1. Rödelheimer FC
02 - Eintracht Frankfurt |
Freundschaftsspiel 1926/27
7:0
Termin: 29.06.1927
Zuschauer:
Schiedsrichter:
Tore: Karl Ehmer (5), Walter Dietrich, Karl Döpfer
1. Rödelheimer FC 02 | Eintracht Frankfurt |
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Trainer |
Spielertrainer |
Frankfurter Echo Eintracht Frankfurt — 1. Fußball-Club Rödelheim 7:0. Man empfand es aus diesen und jenen Gründen als äußerst wohltuend, für einige Stunden aus der lauten und fußballerisch-explosiven Großstadt Vorstadt- und niddawärts ziehen zu können. Während draußen in Strandbadnähe die Eintrachtstürmerreihe ihrem Tordrang nachgab, hatten Troß und Prominnente um den Häuptlingswagen herum ein kleines Feldlager aufgeschlagen. Man war gern geneigt, einen Vergleich mit dem gesellschaftlichen Bild eines englischen Cricketplatzes zu ziehen, aber was man sich da im Liegen und Sitzen erzählte, klang allzu heimatlich. An dem Sieg der Eintracht hatte kein Verständiger gezweifelt. (Von dieser Menschengattung sah man übrigens in den letzten Tagen in Frankfurt nur wenige). Es kam also in Rödelheim lediglich darauf an, wie die Schußkanonen im Eintrachtsturm aufgelegt waren. Dietrich und Ehmer kamen glänzend in Fahrt und verstanden sich auch sehr gut in dem Bemühen, den guten Rödelheimern zu einer Packung zu verhelfen. Bei der drückenden Ueberlegenheit der Riederwälder hatte sich ihr Sturm in einem recht kleinen Raum zurechtzufinden. Daß ihm diese keineswegs leichte Aufgabe gelang, weisen äußerlich sieben Tore aus. Ehmer hat eine Begabung ins Netz zu schießen, das wird sich schlecht bestreiten lassen. Er steigt mit recht langen Schritten im Strafraum herum, ist aber dabei verteufelt rasch. Zu erwähnen ist die Sachlichkeit, mit der er vorgeht. Er sucht sich, nicht einmal allzu eilig, die geeignete Ecke aus und plaziert dann genau und so stark, wie das gerade notwendig ist. Von Kombination weiß er auch einiges, einmal servierte er eine Vorlage, die den blasierten Herrn Dietrich zu dem impulsiven Ruf „fabelhaft" veranlaßte. Dietrich war bestimmt nicht schlechter als Ehmer, wurde jedoch nicht immer verstanden, was nun einmal „Kanonenschicksal" ist. Auch bei einem überlegen gewonnenen Spiel gibt es Abstufungen unter den Siegern. So sind eben die anderen drei Stürmer notgedrungen in eine niedere Klasse einzureihen. Was Schaller an Vorlagen zur Mitte brachte, war immerhin ein Stück rationeller Arbeit. Döpfer, der so herrlich Bälle stoppen kann, rannte von allen guten Geistern verlassen umher, und Kaufmann war oft bemüht ein Gleiches zu tun. Die Eintrachthintermannschaft feierte mit einer gewissen Behaglichkeit „Fußballende", denn die Rödelheimer Stürmer waren wirklich nicht aufdringlich. Sie wurden erst in der zweiten Spielhälfte munter und zwangen dann den rundlichen, immergrünen Judisch zu einer ihm wohltuenden Zweckgymnastik. Goldammer ist ein fairer und sympathischer Fußballspieler, er kann aber nur gegen eine so zahme Mannschaft, wie Rödelheim, den Mittelläufer darstellen. Müller (ich halte den Namen „James" für überaus schön) meinte, das Spiel sei geeignet, um die Kiste mit den Tricks ganz auszupacken. Es muß ihm jedenfalls die technische Reife bescheinigt werden. "Jackie Coogan-Klaar" ist eine Hoffnung. Eglv und Schütz traten die Bälle nach vorn, wie sich das gehört. Den Rödelheimern wurde nicht viel Gelegenheit geboten, sich hervorzutun. Immerhin gelang es Burk, Heilmann und Spang einen guten Eindruck zu machen. Fünf Tore schoß Ehmer, die anderen Dietrich und Döpfer. Der mit sehr langen, weißen, an Urzeiten de Sports gemahnenden Hosen auftretende Schiedsrichter machte seine Sache nicht schlecht. Er war auch dem erregten Rödelheimer Herrn nicht gefällig, der stürmisch danach verlangte, herausgestellt zu werden, was dieser aufgebrachte Mann offenbar als den geeigneten Saisonabschluß ansah. Nebhut. (aus dem 'Kicker' vom 05.07.1927)
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