Germania Brötzingen -
Eintracht Frankfurt |
Süddeutsche Meisterschaft 1928/29 - 4. Spiel
2:2 (1:1)
Termin: 03.03.1929
Zuschauer: 6.000
Schiedsrichter: Becker (Ludwigshafen)
Tore: 0:1 Heinrich Stamm, 1:1 Burkhardt (Foulelfmeter), 2:1 Dietz, 2:2 Fritz Schaller
Germania Brötzingen | Eintracht Frankfurt |
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Trainer |
Trainer |
Um die süddeutsche Meisterschaft Brötzingens Revanche mißglückt Germania Brötzingen — Eintracht Frankfurt 2:2 (1:1). Die wochenlange Fußballfastenzeit war eine unwillkommene Zeit für die Zuschauer, für die Spieler selbst aber wohl eine recht willkommene Ruhepause. Es war begreiflich, daß man diesem ersten Spiel nach fünf Wochen mit großer Spannung entgegensah, umsomehr, als es der Gegner war, der unserem württembergischen Meister im Vorspiel eine recht empfindliche Schlappe anhängte. So galt es also für Brötzingen, nicht nur diese Niederlage wettzumachen, sondern auch endlich wieder einmal seine große Anhängerschaft mit wirklich überzeugenden Leistungen für so manche Enttäuschungen (Phönix Karlsruhe) zu entschädigen. Auch wenn den Germanen ein Sieg vorbeigelungen ist, kann man doch wohl behaupten, daß Germania mit diesem Spiel den Beweis dafür erbracht hat, daß sich die Mannschaft wieder in Aufwärtsentwicklung befindet. Die Ruhepause hätte für Germania nicht besser kommen können; im Stadium eines Ueberspieltseins waren die letzten Wochen für die Mannschaft besonders von Vorteil. Ein einheitlicher Zug, ein unbedingter Siegeswille ging durch die ganze Elf, verbunden mit ungeahnter Spielfreudigkeit und richtiggehendem Ballhunger. Gegen dieses vortreffliche Spiel der Germanen hatten die Frankfurter, speziell vor Halbzeit, einen äußerst schweren Stand, ja die Ueberlegenheit der Brötzinger war während dieser Zeit derart eindeutig und drückend, daß Eintracht recht wenig zu bestellen hatte und sich fast ausschließlich auf die Defensive einstellen mußte. Wenn trotzdem während dieser Zeit der Sieg für Brötzingen nicht sichergestellt wurde, so hatte das seine Gründe. Einmal hätte Brötzingens Sturm wohl etwas entschlossener vor dem gegnerischen Kasten hantieren müssen und nicht kargen sollen mit saftigen Torschüssen, zu denen des öfteren Gelegenheit vorhanden war. Zum anderen wäre es aber auch unbedingt angebracht gewesen, wenn der Spielleiter ein wachsameres Auge für die etwas derbe Spielweise der Gästeabwehr im Strafraum gehabt hätte. Die körperlich schwächeren Brötzinger Stürmer kamen hier oft sehr in die „Klemme", aber nur einmal wurden diese wiederholten Foulvergehen mit Elfmeter geahndet. Der auf dem linken Flügel umgestellte und mit Ersatz spielende Brötzinger Sturm war aber trotzdem im Gegensatz zu den letzten Spielen weit frischer und elastischer. Der Ersatzhalblinke Dietz fügte sich sehr vorteilhaft ein, nur ist Hörmann kein Flügestürmer und hielt wenig Platz. Sehr gut war die gesamte Hintermannschaft. Eine besondere Anerkennung verdient der Mittelläufer Blaich, der trotz einer Nierenquetschung die ganze zweite Halbzeit durchhielt. Das ist Interesse und Aufopferung für die Mannschaft, die den vorbildlichen Mannschaftsgeist der Germanen illustriert. Blaich lieferte übrigens vor der Pause eine famose Partie, aber der beste in dieser Reihe war doch wohl der rechte Läufer Klittich Th., dem indessen auch der alte Kämpe Weber nur sehr wenig nachstand. In der Verteidigung war Burkhardt mitunter etwas besser wie sein Nebenmann Haidlauf, dem der Schneeboden nicht besonders lag. Gegen Spielende zeigte allerdings auch Burkhardt einige Schwächen. Verbleibt noch der Torwart Kallenberger, der wohl beide Tore hätte verhindern können, sonst zeigte er aber einige ganz gute Paraden. Eintracht Frankfurt kam mit einigen Ersatzleuten. U.a. fehlten Kissinger, Dietrich und Mantel. Nach dem, was man von den Frankfurtern zu sehen bekam, wird man eine leichte Enttäuschung nicht los. Wohl vermochte die Mannschaft den spielerischen Eindruck in der zweiten Halbzeit bedeutend zu verbessern, aber restlos überzeugen das konnte Eintracht Frankfurt in Pforzheim nicht. Zudem verdarb sich die Mannschaft viel Sympathien mit einer hier nicht gewohnten harten Spielweise, die allerdings auch vom Spielleiter nicht in ausreichendem Maße unterbunden wurde. Sehr gut waren Judisch und Schütz, im Sturm Schaller und Kellerhoff. Goldammer litt unter einer Verletzung. Schiedsrichter Becker-Ludwigshafen hatte wohl keinen besonders guten Tag, anders kann man sich die nachsichtige Spielleitung kaum erklären. Eintracht ging vom Anspiel weg durch den Halblinken Stamm
schon in den ersten Sekunden in Führung. Ein Foulelfmeter ergab durch
Burkhardt den Ausgleich. Pause 1:1. Nachher kam Brötzingen durch
Dietz zur Führung und gegen Ende glückte Frankfurt auf ganz
großes Versagen der Brötzinger Abwehr, der in dieser Spielphase
aber verdiente Ausgleich. E.S. (aus
dem 'Kicker' vom 05.03.1929) |