Eintracht Frankfurt - SpVgg Sülz 07

Freundschaftsspiel 1928/29

3:4 (2:0)

 

Termin: 12.08.1928 im Stadion (Doppelveranstaltung mit FSV - HASK Zagreb)
Zuschauer: 15.000
Schiedsrichter: Hasemeier (Frankfurt)
Tore: 1:0 Karl Ehmer (17.), 2:0 Fritz Schaller (32.), 2:1 Zarges (61.), 3:1 Karl Döpfer (63.), 3:2 Gausepohl (65.), 3:3 (84.), 3:4 Swatosch (85.)

 

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Eintracht Frankfurt SpVgg Sülz 07

 


  • Schmitz II
  • Richards
  • Lehrs
  • Koch
  • Gausepohl
  • Kerpp
  • Schmitz I
  • Zarges
  • Swatosch
  • Pelzer
  • Nicolin

 

Wechsel

Wechsel

Trainer Trainer

 

Frankfurter Echo

Friedensdemonstration im Frankfurter Fußballsport. — Die mißglückte Revanche der Eintracht. — Fußballsportverein rettet die Ehre. — Vier Meister im Stadion!

Dies also war die richtige Verfassungsfeier der Frankfurter, denn ganz Frankfurt war in der richtigen Verfassung zu feiern. Die meisten feierten in schwarz-rot-gold, die anderen in Opposition. Zum Glück gibt es noch ein politisch so neutrales Gebiet wie den Fußballsport. Auf diesem Boden hatten sich etwa 15000 „gesinnungsloser" Gesinnungsgenossen zusammengefunden, um die endliche Aussöhnung der beiden Frankfurter Großvereine, Eintracht und Fußballsportverein, festlich zu begehen. Beide haben sich gelobt, fortab in Frieden und Freundschaft gemeinsam zu wirken. Sportliche Rivalität, ehrliche Nebenbuhlerschaft, anständiger Wettbewerb, das ist die Devise, unter der die beiden Vereine die Streitaxt begraben haben, um sie nie wieder hervor zu holen. "Nie wieder Krieg!", das war die grandiose politische Demonstration auf den Straßen der Stadt. „Nie wieder Krieg!" war aber auch das nicht minder eindrucksvolle Glaubensbekenntnis der sportlichen Parteigänger, die sich im Frankfurter Stadion die Hände zum brüderlichen Drucke unlösbarer Zusammengehörigkeit gaben.

Vier Meister im Stadion! Ein solches Massenaufgebot sportlicher Feinkost ist in diesen Hundstagen immerhin schon erforderlich, um das Fußballinteresse wach zu halten. Vorläufig ist es immer noch viel zu heiß zum Fußballspiel, und wenn tausendmal in 8 Tagen die Verbändskämpfe bereits wieder beginnen. Zum mindesten fiel das erste Match dieser Doppelveranstaltung der übermäßigen Schwüle zum Opfer. Eintracht, die an ihrem Bezwinger in den Meisterschaftskämpfen des DFB. Revanche nehmen wollte, mußte sich erneut von der Spielvereinigung 1907 Köln-Sülz mit 3:4 Toren geschlagen bekennen, trotzdem sie anfangs mit 2:0 Toren in Führung lag und zeitweilig ein sehr gutes und überlegenes Spiel lieferte. Aber sie hielt nicht durch und mußte — nach einem Zwischenstand von 3:1 Toren — dem Gegner in den letzten 25 Minuten drei weitere Erfolge konzedieren, die die beabsichtigte Revanche zu einer mißglückten machten. Es ist vollkommen möglich, daß sich die Ermüdung der Elf aus der letzten ungeheuerlich anstrengenden Saison erst jetzt bemerkbar macht. Möglich aber auch, daß der altgewohnte Schwung mit Wiederbeginn der Punktkämpfe die erwünschte Auferstehung feiert. Eintracht war in der ersten Viertelstunde drückend überlegen, spielte weiterhin bis kurz nach der Pause ein recht befriedigendes Spiel, war dann aber nicht mehr im Stande, die Kampfhandlungen zu diktieren. Das Treffen flaute gewaltig ab, ein Zeichen, wie sehr zum mindesten die eine Partei abgekämpft war.

Auch die Spielvereinigung 1907 Köln-Sülz kam nicht recht in Schwung. Mit Ausnahme des Rechtsaußen, Ullrich, der durch Nicolin unzulänglich ersetzt war, waren es dieselben Leute, die vor vier Wochen in Köln gesiegt hatten. Aber es waren nur dieselben Namen, nicht dieselben eisernen, energievollen Kämpfer, die jener denkwürdige 12. Juli siegreich sah. Damals war die Entscheidung durch diesen letzten Rest von Schneid erzwungen worden, den man heute vergeblich suchte. Im einzelnen versagte wohl keiner der Spieler, aber es blieb auch nicht allzu viel zu loben, will man nicht die Homogenität des Innensturmes besonders hervorheben. Auf keinen Fall haben die Kölner gezeigt, daß sie, die Meister ihres Verbandes, mehr können, als unsere süddeutschen Ligamannschaften im allgemeinen. Mag dies der Trost sein für die der Torzahl nach immerhin vorhandene Niederlage des süddeutschen Vertreters.     (aus dem 'Kicker' vom 14.08.1928)

 

 




Mißglückte Meisterschafts-Revanche.

Eintracht Frankfurt - Spielvereinigung 07 Köln-Sülz 3:4 (2:0)

Obwohl es der Frankfurter Eintracht gestern im Stadion nicht gelungen ist, an ihrem Bezwinger in den Spielen um die deutsche Fußballmeisterschaft Revanche zu nahmen, so muß man aber dennoch erneut ihr bestätigen, daß sie auch in diesem Kampfe in der Gesamtwertung die bessere Leistung bot, aber ebenso wie bei dem seinerzeitigen Spiel in Köln auch das fehlte, was nun einmal im Fußballsport mit einer der wichtigsten Faktoren ist: das Glück. Gerade in dieser Beziehung lassen sich zwischen den beiden Spielen Parallelen ziehen. Auch gestern hatte Eintracht wieder hinreichend Gelegenheit, ihr besseres Können auch zahlenmäßig zu dokumentieren, aber sie verfiel dazu in den großen Regiefehler, in einer Zeit der spielerischen Ueberlegenheit nicht mit dem nötigen Nachdruck zu kämpfen und sich nach zwei vorgelegten Toren auf den errungenen Lorbeeren anszuruhen. Und als dann die Kölner Mannschaft zn einem prächtigen Endspurt einsetzte, da verließen den Main-Meister die Nerven und damit die Kraft, der Taktik eines Ferdl Swatosch und der Mannen um ihn noch den nötigen Widerstand entgegenzusetzen. Wer miterlebte, wie die Frankfurter Elf im Endspurt trotz besserer Gesamtleistung doch noch aus dem Felde geschlagen wurde, der wird bestätigen können, daß darin die Tragik für die Träger des roten Adlers lag.

Auf jeden Fall wäre es vermessen, wollte man die Niederlage auf das Fehlen von Goldammer zurückführen, der sich in dem Spiel Nord gegen Süd repräsentative Ehren erkämpfte. Denn die Leistung von Mantel als Mittelläufer war - und dies besonders in der ersten Hälfte - so gut, daß sie der eines Goldammer gleichstellt werden konnte. Allerdings wäre mit Goldammer als Mittelläufer und Mantel als Außenläufer die Deckungsreihe widerstandsfähiger gewesen, womit aber noch nicht gesagt ist, daß sie das bittere Ende hätte vermeiden können.

Was die Eintracht unbedingt noch steigern muß, ist die Entschlossenheit der Angriffsreihe. Zwar sind die Aktionen im Felde sehr gut, und auch hinsichtlich Variation und Durchschlagskraft ist nichts zu bemängeln, aber der Angriff ergeht sich in Tornähe in Ueberkombination und zeigt nicht mehr die nötige Schußkraft, wie man sie seither feststellen konnte. Im übrigen ist darüber in der Mannschaftskritik mehr gesagt.

Im allgemeinen darf man sagen, daß das Spiel einer gewissen Härte nicht entbehrte. Wenn man seither öfters feststellte, daß die Eintracht im Laufe des letzten Jahres hart geworden ist, so stimmt das zum Teil. Aber daß sie immer noch nicht hart genug zu kämpfen versteht, wenn es einmal gegen einen Verein geht, der darin Meister ist, das bewies das gestrige Treffen. Denn hierin zeigten die Kölner im Nahkampf sich doch immer noch überlegen. Sieht man von einigen versteckten Fouls der Gästespieler ab, so darf man sagen, daß sie diese Kraft meisterhaft einzusetzen und auch entsprechend auszuwerten verstehen.

Das Spiel war in der ersten Hälfte nicht nur interessant, sondern man bekam auch um diese Zeit die besten Leistungen zu sehen. Gerade in dieser Zeitspanne zeigte sich Eintracht den Köln-Sülzern klar überlegen. Die Ausbeute war aber trotz der merklichen Ueberlegenheit nur spärlich, da, an den herausgearbeiteten Chancen gemessen, die Eintracht mit mehr als zwei Toren bis zur Pause hätte in Führung liegen müssen. Ziemlich schleppend zog sich dann das Treffen über die erste Viertelstunde nach Wiederbeginn hin. Aber dann kam plötzlich mehr und mehr Fluß in das Spiel, da die Kölner ihren

ganzen Ehrgeiz dareinsetzten, die Eintrachtelf erneut zu schlagen, weil sie erkannt hatten, daß das jetzt gelingen konnte. Und es mußte gelingen, weil Eintracht spielerisch nachließ. Und mit seiner Ueberrumpelungstaktik hatte Swatosch vollen Erfolg. Bis Eintracht sich klar geworden war, was Swatosch mit seinem durch die aufgerückte Läuferreihe verstärkten Angriffsspiel mit blitzschnellem Flankenwechsel bezweckte, war die Entscheidung gefallen.

Die 2 mal 45 Minuten.

Eintracht übernimmt sofort das Kommando. Schaller kommt gut durch, aber der Angriff kann von Köln gerade noch zur ersten Ecke gewehrt werden, die ebenso wie der bald folgende zweite Eckball erfolglos bleibt. Die Gäste haben jetzt Glück. Als Schmitz II bei einem Angriff das Tor verlassen und den Ball weggefaustet hat, schießt Mantel raffiniert aus dem Hinterhalt. Doch der zur Deckung des Tores zurückgeeilte Richards kann gerade noch auf der Torlinie retten. Eintracht liegt weiterhin stark im Angriff. Nach der dritten Ecke für Eintracht gibt es einen gefährlichen Gegenvorstoß, wobei Schmitz I einen tückischen Flankenball losläßt, den Trumpp mit viel Mühe unschädlich machen kann. Schaller sorgt durch sein geschicktes Angriffsspiel für die nötigen Chancen. Als er wieder einmal gut durchgekommen ist, bemüht sich der Innensturm vergebens, gegen die verstärkte Verteidigung die Oberhand zu behalten. In der 17. Minute fällt aber dann der erste Treffer für Eintracht. Während Schaller sich an der Seitenlinie durchwuchtet, ist Ehmer abseits gelaufen, in welcher Stellung er auch den Ball aufnimmt. Verschiedene Reklamationen von Gästespielern und auch das Winken des Linienrichters bleiben erfolglos. Ehmer geht ziemlich unbehindert durch und erzielt durch placierten Schuß ein billiges Tor. Bei einem bald folgenden neuen Vorstoß der Eintracht pfeift dann der Schiedsrichter, aber diesmal zu Unrecht, abseits. Eine ganz große Chance für Köln bleibt unausgenutzt. Swatosch ist frei durch, aber er gibt noch einmal zurück zu Zarges, der über den Ball tritt. Kübert beseitigt die Gefahr endgültig.

In der 32. Minute steht es 2:0 für Eintracht.

Nach einer Vorlage von Mauritschat flankt Kellerhof zu Schaller, nach dessen placiertem Schuß sich Schmitz vergebens wirft.

Nach Seitenwechsel bleibt es bis zur 16. Minute ziemlich eintönig, bis ein schöner Angriff der Sülzer plötzlich wieder Leben ins Spiel bringt. Nach einer Flanke von Nicolin hat Pelzer aufs Tor geschossen. Trumpp vermag zwar den Ball noch abzulenken, aber der auflaufende Zarges kann dann das Leder ins Tor befördern. Zwei Minuten später stellt Eintracht die alte Tordifferenz wieder her. Nach einer Vorlage von Schall er lenkt Ehmer zu Döpfer, der einen Angreifer umspielt und dann fein placiert:

3:1 für Eintracht.

Wiederum zwei Minuten später verschuldet Vesper an der Strafraumgrenze einen Strafstoß. Trotz des Versuches der Eintracht, den Schußkreis abzusperren, gelingt es dennoch Gausepohl, durch eine Lücke zwischen zwei Eintrachtlern hindurch dem Ball den Weg ins Netz zu geben: 3:2. Die Sülzer stürmen mit Macht. Maurischat ist in der Zwischenzeit durchs Kirchheim ersetzt worden. Aber auch das hilft nichts. Die rechte Gästeseite bricht durch, aus dem folgenden Gedränge heraus wird erst der Ball an den Pfosten und im Nachschuß ins Tor geschaffen: Die Kölner haben auf 3:3 gleichgezogen. Fünf Minuten vor Schluß, eine Minute nach dem ausgleichenden Treffer, fällt

die Entscheidung.

Blitzschnell ist der Sülzer Sturm durch und völlig überraschend saust Swatoschs unheimlicher Schuß ins Tor.

 

Die Mannschaften in der Kritik.

Eintracht Frankfurt

fehlte diesmal die Sicherheit der Hintermannschaft. Während hier Schütz noch am besten gefallen konnte und eine recht gute Partie lieferte, ließ Vesper noch den richtigen Abschlag vermissen. Trumpp zeigte oft schlechtes Stellungsspiel, aber auch seine Paraden zeugten von keiner großen Sicherheit. In der Läuferreihe war Mantel in der ersten Hälfte vorzüglich, um später etwas nachzulassen. Lobende Erwähnung verdient besonders sein gutes Zuspiel. Von den Außenläufern war Kübert unstreitig der bessere. Im Sturm war Schaller nicht nur der produktivste, sondern auch der beste Spieler. Kissinger war sehr eifrig, Döpfer ließ das nötige Selbstvertrauen vermissen. Kissinger darf besonders anempfohlen werden, für die Folge mehr auf Flügelwechsel zu achten. Kellerhof begeht immer wieder den großen Fehler, sich zu sehr auf dem Halbstürmerposten aufzuhalten, so daß er einen großen Teil der ihm zugedachten Vorlagen nicht mehr erreicht.

Ueber die Köln-Sülzer Mannschaft

kann man sich kurz fassen. Ueberraschend gut hielt sich die Hintermannschaft, in der der Torwart Schmitz und der Verteidiger Richards besonders hervorstachen. Die Läuferreihe war durchweg gut besetzt. Gausepohl stand dem gegnerischen Mittelläufer nicht viel nach. Der beste Mann dieser Reihe war Kerpp, der vortrefflich den linken Eintrachtflügel zu halten verstand. Der Sturm hatte seine Schwäche in den beiden Außenstürmern, die nur wenig in Erscheinung treten konnten. Dagegen zeigte das Innentrio sehr gute Leistungen, wobei man besonders die vortreffliche Sturmführung von Swatosch und die Schußfreudigkeit von Zarges erwähnen muß.

Schiedsrichter Haseneier

hatte einen leichten Stand. Er machte im allgemeinen seine Sache recht gut, wenn er auch in manchen Abseitsentscheidungen irrte.      (aus dem 'Sport-Echo aus dem Maingebiet' vom 13.08.1928)

 

 

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