Eintracht Frankfurt - SpVgg Fürth

Freundschaftsspiel 1926/27

3:5 (0:4)

 

Termin: 30.01.1927, Doppelveranstaltung mit dem FSV im Stadion
Zuschauer: 10.000
Schiedsrichter:
Tore: 0:1 Ascherl (5.), 0:2 Franz, 0:3 Ascherl, 0:4 Seiderer (25.), 1:4 Walter Dietrich, 2:4 Georg Stroh, 3:4 Kaufmann, 3:5 Franz

 

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt SpVgg Fürth

 


  • Neger (Weiß)
  • H. Krauß
  • Hagen
  • Walz
  • Leinberger
  • Kleinlein
  • Auer
  • Franz
  • Seiderer
  • Ascherl
  • Frank

 

Spielertrainer

Trainer

  • William Townley

 

Sp.Vgg. Fürth und K.F.V. siegen in Frankfurt

Im Frankfurter Stadion zeigten sich die überraschenden und wohlschmeckenden Früchte einer seltenen Einigkeit zwischen den führenden Vereinen der Stadion-Stadt und dieser Stadt selbst. Nach langen Debatten und Dementis in den erdenklichen Zeitungen Frankfurts erschienen endlich die Plakate der Stadiongesellschaft an jenen Säulen, die das Stadtbild verschandeln, aber von den Hundeschutzvereinen als Gegenstände des täglichen Bedarfes bezeichnet werden. Und diese Plakate verkündeten, daß Fußballsportverein und Eintracht mitsammet und gemeinsam im Stadion ihre Privatspiele austragen wollten.

Dieser Wille ist Wirklichkeit geworden. Der ursprüngliche Plan des Fußballsportvereins gegen eine Prager Amateur-Städtemannschaft zu spielen, scheiterte an dem Widerstand des DFB., der eine Amateur-Quarantäne-Station an der tschechischen Grenze errichtet hat und die Uebertragung eines Professional-Bazillus nach Frankfurt a. M. befürchtete. Es ist ja auch schließlich eine nur zu bekannte Tatsache, daß es sogenannte Bazillenträger gibt, gesunde Leute, die andere Leute einfach anstecken. Nun, die Frankfurter brauchen m. E. nicht böse zu sein, daß man ihnen die Tschechen vorenthalten hat, denn die Amateure sollen nicht allzu viel können. Diese Kunde klingt um so glaubhafter, als sämtliche guten, tschechischen oder nichttschechischen Spieler Profis geworden sind. Was kann da an guten Spielern unter den Amateuren übrig bleiben? Millionäre. Leute mit immensem Einkommen ... Ein armer Tropf wird nicht so dumm sein, wenn er fußballspielen kann, und ohne Honorar fußballspielen. Abgesehen davon war der K.F.V. kein schlechter Ersatz. Sein Kommen wurde sogar recht neugierig erwartet, denn man konnte alsdann feststellen, was der Eintracht in der Runde der Zweiten von den Karlsruhern widerfahren würde.

Fürth und Karlsruhe, Sportverein und Eintracht ... Diese Namen lockten denn auch einige Tausende — vielleicht 10.000?? — ins Stadion. Das Wetter machte die beste Miene zum guten Spiel. Es wurde kalt anstatt regnerisch, wie man befürchten zu müssen glaubte.

Und dann kamen drei Stunden Fußball ...

Zuerst focht der K.F.V. mit dem Fußballsportverein schwere Säbel. Mit Tempo, Kraft und Forsche gings da in einen fröhlichen Kampf. Die Badenser hatten ein Schärtlein auszuwetzen, eine knallige Niederlage auf demselben Boden wettzumachen. Der KFV. überzeugte durch sein tüchtiges Feldspiel, seine gute und solide Kombination und durch die kämpferischen Fähigkeiten der Mannschaft. Der Sturm arbeitete ausgezeichnet bis auf den schwerfälligen Würzburger. Bekir offenbarte sich von Anbeginn als der geistige Leiter dieses Sturmes. Seine Nebenleute Vogel und Kastner zeigten sich als technisch versierte Stürmer mit gutem Schußvermögen. Leider machten sie von diesem Schußvermögen nur ganz geringen Gebrauch. Die drei Gefürchteten brachten keines der Tore fertig. Diese wurden vielmehr durch Elfmeter erzielt und durch einen feinen Schuß des Linksaußen Finneisen, der mich in vielem an den Servettien Zilla erinnerte. Der Sturm wurde von der Läuferreihe gut unterstützt. Das Verständnis zwischen beiden Mannschaftsteilen war sehr gut. Grokes große Arbeitsleistung muß hervorgehoben werden. In der Verteidigung gab Huber der gesamten Abwehr Grundlage und Folie. Sein Partner Trauth versiegte langsam im Sande, während das Vertrauen zu Waßmannsdorf von vorneherein gering war und im Verlaufe des Spieles keinerlei Stärkung erhielt. Der KFV. war dem Mainmeister im Zusammenspiel immerhin so viel überlegen, daß man seinen knappen Sieg als verdient bezeichnen darf. Der Fußballsportverein lieferte eine gute Partie. Sein Sieg hätte dann außer Frage gestanden, wenn es ihm gelungen wäre, mit scharfer Waffe d. h. restlos funktionierendem Sturm anzutreten. Strehlkes Leistung war noch schlechter als gegen Berlin und rechtfertigt eine kurze Erholungspause für den Halblinken. Pache war von lähmender Langsamkeit in allem seinem Tun. Irgend etwas ist da nicht in Ordnung. Der alte Schmiß fehlt, der sonst gezeigte Schneid und das Bestreben den Sturm zu lenken. Zu allem Ueberfluß schied Brettville verletzt aus und wurde durch Linnighäuser ersetzt, was gar nicht nötig gewesen wäre. Zufriedenstellende Arbeit zeigten nur die beiden Außenstürmer Wyk und Lillbob. Wyk schoß auch das einzige Tor. In der Läuferreihe des Sportvereins befand sich Klump nicht auf der gewohnten Höhe, wohingegen seine Nebenleute sich sehr tüchtig anstellten und in Abwehr und Zuspiel gleich gut waren. Die Verteidigung des Sportvereins erweckt immer Mißtrauen. In diesem Spiel schlug sie sich sehr wacker, nicht ohne die bekannten Fehler zu machen, die verhängnisvoll geworden wäre, wenn sie der Gegner auszunutzen verstanden hätte. Krieger im Tor zeigte einige hervorragende Paraden. In der ersten Halbzeit gingen die Karlsruher in Führung durch einen von einem Läufer verwandelten Elfmeter. Der Sportverein glich durch einen Prachtschuß Wyks aus. Finneisen stellte noch vor der Pause das Endergebnis mit 2:1 her. Nach der Pause passierte nichts von Bedeutung.

Nach dem KFV. kam Fürth. Es gab zwar Leute, die behaupteten, daß nach der vorzüglichen Kombination der Badenser die Bayern nicht mehr zeigen konnten. Man meint grad, die Fürther hätten diese Weisheit vernommen, denn sie legten in der ersten Viertelstunde des zweiten Treffens ein Spiel auf den Tisch des sehr geehrten Hauses, daß ... kurzum die Fürther Kombination ist bekannt. Sie ist mit Recht vielgerühmt ... Sie wurde mit allen Registern gespielt. Man braucht nichts mehr zu sagen. Höchstens manchmal: ... „Ballgeflüster" ... wenn so'n schmeichelnder Paß kam von Seiderer zu Franz ... Gegen Fürth schien Eintracht um so weniger Chancen zu haben als bereits in der Demonstrationsperiode der Fürther, in der Fußballlehrstunde vier Tore fiir Fürth fielen. Das Ende schien schrecklich, zu mal bei Fürth alles aufs beste klappte. Nach der Pause gingen die Fürther nicht mehr aus sich heraus. Ihr Torwart Neger wurde verletzt. Umstellungen wurden erforderlich: so kam Kraus ins Tor und ein reizender Ersatzmann. Die Eintracht holte durch günstige Konstellationen bei Strafstößen drei Tore auf, so daß die Fürther gezwungen waren noch ein fünftes Tor zu machen. Schließlich hieß es 5:3. Man braucht über Fürth nicht viel Worte zu verlieren, auch nicht über die Spieler. In der Eintrachtmannschaft blieb die Läuferreihe hinter den Leistungen der anderen Mannschaftsteile erheblich zurück. Dietrich versuchte seinen Sturm richtig auf die Beine zu bringen, ohne daß es ihm gelang. Daran war nicht er schuld, sondern seine Nebenleute, die im Verpassen von Torchancen das Menschenmöglichste leisteten. Die Verteidigung Schütz — Egly und Trumpp im Tor genügte allen Ansprüchen.

Die Ergebnisse der beiden Spiele sind für die Frankfurter Vereine recht annehmbar. Irgend welche Rückschlüsse auf die kommenden Meisterschaftsspiele lassen sie nicht zu. Meisterschaftsspiele gehen nach ihrer eigenen Weise ihren eigenen Gang. Man kann von ihnen ebensowenig sagen, wie von dem Leben des kleinen Mayer, der vor fünf Minuten das Licht der Welt erblickt und von dem seine Eltern erwarten, daß er ein kluger, tüchtiger und reicher Mann wird. Das kann nämlich der werden, wenn er genügend Massel hat. So kann es auch kommen, daß der eine der vier Beteiligten bei den Championats-Treffen überraschend verliert oder gewinnt. Der alte Schiller, der bereits in der Preuß'schen Klasselotterie gespielt zu haben scheint, der hats ganz genau gewußt. Die ernsten und die heiteren Lose nämlich ... Nebstbei muß ein „heiteres" Los der „Preußischen" wohltuende Empfindungen in Jenen auslösen, die seiner teilhaftig werden.      Jockey. (aus dem 'Kicker' vom 01.02.1927)

 

 

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