Eintracht Frankfurt - VfL Neckarau

Süddeutsche Meisterschaft 1928/29 - 8. Spiel

2:4 (1:2)

Termin: 07.04.1929
Zuschauer: 5.000
Schiedsrichter: Schmitt (Offenburg)
Torschützen: 0:1 Zeilfelder (15.), 1:1 Karl Ehmer, 1:2 Zeilfelder, 2:2 Walter Dietrich, 2:3 Striehl, 2:4 Striehl

 

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt VfL Neckarau

 


  • Winkler
  • Enderle
  • Brose
  • Ochs
  • Gast
  • Kaiser
  • Keck
  • Schmitt
  • Zeilfelder
  • Striehl
  • Ott

 

Trainer Trainer

 

Neckaraus weiterer Sieg

Eintracht Frankfurt — VfL. Neckarau 2:4 (1:2).

Das Zusammentreffen der Frankfurter Eintracht mit dem VfL. Neckarau zeigte deutlich, wohin es führt, wenn Spielleiter in Linienrichtern eine „Nebenregierung" aufkommen lassen. Ich bin nie ein Freund jener Neuerung gewesen, die dem Linienrichter eine über das Winken bei Ausbällen hinausgehende Beteiligung und Einflußnahme auf die Spielleitung zuerkennt. Immerhin ließe sich diese Neueinführung verschmerzen, wenn sich die Linienrichter darauf beschränkten, den Spielleiter in Abseitsfällen und ähnlichen Dingen zu „unterstützen". In diesem Spiele ist nun endlich einmal der Fall eingetreten, auf den ich schon so oft und lange als höchst unerwünschte Möglichkeit hingewiesen habe: ein Linienrichter hat den Spielleiter übertrumpft, hat ihn veranlaßt, eine von ihm ergangene Torentscheidung rückgängig zu machen. Es erhebt sich nun die Frage: „Wer hat nun eigentlich dieses Treffen geleitet, der Herr Schiedsrichter oder der ominöse Mann mit der Fahne?" Weiter erhebt sich die Frage nach der Grenzlinie der Schiedsrichter- und Linienrichter-Kompetenzen. Der Fall wäre vielleicht weniger geeignet, als warnendes und abschreckendes Beispiel zu dienen, wenn man sich als ruhiger Beobachter hätte sagen können, daß jener betätigungshungrige Linienrichter etwa günstiger gestanden hätte als sein allein maßgebender Amtsbruder mit der Pfeife. Nach Lage des Falles scheint jedoch eher die gegenteilige Auffassung am Platze. Mit etwas eigener Ueberlegung hätte sich übrigens der Spielleiter selbst sagen können, daß nach der Anflug- und Abprallrichtung des von Ehmer an den Pfosten geschossenen Balles nichts anderes als ein regulär erzieltes Tor in Frage kommen konnte, der weit nach rückwärts ausholende Arm des Torwächters verriet ebenso klar, daß der Ball die Torlinie mehr als genügend überschritten hatte. Kurz und gut: Herr Schmitt machte seine Torentscheidung rückgängig. Das geschah in der ersten Spielminute und kostete den Spielleiter einen guten Teil seiner Autorität bei den Spielern, die er später gelegentlich ganz gut hätte brauchen können, und viel Sympathie seitens des einheimischen Publikums. Da er später noch ein recht brutales und völlig unmotiviertes „foul" des linken Mannheimer Läufers Kaiser gegen den erstmalig spielenden jugendlichen Krenz ohne Verwarnung lediglich mit einem Strafstoß ahndete, und aus wenigen Metern Entfernung tatenlos zusah, wie der eben ins Spiel zurückgekehrte Krenz von demselben Spieler Kaiser mit offensichtlicher Tätlichkeit auf den Hinterkopf geschlagen wurde, hat sich Herr Schmitt vom FV. Offenburg die Möglichkeit verscherzt, ihn als geeigneten Leiter für wichtige Verbandsspiele zu bezeichnen.

Unglück macht dumm. Die unaufhörliche Pechsträhne der Eintracht nimmt ihrem einst genügend schußfreudigen Sturme die Möglichkeit, selbst greifbar nahe Tore zu erzielen. Zu der eben erörterten Fehlentscheidung des Spielleiters kam ein verschossener Elfmeter, kamen zahllose verunglückte Schüsse, kamen viele Schußgelegenheiten, die aus Mangel an Selbstvertrauen und Entschlußkraft zerrannen, so wie sie angeflattert gekommen waren. 80 Spielminuten im Angriff, stets unverkennbare Ueberlegenheit und einen Spiel- und Punktverlust mit 2:4 Toren! Eintracht spielte im Gegensatz zu ihren Osterveranstaltungen keineswegs schlecht, nie aber ist ein Verbandsspiel auf unglücklichere Weise verloren gegangen. Wollte man aus der Torzahl das tatsächliche Stärkeverhältnis der Parteien erkennen, so müßte man das Ergebnis umkehren.

Auch der VrL. Neckarau spielte nicht schlecht. Er kam mit einer robusten aber vollkommen fairen Mannschaft. Nur Kaiser machte eine unrühmliche Ausnahme. Die Mannheimer werden selbst am besten gemerkt haben, daß ihnen diesmal ganz von ungefähr ein kaum erhoffter Sieg in den Schoß fiel. Allerdings muß man ihnen zugute halten, daß sie durch den lebhaften Wind offenbar in ihrem Paß-Spiel stark behindert wurden. Die körperlich sehr kräftige Elf hatte in dem Ersatzverteidiger Enderle ihre größte Schwäche. Brose verkörperte dagegen große Klasse. Auch in der Läuferreihe half selbst eine Umstellung über eine gewisse Unzulänglichkeit nicht hinweg. Es fehlte hier am richtigen und konsequenten Stellungsspiel. Der Sturm scheiterte des öfteren bereits an der gegnerischen Läuferreihe, hat aber in Zeilfelder einen solch zuverlässigen Torschützen, daß selbst wenige Torgelegenheiten genügten, um einen Sieg zu erzielen. Im allgemeinen kann man sagen, daß der VfL. Neckarau seinem Gegner in der Genauigkeit seines Zuspiels überlegen war. Wenn er trotzdem nur selten zu geschlossenen Aktionen kam, so war dies dem ausgeklügelten Stellungsspiel der Frankfurter Läuferreihe zuzuschreiben.

Bei Eintracht ist Schütz anscheinend überspielt. Vielleicht läßt man ihn pausieren und stellt Pfeiffer an seine Stelle. Kirchheim lieferte jedenfalls eine weit bessere Partie, als Sein Nebenmann. Im Sturme müßte das Spiel weit mehr auseinandergezogen werden. Der Innensturm stand viel zu eng, behinderte sich gegenseitig zu häufig und verlor gelegentlich den Kontakt mit seinen Flügeln.

Ein Abwehrfehler Schütz' brachte den Ball vor Zeilfelders Füße, so daß VfL. nach 15 Minuten Spielzeit 1:0 führte. Kurze Zeit später wanderte eine Flanke des gut disponierten Kellerhoff über Krenz zu Ehmer, der den Ausgleich erzielte. Unmittelbar darauf lag Mannheim wiederum durch Zeilfelder in Führung. Dann schoß Ehmer einen Elfmeter wegen Handspiels in Winklers Hände. Kurz nach der Pause erkämpfte sich Dietrich im Strafraum den Ball und erzwang erneut den Ausgleich. Dann fielen zwei Tore durch den Mannheimer Halblinken Striehl, die den Kampf, dessen Ausgang bis dahin immer zweifelhaft gewesen war, zu Gunsten der glücklicheren Gäste entschieden.      Ludwig Isenburger. (aus dem 'Kicker' vom 09.04.1929)



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