Viktoria Aschaffenburg
- Eintracht Frankfurt |
Bezirksliga Main-Hessen 1928/29 - 18. Spieltag
2:3 (2:1)
Termin: 23.12.1928
Zuschauer: 2.500
Schiedsrichter: Boerres (Lahr)
Tore: 1:0 Brehm (19.), 1:1 Karl Ehmer (32., Elfmeter), 2:1 Kolb (36.), 2:2 Bruno Goldammer (70.) , 2:3 Karl Döpfer (87.)
Viktoria Aschaffenburg | Eintracht Frankfurt |
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Trainer |
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Eintracht Frankfurt wieder Maingruppenmeister Durch den Sieg in Aschaffenburg Sportverein Viktoria — Sp. Gde. Eintracht Frankfurt a. M. 2:3. Zur Gruppenmeisterschaft benötigte Eintracht noch einen Punkt, der in Aschaffenburg gegen den „Abstiegskandidaten" sicher geholt wurde, so lauteten die Vorschauen. Aber ganz so programmgemäß ging dieser Spaziergang nach Aschaffenburg nicht; es hätte nicht viel gefehlt, und Eintracht wäre in Aschaffenburg gestrauchelt. Die Viktorianer führten mit 1:0, erst 13 Minuten später gelang durch einen Elfmeter der Ausgleich, weitere vier Minuten spater waren es wiederum die Bayern, die durch ein prächtiges Tor den Vorsprung an sich rissen. Erst nach der Halbzeit, in der 25. Minute, schoß Goldammer aus dem Hinterhalt das ausgleichende Eintrachttor. Schon glaubte man an ein Unentschieden, da gelang es Döpfer drei Minuten vor Schluß, einen von Odenwälder abgeschlagenen Ball zum Siegestreffer in die Maschen zu setzen. Damit ist Eintracht einwandfreier Meister der Gruppe Main geworden, nicht nur auf der Tribüne wurde die Elf durch den Sportruf beglückwünscht, auch auf dem Spielfelde wurde sie durch einen Lorbeerkranz geehrt. Ohne Zweifel hat sich auch heute die Eintracht sehr gut geschlagen, wenn auch der Sturm zeitweise schwach war. Der Mannschaft würde eine Pause vor den kommenden schweren Kämpfen sicher not tun. Sehr gut und stabil war die Läuferreihe und Verteidigung. Judisch war gegen die beiden Tore machtlos. Im übrigen wurde das Spiel in Anbetracht des glatten Schneebodens sehr fair ausgetragen und gebührt vor allem beiden Mannschaften hiefür der Dank, wie auch dem Meister unser Glückwunsch dargebracht sei. Die Aschaffenburger Viktoria hat nun in der Bezirksliga ausgespielt. Ohne Zweifel hat sie sich durch ihre letzten Spiele einen sehr guten Abgang verschafft. Sie stand auch heute dem Spiele der Eintracht nur wenig nach, zumal man berücksichtigen muß, daß sie mit zwei Ersatzleuten im Sturme antreten mußte. Hätten die Viktorianer mit diesem gezeigten Eifer beizeiten eingesetzt und auf sich selbst besonnen, so wäre die Mannschaft nie an das Tabellenende gekommen; die Viktoria Aschaffenburg, die schon einmal einen Abstieg durchkosten mußte und sich im nächsten Jahre nach einem beispiellosen Siegeszuge wieder die Bezirksliga erkämpfte, wird auch ihr Prestige in der Zukunft zu wahren wissen, dafür verbürgt uns die Tradition dieses alten Pioniers im Gau Aschaffenburg. Zunächst war verteiltes Spiel, bis einmal Schaller durchkam, aber in aussichtsreicher Stellung daneben schoß. Auch Viktoria hatte Chancen versiebt, als nettes Kombinationsspiel Englert— Münstermann—Brehm einsetzte, letzterer aber vor dem Tore fiel. Beide Torwächter mußten nun in der Folge eingreifen, es zeigte sich, daß Odenwälder voll auf der Höhe war und die Viktoriaverteidigung mit Läuferreihe den Eintrachtsturm stets abdämmen konnte. In der 19. Minute setzte sich Eckert schön durch, legte zu Brehm vor, der den Ball unhaltbar in die entgegengesetzte obere Torecke schoß. 1:0. Nun wurde das Spiel lebendiger; beide Sturmreihen preschten immer wieder nach vorne, einmal knallte Schaller den Ball in aussichtsreicher Position über das Tor, dann hatte Eckert wieder brenzliche Situation herausgearbeitet. Das Spiel war in dieser Phase ohne Zweifel technisch hochstehend. Erst in der 32. Minute gelang Eintracht der Ausgleich. Heeg hatte Elfmeter verschuldet, Ehmer schoß, zwar lenkte Odenwälder den Ball ab, aber vom Eckpfosten sprang er zum Ausgleich ins Tor. 1:1. Bald aber hatte wieder Viktoria, die der Eintracht in nichts nachstand, die Führung an sich gerissen. Gerade noch konnte Schütz ein Tor verhindern, aber schon hatte in der 36. Minute Kolb aus dem Hinterhalt flach den Ball eingeschossen. Starker Beifall belohnte diesen Erfolg. Eintracht setzte nun Dampf auf, brachte es aber nur zu zwei ergebnislosen Ecken, weil eben Viktorias Hintermannschaft und hier besonders Herrmann und Kolb, die verkörperte Energie darstellten und die übrigen in großem Format den Eintrachtsturm lahmlegten. Nach der Pause hatten sich die Eintrachtler wohl auf den Ernst der Lage besonnen, ihr Spiel wurde besser, die Angriffe häuften sich. Aber auch der Viktoriastunn blieb stets gefährlich, es bedurfte der vollen Hergabe von Schütz-Maurischat um weitere Erfolge zu verhindern, deren Möglichkeit gegeben war, einmal war es Brehm, dann Münstermann, die große Chancen hatten. auch Englert verdarb einmal durch sein Zögern Erfolgsmöglichkeit. Schütz, Eintracht, ging dann in den Sturm, nun wurde der Druck stärker. In der 25. Minute wehrte wiederum Odenwalder glänzend, er wurde dabei durch Tritt auf die Hand verletzt, Goldammer war es, der aus dem Hinterhalt flach den Ball zum Ausgleich einschoß zur Freude seiner Anhänger. 2:2. Kurz darauf schied Schaller verletzt aus, er war ohne gegnerisches Verschulden gefallen und soll leider einen Schlüsselbeinbruch davongetragen haben. Nun wurde das Spiel wieder ausgeglichener, die Viktorianer kamen wieder besser auf, brachten es auch zu ein paar Ecken, sicher glaubte man an einen unentschiedenen Ausgang; doch drei Minuten vor Schluß arbeitete Kellerhof eine Chance heraus, Odenwälder schlug den scharfen Schuß zurück, erreichte aber den abgesprungenen Ball nicht mehr, Döpfer war rascher und stellte über den am Boden liegenden Odenwälder hinweg durch ein drittes Tor den Sieg fest. Viktoria erzwang zwar im Schlußangriff eine weitere Ecke, die sehr gut hereinkam, aber durch Spielabpfiff nicht ausgewertet werden konnte. Schiedsrichter Boerres, FV. Lahr, gehört ohne Zweifel zu unserer
Elite. Er hatte das Spiel fest in der Hand.
G. (aus dem 'Kicker' vom 28.12.1928) |