Germania 94 Frankfurt - Eintracht Frankfurt 

Bezirksliga Main 1926/27 - 4. Spiel

1:2 (1:1)

 

Termin: 26.09.1926
Zuschauer: 2.000
Schiedsrichter: Gerling (Nürnberg)
Tore: 1:0 Hiller, 1:1 Fritz Schaller, 1:2 Walter Dietrich (Elfmeter)

 

>> Spielbericht <<

Germania 94 Frankfurt Eintracht Frankfurt

  • Koch
  • Bossert
  • Sturm
  • Steudle
  • Hiller
  • Schüßler
  • Meißinger

 


 

Trainer

  • Fritz Schnurle

Spielertrainer

 

Germania Frankfurt — Eintracht Frankfurt 1:2

Die Menge geht mit dem Erfolge. Aus den 8000 und 10000 Zuschauern, die einstmals das Spielfeld umlagerten, wenn Eintracht und Germania die Waffen kreuzten, sind 2000 geworden. Germania gegen Eintracht ist für den Frankfurter nicht mehr das Spiel der Spiele, ist nicht mehr „en vogue", ist nicht mehr ... Nein, ich bringe den scheußlichen Ausdruck aus dem Gäulstalle nicht in die Feder. Kurzum, man riß sich nicht um die Plätze und hinter den doppelten Stehplatzreihen war noch ausgiebiger Platz für die kleinen Auf und Ab, die improvisierten Promenaden neckischer kleiner Mädchen, die musternde Blicke nach den Tribünenplätzen der Prominenten warfen, in der Hauptsache aber mit Sehnsucht die Zeit erwarteten, in der ihr Liebster siegreich vom Kampfplatze kommen werde. Ihre Ungeduld wurde auf eine ungewohnt lange Probe gestellt. Das Spiel erlitt mittzeit der ersten Hälfte eine nicht alltägliche Unterbrechung. Im Zeitalter der fest gebauten Tore erlebte man ihre Zerstörung nur selten. Trotzdem haben die Spielregeln einen solchen Fall vorgemerkt. „Wenn ein Tor zerstört wird ... ", heißt es da, und Herr Gerling dachte an die liebe Regel, für deren Durchführung er verantwortlich ist, und verlängerte die Spielzeit ordnungsgemäß um die kostbaren 33 Minuten, die zur Auswechselung einer Torruine erforderlich waren. Ja, ja! Wenn ein so schneller Mann wie Hiller von seinem Gegenläufer permanent als quantité negligeable behandelt wird und unter Ausnutzung dieses Freibriefes einen blitzschnellen Durchbruch macht, um mit fabelhafter Genauigkeit und Wucht am falsch stehenden Torwächter vorbei in die linke obere Ecke zu schießen, dann darf man es einem Torgebäude nicht übel nehmen, wenn ein nervenschockweiser Zusammenbruch entsteht, auch wenn nicht gerade ein jubilierender Germane an der Torlatte hängt. Ich stelle fest, daß eine Schadensersatzklage gegen Hiller kaum Aussicht auf Erfolg haben wird. So groß die Wucht seines Schusses auch war, so sehr viele gewünscht haben mögen, daß er an den Pfosten ginge, er hat das Holz des Tores wirklich nicht berührt, nicht einmal das Netz in Weißglut gebracht. Die Ursache des Zusammenbruches muß anderswo liegen!

Germania ist auf gutem Wege. Die Mannschaft muß gefallen. Die beiden Flügelstürmer Hiller und Meißinger, sind ungemein produktive Spieler, deren Fähigkeiten sogar noch weit mehr ausgenutzt werden können, als es heute geschah. Auch Schüßler sticht hervor. In der Läuferreihe war der fehlende Mauruschat durch Sturm sehr gut ersetzt. Allerdings kam Sturm erst nach dem unglücklichen Falle Goldammers, seines Gegenspielers, richtig in Schwung. Steudle vollbrachte eine gute Leistung als rechter Außenläufer. Gut und zuverlässig die Verteidigung, wenn dort auch Bossert vielleicht doch nicht mehr ganz die alte, klassische Form besitzt. Torwächter Koch hielt einige schwierige Bälle tadellos.

Sein Gegenüber Trumpp hatte nur einmal Gelegenheit zu einer wirklich schönen Parade, als er, am Boden liegend, den Ball wegboxte. An dem Tore Hillers trägt sein Stellungsfehler aber einige Mitschuld. Mit Pfeiffer als Nebenmann wuchs auch das Können des Verteidigers Schütz bis zur Vertrauen erweckenden Sicherheit. Pfeiffer machte während des ganzen Spieles überhaupt nur einen Fehler, als er ganz zum Schluß Hiller durchbrennen und um Haaresbreite den Ausgleich machen ließ. Gespannt war man auf die Leistung Goldammers als Mittelläufer. Bis zu seinem Sturze auf den Hinterkopf war er in guter Form, später ging es nicht immer, wie es sollte. Im Sturm war Bierling schwach, auch Döpfer und Stroh nicht immer auf das Beste aufgelegt.

Gewiß hat Eintracht den knappen Sieg nicht unverdient mitgenommen, denn sie war während des weit größeren Teiles der Spielzeit die angreifende Partei, die auch die häufigeren und besserer Torgelegenheiten hatte. Trotzdem war der Punktgewinn auch recht glücklich und nur ein Elfmeter wegen Hände erbrachte den Siegestreffer. Vor allem aber darf nicht vergessen werden, daß Germania in den letzten 20 Minuten ganz gefährlich drängte, sodaß der Ausgleich manchmal greifbar nahe war

Auf alle Fälle lieferten sich beide Parteien in der gewohnten Weise ihr sehr faires und spannendes Spiel. Anfangs ausgeglichen, verlief der Kampf später etwas mehr unter Tonangabe der Eintracht, bis Hiller in tadelloser Einzelleistung Germania in Führung brachte. 10 Minuten vor Halbzeit schied Goldammer aus, um erst nach dem Wechsel wieder zu erscheinen. Inzwischen hatte Schaller auf eine Flanke Döpfers und Zuspiel Dietrichs den Ausgleich erzwungen. Nach dem Wechsel wieder Kräfteverteilung zu Gunsten Eintrachts, die aber nur durch Elfmeter Dietrichs in knappe Führung kommt. Bald darauf wird Germania stark aggressiv, schickt Bossert in den Sturm und kämpft schwer auf Ausgleich, der aber schließlich versagt blieb.

Herr Gerling vom A. S Nürnberg als Schiedsrichter sehr genau, vielen sogar zu genau, aber korrekt, stets peinlich korrekt, selbst in den Fällen, in denen ihm Schiebungen unterstellt werden sollten.
 Ludwig Isenburger. (aus dem 'Kicker' vom 28.09.1926)

 

 


 

 

aus den Vereinsnachrichten 10/11-1926:

 

 

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