Eintracht Frankfurt -
VfL Neu-Isenburg |
Bezirksliga Main 1926/27 - 11. Spiel
3:0 (0:0)
Termin: 21.11.1926
Zuschauer: 7.000
Schiedsrichter: Herl (Pirmasens)
Tore: 1:0 Georg Stroh, 2:0 Georg Stroh, 3:0 Fritz Schaller (86.)
Eintracht Frankfurt | VfL Neu-Isenburg |
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Spielertrainer |
Trainer |
Eintracht Frankfurt — V.f.L. Neu-Isenburg 3:0 Am Riederwald wurde diesmal eine besonders wichtige Entscheidung erwartet. Der Verein für Leibesübungen, Neu-Isenburg, der der Frankfurter Eintracht bereits in der Vorrunde einen Punkt abgerungen hatte und auch in der Zwischenzeit gar manchem anderen Gegner schweren Widerstand zu leisten vermochte, sollte beweisen, daß er tatsächlich den Spitzenvereinen des Bezirkes gleichwertig ist. Anhänger des Fußballsportvereins, die aus ganz besonderem Gründen sehr zahlreich erschienen waren, erhofften von der Isenburger Mannschaft eine weitere Freimachung des Weges für den vorjährigen Meister. Die Aussichten der Gäste waren übrigens an sich gar nicht übel. Ihre Mannschaft, die seit Beginn der Ligaspiele stark verbessert erschien, sollte auf einen Gegner stoßen, der immer noch auf die Mitwirkung seiner besten Leute verzichten mußte. Das war natürlich für die stark geschwächte Eintracht durchaus nicht belanglos, und nicht überall traf man auf Siegesstimmung. Ganz unversehens hatte sich jedoch die Lage gewissermaßen über Nacht zugunsten des Frankfurter Vereins verschoben. Der Spieler Pfeiffer der kürzlich zu einer Disqualifikation von zwei Monaten verurteilt worden war, war freigegeben. Ich habe bereits in meinem letzten Bericht darauf hingewiesen, daß mit der Bestrafung Pfeiffers irgend etwas nicht stimmen könne und daß eine Abänderung des harten Urteils wohl kaum zu vermeiden sei. Das ist nun überraschend schnell zur Tatsache geworden. Hatte sich also so schon die Sachlage durchaus zugunsten der Eintracht verschoben, so erhöhten sich ihre Siegesaussichten im Spiele gegen Neu-Isenburg noch durch die erstmalige Mitwirkung des Stürmers Kaufmann, in dem man einen sehr wertvollen Mannschaftszuwachs zu erblicken hat. Bei Spielbeginn hatte man also im Eintrachtlager erneuten Mut gefaßt. Die Gaste wählten und nahmen den Wind im Rücken. Diese Hilfe wirkte zweifellos recht erheblich mit, sie gab den beiden Spielzeiten ihr Gepräge. Anfangs fanden sich zwar die Fremden nicht sonderlich zurecht, gestalteten aber sehr bald den Kampf recht ausgeglichen, um sogar in der letzten Viertelstunde vor der Pause stark in Angriff zu gehen. Trotz guter Abwehr der Eintrachtverteidigung und ihres Torwächters sah es vor dem Tore der Frankfurter manchmal recht ungemütlich aus. Neu-Isenburg schoß allerdings so schlecht, daß Tore kaum zu erwarten waren. 0:0 war der Stand des Spieles bei Halbzeit, und die Eintrachtanhänger rechneten von nun ab mit dem für sie günstigen Winde. Sie behielten recht. Mit dem Seitenwechsel änderte sich die Kampflage vollkommen. Von wenigen Unterbrechungen abgesehen lag Eintracht dauernd im Angriff, verschoß zwar zunächst noch durch Schaller, Döpfer und Kaufmann einige Chancen, kam aber Mitte der Halbzeit im Anschluß an einen Eckball durch Stroh zum ersten Erfolg. Derselbe Spieler machte etwas später einen energischen Durchbruch und erzielte mit scharfem Flachschuß das zweite Tor. Vier Minuten vor Spielende ergab eine Kombination Kellerhoff-Stroh-Schaller einen Pfostenschuß, der gleichfalls ins Netz ging. Eintracht hatte somit einen 3:0-Sieg zu verzeichnen, der zahlenmäßig zu hoch ausfiel, sachlich aber in jeder Beziehung berechtigt war. Bei Eintracht fehlten immer noch Dietrich, Trumpp und Kübert, und Schönfeld, der Kübert ersetzen sollte, war ebenfalls erkrankt. Die Mannschaft schlug sich im großen ganzen gut, wenn auch das eine oder andere noch besser hätte sein können. Bis zur Pause kostete es viel Mühe, dem riesig schnellen Gegner und dem Winde Stand zu halten. Mit hartnäckigem Flachspiel wäre vielleicht mehr zu erreichen gewesen. Im Sturme sah man keinerlei Führung. Stroh, dem diese Aufgabe als nächsten zugefallen wäre, kam weder als Führer noch als Stürmer groß in Betracht Das versöhnlichste waren schließlich die beiden Tore von seinem Fuße. Kaufmann ist ein fleißiger Spieler mit technischen Fähigkeiten und Uebersicht, aber er muß sich einspielen. Ob er auf Linksaußen oder Halblinks besser zu gebrauchen ist, blieb vorderhand eine offene Frage. Als Linksaußen schien er sich am wohlsten zu fühlen. Die Läuferreihe arbeitete mit ungleichmäßigem Erfolge. Goldammer hatte bei dem scharfen Winde schweren Stand. Müller hing wohl etwas weit nach hinten, mag dies aber in begreiflich banger Sorge getan haben um den rechten Flügelmann, den er zu halten hatte. Judisch schien ein stark verbesserter Torwächter. Auch Neu-Isenburg hatte mit Pissot einen sehr guten Keeper. Rockmann überragte wieder alle anderen seiner Partei, schien aber zum Schlusse zu ermüden Vor ihm bewährte sich wieder Schnell als vorzüglicher Außenläufer und im Angriffe fielen die beiden schnellen Flügel Walter und Waider II angenehm auf. Waider hatte mit einigen wohlgemeinten Schüssen sichtliches Pech. Der Innensturm versagte vor dem Tore. Was an der Mannschaft des VfL. Neu-Isenburg besonders zu loben ist, ist die außergewöhnliche Schnelligkeit der gesamten Elf. Wohl selten sah man ein so rasendes Tempo während voller 90 Minuten. Allerdings taten die Gäste in der ersten Halbzeit vielleicht des Guten zu viel und hätten sich für den Endspurt mehr schonen sollen. Uebrigens wickelte sich der von 7000 Besuchern bewunderte Kampf in einer auffallend anständigen Weise ab, wofür man beiden Parteien nicht dankbar genug sein kann Es war auf alle Fälle das fairste Verbandsspiel das man sich denken kann. In dieser Hinsicht hatte daher der Schiedsrichter Herr Herl vom FC. Pirmasens einen beneidenswert leichten Stand, dagegen stellte das Riesentempo umso größere Anforderungen an sein Können. Herr Herl, der übrigens zum ersten Male in Frankfurt erschien, führte sich sehr gut ein und machte als aufmerksamer, gerechter und geistesgegenwärtiger Spielleiter allerbeste Figur. Ludwig Isenburger (aus dem 'Kicker' vom 23.11.1926)
aus den Vereinsnachrichten 10/11-1926:
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