Eintracht Frankfurt -
FV Saarbrücken |
'Runde der Zweiten' 1926/27 - 2. Spiel
1:1 (1:1)
Termin: 20.02.1927
Zuschauer: 5.000
Schiedsrichter: Bohnenberger (Pforzheim)
Tore: 0:1 Kessler, 1:1 Friedel Egly (Elfmeter)
Eintracht Frankfurt | FV Saarbrücken |
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Spielertrainer |
Trainer |
Saarbrücken in Frankfurt a. M. Eintracht — F. V. Saarbrücken 1:1. Den rund 5000 Zuschauern bot sich heute ein Spiel, das arm an Momenten, arm an Klasse war. Von den Einheimischen hatte man eigentlich den Sieg erwartet, bezeichnete man doch die Saarbrücker als den Schwächsten der Runde der Zweiten. Was die Eintracht heute verzapfte, war mit das schlechteste Spiel, das man von ihr zu sehen bekam. Im Sturm stand zur Abwechslung mal Pfeiffer. Es kam durch ihn auch mehr Leben in die Bude, aber von gegenseitigem Verstehen war nicht viel zu sehen, die Schüsse schwach und ungenau, einen Dalheimer konnte man damit nicht schlagen. Zumeist scheiterten die Angriffe schon an der Verteidigung. So gut Pfeiffer vor Halbzeit war, so miserabel war Goldammer als Mittelläufer, der im Gelände herumschwamm. Nach dem Wechsel war es dann bei beiden umgekehrt. Trumpp bekam nicht viel zu tun, die meiste Arbeit nahmen ihm die Vorderleute ab. Den langen Strafstoß, das einzige Tor, hätte er aber verhindern sollen — der Sprung war eben zu früh! Das Hauptverdienst von Saarbrücken gebührt Dalheimer im Tor, an dessen Arbeit man seine Freude haben konnte. Trefflich unterstützten ihn Georg—Ziegling, während Zeimet I wie immer brillierte. Im Sturm ragten die schnellen Außen hervor, von denen Kessler den einzigen Treffer (Strafstoß) schoß. Durch ihren Fleiß und Energie haben sie den einen Punkt heute redlich verdient. Das Tempo ist alles andere als aufregend und so wird man bei der Kälte erst recht nicht warm. Eintracht kann ihre baldige Ueberlegenheit nicht umwerten, Dalheimer ist durch den Sturm nicht unterzukriegen, überdies versiebt Dietrich eine klare Sache. So mutet es lächerlich an, wie Saarbrücken einen Strafstoß erhält und Trumpp den von 25 m geschossenen Ball hinter sich ins Netz fallen läßt! Doch nicht lange sollte die Freude dauern. Saarbrückens Läufer macht im Strafraum Hände und den Elfmeter setzt Egly totsicher zum 1:1-Ausgleich ins Netz. Die zweite Halbzeit ist zumeist Eintracht im Vorteil, doch es glückt einfach nichts. Lattenschüsse von Dietrich und Pfeiffer-Ecken sind die ganze Ausbeute. Zeitweise ist die Bedrängung Saarbrückens geradezu beängstigend. Aber die Hilflosigkeit des Eintrachtsturms ist katastrophal. Mit dieser Kunst wird man auch in der Runde der Zweiten nicht weit kommen - mit einer guten Verteidigung allein kann man eben nicht gewinnen. (aus dem 'Fußball' vom 22.02.1927)
Eintracht Frankfurt — F. V. Saarbrücken 1:1 Meine Frage, ob es möglich sei, daß wir in Frankfurt a M. eines schönen Tages ein annehmbares Meisterschaftsspiel zu sehen bekommen war nicht so unberechtigt. Das heutige Treffen zwischen Eintracht und dem FV Saarbrücken erreichte spielerisch mehr einmal das Niveau des Stadionkampfes zwischen dem Mainbezirkmeister und dem VfB Stuttgart. Damals im Stadion boten Kampfkraft, Energie und unbeugsamer Siegeswille auf der Siegerseite einen gewissen Ersatz für den Entgang an technischen Leistungen. Das hier zu beschreibende Spiel war von einer unbeschreiblichen Langeweile. Damit wäre der Bericht eigentlich zu Ende, denn es lohnt nicht den Raum einer Zeitung, wie der 'Kicker' mit Spalten zu füllen, die nichts weiter enthalten als eine Substanzierung dieser unbeschreiblichen Langeweile. Diese unbeschreibliche Langeweile entstand bereits dadurch, daß beide Mannschaften einen richtigen, riesigen, juchtenledernen und unzerreißbaren Schaftsstiefel zusammenspielten. Einen mit einer niemals abzunutzenden Crepesohle ('N scheenes Monstrum von 'nem Stiebel'). Die Eintrachtmannschaft vergaß ihre Kombination vollkommen. Daran war die Lauferreihe schuld. Die Goldammerschen Mittelläuferkünste haben mir noch nie imponiert. Ich habe von einem Mittelläufer Kalbsche Begriffe. Es wäre vermessen auch nur hinzuschreiben, daß Goldammer diese nicht erfüllt. Aber der Spieler Goldammer mag ein noch so guter Junge sein und noch so viele Mühe aufwenden. Seine stellenweise rührende Hilflosigkeit ist nicht wegzudisputieren und nicht wegzueifern. Sein Nebenmann Kübert war ebenso unfähig. Er konnte seinen Flügel nicht halten. Beide machten eine neue Art von Stellungsspiel. Diese Art wirkte befremdend. Oh, sie wirkte noch viel schlimmer. Der linke Läufer Müller stand wenigstens richtig. Aber was die drei Halves an Zuspiel leisteten, war von unbeschreiblicher Langeweile. War so sinn- und zwecklos, so mit den Grundsätzen eines Läuferzuspiels unvereinbar und so unverwertbar, daß sich bereits nach ganz kurzer Spielzeit bei mir die beruhigende Gewißheit einstellte, daß mit solchenen Zuspielereien Fußballspiele nicht gewonnen werden können. Der Ball wurde sinnlos weggeschlagen. Als wir kleine Kinder waren haben wir „Balla desspielt". Was wir damals taten, fand ich hier wieder. Da ich an die Kinderzeit nur mit unbeschreiblicher Langeweile zurückdenke, weil ich nie wußte, was ich tun sollte, hat sich die unbeschreibliche Langeweile dieses Spieles noch bedeutend erhöht. (Um weniger Langeweile zu haben, bin ich doch Sportberichterstatter geworden. Da sieht man doch, wie sich die Leut' alsmal über meine Tätigkeit aufregen. Und dann diese Enttäuschung ... mit der unbeschreiblichen Langeweile.) Der Eintrachtsturm konnte bei dem Zuspiel seiner Läuferreihe keine großen Leistungen zeigen. Dazu kam noch, daß zwei seiner Mitglieder zufriedenstellten, Pfeifer und Stroh. Dietrich, Kaufmann und Döpfer versagten. Warum Dietrich versagte weiß ich nicht. Kaufmann wird von dem Spielausschuß mit einer wahren Affenliebe allsonntäglich in die Mannschaft gestellt, obgleich seine Fähigkeiten in der Ballbeherrschung und -behandlung kurzweg embryonal genannt werden können. Daß der Essener Kellerhoff auf seinen eigentlichen Posten nicht gestellt wird und Gelegenheit erhält, sich einzuspielen, ist eine mir unverständliche Maßnahme. Der Rechtsaußen Döpfer ist einmal sehr gut gewesen. Pfeifer verteilte seine Bälle ausgezeichnet. Meistens verteilte er sie vergebens. Auch legte er sich selbst zu wenig ins Zeug. Er stand zu sehr über der Sache. Sehr schön spielte der Halbrechte Stroh, flott, zügig und vernünftig. Trotz des Versagens dreier Stürmer stellten sich zahlreiche Torgelegenheiten für die Eintrachtstürmer heraus. Die Unentschlossenheit vor dem Tor, die Aengstlichkeit, mit der man an die Chancen heranging, die Furcht vor der auch nur zu ahnenden Möglichkeit ein Tor zu schießen ... es war grotesk und von unbeschreiblicher Langeweile. Nein, die Behäbigkeit und Gemächlichkeit der Stürmer. Wie in einem Privatspiel. Komm ich heut net, komm ich mooooor .. gen ... Und dann der Gegner. Die Saarbrückner sind vielleicht in der Mauser, weil sie ein schottisch Flachpaßfederkleid umtun wollen. Man merkts ihnen an, am zerzaustem Spiel. In der Verteidigung waren sie quantitativ und qualitativ ganz auf der Höhe. Fast stets in ihre bessere Hälfte zurückgedrängt wehrten sich Backs und Läufer mit großer Aufopferung und Entschlossenheit. Der Torwart Dahlheimer war sogar ausgezeichnet. Er war der einzige, der einem die unbeschreibliche Langeweile des ewigen Verteidigens vergessen machte. Der Sturm der Saarbrücker kam nicht allzu viel zu Wort. Der Linksaußen machte die meisten Angriffe. Die Halbstürmer spielten unbeschreiblich langweilig und dem jugendlichen Rechtsaußen konnte man nicht viel zumuten. Zeimet II kam in diesem Sturm wenig zur Geltung. Der Spielverlauf bestand in dauernden Angriffen der Eintracht. Stellenweise erfolgten einige Saarbrücker Durchbrüche. Als die Eintrachtsstürmer nichts in den Kasten brachten, erklärten die unbeschreiblich gelangweilten Zuschauer, „Passe mal uff, die mache des erste Tor". Mit den „Dies" waren die Saarbrücker gemeint. Sie erfüllten die in sie gesetzten Erwartungen prompt, indem der linke Läufer einen Strafstoß ins Tor der Eintrachte kickte. Die unbeschreiblich gelangweilten Zuschauer schienen bei der langweiligen Unbeschreiblichkeit der Chancenverpatzerei des Eintrachtsturmes wenig Vertrauen in selbletzteren zu setzen. Deshalb eilten einige Stoßgebetlein zum Himmel, die um einen Elfmeter flehten. Diese Stoßgebetlein müssen mit eiligster Post angekommen sein, denn der rechte Läufer des FV. Saarbrücken machte im Strafraum Hände. Der Uebeltäter entging seiner Strafe nicht, denn er mußte zusehen, wie Egly den Elfmeter verwandelte und zuhören, wie seine blau-schwarzen Kameraden seine Hände verwünschten ...................... Diese Punkte schildern den weiteren Verlauf der ersten Halbzeit. Ich hätte auch Nullen hinsetzen können, aber die sind unbeschreiblich langweilig. (Man setze maln Einser davor!) Nach der Pause schien man auf beiden Seiten gewillt aktiver zu sein und eine Entscheidung herbeizuführen. Man erwartet eine dramatische Steigerung des Kampfes und erkannte sehr bald, daß diese Scheinangriffe nur Akte einer unbeschreiblichlangweiligen Tragikomödie waren. Zwei Mal schossen Eintrachtstürmer an die Seitenlatte des Tores. Und die Zuschauer jammerten wegen ihres Pechs. Schließlich rief die Volksmenge nach Schütz. „Schütz vor!!!" Dieser hatte im Verbandsspiel gegen Rot-Weiß die Punkte gerettet und sollte es wieder tun. Man schickte ihn vergebens auf die Punktjagd, denn er war hinten in der Verteidigung unentbehrlich — Das Spiel ging zu Ende, ohne daß die unbeschreibliche Langeweile auch nur durch ein Ereignis von wesentlicher Bedeutung unterbrochen worden wäre. Als Schiedsrichter amtierte Herr Bohnenberger vom 1. FC. Pforzheim. — Wenn mein Freund Johann Nepomuk Zawradil alias Max Pallenberg sich dieses Spiel angesehen hätte traun, er wäre in die Worte ausgebrochen: Ei potz, die Leute haben einen Ball gekickt, einen Bill gek ...! Der 1. FC. Nürnberg wird mit Spannung erwartet. Ob wir dann ein anständiges Meisterschaftsspiel zu sehen bekommen werden? Jockey. (aus dem 'Kicker' vom 22.02.1927)
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