Eintracht Frankfurt - Bayern München

Süddeutsche Meisterschaft 1928/29 - 5. Spiel

1:5 (1:1)

Termin: 10.03.1929 im Stadion
Zuschauer: 15.000
Schiedsrichter: Albert Keller (Karlsruhe)
Torschützen: 1:0 Karl Ehmer (5.), 1:1 Welker (20.), 1:2 Haringer, 1:3 Haringer, 1:4 Schmid II, 1:5 Pöttinger

 

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt FC Bayern München

 


  • Schwab
  • Schmid I
  • Kutterer
  • Hutsteiner
  • Heidkamp
  • Nagelschmitz
  • Welker
  • Haringer
  • Pöttinger
  • Schmid II
  • Hoffmann

 

Trainer Trainer
  • Konrád Kálmán

Frankfurt zu hoch verloren

Eintracht Frankfurt — Bayern München 1:5 (1:1)

Die Münchener Bayern, in Frankfurt von je eine äußerst gerne gesehene Mannschaft, haben allen Grund, mit ihrem diesmaligen Aufenthalt vollkommen zufrieden zu sein. Er brachte ihnen nicht nur einen unerwartet hohen Sieg über einen keineswegs ungefährlichen Gegner, sondern vor allem das berechtigte Bewußtsein, in der alten Mainstadt wieder einmal mehr den allerbesten Eindruck hinterlassen zu haben. Man findet an der Bayern-Mannschaft recht wenig auszusetzen. Alle Posten sind gut besetzt, und wenn der Dreiinnensturm um eine Kleinigkeit härter und energischer gemacht werden könnte, dann wäre es denkbar, daß der 1. FC. Nürnberg und Bayern München sich in diesem Jahre im Endkampfe um die Deutsche Meisterschaft gegenübertreten. Bayerns Stärke liegt in der Stabilität seiner Hintermannschaft, der exakten Arbeit seiner Läuferreihe und in der Wucht seiner Außenstürmer. Taktisch spielen die beiden Verteidiger Kutterer und Schmid I die erste Geige, denn sie dirigieren aus ihrer rückwärtigen Position. Die größte technische Reife findet sich in der Läuferreihe verkörpert, doch mangelt es gerade in diesem Punkte auch allen anderen Spielern keineswegs. Haringer und Pöttinger scheinen die sichersten im Schusse zu sein. Mit besonderem Nachdruck hob sich das Zusammenspiel gewissermaßen „aus dem Stande" gegenüber der „fliegenden Kombination" der Eintracht ab. Bei der diesmaligen Beschaffenheit des Geländes war die bayerische Methode auf alle Fälle die richtigere, denn sie schonte die Kräfte.

Die Bodenbeschaffenheit hätte man sich beträchtlich angenehmer wünschen können. Wenige Zentimeter unter der winterlich dürftigen Grasnarbe steinhart gefrorener Boden, der keinerlei Feuchtigkeit aufzunehmen vermochte. Die Oberschicht dementsprechend weich und schlüpfrig. Ueberraschenderweise kamen die körperlich beträchtlich schwereren Bayern ohne besondere Anstrengungen über die 90 Minuten, während Eintracht den Anstrengungen, die der Boden an sie stellte, nach der Pause erlag. Bis dahin hatte sie in einem beiderseits sehr gut durchgeführten Treffen dem Gegner eine vollkommen gleichwertige Partie geliefert, die sie mit etwas Glück an Hand der häufigeren Torgelegenheiten vorteilhafter hätte ausnutzen sollen. Eintracht, die ohne Kissinger, Goldammer und Pfeiffer antrat, zeigte bis zur Pause ein ebenso prächtiges Spiel wie die mit aller Energie geladenen Gäste, war sogar bis kurz vor dem Seitenwechsel eine ganz kleine Nuance unternehmungslustiger. Manche Torgelegenheit und mehrere Eckbälle brachten jedoch den Einheimischen nicht mehr als den einen Erfolg, den sie in anerkennenswerter Manier bereits fünf Minuten nach Spielanfang erzielen konnten, als Kellerhoff mit einer Vorlage Kirchheims abzog und dem freistehenden Ehmer Schußmöglichkeit verschaffte. An der Möglichkeit, die Frankfurter gewinnen zu sehen, änderte auch der Ausgleich nichts, den Welker eine Viertelstunde später erzielte, indem er den Ball dem fallenden Judisch unter dem Arme durch ins Netz jagte.

Erst mit dem Seitenwechsel setzte der Kräfteverfall auf Frankfurter Seite ein. Waren die Gäste offensichtlich „topfit", so erwiesen sich die Eintrachtleute als außer Kondition. So deutlich und vollkommen hat man diese Mannschaft wohl noch nie zusammenbrechen sehen. Bei den beiden Verbindungsstürmern fing es an und pflanzte sich bald fast auf die gesamte Mannschaft fort. Nur der unverwüstliche Judisch und Schütz hielten stand. Judisch zeigte gerade in der zweiten Spielhälfte mehrfach vorzügliche Paraden und ist an der hohen Niederlage völlig unschuldig. Nur einmal hätte er durch Herauslaufen das dritte Tor vielleicht verhüten können. Es handelte sich hierbei um einen scharfen Schuß Haringers, der unmittelbar vorher bereits erfolgreich war. Später kamen übrigens noch Schmid II und Pöttinger zu zwei unhaltbaren Toren.

Beim Stande von 1:3 Toren ging ein Raunen durch die Menge. "Schütz geht vor!", hieß es plötzlich, und es war, als wenn die alten Preußenkönige ihre Garde zum letzten, verzweifelten Vorstoße einsetzten. Aber die Aufopferung des wackeren Mannschaftsführers half nichts und so bezog er bald wieder seinen gewohnten Verteidigerposten.

Es läßt sich nicht abschätzen, um wieviel erfolgreicher der Frankfurter Widerstand mit kompletter Mannschaft gewesen wäre. Angesichts des Umstanden daß die Bayern in der zweiten Spielhälfte außer ihren vier Treffern noch einige handgreifliche Torgelegenheiten hatten, ist es auch müßig, darüber zu rechten, ob das 1:5 nicht doch etwas zu hart für eine Mannschaft ist, die sich bis zur Pause als ebenbürtig erwiesen hatte.

Der Wert der Leistung der Gäste besteht vor allem darin, daß sie aus einem anfänglichen 0:1 ein rühmliches 5:1 zu machen wußten, trotzdem gerade sie bei solch eigenartigem Gelände besondere Schwierigkeiten zu überwinden hatten.

Bei diesem sich rasch und sehr fair abwickelnden Treffen stellten sich die Protestrufe des bewußten Kontingentes der Zuschauer gegen die Entscheidungen des Spielleiters gerade in den Augenblicken ein, in denen der sehr aufmerksame und korrekte Schiedsrichter eine besonders gewissenhafte Entscheidung gefällt hatte. Das ließ sich gerade bei diesem Spiele ausnahmslos beobachten. Folgert nun daraus, daß die Schreier Schöpse oder Herr Albert Keller vom VfB. Karlsruhe wirklich ein "Schieber" ist?! Aufmerksame und sachkundige Beobachter werden in Herrn Keller gerade auf Grund seiner diesmaligen Leistung einen sehr befähigten Referee erblicken. Er tat ja so ungeheuer recht, daß er sich um das „Getöns" so absolut nicht kümmerte.      Ludwig Isenburger. (aus dem 'Kicker' vom 12.03.1929)

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