Karlsruher FV - Eintracht Frankfurt

'Runde der Zweiten' 1926/27 - 3. Spiel

2:2 (1:2)

 

Termin: 27.02.1927
Zuschauer: 5.000
Schiedsrichter: Helmschroth (Nürnberg)
Tore: 1:0 Quasten (Elfmeter), 1:1 Friedrich Weber, 1:2 Friedel Egly, 2:2 Vogel (65.)

 

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Karlsruher FV Eintracht Frankfurt

  • Waßmannsdorf
  • Huber
  • Finneisen
  • Lange
  • Grocke
  • Ege
  • Würzburger
  • Bekir
  • Vogel
  • Reeb
  • Quasten

 


 

Trainer

Spielertrainer

 

 

2:2 in Karlsruhe

Karlsruher F.V. — Eintracht Frankfurt 2:2 (1:2)

Das Spiel eines unfähigen Schiedsrichters

Das war wieder mal ein Wetter — richtig April. Und dabei war doch Fastnacht und die Menschen wollten sich maskiert auf den Straßen tummeln. Den ganzen Vormittag regnete, hagelte, donnerte und blitzte es; zwischendurch kam ein kleiner Sonnenstrahl zur Geltung, und der ermöglichte die Durchführung des Spiels.

Beide Mannschaften waren genötigt, Ersatz einzustellen. Eintracht, für die weniger auf dem Spiel stand, kam ohne Dietrich und Goldammer, seine Hauptstützen. Karlsruher F.V. mußte auf den gesperrten Kastner und auf Günther infolge der Auswirkung des Treffens in Mannheim verzichten. Diese Maßnahme machte sich in Gestalt einer gewagten Umstellung bemerkbar, die sich keineswegs bewährte. Schon die Aufstellung der Angriffsreihe mit Reeb als Halblinkem, Bekir als Halbrechtem entpuppte sich als ein Nonsens, das erst in den letzten 15 Minuten bemerkt wurde. Warum man Trauth nicht berücksichtigte, Ege nicht im Sturm verwandte, das sind Dinge, welche darauf schließen lassen, daß man das Spiel gegen Frankfurt auf die leichte Schulter genommen hatte. Das war nicht richtig; denn die Gäste zeigten trotz eklatant schlechter Kritiken ein tadelloses Spiel, das ihrem Ruf von vor Jahren gerecht wurde.

Der Schiedsrichter

Herr Helmschroth, Nürnberg, bewies, daß das Sportpublikum noch viel zu verwöhnt ist. Er war schlechter als sein Kollege am vergangenen Sonntag in Mannheim, und das will schon viel heißen. Er wartete mit dem Pfeifen stets, bis Reklamation von außen erfolgte. Er ließ den hartgesottenen Pfeiffer im Spiel, obwohl dieser dem ihm vorangehenden Ruf alle Ehre machte. Helmschroth pfiff so, wie man es in einem gewöhnlichen Spiel zweier Alt-Herrenmannschaften noch durchgehen läßt. Die Hauptsache: er kam bei dem schnellen Spiel nicht mit. Einmal kam Bekir trotz Beinstellen Pfeiffers durch; als er das Spiel unterbrach, stand Bekir bereits im gegnerischen Torraum. Hoffentlich schickt uns die Fußballhochburg Nürnberg-Fürth wieder mal einen brauchbaren Pfeifenmann; der sonntägliche Vertreter wurde mit Müh' und Not der Rachejustiz einiger Fanatiker entzogen.

Eintracht Frankfurt.

Trotz schlechter Kritiken, die der Mannschaft jedes Können und Wollen absprachen, hat die Mannschaft überraschenderweise befriedigt. Das beste war die Abwehr; Trumpp wehrte mit stoischer Ruhe eine Reihe schwerster Geschosse. Die Verteidigung stand wie ein undurchdringliches Bollwerk und beherrschte jede Situation. Pfeiffer zog sich durch eine ganz unglaubliche Roheit die Verachtung jedes rechtlich denkenden Menschen zu; bei einer Ecke vor dem K.F.V.-Tor rannte er aus seiner Abwehrposition zu dem auf der Mittellinie stehenden Vogel und versetzte diesem einen Tritt, so daß der Getroffene ächzend zusammensank. Was nützte es, daß der Schiedsrichter in theatralisch wirkenden Verhandlungen den Sachverhalt zu ergründen versuchte? Pfeiffer, der als Spielführer seiner Mannschaft zumindest ein Ehrenmann sein sollte, leugnete sein Vergehen glattweg ab und ließ sich auch weiterhin, wohlgemerkt nur er, zu unsportlichen Handlungen hinreißen.

Die Läuferreihe überraschte durch den Erfolg ihrer Tätigkeit. Abwehr wie Aufbau verrieten zwar nur Ansätze von System. Aber dem Spiel dieser Reihe kamen die Bodenverhältnisse sehr zu statten. Der Angriff zeigte tadelloses Feldspiel, krankte aber am Schußunvermögen. Vornehmlich Weber am rechten Flügel ließ gute Torgelegenheiten aus. Der beste Mann war sicher Kaufmann, dessen tadellose Flanken die gegnerische Deckung außerordentlich stark beschäftigten.

Karlsruher F.V.

Der Favorit der Runde der Zweiten hat seinen Gegner gefunden. Den Münchener Löwen braucht nicht mehr bange zu sein. Kastner und damit die Seele des K.F.V., der Tabellenzweiter wurde, ist lahmgelegt und ohne ihn hat, wie am Sonntag deutlich bewiesen wurde, Schwarz-Rot keine Chance, große Erfolge davonzutragen. Ein wertvoller Punkt wurde in allzu großer Unbesorgtheit verschenkt, da die Mannschaft zu spät erkannte, worum es ging. Von dem bekannten System war nichts zu sehen. Reeb, der nach langer Pause wieder mitwirkte, versagte vollkommen. Er ging nicht nur nicht aus sich heraus, sondern war in verschiedenen Situationen sehr eigennützig. Vogel ist zur Zeit nicht auf der Höhe, sonst hätte er seinen früher gefürchteten Schuß in den gebotenen Gelegenheiten zur Anwendung gebracht. Allein Bekir war auf der Höhe; er umspielte in glänzender Manier seine Gegner, sein Bemühen scheiterte an allzugroßer Uneigennützigkeit. Auch Würzburger befriedigte' durch gutes Spiel. Die Läuferreihe war außer Ege nicht auf der Höhe. Dieser brillierte mit technischen Kunststücken, er setzte seinem Flügel ordentlich zu. Dagegen gab es in der Mitte nur zu oft bedenkliche Lücken, wie auch Lange sich in selten schlechter Disposition befand. Bei diesen Versagern hatte es die Verteidigung sehr schwer. Viele Male sahen sich Huber—Finneisen dem gesamten gegnerischen Sturm allein gegenüber; ihre Unerschrockenheit, wie die Wasmannsdorfs bewahrte die Einheimischen vor der sicher fälligen Niederlage.

Der Spielverlauf.

Eintracht genoß in der ersten Hälfte den Vorteil starken Mitwindes und den greller Sonne im Rücken. Die Mannschaft fand sich gut zusammen; das Pech der Flügelstürmer machte den Führungstreffer, der 3, 4, 5mal in der Luft lag, illusorisch. Beim Gegner fehlte jeder Zusammenhang, jeder seiner Angriffe wurde mühelos durch Abseits unterbunden. Das Spiel schien eintönig und fad zu werden; da begann Pfeifer über die Stränge zu schlagen, und schon witterte man außerhalb der Barrieren Blut. Als dann ein Elfmeter, den Schütz durch Handabwehr auf der Torlinie verwirkte, von Quasten zum Führungstreffer verwandelt wurde, wuchs die Stimmung. Wie Aschermittwoch nach dem Fastnachtsdienstag ernüchternd wirkt, so war es mit Ausgleich und Führung der Gäste. Ein unbändiges Gewurstel auf der Linie des K.F.V.-Tores gab Weber Gelegenheit, durch herzhaften Kick einzusenden und der Eintrachtverteidiger, Schütz, verwandelte eine Ecke zum Führungstor. So verdient war diese Wendung, daß sie dem einheimischen Publikum die Sprache benahm. Da hieb dann Pfeifer in der obenerwähnten Weise über die Stränge und der Skandal war da. Pfeifer selber präsentierte sich wie immer als Unschuldslamm, und der Schiedsrichter ließ seine eindringlichen Verhandlungen mit x-Instanzen enden wie das Hornberger Schießen. Bei der Pause kam er aus diesem Grunde nur unter verstärkter Bedeckung in die Kabine.

Beim Wiedererscheinen hört man — nicht zuletzt wegen Pfeiffers Benehmen — Pfuirufe für die Gäste. Wasmannsdorf hält einen Schuß von Stroh mit viel Glück. Dann drängt der K.F.V. ziemlich systemlos seinen Gegner in die Hälfte. Dieser pariert durch prächtige Abwehrleistungen. Endlich in der 20. Minute verwandelt Vogel eine Flanke Bekirs zum Ausgleich. Bekir erweist sich nunmehr als bester Karlsruher Stürmer; er bleibt ohne die nötige Unterstützung. Vor dem Schlußpfiff scheint er mit seinen Bemühungen Erfolg zu haben, ein Bombenschuß aus nächster Nähe spritzt mit aller Wucht vom oberen Torpfosten zurück.

Wiederum muß man den Leiter des Spiels dem Schutz hierfür maßgeblicher Instanzen anvertrauen.      Brigant. (aus dem 'Fußball' vom 01.03.1927)

 

 


 

 

Karlsruher F.V. — Eintracht Frankfurt 2:2

Das war am Fastnachtsonntag! Erwartet hatte man nicht allzu viel. Man ist nun einmal so und legt den Leistungen einer auswärtigen Mannschaft die Papierform allein zugrunde. Hätte diese genügt, wäre ein glatter Sieg des KFV. die leichteste Sache von der Welt gewesen. Statt dessen brachte Eintracht die Ueberraschung mit. 2:2 hieß es am Ende. Daß die Frankfurter nicht gesiegt haben, müssen sie mit sich selbst ausmachen, der KFV. kann herzlich wenig dafür. Bei der Pause stand das Spiel 2:1 für die Gäste, 4:1 wäre nicht anormal gewesen. Wenn man fast dauernd überlegen ist, Sonne und Wind zum Genossen hat und doch nicht einen Sieg sicherzustellen weiß, so ist das reichliches Pech. Bei einer solchen Zerfahrenheit läßt sich der KFV. nicht jeden Sonntag erwischen. Diesmal war er glatt zu schlagen und der Eintracht gelang es trotzdem nicht! Innensturm schieße!

Der Schweizer Dietrich war nicht dabei. Und Kastner ist völlig konsterniert, daß man ihm in Mannheim hinausgestellt hat. Das ist auch ärgerlich, wenn man die internationale Mütze im Tornister weiß. — KFV.-Wetter am Morgen, neue Stehtribünen, 5000 Menschen und ein überraschend gutes Spielfeld. Die Pfeife plagte Helmschroth-Nürnberg. Kein Leiter großen Formats, viel Theorie, abzulehnende Praxis. Weiterproben in der Kreisliga. Frankfurt auf elf Posten elf Willen. Ein guter Tag inmitten des Frankfurter Faschings. Egly als Mittelläufer sehr großzügig, zwei erfolgreiche Flügelstürmer Weber—Kaufmann und doch kaum ein Schuß vom Innentrio. Wo der Wille, da ist auch ein Weg. Dieses unermüdliche Wirken der Eintracht verfehlte seinen Eindruck und seine Auswirkung nicht. Groß ist das taktische Können des Zweiten vom Main nicht, aber immer wieder der Eifer, der vor Kanonen nicht die Segel streicht. Nach der Pause war's allerdings nicht mehr so leicht, das Versäumte nachzuholen, denn die Karlsruher sahen ein, daß ihr heutiges Phönixspiel nur schwer zu Erfolgen führen wird. Sie drehten etwas auf, überließen es Frankfurt, mit die Ecken zu treten und stürmten ohne KFV.-Spiel; aber doch mit Nachdruck gen einen nicht zu überwindenden Trumpp. Aufbau sah man auf KFV.-Seite wenig. Grocke war überall und nirgends. Lange brachte den Schwung nicht in's Quintett, auch Ege streckte sich vergeblich. Und im Sturm selbst, da redeten noch Schütz und Pfeiffer mit damit die Bäume nicht in den Himmel wachsen. Man spiele steil und rede nicht nur so. Chancen spielten die Karlsruher diesmal nicht heraus, daran ändern auch zwei Lattenschüsse nichts. Wie wär's, wenn man's trotzdem mit Schüssen probieren würde? Die Eintracht mag sehr zufrieden sein, der KFV. wird nach dem Karnickel suchen. Außer Huber, Bekir, vielleicht auch Würzburger und Quasten, müssen die anderen auch mitmachen und von Anbeginn auf einen Sieg spielen, den man vor dem Schlußpfiff eben nicht in der Tasche hat. Der Boden war schwer, aber auch für die Gäste, und nichts mildert das Unentschieden. Die Karlsruher kamen vollkommen ab von ihrem System und haben darum auch die Enttäuschung auf ihrer Seite.

Die Tore: Zu einer Zeit, da Frankfurt in Front lag, kommt der KFV. auf seine 2. Ecke zu einem von Schütz verwirkten Händeelfmeter. Quasten schießt ein. Kaum begonnen, gleicht Frankfurt aus einem Gedränge durch Kurzschuß aus. Eine Viertelstunde später ist es Eglv, der durch Kopfball eine Ecke zu 2:1 für Frankfurt einköpft. Heiß sind die Bemühungen der Karlsruher nach dem Wechsel. Und doch hatte es nicht den Anschein, als wollte der Ausgleich gelingen. In der 27. Minute verlängert Vogel eine Vorlage Bekirs zum dankbar aufgenommenen 2:2. In den letzten 10 Minuten wollte der KFV. nachholen, was er bis dahin versäumt hatte. Unheimlich drückten die Schwarzroten, aber es verblieb bei der Teilung in die Punkte.      Julius Hüber. (aus dem 'Kicker' vom 01.03.1927)

 

 

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