Eintracht Frankfurt -
Rot-Weiss Frankfurt |
Bezirksliga Main-Hessen 1928/29 - 17. Spieltag
3:1 (2:1)
Termin: 16.12.1928
Zuschauer: 4.000
Schiedsrichter: Maul (Völklingen)
Tore: 1:0 Karl Ehmer (20.), 1:1 Funk (22.), 2:1 Karl Ehmer, 3:1 Karl Ehmer
Eintracht Frankfurt | Rot-Weiss Frankfurt |
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Trainer | Trainer |
Frankfurter Echo Eintracht Frankfurt — Rotweiß Frankfurt 3:1 (2:1) Eintracht und Rotweiß, die sich lange Zeit in die Führung der Maintabelle teilten, trafen sich am Riederwald zu einem Verbandstreffen, das für beide Teile von größter Wichtigkeit war. Für die Platzbesitzer handelte es sich um die Festigung ihrer Meisterschaftsaussichten, die Gäste wollten ihre seither zäh festgehaltene und wohlverdiente Zugehörigkeit zur Spitzengruppe auch weiterhin behaupten. Daß Eintracht ihre Absichten verwirklichen, Rotweiß aber die Früchte einer ganzen Jahresarbeit entschwinden sah, war in diesem Kampfe schließlich nicht das wichtigste. Der Umstand, daß auch ein Verbandstreffen zwischen zwei so harten Rivalen fair durchgefochten werden kann und beide Mannschaften ein sehr beachtliches Niveau in ihren Leistungen erkennen ließen, ist die angenehmste Feststellung aus diesem wichtigen Ereignis, sie läßt die Freude des Siegers in besonderem Maße anschwellen, sie versüßt dem durchaus ehrenvoll Unterlegenen die gewiß bittere Pille der Entsagung des Verzichtes. Nicht einmal die völlig unangebrachten Störungsversuche einiger Schreier beider Parteirichtungen vermochten die 22 Mann in ihrem löblichen Tun zu stören. Und so darf man das Riederwaldspiel vom 16. Dezember als angenehme Erinnerung lange Zeit gegenwärtig behalten. Eintracht war — trotz Fehlens einiger bekannter Größen — in einer Form, die die Punktverluste der letzten Sonntage unerklärlich erscheinen läßt. Sie kombinierte vorzüglich, wenn auch gelegentlich immer noch übertrieben, zeigte technisch zahlreiche Musterleistungen und schoß — wenigstens im späteren Verlaufe der Dinge — so oft und so gut es eben auf dem schneeig-glatten Boden ging. Namentlich das erste Tor war vorbildlich in Kombination und Ansatz. Einige Eintrachtleute erwiesen sich in bemerkenswert guter Verfassung, so vor allem Mantel, der raffinierte Techniker auf dem rechten Läuferposten, Kellerhof, der in zahllosen Fällen unaufhaltbare Linksaußen, und Ehmer, der überlegte Sturmführer und Torschütze. Schlecht war keiner von den Leuten, nicht einmal der immer noch außer Form arbeitende Schaller oder der noch nicht voll eingearbeitete jugendliche Ersatzmann Höhl, der allerdings noch Zeit benötigt. Schade, daß Dietrich, der technisch jederzeit mit Mantel konkurrieren kann, die Arbeit der Angriffsreihe dadurch hemmte, daß er fast nie aus der Läuferreihe herausging. Taktisch lieferte Dietrich allerdings „aus dem Hintergrunde" ein ganz hervorragendes Spiel. Es ist kein billiger Trost, wenn man nach den heutigen Leistungen aufs aufrichtigste bedauert, daß Rotweiß voraussichtlich nicht mehr zu den glücklichen Placierten der Maingruppe zählt. Die Mannschaft hatte das große Pech, an ihrem schicksalsreichsten Tage ohne ihren Verteidiger Kornrumpf, der an einer Knöchelschwellung erkrankt ist, antreten zu müssen. Wer die Struktur der Rotweiß-Mannschaft kennt, weiß, daß ihr Sein oder Nichtsein von der vollen Aktionsfähigkeit ihres Schlußtrios Kreß-Engelhardt-Kornrumpf abhängt. Wenn auch der Ersatzverteidiger Budnitz auf keinen Fall schlecht war, sich im Gegenteil gegen den rechten Eintrachtflügel mehr als anerkennenswert schlug, so darf doch gesagt werden, daß die berühmte Harmonie und die praktische Arbeitsteilung zwischen dem alteingewohnten Paare Engelhardt-Kornrumpf manche Situation merklich nachdrücklicher geklärt hätte. Man darf auch nicht außer Acht lassen, daß Rotweiß zu diesem wichtigen Treffen wesentliche Umstellungen im Angriff hatte vornehmen müssen, Aenderungen, die sich allerdings im großen und ganzen gut bewährten. So erwies sich, was Eingeweihte übrigens immer wieder laut genug betonten, der lange aus der Mannschaft verschwunden gewesene Jost als der gefährlichste Angriffsspieler der Bockenheimer, als der schnellste Durchbrenner und der sicherste Torschütze. Auch Funk fiel angenehm auf. Sein Tor war ein Beweis größter Geistesgegenwart. In der Läuferreihe hat sich Kraushaar um etwa eine Klasse gegen das Vorjahr verbessert. Seine wesentlichsten Vorzüge sind seine Schnelligkeit und sein gutes Stellungsspiel. Auch auf dieser Seite braucht keiner der Teilnehmer als schwach bezeichnet zu werden. Die Mannschaft lieferte ihrem Gegner bis zur Pause ein ebenbürtiges Spiel, ihre Schüsse waren zwar nicht zahlreicher, wohl aber gefährlicher, als die der Gegenseite. Schade, daß die Gäste den allerdings sehr anstrengenden Kampf nicht ganz durchstanden und nach der Pause Eintracht klar überlegen werden ließen. Ein Kombinationstor bester Qualität brachte Eintracht nach 20 Minuten in Führung. Von Schütz wanderte der Ball aufs genaueste berechnet zu Dietrich, zu Mantel und zu Ehmer, der ihn unhaltbar einschoß. Die Freude der Riederwälder dauerte nicht lange. Zwei Minuten später spielten sich Paschke und Funk durch. Funk erzwang den unabwendbaren Ausgleich. Unmittelbar darauf erkämpften aber Mantel, Höhl und Ehmer wiederum die Führung für Eintracht. Kurz nach der Pause verschaffte Kellerhoffs Durchbruch erneut Schußgelegenheit für Ehmer, womit das Endergebnis von 3:1 festgelegt war. Einige Schiedsrichter aus dem Saargebiet haben sich über
mangelnde Beschäftigung beschwert. Wenn sie alle Könner gleichen
Gerades sind, wie Herr Franz Maul aus Völklingen, haben sie vollkommen
recht. Herr Maul erwies sich als sehr tüchtiger Spielleiter, der
allgemein ungeteilte Anerkennung fand. Ludwig
Isenburger. (aus dem 'Kicker' vom 18.12.1928) |