Eintracht Frankfurt - VfB Leipzig

Freundschaftsspiel 1926/27

7:2

 

Termin: 04.06.1927
Zuschauer:
Schiedsrichter: Böhres (Lahr)
Tore: Karl Ehmer (5) ...

 

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt VfB Leipzig

 


  • Schmidt
  • Günther
  • Paulmann
  • Lederer
  • Egly
  • Schmöller
  • Hansi
  • Paulsen
  • Meißner
  • Köhler
  • Fiedler

 

Spielertrainer

Trainer

 

Frankfurter Echo

Eintracht gegen VfB. Leipzig 7:2.

Das sogen, „liebliche" Pfingstfest brachte den Frankfurtern nicht allzu viel Fußballereignisse. Am Pfingstsamstag versprach lediglich das Auftreten des mitteldeutschen Meisters ein besonderes Ereignis zu werden. Dies wurde es auch...,aber in einer ganz anderen Form, als man so dachte. Der mitteldeutsche Meister wurde für so gut und stark gehalten, daß man von ihm Leistungen erwartete, wie sie der Dresdner SC. hier gezeigt hatte. Dies tat er aber nicht. Er bestätigte lediglich die Regel, daß der Meister lediglich der Inhaber eines Titels ist, während es ihm sehr oft an den meisterlichen Fähigkeiten fehlt. Ich will nicht behaupten, daß den Leipzigern diese Fähigkeiten immer fehlten. Wenn sie sie aber haben dann haben sie sie (man beachte die vier "sie") in Leipzig vergessen. Das Spiel des mitteldeutschen Meisters war ein Ragout aus Einzelleistungen eines Meißner, Paulsen und Edy. Von einem kompakten Zusammenhalt der Mannschaft, von Zusammenspiel, Durchschlagskraft, kurzum von Meisterlichem war nichts zu sehen. Demzufolge endete das Spiel mit einer Niederlage, die durch alle Entschuldigungsgründe der Welt den Charakter des Blamablen nicht verlieren wird.

Andererseits hat sich das spielerische Ansehen der Eintrachtmannschaft gehoben. Nach den unglücklichen Leistungen der beiden letzten Spiele gegen Amsterdam und Freiburg präsentierte sich die Mannschaft in einer sehr guten Form, mit einem in sich geschlossenen Kombinationsspiel.

Die Verteidigung war sehr sicher, die Läuferreihe gut; vor allem Dietrich, der dem Spiel der Mannschaft den nötigen Rückhalt gab und an dem Sieg mit etlichen 60 Prozent beanteiligt ist. Neben ihm zeichnete sich Müller durch gutes Kopfspiel aus, während Schönfeld trotz eifriger Zerstörungsarbeit im Endergebnis nicht gleich wirkungsvoll spielte, da er seinen Flügel sehr oft ungedeckt ließ. Aber die größte Ueberraschung war ja der Sturm. Ein neuer Mann, Ehmer, früher Cronberg, gab sein Debüt als Mittelstürmer. Er gab es gut; es wurde zu einem vollen Erfolg für ihn selbst und für seine Mannschaft. Er schoß ... er schoß wahrhaftig 5 Tore von den sieben. Nicht nur die Tatsache des Schießens als solche, sondern auch die Art, wie er schoß, und daß er so viel und so erfolgreich schoß, ist erwähnenswert. Kommt hinzu, daß er glänzende Anlagen zum Ballverteilen und starke Neigung zur Bevorzugung seiner beiden Flügelstürmer zeigte. Alles in allem ergibt sich sonach, wie beim Zusammenzählen von eins und eins, daß der neue Mittelstürmer in den Eintrachtsturm etwas frische und zugige Taunusluft bringt; er berechtigt zu den schönsten Hoffnungen. Es wäre erfreulich, wenn sich seine Entwicklung so fördern ließe, daß seine gegen Leipzig gezeigten Fähigkeiten nicht nur fest gegründet, sondern auch sorgfältig weiter entwickeln werden. (Böse Zungen behaupten, daß Frankfurter Prominente nur noch nach Cronberg zur Kur gehen wollen ...!) Jedenfalls war das Publikum restlos begeistert. Und es läßt sich leider nicht verhindern, daß der Name des guten Mittelstürmers in aller Leute Mund ist; sogar in deren, die da zur anderen Seite gehören und in deren, die sich einen kleinen Dreck aus Fußball machen. Daran ist der Dialekt schuld. Wie oft meint ihr guten Frankfurter, daß der Name genannt wird? Ihr selbst sprecht ihn ein paar Mal täglich aus. Oder sagt ihr nicht in dem wunnerscheene Dialekt: „Eh' mer ins Bett gehe ... „eh' mer Kaffee trinke ...", „eh' mer anfange ...", ,,eh' mer und hääche ..."? Quod erat demonstrandum.

Die Nebenleute des Mittelstürmers waren teils, teils. Döpfer zum Beispiel fand sich überhaupt nicht zurecht. Bierling an Kellerhoffs Stelle war zu weich und unentschlossen. Schaller dagegen spielte auf dem Rechtsaußenposten sehr gut und eifrig. Er gehört unbedingt dahin. Der Halblinke Stamm zeigte die gleichen Eigenschaften, nur etwas zu wenig Durchschlagskraft.

Man könnte der Eintracht fast den Vorschlag machen, die Mannschaft jetzt einmal so stehen zu lassen. Wenn das gelingen würde. ...

Als Schiedsrichter amtierte Herr Böhres aus Lahr gut und sicher.      Jockey. (aus dem 'Kicker' vom 08.06.1927)

 

>> Spieldaten <<

 

© text, artwork & code by fg