Wormser Woche

Wormatia — Eintracht Frankfurt 6:2.

Wormatia — Phönix Karlsruhe 1:1.

Jawohl, meine Herren, 6:2 gegen Frankfurt und 1:1 gegen Karlsruhe. Sie dachten beim Lesen vielleicht, daß beide Resultate verwechselt wären. Es mag Ihnen im ersten Moment spanisch vorgekommen sein. Verständlich, wenn man sich eine Woche zurückversetzt und an den klotzigen Sieg der Eintrachtmannen gegen die Leipziger Bewegungsspieler denkt. Diesmal kams eben umgekehrt. Und wenn Eintracht dachte, auch mit nicht planmäßiger Mannschaft gen Worms an den Rhein ziehen und siegen zu können, dann hat sie falsch kalkuliert und die Abreibung schadet nichts. Bleiben wir gleich bei der Aufstellung. Eintracht hatte die etatsmäßigen Backs Pfeiffer-Schütz mit Kirchheim-Heybrock ersetzt und für Döpfer und Kellerhoff im Sturm Bierling und Stamm eingestellt. Für Trumpp spielte Judisch, der aber als Ersatz wohl nicht anzusprechen ist. Ersatz in reinen Sinne des Wortes waren auch nicht die Backs. Beide spielten fast fehlerlos und vor allen Dingen schlagsicher und standfest. Die Hintermannschaft, das sei besonders betont, hat direkt mit der Niederlage gar nichts zu tun. Wenn man schon mal nach dem Karnickel suchen will, so muß man schon eine Etage weiter gehen und die Deckung näher betrachten. Dort klappte es nicht so wie es sein sollte. Bechtold sowohl wie Müller waren auf die Dauer nicht imstande, die rasanten Angriffe der Wormatenfliigel, besonders des rechten, abzuriegeln, die sich dann in zeitweilig recht gutem Zusammenspiel durchsetzten und vor allem eines nicht vergaßen, den krönenden Abschluß. Im Sturm, besonders im starken, von Philipp gut geführten Innentrio lag der Schwerpunkt des Wormatenteams. Die Leistung des Gästeinnentrios kam dagegen nicht auf. Ehmer, die neue Hoffnung, befriedigte in jeder Hinsicht. Eintracht hat viel in ihm gewonnen. Technisch wird er noch zu verbessern sein. In allem anderen aber war er der erfolgreichste der Frankfurter Stürmer, spielte nicht nur angriffsfreudig, rasant und wuchtig, sondern auch überlegend und geschickt in der Führung. Möglich, daß mit Döpfer und Kellerhoff auf den Verbinderplätzen im Verein mit Ehmer mehr erreicht worden wäre. Man muß es billigerweise annehmen. Die heutigen Nebenleute verstanden es nicht, sich auf seine Intentionen einzustellen und so ist das „zu 2" (darunter noch ein Handelfer) verständlich. Dietrich konnte das Debacle lieh nicht abwehren. Er spielte sehr erfolgreich, ohne allerdings Wormser Sturmzentrum kalt stellen zu können.

Für den hohen Sieg Wormatias zeichnet in erster Linie die wuchtige und zweckmäßige Angriffsarbeit des Innentrios verantwortlich. L. Müller hatte einen Glanztag erster Ordnung. Schoß nicht weniger als fünfe von den sechs Treffern; drei davon durch Köpfler zünftigsten Formats. In diesem Spezialfach ist er allererste Klasse und wird von keinem Stürmer des Bezirks erreicht. Ich glaube nicht, daß Klump in seinen Kopfbällen gefährlicher ist. Judisch wird ein Liedchen davon singen können. Nicht nur die Wucht und Plaziertheit sind es, die seine Köpfler so gefährlich machen, sondern auch die Unberechenbarkeit, die er ihnen durch raffinierte Körperwendung im Moment des Abstoßes gibt.

Vom Spielverlauf hatte Wormatia Zweidrittel. Eintracht hatte nur eine ausgesprochene Drangperiode; und das war die letzte Viertelstunde, als das Endresultat bereits feststand. In letzter halben Stunde der ersten und erstfer Viertelstunde der zweiten dominierten die Wormaten; der Rest zeigte ausgeglichenen Charakter. (aus dem 'Kicker' vom 14.06.1927)