicht unbedingt auf Sieg spielte, sondern sich durch übermäßige Arbeit frühzeitig ermüdete? Ueberhaupt der Angriff; er war nach der glänzenden Kritik der doch verwöhnten Münchner die größte Enttäuschung, selbst wenn man berücksichtigt, daß die Läuferreihe nur geringe Unterstützung bot. Hier fiel Keck fast vollkommen aus. Schmidt, der Eifrigste, war körperlich zu schwach, die übrigen, vor allem Zeilfelder, konnten sich bei dem exakten Deckungspiel der Gäste nur selten zur Geltung bringen.

Eintracht bot die weit bessere Gesamtleistung. In der Abwehr hatte zwar Pfeiffer schwache Momente, aber Schütz war stets rettend zur Stelle. In der Läuferreihe überragte Goldammer, aber alle drei leisteten bei exakter Deckung auch noch glänzende Aufbauarbeit. Der Angriff kombinierte sehr gut, die Flügel waren ungemein schnell, das Innentrio sehr schußfreudig. Krenz dagegen war auf Halbrechts recht schwach. Das famose Zusammenarbeiten aller Mannschaftsteile läßt den Sieg in Neckarau wie die vorausgegangenen Erfolge als durchaus verdient erscheinen. Schiedsrichter war Dölker-Stuttgart, mit dessen Leitung beide Parteien nicht zufrieden waren. Sehr zu Unrecht, denn Dölker war jederzeit korrekt und auch in seinem Auftreten energisch. Gegen Schluß waren zwar einige unwesentliche Foulentscheidungen nicht ganz verständlich. Den einzigen Vorwurf, den man ihm machen kann, ist zu spätes Pfeifen zum Weiterspielen, wodurch der Bestrafte reichlich Zeit erhält, seine Gegner exakt abzudecken.

Aus dem Spiel seien einige der markantesten Momente festgehalten. Keck vergibt die erste Chance. Nachdem Winkler einen scharfen Schuß von Dietrich pariert hat, schießt Ott nach schnellem Durchbruch an die Seitenlatte. Auch Zeilfelder schießt in Tornähe daneben. Winkler zeigt dann wieder feine Paraden und wehrt scharfe Schüsse von Schaller und Dietrich. Acht Minuten vor Halbzeit geht Neckarau in Führung; Striehl hat eine präzise Vorlage von Gast aufgenommen, setzt sich energisch durch und schießt plaziert ein. Bei einer gleich guten Gelegenheit schießt Kellerhoff knapp daneben. Schließlich kommt Neckarau bei längerem Gedränge im Strafraum nur zur 2. Ecke, die Keck an die Latte köpft, während eine weitere Serie von Chancen zur 3. Ecke führt. — Nach der Pause rettet Pfeiffer gerade noch auf Kosten der 4. Ecke. Wenig später scheidet Brose verletzt aus. Schon ist Frankfurt vorn, ein Strafstoß von Dietrich wird aus dem Gedränge heraus von Schaller eingeschossen, 1:1. Für die Folge hat Winkler wiederholt Gelegenheit, sich auszuzeichnen. So fängt er einen Bombenschuß von Ehmer und lenkt dann im Fallen einen von Dietrich genau in die Ecke berechneten scharfen Ball zur 1. Ecke, die er gleichfalls abfängt. Nach der zweiten Viertelstunde fällt der entscheidende Treffer; nach feiner Kombination landet der Ball bei Schaller, der genau in die Ecke einschießt. Noch einmal geht Neckarau zu energischen Angriffen über; umsonst, Frankfurts verstärkte Abwehr vereitelt alle Erfolge, während die zweite Gästeecke durch den Schlußpfiff ein vorzeitiges Ende findet.      Hans vom Rhein. (aus dem 'Kicker' vom 14.05.1929)



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