TSV 1860 München - Eintracht Frankfurt

'Runde der Zweiten' 1926/27 - 1. Spiel

3:1 (1:0)

 

Termin: 13.02.1927
Zuschauer: 10.000
Schiedsrichter: Müller (Karlsruhe)
Tore: 1:0 Wendl (15.), 1:1 Walter Dietrich (70.), 2:1 Faubel, 3:1 Stiglbauer

 

>> Spielbericht <<

TSV 1860 München Eintracht Frankfurt

  • Kob
  • Kammerloher
  • Kling
  • Grimm
  • Pledl
  • Vogl
  • Stiglbauer
  • Hornauer
  • Faubel
  • Wendl
  • Piehler

 


 

Trainer

  • Max Breunig

Spielertrainer

 

 

1860 überspielt Eintracht

3:1, 1:0 bei der Pause

München ist verwöhnt. Ein Publikum, das Fürth-Nürnberg im Kampf mit Wacker, 1860, Bayern und diese drei Münchner Klassemannschaften wieder gegeneinander gesehen hat, erwartet Steigerungen, besondere Leistungen; es weiß, daß diese von der Runde der Zweiten kaum kommen, wenigstens nicht von der Eintracht Frankfurt, die in München eben wenig bekannt ist. Dagegen wird K.F.V. sicher sehr stark ziehen, auch V.f.R. Mannheim. Übrigens: es waren doch immerhin 10.000 Zuschauer, aber: in München ist eben alles verwöhnt, auch der Chronist. 10.000 sind hier mittelmäßig, zumal bei einem so wichtigen Spiel. Mag sein, daß die Bedeutung dieser Runde unterschätzt wird, das wäre aber sehr falsch; denn auch der Sieger der „Zweiten" trägt den Marschallstab im Tornister, auch er kann „Deutscher Meister" werden, vorausgesetzt, daß er die Hetzjagd durchhält. Durchhalten ist jetzt die Parole.

1860 hat gut angefangen, es hat die Frankfurter Eintracht überzeugend geschlagen, 6:0 hätte dem Spielverlauf eher entsprochen — ein Beweis dafür, daß der 60er Sturm doch nicht ganz auf der Höhe war. In ausgezeichnetem Zusammenspiel, das von der Läuferreihe mit ihrem technisch und taktisch überragenden Pledl eingeleitet wurde, erarbeiteten sich die 60er eine Torchance um die andere. Trumpp im Eintrachttor rettete oft in wagemutiger Parade, und der rechte Verteidiger Schütz spielte hohe Klasse; sein sicherer Schlag fiel allgemein auf. Auch Pfeiffer, sein Partner, war sehr produktiv, er verdarb jedoch den guten Gesamteindruck durch regelwidriges Spiel. Die Läuferreihe Frankfurts kam nicht recht zur Geltung, und der Frankfurter Angriff kam über vereinzelte gute Schachzüge mit Durchbruchtaktik nicht hinaus. 1860 beherrschte sofort die Kampflage, in flottem Paß von Mann zu Mann gings vor Frankfurts Tor, nach einer Viertelstunde kam durch Zuspiel Pledls das erste Tor, ein Schuß von Wendl, der ein Zusammenspiel abschloß, bei dem kein Gegner den Ball berühren konnte. Großer Beifall zeichnete diese Glanzleistung aus. Aber die mit Recht hochgespannten Erwartungen der torhungrigen Menge erfüllten sich nicht. In eintönigem Angriff der 60er und immer wieder sich wiederholender Abwehr der Frankfurter verstrich die Halbzeit.

Als auch nach der Pause dieser Kampfcharakter vorherrschte und Frankfurt, durch das knappe Resultat zu den besten Hoffnungen ermutigt, mehr zur Geltung kam, feuerte die Meute die Gäste mit lauten Zurufen an. Schon verwirkte 1860 eine Ecke (Verhältnis 8:2 für 60), schön kam sie herein und schon wurde sie durch Kopfstoß von Dietrich verwandelt. Da brach die Menge in demonstrativen Beifall aus... Der Zuschauer schätzt eben nur die Leistung, er läßt sich seine Gefühlt nicht vorschreiben. Jetzt steht die Partie 1:1, aber man hatte doch das sichere Gefühl, daß Frankfurt dieses Resultat kaum halten kann. Breunig erscheint an der Seitenlinie und dirigiert den ausgeruhten Piehler in die Mitte des Angriffs. Bei Frankfurt geht Verteidiger Schütz nach vorne — die Gäste trauten sich zuviel zu, diese Schwächung der Deckung war nach dem bisher Gesehenen nicht richtig. In der Tat konnten denn auch die Gäste nicht verhindern, daß München noch zwei seiner zahlreichen Chancen zu Treffern erhöhte. Faubel lief mit einem Flankenball ins leere Tor und Trumpp konnte, am Boden liegend, nicht verhindern, daß Stiglbauer einen Alleingang mit Torschuß abschloß.

1860, ohne den durch Schulterprellung verletzten Harlander, zeigte, wie schon gesagt, eine sehr gute Gesamtleistung; wenn die Elf so weitermacht, kann's nicht fehlen; Faubel ist jedoch kein Sturmführer.

Eintracht ist eine uneinheitliche Elf; mit einem guten Torwart, einem guten Verteidiger und einem guten Mann im Sturm (Dietrich) kann man gegen eine Kombination von elf Leuten nicht bestehen.
R. R. (aus dem 'Fußball' vom 15.02.1927)

 

 


 

 

1860 München - Eintracht Frankfurt 3:1

Es gibt halt doch nur eine Meisterschaftrunde, und alles andere ist Surrogat, nachgemacht, unecht. So zweckmäßig und richtig die Durchführung der Runde der Zweiten auch ist, die Zuschauer lassen sich nicht zum Besuch zwingen. Es überraschte daher nicht, daß nur etwa 10.000 Besucher zu verzeichnen waren. Wie wankelmütig die Stimmung der Masse Mensch ist, konnte man bei dem Spiele wieder einmal erfahren Als die Münchner trotz dauernder Ueberlegenheit keine Tore erzielten, wurden nicht etwa die 1860 von außen angefeuert, sondern die Frankfurter! Und bei dem einen Erfolg der Gäste war der Beifall ungleich lebhafter als bei den Toren der Münchner. Welche Einstellung die Zuschauer zu einem solchen, immerhin nicht gerade alltäglichen Vorgehen veranlaßte, begreife, wer mag.

Der Platz mit Schnee und Eis bedeckt war zumindest hart an der Grenze der Spielunfähigkeit, worunter die Gaste sichtlich mehr litten, als die Einheimischen.

Das Spiel selbst war nicht übermäßig interessant. 1860 war Dreiviertel der Spielzeit im Felde uberlegen und hatte besonders vor der Pause eine derartige Menge Torgelegenheiten, daß es eine Kunst eigener Art war, hieraus nur einen Treffer zu erzielen. Die Münchner kombinierten den Gegner zu Tode. Als unumschränkte Beherrscher des Mittelfeldes zeichnete sich die l860er-Läuferreihe aus. Dagegen hatten die blauen Stürmer in der Frankfurter Verteidigung eine harte Nuß zu knacken. Bis zur Pause führte ein sauberes Zusammenspiel Stieglbauer—Wendel durch letzteren zum ersten und einzigen Tor der ersten Hälfte. Nach Seitenwechsel war Döpfer. der rechte Flügelstürmer der Gäste, durch einen Muskelriß schwer behindert, hielt aber tapfer aus. 1860 bleibt weiter überlegen, ohne aber das gefällige Spiel der ersten Hälfte zu zeigen. Beiderseits wird der Ball mit seltener Zwecklosigkeit umhergestoßen. Eintracht hat dann die erste große Gelegenheit, als Dietrich auf einen Strafstoß nur knapp darüberköpft und gleich darauf die zweite bei einer Ecke, wobei Dietrich mit schönem Kopfstoß den vielbeiubelten Ausgleich herstellt. Dann beginnen die Frankfurter mit Umstellungen, daß bald die ganze Mannschaft umgerempelt ist. Das Unentschieden dauerte aber nur fünf Minuten, dann hatte Faubel unter gütiger Mitwirkung eines Frankfurters eine Flanke von Stieglbauer zum zweiten Tor verwandelt. Eine Minute vor Schluß ging Stieglbau er allein durch und an dem ihn vergebens angreifenden Trumpp vorbei sitzt der Ball zum dritten Mal im Gästetor. Ecken 8:2 für 1860. Die Spielleitung durch Müller (Karlsruhe) war einwandfrei, wenn einige Frankfurter auch anderer Meinung schienen.

Der heutige schwere Boden behinderte die Eintrachtleute, wie schon erwähnt, stärker als die Münchner, welche derartige Scherze doch eher gewohnt sind. Aber auch sonst konnten die Gäste wenig überzeugen. Lediglich drei Leute waren gut, sehr gut sogar die beiden Verteidiger und Dietrich im Sturm. Trumpp im Tor erledigte seine Aufgabe zufriedenstellend. Was sonst noch bei den Frankfurtern mitspielte, versuchte vergebens durch großen Eifer, bestehende Mängel zu überbrücken. Absolut ungenügend war die Deckungsreihe. Der rechte Läufer war für den 1860er-Sturm überhaupt kein Hindernis, bis Dietrich diesen Posten einnahm dann aber entstand vorne ein Loch. Der Mittelläufer hat von Zuspiel keine Ahnung. Es schien ihm ziemlich gleich zu sein, wo der Ball hinging, wenn er nur weg war. Vielleicht hat er sich Pledl genau angesehen und versucht es einmal auf diese Art, seine Stürmer werden dankbar sein wenn sie die „zugespielten" Bälle nicht immer mit der Nase in der Höhe suchen müssen. Der Angriff zeigte wohl große Schnelligkeit, spielte aber sonst so einfach, daß man immer schon im voraus wußte, was kam. Die 60er meistens auch, deshalb wurde es dann immer nichts. Ich bin nicht gerne gehässig, aber wenn, wie man hört, die Eintrachtleute (in dieser Form) glauben, für den ersten Platz der Trostrunde in Frage zu kommen, dann leiden sie an Größenwahn.

1860 hatte wiederum seine Hauptstärke in der Läuferreihe. Der Ersatz in der Abwehr für Harlander war genügend, blieb eben Ersatz. Kling und Kob gut. Der Sturm arbeitet zu sehr nach Schablone. Man merkt wohl immer mehr die Schule Breunigs doch muß sie den Leuten erst in Fleisch und Blut übergehen, dann erst werden sie die Früchte des Lehrers nutzbringend verwerten können Heute genügte es, denn der Gegner war nicht so stark, ob es aber für die kommenden Spiele ausreicht, muß erst abgewartet werden.     Kraus. (aus dem 'Kicker' vom 15.02.1927)

 

 

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