Eintracht Frankfurt - Viktoria Aschaffenburg

Bezirksliga Main-Hessen 1928/29 - 9. Spieltag

7:1 (4:0)

 

Termin: 21.10.1928
Zuschauer: 2.500
Schiedsrichter: Knecht (Reutlingen)
Tore: Eintracht: Walter Dietrich (3), Karl Döpfer (2), Karl Ehmer, Bernhard Kellerhof; Aschaffenburg: Herrmann

 

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt Viktoria Aschaffenburg

 


 

Trainer Trainer

 

Frankfurter Echo

Eintracht Frankfurt — Viktoria Aschaffenburg 7:1

Der Mainmeister und Tabellenführer Eintracht Frankfurt gewann fast mühelos mit 7:1 Toren gegen die Aschaffenburger Viktoria, die anscheinend gar nicht auf einen Sieg spekuliert hatte, da sie mit fünf Ersatzleuten nach dem Riederwald gekommen war. Die Frankfurter schienen diesmal die Angelegenheit als ein öffentliches Trainingsspiel benutzen zu wollen. Sie arbeiteten fast schulmäßig den Ball nach vorne und imponierten durch ihr präzises Zuspiel und ihre sichere Ballbehandlung fast ebenso, wie durch die überlegene Taktik, die sie dem manchmal dem völlig hilflosen Gegner gegenüber ausspielten. Der ruhige Gang des sehr fairen Treffens ermöglichte einige besondere Stellungen. Judisch hatte sich allmählich wieder in eine beruhigende Sicherheit hineingefunden, einige Male bekam er schwierigere Aufgaben gestellt, die er anstandslos löste. Schütz (am Vorabend großer Ereignisse stehend) bewies, daß er für Weimar gut gerüstet ist. Maurischat glänzte durch sicheren und sehr weit reichenden Schlag. Die Läuferreihe zeigte sich "in alter Frische". Im Sturm fiel die außergewöhnlich gute Form Dietrichs auf. Der Kontakt im Innensturm brach nicht ab. Die beiden Außenstürmer dürfen nach ihren heutigen Leistungen als die Flügelleute im Maingebiet bezeichnet werden, die am exaktesten zu flanken wissen. Namentlich in der zweiten Halbzeit kamen die Bälle fast mit mathematischer Genauigkeit herein, diesmal allerdings nicht „auf den toten Punkt", sondern in die Gegend, in der Döpfer, Dietrich und Ehmer sehr lebendig waren. Dietrich schoß drei, Döpfer zwei, Ehmer und Kellerhoff je ein Tor, alles prachtvolle Leistungen mit Ausnahme des sechsten Treffers, bei dem der flankende Kellerhoff den Ball in deutlicher Abseitsstellung empfangen hatte.

Wie gesagt, die Mannschaft machte in ihrer Gesamtheit einen ganz vorzüglichen Eindruck.

Ueber Viktoria (Aschaffenburg) waltet in diesem Jahre ein besonderer Unstern. Boxhorn, Brehm, Brönner, Eckert und Münstermann krank, verletzt oder beruflich verhindert. Das sind, will man von Odenwälder und Schäfer absehen, gerade die älteren Spieler der Mannschaft, die ihr immerhin beträchtlich mehr Rückhalt hätten geben können, als es möglich ist, wenn man plötzlich mit jungen Leuten seinen schlechten Tabellenstand gegen die Meisterelf verbessern soll. Die Frankfurter hätten die Bayern gerne mit kompletter Elf antreten sehen, denn hierzulande will man immer noch nicht recht begreifen, daß sich die Aschaffenburger gegen frühere Zeiten so erheblich verschlechtert haben sollen. Eine Einschätzung der Mannschaft war unter den diesmaligen Verhältnissen fast unmöglich. Gewiß, zeitweilig hatten sie kaum Gelegenheit, mit dem Balle in Berührung zu kommen, und trotzdem schienen die Spieler weit begabter, als es die diesjährigen Resultate erhoffen ließen. Odenwälder ist nicht schlechter als sonst, nur nach der Pause kamen einige Unsicherheiten zutage. Die beiden Verteidiger, die sich siebenmal schlagen ließen, wehrten absolut nicht schlecht. Nur in der Läuferreihe gab es bis zur Pause einen sehr wunden Punkt in der Mitte, in der aber nicht einmal ein Ersatzmann stand. Der Sturm kam natürlich trotz einiger gut gemeinter Absichten gegen die überlegene Hintermannschaft der Eintracht nicht zur Geltung. Das einzige Tor, das die Gäste erzielten, entstand im Anschluß an einen Strafstoß, der von Herrmann überlegt getreten und von Hußmann sehr geschickt eingeköpft wurde. Viktoria wird in acht Tagen .wiederum in Frankfurt sein. Vielleicht wird sie dann gegen den FSpV. vollzählig antreten können. Bis dahin sei eine eingehende Mannschaftswertung zurückgestellt.

Von dem oben erwähnten Abseitsfehler, der zum sechsten Tore der Eintracht führte, abgesehen, leitete Herr Knecht aus Reutlingen den trotz seiner Einseitigkeit nicht uninteressanten Kampf sehr gut. Er war aufmerksam, streng und gerecht.      Ludwig Isenburger. (aus dem 'Kicker' vom 23.10.1928)

>> Spieldaten <<

 

© text, artwork & code by fg