Eintracht Frankfurt - Germania 94 Frankfurt

Bezirksliga Main 1926/27 - 13. Spiel

2:1 (2:0)

 

Termin: 05.12.1926
Zuschauer: 4.000
Schiedsrichter: Müller (Butterstadt)
Tore: 1:0 Bruno Goldammer (Elfmeter), 2:0 Karl Döpfer, 2:1 Tumm

 

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt Germania 94 Frankfurt

 


  • Berninger
  • Vesper
  • Bossert
  • Slowik
  • Sturm
  • Müller
  • Hiller
  • Schüßler
  • Steudle
  • Tumm
  • Inkermann

 

Spielertrainer

Trainer

  • Fritz Schnurle

 

Rund um Frankfurt

Eintracht Frankfurt — Germania Frankfurt 2:1 (2:0)

Vor Jahren die Attraktion im mainischen Fußballsport, ist das Treffen der beiden Vereine heute etwas gegen die anderen Ereignisse zurückgetreten. Trotzdem halten sich 5000 Zuschauer am Riederwald eingefunden, die jedoch nicht auf ihre Kosten gekommen sind. Das Spiel bot manchmal ausgezeichnete Momente, dann wieder wurde es pflaumenweich und interesselos. Die Eintracht begann vielversprechend. Namentlich der linke Flügel mit Dietrich und Kellerhof greift immer wieder an. Drei Ecken sind aber zunächst die ganze Ausbeute. Dann aber wird die Verteidigung der Germania nervös und kann nur unter Anwendung einiger unerlaubter Mittel wie Halten oder Sperren, oft auch durch rücksichtsloses Dazwischenfahren, einen Erfolg des Gegners verhindern. So wird Dietrich bei einem erfolgversprechenden Alleingang durch Nachhacken zu Fall gebracht. Den hierfür verhängten Elfmeter placiert Dietrich sicher. Kurz vor der Pause gelingt es Kellerhof wiederum nach schönem Lauf eine schulgerechte Flanke anzubringen, die sich Döpfer präzis stoppt und hoch unter die Latte schießt. Nach Halbzeit haben beide Mannschaften umgestellt, was sich jedoch nur bei Germania vorteilhaft bemerkbar macht, da Maurischat, der jetzt Mittelläufer spielt, den Sturm besser nach vorne drückt. Außerdem spielt die Eintrachtverteidigung einige Male unsicher, so daß Germania etwas mehr vom Spiel hat. Auf der Gegenseite ist es immer wieder Kellerhof, der, von Dietrich gut bedient, mehrere Mann umspielt und seinem Innensturm gute Flanken serviert. Einem harmlos aussehenden Germaniaangriff begegnet die Eintrachtverteidigung nicht mit der nötigen Aufmerksamkeit, ein kurzer Paß, ein paar Schritte und unter dem sich werfenden Trump hat der Halblinke Vetter ein Tor aufgeholt. Nun gewinnt das Spiel wieder mehr an Interesse, das Publikum feuert die Mannschaften an und das Tempo wird etwas schneller. Trump und Schüßler prallen zusammen und verletzen sich. Germania will unbedingt ausgleichen und drängt, Eintracht verteidigt aufmerksam und zieht Dietrich in die Läuferreihe zurück. Ein Vorstoß Bosserts bringt noch einmal das Eintrachttor in Gefahr, dann pfeift der Schiedsrichter Müller-Butterstadt ab.      rr. (aus dem 'Fußball' vom 07.12.1926)

 


 

 

Eintracht Frankfurt - Germania Frankfurt 2:1

Die 4000 Zuschauer, die den Riederwaldplatz bevölkerten, verkörperten die Beliebtheit, deren sich eine Begegnung Eintracht —Germania 1894 Frankfurt heute noch erfreut. Das Zusammentreffen der beiden Mannschaften bedeutet nicht mehr den Kampf um die Hegemonie im mainischen Fußballsport, aber es ist ein Stück guter, alter Tradition, frisch und lebendig gehaltene Geschichte der Entwicklung süddeutschen Fußballsportes. Wie mögen die anderen Tausende geknirscht haben, die am „Kupfernen Sonntag" statt der railes des Sportplatzes den Ladentisch vor sich hatten und so um ihre gewohnte sportliche Sonntagnachmittagsfeinkost kamen.

Fabelhaftes Wetter, waschechtes „Fußbalhvetter" und ein faires, spannendes Spiel, das von einem sehr verehrlichen p. t. Publikum mit größter Anteilnahme verfolgt wurde. Chor und Gegenchor waren bei bester Stimme, wenn es galt, die Mannschaften anzufeuern. „Es galt" sehr oft! Wirklich sehr oft. Erstaunlich, mit welch primitiven Mitteln sich doch 4000 Platzbesucher bemerkbar machen können. Und wie das alles geklappt hat! Dieses herrlich-kraftvolle „crescendo", dieses sammetweiche „descrescendo"! Diese ganze Melodik, diese wunderbare Instrumentation! Wenn im „Hamlet" der Wind durch Kulissen pfeift, mag man das Gruseln lernen; wenn am Riederwald oder sonstwo die erwähnten p. p. Publikümer „tempo" schmettern, ists Musik, himmlische herrliche Sphärenmusik.

Eintracht gewann ihr Spiel nicht unverdient, aber es reichte auch diesmal nur zu einem ganz knappen 2:1-Sieg, wie er fast zur Gewohnheit geworden ist. Wer die Spiele der Mannschaft in den letzten Wochen gesehen hat, wird sich nicht wundern, daß nicht mehr herauskam. Von diesem ewig tändelnden, ewig zögernden Sturm darf man nicht mehr Tore erwarten. Zu enge Kombination nach rechts, nach links, nach hinten. Fast nie nach vorne, selten eine „Vor"lage auf den freien Raum. Nur Kellerhoff macht eine Ausnahme in diesem Angriffsquintett, das nicht angreift. Das heutige Spiel wird wohl endgültig Kellerhoff den Linksaußenposten gesichert haben. Allerdings hatte Kellerhof keinen Bossert vor sich. In der Läuferreihe bewies Müller weitere große Formverbesserung, die sich gelegentlich auch auf die Genauigkeit des Zuspieles wird erstrecken müssen, Müller zu einem „fertigen" Außenläufer zu machen. Schönfeld schien indisponiert. Möglich, daß er sich aus diesem Grunde zu weit hinten aufhielt und öfters den Zusammenhang mit seinem Angriffsflügel verlor. Trumpp verließ einige Male sein Tor, was die Eintrachtherzen wiederholt ängstlich buppern machte. Bei einer tollkühnen Parade machte er beinahe sich und Schüßler knock out. Zum Gluck ließen ihm Pfeiffer und Schütz nicht mehr viel zu tun übrig. Wer weiß, wie er sonst über die kleine Hirnerschütterung hinweggekommen wäre, die er sich anscheinend zuzog.

Germania stellte eine ungemein schnelle Mannschaft mit dementsprechender Spielweise. Weite Flügelvorlagen mit schnellen Durchbrüchen der Außenstürmer. System Fritz Schnurle. Sturm hats dem großen Meister fein abgeguckt und schickt vom Mittelläuferposten scharfe Passes nach links- und rechtsaußen. Sturm war gewissermaßen der ruhende Pol in der Erscheinungen Flucht. Germania wird mit Sturms Taktik Tore machen, wenn sie nicht auf eine Verteidigung à la Schütz-Pfeiffer stößt. Die Germanenangriffe waren nie ungefährlich, nur viel zu selten, namentlich in den ersten 45 Minuten. Ohne Sturms tadelloses Spiel wäre die Läuferreihe der Germania übel daran gewesen, denn der Germanenmüller auf dem rechten Läuferposten konnte gegen Kellerhoff fast gar nichts ausrichten, und Sloviks Stärke war eigentlich mehr die Rückendeckung, die er in Bossert fand. Dieser Bossert ist immer noch der alte rocher de bronce, der er immer war. Vesper rettete manche peinliche Situation, zeigte dafür aber auch manchen unreinen Schlag, wenn nicht gar Fehlkicks. Einen angenehmen Eindruck empfing man von dem etwas kleinen, aber aufmerksamen und flinken Torwächter Berninger. Zwei Schüsse nur ließ er passieren, aber das waren zwei ganz unhaltbare Dinger.

Die erste Spielhälfte gehörte der Eintracht. Drei Eckbälle in kurzer Folge zeigten die Verlegenheit, in der die Germanenverteidigung manchmal war. Einige Kopfbälle und gelegentliche Schüsse wurden von Berninger gut abgewehrt. Germania verlegte sich in der Hauptsache auf Durchbrüche. Nach 25 Minuten Spieldauer unterbrach Vesper einen schönen und aussichtsvollen Angriff des Eintrachtsturmes regelwidrig. Goldammer schoß seinen Elfmeter unhaltbar. Dann leitete Müller das zweite Eintrachttor ein. Er gab zu Kellerhoff, dessen Flanke von Bossert verfehlt und von Döpfer rettungslos eingeschossen wurde. Nach der Pause spielte Germania mit allergrößtem Nachdruck. Mehrfache Schießversuche verfehlten aber ihr Ziel. Nur einmal konnte sich Tumm unter Begleitung Steudles durchspielen und einsenden. Dann raffte sich Eintracht wieder auf und kam wiederholt durch Kellerhoff vors Germanentor. Gegen Spielende lag wieder Germania vorne.

Herr Müller vom Fußballklub 1908 Mutterstadt bestraft auch angeschossene Hand. Das ist der einzige Punkt in seiner Spielleitung, der mit den Regeln differiert. Im übrigen leitete er sehr gut. Kurze Entschlossenheit und Gerechtigkeit traten sichtlich zutage.     Ludwig Isenburger (aus dem 'Kicker' vom 07.12.1926)

 

 

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