Eintracht Frankfurt - VfR Mannheim

'Runde der Zweiten' 1926/27 - 4. Spiel

2:2 (1:1)

 

Termin: 13.03.1927
Zuschauer: 6.000
Schiedsrichter: Maul (Nürnberg)
Tore: 0:1 Fleischmann (25.), 1:1 Walter Dietrich (35.), 1:2 Berk (55.), 2:2 Walter Dietrich

 

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Eintracht Frankfurt VfR Mannheim

 


  • Hügel
  • Fischer
  • Engelhardt I
  • Eberle
  • Bleß
  • Grünauer
  • Fleischmann
  • Berk

 

Spielertrainer

Trainer

 

 

2:2 am Riederwald

V.f.R. Mannheim — Eintracht Frankfurt 2:2.

Große Bedeutung kam dem Kampfe beider Gegner nicht bei. Beide liegen in der Tabelle gleich, teilen sich daher auch in die Punkte. Positionskämpfe haben in der Zweitenrunde keinen Zweck mehr, denn das Rennen liegt doch wohl nur mehr zwischen München und Karlsruhe, die sich heute auch ein Unentschieden lieferten.

Mannheim trat ohne Deschner und Au an, bei Frankfurt spielte Egly Mittelläufer.

Dem Spiel wohnten trotz des kalten windigen Wetters wohl 6000 Zuschauer bei. Schiedsrichter Maule, Nürnberg.

Als bessere Elf muß man unbedingt Mannheim ansprechen. Sind auch ihre Stürmer im Schießen nicht gerade große Künstler, so waren sie doch den Einheimischen nicht nur an Schnelligkeit, sondern im Spielaufbau und Technik überlegen. Dieses Manko machte Eintracht durch großen Eifer wett. Die Verteidigungen sind beide gleich gut, hier Fischer, dort Pfeiffer. Engelhardt I gefiel bei Mannheim glänzend als Mittelläufer, auch Bleß gut. Im Sturm gebührt Grünauer auf Linksaußen die Palme. Seine schönen Flankenläufe schufen stets brenzliche Situationen. Wenn der V.f.R. schießfreudige Leute im Innensturm hätte, müßte es heute Sieg gegeben haben. Bei Eintracht fiel im Sturm nur Dietrich angenehm auf, der ja auch beide Tore erzielte. Miserabel sah es in der Deckung aus, wo nur Egly und dies besonders in der ersten Halbzeit tadellos schaffte.

Der schnell geführte Kampf bot mitunter eine Fülle spannendster Momente hüben wie drüben. Zunächst hat Eintracht mehr vom Spiel, jedoch eröffnet Fleischmann nach 25 Minuten den Reigen, als er eine bildsaubere Flanke Grünauers scharf und placiert verwandelte. Zehn Minuten darauf tritt Kaufmann einen Strafstoß, den Dietrich mit dem Kopf ins V.f.R.-Tor dirigiert. Für Hügel nicht gut zu halten, weil ihm die Aussicht versperrt war. Kurz vor Halbzeit versiebt Berk eine „Marke sicher".

Nach Wiederanstoß beherrscht Mannheim vollständig die Lage und Berk erzielt nach zehn Minuten die Führung. Wenn hier Mannheim Stürmer hätte, die schießen können — doch sie konnten es nicht. Zum Schluß setzt Eintracht Dampf auf, es nagelt ein halbes Dutzend Ecken gegen Mannheim und eine dieser nützt dann wiederum Dietrich zum 2:2 aus. Wie im Privatspiel vor Wochen trennte man sich „ungeschlagen" mit dem gleichen Resultat.      H.K (aus dem 'Fußball' vom 15.03.1927)

 

 


 

 

Eintracht Frankfurt - V.f.R. Mannheim 2:2

Volkstrauertag, Gefallenen-Gedenkfeiern. Der Tag schien wie ein Symbol auf die, derer man gedachte. Er begann mit einem unwahrscheinlichen und hoffnungsvollen Blau, Sonne und Licht, verwandelte sich aber dann in ein unheimliches Grau, in dem er endete — Ich dachte dabei an den toten Julius Wolschendorff, den Besten unter uns, der am Ziel herausgerissen wurde. Der Tod ist ein unvermeidliches und unerbittliches Institut. Dagegen ist nicht anzukämpfen. Eines aber müßte man ihm abgewöhnen, und das ist die Willkür, die Wahllosigkeit, mit der er sich Mensch um Mensch herausgreift. So wars bei denen Gefallenen, so bei Juwol!

Gegensätze regen zum Erinnern an. Auf dem Eintrachtplatz stellte sich das Leben in seiner vitalsten Gestalt vor. Rugbyspieler kullerten über den Platz ..., das Publikum ging mit. Ging noch mehr mit, als die Großen kamen, die in blauen Hosen und die anderen im roten Jersey besonders lebhaft begrüßt. — (Es ist komisch, warum man sich auf dem Eintrachtsplatz wohlfühlt. Man braucht das Wort nur ins Französische zu übersetzen ... "Place de la Concorde" ... Paris!! ... Der Grund scheint etwas eigenartig, fast unglaubwürdig, aber dennoch ist es so.)

Nun, ich bin nicht auf der Welt, um den Lesern Dinge zu erzählen, die außerhalb der Sache zu liegen scheinen. Das Spiel zwischen Eintracht und VfR Mannheim stellte restlos zufrieden. Ich habe bis jetzt in Frankfurt kein Meisterschaftsspiel gesehen, das an Qualität auch nur an dieses Treffen hätte heranreichen können. Und ich habe außer Nürnberg bis jetzt bei keiner der an den Schlußspielen beteiligten Mannschaften eine besser spielerische Leistung konstatieren können, als bei dem VfR. Mannheim. Gegenüber dem letzten, ebenfalls mit 2:2 endenden Zusammentreffen mit dem heutigen Rivalen, wiesen die Mannheimer eine verbesserte Form auf. Sie lieferten aber wiederum das elegante, sichere und intelligente Zusammenspiel, das sich hauptsächlich auf das gute Verständnis der Spieler, ihre wohltrainierte Körper- und Ballbeherrschung und Ballbehandlung, ihr gutes Stellungsspiel und ihr schnelles Ballabgeben stützt. Hierdurch wird der Eindruck 'einer starken Einheitlichkeit des Mannschaftsgefüges hervorgerufen. Man sieht, daß die Leute sich etwas denken, bevor sie einen Ball weggeben. Daß die Mannheimer gute Einzelspieler sind, bedarf keiner besonderen Erwähnung. Wenn einzelne durch ihre Leistungen besonders hervorstachen, so ist in erster Linie Grünauer zu nennen. Dieser Linksaußen befand sich in großartiger Form, und es gab fast keine der zahlreichen Vorlagen, die er nicht zu tadellosen Flanken verwerten konnte. Sie riefen vor dem Eintrachttor stets gefährliche Situationen hervor, und es lag nicht nur an der aufmerksamen Eintrachtverteidigung, sondern auch an der Unentschlossenheit verschiedener Mannheimer Stürmer, daß die Flanken nicht zu Toren verwandelt wurden. — In der Läuferreihe fehlten Au und Deschner. Sie waren durch Eberle und Engelhardt I ausreichend ersetzt. Engelhardt I lieferte besonders in der zweiten Halbzeit eine ausgezeichnete Partie. Eine wesentliche Verstärkung der Läuferreihe bedeutete das Mitwirken des kleinen Bleß auf seinem altgewohnten Posten. — Die Verteidigung war sehr angriffsfreudig, wenn auch nicht immer rein, so doch sicher im Abschlagen der Bälle. — Hügel wurde bereits in der ersten Viertelstunde verletzt. An den Toren konnte er nichts ändern.

Die Eintrachtmannschaft schlug sich gegen diesen mit allen Waffen der fußballerischen Technik und Taktik versehenen Gegner sehr gut. Sie brachte das einheitliche Spiel der Mannheimer nicht zustande, aber das Zusammenspiel im Sturm ließ wenig zu wünschen übrig. Aber das Wenige ist sehr bedeutsam. Die Stürmer bekommen ihre Bälle nicht mehr los. Sie trudeln, trödeln und tändeln mit dem Ball, bis er ihnen abgenommen wird. Entweder wissen sie nicht, wohin damit; das wäre schlimm und unheilbar. Oder sie überlegen sich nicht, wohin damit; das wäre weniger schlimm, denn nur behebbare Denkfaulheit. Wenn der Sturm etwas mehr Entschlossenheit zeigen würde, bekäme sein Spiel ein ganz anderes Relief. — Der Mangel der Einheitlichkeit beruht hauptsächlich auf dem teilweisen Versagen der Außenläufer. Sie tun in der Abwehr ihr Bestes, aber das Zuspiel ist ausgesprochen schlecht und entspricht nicht den Aufgaben, die ein Läufer zu erfüllen hat. Er soll seinem Sturm Gelegenheit geben, Torgelegenheiten zu schaffen. Dies ist mit gelegentlichen unüberlegten Abschlägen nicht getan. — Ein sehr wirksames Spiel zeigte die Frankfurter Verteidigung. Das Spiel war nicht nur technisch sehr schön, sondern auch spannend und abwechslungsreich. Das beweist am besten der Spielverlauf, der mit einer überraschend hartnäckigen Angriffsperiode der Eintracht begann. Die Mannheimer kamen erst allmählich auf, meist zog ihr Angriff mit einer vernünftigen Vorlage aus der Abwehrlinie nach dem Flügel los. Das Spiel glich sich langsam aus, ohne daß es den Eintrachtstürmern gelungen wäre, ihre dauernde Anwesenheit im Strafraum zu ernsteren Dingen als einer Ecke auszunützen. Die Mannheimer Angriffe begannen, die Eintrachtverteidigung ernsthaft zu beschäftigen. Und tatsächlich gelang es den „Bloomäulern", das erste Tor zu schießen. Der Halblinke Berk eskamotierte den Ball um den rechten Läufer Kübert herum, servierte Grünauer zu einer vortrefflichen flachen Flanke. Fleischmann gelangte in den Besitz des allso geflankten Balles und schoß so berechnend und scharf in die eckigste Ecke des Tores, daß Trumpp zu Enakslänge hätte anwachsen können, ohne den Ball zu erreichen. — Die Eintrachtmannschaft ließ sich durch die betrübten Gesichter ihrer Zuschauer nicht entmutigen. Sie suchte die Angriffsgelegenheiten, wo sie zu finden waren, wenngleich die Mannheimer Läufer das Suchen schwer machten, weil sie die Spielfeldmitte beherrschten und ihren Sturm mit Vorlagen fütterten. Nach einem Strafstoß Kaufmanns gelangte der Ball zu Dieterich. Er kickte ihn ganz leichthin aufs Tor, man sah ihn bereits in den Fingern Hügels. Nun gibt es aber Bälle, die zwischen den Fingern durchrutschen. Das war so einer ... Das Spiel stand 1:1. Im weiteren Kampf um den Torvorsprung erwiesen sich die Mannheimer als die Tüchtigeren. Daß die Eintracht nicht müßig war, beweist das Eckenverhältnis bei Halbzeitpfiff. Es lautete 4:1 für Eintracht. Nach der Pause drängte VfR. die Eintracht vollkommen in die Verteidigung. Berk schob aus einem Gedränge heraus den Ball ins Tor hinein. Dieser Erfolg schien denen Recht zu geben, die sich auf eine Niederlage der Eintracht gefaßt gemacht hatten. Es kam, wie oft, anders. (Diese Stelle ist einem Roman von Courths-Malhers entnommen. Ich weiß nur nicht mehr, welchem.) Die Eintrachtmannschaft verlegte sich mit einem unheimlichen Eifer aufs Angreifen. In der Mannheimer Abwehrfront gabs leise Erschütterungen, im Strafraum vor dem Mannheimer Tor zu lebhaften und packenden Kampfszenen, insbesondere als die Eintracht in ununterbrochener Folge vier Ecken erhielt, die Kaufmann vermöge langer Uebung immer besser trat. Aber bei diesen Ecken passierte außer heftigem Gedränge und Ballgebalge nichts. Erst bei der elften Ecke ... Also, der Schiedsrichter wußte nicht, war es Ecke oder nicht. Er gab zunächst Ecke, frug den Linienrichter, focht seine zuerst abgegebene Erklärung wegen Irrtum an und ließ bereits Anstalten zu einem Torabstoß geben. Da scheint ihm einer der Mannheimer gesagt zu haben, daß es doch wohl eine Ecke geben müsse. Darauf stellte der Schiedsrichter seine erste, später angefochtene Erklärung wieder her und gab die Ecke. Und ausgerechnet diese Ecke ... ausgerechnet die Ecke, die Ecke ... (Die Melodie dürfte bekannt sein) führte durch Dietrichs Kopfstoß zum ausgleichenden Tor. Die Mannheimer sahen einen Punkt schwinden. Ihre blauen Hosen tauchten immer häufiger vor dem Eintrachttor auf. Sie kamen in den Verdacht, einen sogenannten Endspurt vorzulegen, der im scharfen Pace durchgeführt wurde, aber zu einem Erfolge nicht mehr führte.

Ein weiterer Erfolg wäre den Mannheimern zu gönnen gewesen. Der Sieg hätte aber dem Spielverlauf nicht entsprochen. Es ist richtig — und das zuvor Gesagte bedeutet deshalb keinen Widerspruch —, daß die Mannheimer technisch bessere Qualitäten aufwiesen. Aber die Eintracht glich diese und die eigenen Mängel in der Läuferreihe durch großen Eifer aus. Dem Endergebnis entspricht auch die Verteilung des Spieles in den einzelnen Zeitabschnitten Das Spiel befriedigte restlos.

Um so mehr, als es von einem recht guten Schiedsrichter geleitet wurde, der sich davor hütete, unfreiwillige Hands zu geben. Im übrigen hat sich Herr Maul von Nürnberg meine uneingeschränkte Sympathie erworben durch einen einzigen Vorgang, der so interessant und lehrreich ist, daß er verewigt zu werden verdient. (Der Schreiber scheint an Ueberhebung zu leiden ... verewigt?? ... horrible.) Maul gab einen Strafstoß gegen Mannheim. Der entrüstete Engelhardt trat den bereits zur Durchführung des Penaltys gesetzten Ball ins Blaue. Der Schiedsrichter folgte den Rufen der entrüsteten Menge, eilte auf Engelhardt mit erhobenem Finger zu. Ein Platzverweis schien sicher bevorzustehen. Aber Maul hob lediglich den Arm in der Richtung, die der Ball genommen, mit einer Geste eines Valentino würdig, und setzte den Mannheimer in Trab um den weggekickten Ball eigenhändig herbeizuholen. Der Mannheimer folgte wie ein gehorsamer Schulbub. Mancher wird verstehen, daß der Schiedsrichter mir schon um dieser Geste willen ausgezeichnet gefiel. Der Mannheimer übrigens auch, weil er so folgsam war.      Jakob Jaguar.

NB.: Warum soll es nur einen Peter Panter und einen Theobald Tiger geben? Ich pachte hiermit folgende Pseudonymiums für mich: Leo Löwe, Bertram Baer und Karl Konrad Kamel!!) (aus dem 'Kicker' vom 15.03.1927)

 

 

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