Eintracht Frankfurt -
Stuttgarter Kickers |
Freundschaftsspiel 1926/27
2:4 (1:1)
Termin: 23.01.1927
Zuschauer:
Schiedsrichter: Birk (Frankfurt)
Tore: 1:0 Dietrich, 1:1 Lieb, 2:1 Klüh, 2:2 Ludwig During (Eigentor), 2:3 Welz, 2:4 Keßler
Eintracht Frankfurt | Stuttgarter Kickers |
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Eintracht — Stuttgarter Kickers 2:4. Die in Frankfurt immer sehr gerne gesehenen Stuttgarter Kickers kamen ohne Hartmann, Manneval und Nagel, aber man sah doch eine vorzüglich eingespielte Elf, die der Eintracht eine ganz überlegene Partie lieferte. Die erste und letzte halbe Stunde gehörte fast ausschließlich den Gästen, die es allerdings mit einem durch Erkrankungen stark geschwächten Gegner zu tun hatte. Bei Eintracht fehlten Trumpp, Pfeiffer, Kaufmann, Döpfer und Goldammer, während Kübert sehr früh ausschied und durch den jugendlichen Klüh ersetzt wurde. Die Kickers besitzen noch ihr altgewohntes technisches Können und ihr fein ausgearbeitetes Zusammenspiel. In Verbindung mit der Körperkraft jedes einzelnen Spielers bleiben die Schwaben immer ein gefährlicher Gegner. Auch taktisch sind die Gäste gut beschlagen gewesen, spielen hartnäckig auf den freien Raum und wechseln im Bedarfsfalle geschickt die Plätze. Etwas eintönig wurde nur die forzierte Inanspruchnahme des rechten Sturmflügels, die aber mehr von der Unachtsamkeit des Gegners provoziert war, mit der Eintracht einen noch so gefährlichen Mann wie Georg Wunderlich bedachte. Er brachte zwar nicht alle Bälle schön herein, aber, wenn es not tat, zeigte er noch seinen alten "rush", präzise Flanken und seine fast unnachahmlichen Eckbälle. Schußtalente sind am Riederwald stets ein rarer Artikel gewesen. Deshalb verfolgte man das Tun und Lassen des Stuttgarter Halblinken Welz mit besonderer Aufmerksamkeit. Aber man merkte mehr von seinem Lassen als von seinem Tun. Nur einmal zeigte er eine echte Musterleistung, als er das dritte Tor für seine Farben schoß. In ihrer Gesamtheit ist die Angriffslinie der Kickers gut. In der Läuferreihe lieferte Niederbacher ein hervorragendes Spiel. Gleich ihm ist auch Mihalek in der Verteidigung recht ballsicher. Höschle unterstützte ihn an Stelle Nagels sehr gut. Keck stand für seinen guten Ruf als Torwächter ein, wenn auch hie und da eine kleine Nuance Nervosität vorhanden zu sein schien. Bei Eintracht mag Milde in der Beurteilung am Platze sein. Unter den obwaltenden ungünstigen Umständen, raffte sich die Elf zu keinerlei Initiative auf. ließ sich vielmehr fast durchweg von den Ereignissen treiben. Nur eine Viertelstunde vor und nach der Pause zeigte sie sich als ebenbürtig. Als ihr zweites Tor fiel, hätte man sogar an weitere Tonangabe glauben können. Die Hoffnung erwies sich jedoch bald als trügerisch. In der Hauptsache mangelte es in der Sturmreihe, wo Mölders fast ganz ausfiel. Klüh, der übrigens ein sehr schönes Tor (auf Zuruf!) schoß, ist bei seiner Veranlagung körperlich noch viel zu schwach. Pfundschwere Rumsteaks sollten bis auf weiteres den Hauptgegenstand seiner Trainingsarbeit bilden. Weber taute erst gegen Spielende auf. Kellerhoff war als Linksaußen ausnehmend gut, und zeigte von den vielen Anwärtern, die Eintracht für diesen Posten besitzt, immer noch die weitaus bete Leistung. Als Halblinker erreichte er kaum den Durchschnitt. In der Läuferreihe konnte Dietrich die Leistung Niederbachers nur im Kopfspiel überbieten. Müller hatte mit Wunderlich und Link viel Arbeit, die nicht immer gelang. Schönfeld wurde mit seinem Flügel besser fertig, sein Stellungsspiel und sein Eifer sind immer ausschlaggebend. Die Verteidigung hatte insofern eine Schwäche, als Egly, der bis über die Pause hinaus wacker standhielt, später der Ueberlastung weichen mußte. During verteidigte sein Tor unterschiedlich. Der Schrägschuß Liebs darf ihm nicht angekreidet werden, da ihm Schütz die Sicht versperrte. Auch sein Selbsttor, bei dem es sich um das unglückliche Fausten einer Wunderlichecke aus hart bedrängter Lage handelte, war ein Fehler, wie er sicherlich auch schon erfahreneren Hütern unterlief, der dritte Treffer der Stuttgarter ein plazierter Prachtschuß von Welz, war m. E. überhaupt unhaltbar. Dagegen war Nr. 4 ein unverantwortlicher Schnitzer. Keßler hatte von Niederbacher eine steile Vorlage erhalten und war durch beide Verteidiger gebrochen, als During zwischen Torraumlinie und Elfmetermarke stand. Der Vorgang muß auf den Keeper sinnlähmend gewirkt haben, denn er lief dem Ball wieder entgegen, noch retirierte er eiligst in sein Heiligtum. Keßler hob den Ball also seelenruhig über During ins Netz. Die beiden Eintrachttreffer, die jeweilig vorübergehend die Führung brachten, stammten von Dietrich und Klüh. Dietrich hob den Ball über den am Boden liegenden Keck und den auf der Torlinie stehenden Höschle ins Netz. Klüh plazierte einen scharfen Ball. Ueber das beiderseitige Stärkeverhältnis des weiteren zu sprechen, erscheint müssig. Man wird ein erneutes Zusammentreffen abwarten müssen, wenn die Voraussetzungen, unter denen die Waffen gekreuzt werden, äqual und gleich sind. Diesmal waren die Gäste einwandfrei verdiente Sieger eines sehr fair durchgeführten Kampfes, der auch in Herrn Birk vom VfR. Olympia Frankfurt einen völlig einwandfreien Leiter hatte. Ludwig Isenburger. (aus dem 'Kicker' vom 25.01.1927)
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