Union Niederrad - Eintracht
Frankfurt |
Bezirksliga Main 1926/27 - 14. Spiel
3:4 (1:2)
Termin: 12.12.1926
Zuschauer:
Schiedsrichter: Max Lämmermann (Nürnberg)
Tore: 1:0 Merkel (Elfmeter), 1:1 Georg Stroh, 1:2 Walter Dietrich, 1:3 Walter Dietrich, 2:3 Merkel, 2:4 Karl Döpfer, 3:4 (Elfmeter)
Union Niederrad | Eintracht Frankfurt |
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Trainer |
Spielertrainer |
Union Niederrad — Eintracht Frankfurt 3:4 In Niederrad gab es einen eisenharten Kampf zwischen Union und Eintracht, einen Kampf unter Einsatz aller Kräfte und spannend von Anfang bis Ende. Ein Spiel, an dem man seine Freude haben konnte, zumal es niemals unfair war. Allerdings mehrten sich in der letzten Viertelstunde Regelübertretungen und Strafstöße, aber man hatte nicht den Eindruck, daß Absicht vorliege. Wenn der Ausgang eines Spieles so auf des Messers Schneide ruht, wenn von dem Besitz der Punkte Meisterschaftshoffnungen für den einen, Abstiegsgefahr für den anderen abhängen, muß man schon einen Puffer mehr in Kauf nehmen. Die Niederräder Zusammenstöße, die einige Male nicht ungefährlich aussahen, erwiesen sich zum Glück als bald behoben. Absicht und Vorsatz fehlten und hiernach hat sich in erster Linie die Kritik zu richten. Uebrigens hatte das Spiel in Herrn Max Lämmermann vom Sportverein „Franken" in Nürnberg einen viel zu guten Leiter, als daß nicht ein glatter Spielverlauf gewährleistet gewesen wäre. Herr Lämmermann machte einen sehr angenehmen Eindruck, trotzdem ihm in der letzten Viertelstunde die Aufregung der Spieler und Zuschauer schwer zugesetzt haben mögen. Zugegeben, daß er sich einige Male geirrt hat, Herr Lämmermann war trotzdem ein sehr guter und geeigneter Leiter. In diesem Zusammenhange möchte ich einiges über den zweiten Elfmeter gegen Eintracht sagen: Merkels Vorstoß in den Strafraum wurde durch Müller mit vorgestrecktem linken Beine aufzuhalten versucht. Der Schiedsrichter erblickte hierin gefährliches Spiel, pfiff und gab Elfmeter. Gewiß, man hätte Müllers Verhalten auch milder beurteilen können, dann wäre der Elfmeter zu vermeiden gewesen Herr Lämmermann darf füglich für diesen Elfmeter nicht gescholten werden. * Union Niederrad ist eine ungemein schnelle und kräftige Mannschaft, von der man sich gar nicht denken kann, wie sie so plötzlich an das Ende der Tabelle gekommen ist. Allein die urwüchsige Kraft und dieser Eifer verdienen ein besseres Los. Technisch noch nicht ganz reif, aber taktisch von sehr gesunden Augenblickseinfällen, werden die Blauweißen nie leicht genommen werden dürfen. Der Hauptwert der Elf liegt im Torwart und im Sturm. Torwart Roth war infolge eines Zusammenpralles einige Zeit etwas benommen, zeichnete sich aber später wiederholt aus. Im Sturme ist der stämmige und kernige Büttner nicht nur der beste Techniker, sondern auch der eigentliche spiritus rector. Nach ihm arbeitet Merkel, der Freigegebene, am produktivsten. Die Läuferreihe wird von Louis Wissenbach immer noch tadellos angeführt. Mitte der zweiten Spielzeit schien es zwar, als sei er am Ende seiner Kraft, hatte aber immer noch genug davon, um zum Schlusse den vollständig zusammenklappenden Verteidiger Schminke wirkungsvoll zu ersetzen. Die Außenläufer boten guten Durchschnitt. Kolter erweckte Erstaunen, als er fast eine halbe Stande lang seiner Mannschaft allein Rückhalt bot. Das war zu der Zeit, als sein Partner Schminke „schwamm". Trumpp wehrte einmal sehr ungeschickt mit flachen Händen ab und ermöglichte hierdurch das zweite Tor des Gegners. Im übrigen hielt er sich gut. Schütz und Pfeiffer spielten wieder blendend, namentlich Pfeiffer steigerte noch den Eindruck der letzten Sonntage. Müller war der beste Eintrachtläufer, je weiter nach rechts, umso schwächer wurde das Spiel der Deckungsreihe. Eglv war ausgesprochen schwach. Im Sturm lag zeitweilig viel Schwung und doch wieder fehlte manchmal der letzte Druck. In entscheidenden Augenblicken war gerade der Innensturm zu weich. Technik und Zusammenspiel des Eintrachtsturmes waren teilweise ganz hervorragend. Die erste Spielhälfte gehörte voll und ganz der Eintracht, deren immer erneute Angriffe meistens nur mit großer Mühe abgewehrt werden konnten. Trotzdem kam Union zunächst in Führung, da Schütz gegen Büttner einen Elfmeter verschuldete, den Merkel scharf verwandelte. Zwei Minuten später gab Döpfer den vierten Eckball knapp herein, so daß Stroh ausgleichen konnte. Kurz vor der Pause trat Müller einen Strafstoß, den Kolter verfehlte. Dietrich köpfte ein. Nach Seitenwechsel vergrößerte Dietrich den Vorsprung durch Strafstoß von der 16 Meter-Linie, dann kam wieder Merkel zu einem Erfolge. Im fast unmittelbaren Anschluß brachte Döpfer durch schnellen Durchbruch den Stand des Spieles auf 4:2 für Eintracht, Ein Elfmeter schuf dann das Endergebnis von 4:3. Von der zweiten Spielhälfte ist zu bemerken, daß Unions Widerstand ganz erheblich erwachte und zeitweilig ganz bedrohliche Formen annahm. Man kennt den gefürchteten Endspurt der Blauweißen, mit dem sie auch diesmal nicht hinter dem Berge hielten. Der Eintrachtsieg besteht trotzdem zu Recht, denn auch nach der Pause hatten die Gäste die häufigeren und besseren Gelegenheiten, ihr Angriffgeist aus 90 Minuten Spieldauer verkörpert sich übrigens in dem Eckballverhältnis von 13:0. Sämtliche Ecken wurden übrigens gut getreten. So hat alles in allem das heutige Spiel als eine angenehme Erinnerung zu gelten. Ludwig Isenburger (aus dem 'Kicker' vom 14.12.1926)
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